Hans Walser, [20150806], [20150810]
Flächenoptimierung im Viereck Anregung: Chr. K., B.
1 Worum geht es Wir beweisen den Satz:
Unter allen Vierecken mit gegebenen Seiten a, b, c, d hat das Sehnenviereck den größ- ten Flächeninhalt.
2 Beweis
Wir verwenden die üblichen Bezeichnungen (Abb. 1) und unterteilen das Viereck mit der Diagonalen e in zwei Teildreiecke.
Abb. 1: Bezeichnungen. Unterteilung
Für den Flächeninhalt A des Viereckes gilt daher:
A
( )
β,δ = 12(
absin( )
β +cdsin( )
δ)
(1)Nach dem Kosinussatz gilt für die Diagonale e:
e2 =a2+b2 −2abcos
( )
βe2 =c2 +d2 −2dccos
( )
δ (2) Somit haben wir die Nebenbedingung:Φ
( )
β,δ =a2+b2−2abcos( )
β −c2−d2+2dccos( )
δ =0 (3)a
b c
e d
β δ
A
B
C D
Wir haben die Funktion A
( )
β,δ unter der Nebenbedingung Φ( )
β,δ =0 zu optimieren.Nach dem üblichen Verfahren bilden wir die Hilfsfunktion
F
(
β,δ,λ)
=A( )
β,δ −λ Φ β( )
,δ (4)und setzen deren Gradienten null:
∂F∂β =12abcos
( )
β −2abλsin( )
β =0∂F∂δ =12cdcos
( )
δ +2cdλsin( )
δ =0∂F∂λ =−a2−b2+2abcos
( )
β +c2+d2−2dccos( )
δ =0(5)
Die ersten beiden Gleichungen lauten vereinfacht:
12cos
( )
β =2λsin( )
β ⇒ λ= 4 tan1( )β12cos
( )
δ =−2λsin( )
δ ⇒ λ=−4 tan1( )δ (6)Aus tan
( )
δ =−tan( )
β folgt β+δ =π. Wir haben ein Sehnenviereck.3 Bestimmung des Sehnenviereckes
Zu gegebenen vier Seiten ist ein Viereck bei Kenntnis eines Winkels bestimmt.
Wenn wir nun δ =π−β in die Nebenbedingung Φ
( )
β,δ =0 einsetzen, erhalten wir:cos
( )
β = a2+b2(ab+cd2−c2−d) 2 (5) Die Abbildung 2 zeigt das zu den Seitenlängen a, b, c, d des Viereckes der Abbildung 1 gehörende Sehnenviereck.Abb. 2: Sehnenviereck
4 Rechnereien
Wir berechnen weitere Daten des durch die vier Seiten a, b, c, d gegebenen Sehnenvier- ecks.
4.1 Flächeninhalt
Aus (7) ergibt sich durch Umrechnen auf Sinus:
sin
( )
β = 4(ab+cd)2−(
a2+b2−c2−d2)
22(ab+cd)
= −a4−b4−c4−d4+2a2b2+2a2c22(+2ab+cda2d2)+2b2c2+2b2d2+2c2d2+8abcd
= (−a+b+c+d)(a−b+c+d)(a+b−c+d)(a+b+c−d)
2(ab+cd)
(8)
Wegen δ =π−β ist:
sin
( )
δ =sin( )
β (9)Wir setzen (8) und (9) in (1) ein und erhalten für den Flächeninhalt A:
A= 14
(
−a+b+c+d) (
a−b+c+d) (
a+b−c+d) (
a+b+c−d)
(10)Mit s= 12
(
a+b+c+d)
(halber Umfang) kann die Flächenformel auch in der folgenden Form geschrieben werden:a
b c
d
β
A=
(
s−a) (
s−b) (
s−c) (
s−d)
(10a)Das ist die Formel von Brahmagupta (598-670). Für d = 0 ergibt sich die Heronsche Formel für die Dreiecksfläche.
4.2 Diagonalen
Wir setzen (5) in (2) ein und erhalten für die Diagonale e:
e2 =(ad+bc)(ac+bd)
ab+cd (11)
Durch zyklische Vertauschung ergibt sich für die Diagonale f:
f2 = (ba+cd)(bd+ca)
bc+da =(ab+cd)(ac+bd)
ad+bc (12)
Aus (11) und (12) ergibt sich:
e2f2 =
(
ac+bd)
2e f =ac+db (13)
Dies ist der Satz von Ptolemäus.
4.3 Umkreisradius
Für den Umkreisradius r gilt im Dreieck ABC (Abb. 1):
rsin
( )
β =2e (14)Einsetzen von (8) und (11) liefert:
r= (ab+cd)(ac+bd)(ad+bc)
−a+b+c+d
( )(a−b+c+d)(a+b−c+d)(a+b+c−d) = (ab+cd)(ac+bd)(ad+bc)
4A (15)
Isch dös a Rechnerei!
5 Ausblick. Isoperimetrisches Problem Es gilt:
Ein n-Eck mit gegebenen Seiten ak,k=1, ... ,n, hat genau dann maximalen Flächenin- halt, wenn seine Ecken auf einem Kreis liegen (Sehnen-n-Eck).
Beweis: www.walser-h-m.ch/hans/Miniaturen/I/Isoper_Vielecke/Isoper_Vielecke.htm Das ist eine diskrete Version des isoperimetrischen Problems.