führliche Befundung zum Beispiel zur Frage der Haftfähigkeit. Unter den gegebenen Umständen kann auch kei- ne weiterführende Untersuchung, wie zum Beispiel eine psychiatrische Ex- ploration, durchgeführt werden. Viel- mehr werden forensische und allge- meine medizinische Kenntnisse und ein pragmatisches Vorgehen vom un- tersuchenden Arzt gefordert, der, wenn auch nicht aus eigenem Erlei- den, durchaus genauere Kenntnis der Haftbedingungen haben sollte.
Die Liquidation der ärztlichen Handlung erfolgt bei den Autoren nach GOÄ für den Besuch einschließ- lich Beratung und symptombezogener klinischer Untersuchung sowie Erstel- lung eines Attests. Obwohl auch die Veranlassung weitergehender diagno- stischer oder therapeutischer Maß- nahmen durchaus Gegenstand eines solchen Einsatzes sein kann, sind Zweck und Ziel einer ärztlichen Un- tersuchung der Gewahrsamstauglich- keit grundsätzlich nicht auf die Hei- lung eines Patienten ausgerichtet.
Deshalb unterliegt sie der Umsatz- steuerpflicht.
Nach den Erfahrungen der Auto- ren muss die saubere Trennung der Begriffsinhalte „Gewahrsamstaug- lichkeit“ und „Haftfähigkeit“ jedes Mal erneut den Polizeibeamten, Haft- richtern sowie Staatsanwälten und auch ärztlichen Kollegen gegenüber deutlich gemacht werden, damit es nicht infolge von Missverständnissen zur Gesundheitsgefährdung Festge- nommener und später zu ungerecht- fertigten Schuldzuweisungen gegen- über Ärzten kommt.
Es sollte der Versuch unternommen werden, analog zur Haftunfähigkeit Kriterien zur Gewahrsamstauglichkeit auch unter Beachtung der jeweiligen regionalen Voraussetzungen zu erar- beiten.
Manuskript eingereicht: 11. 11. 2002, revidierte Fassung angenommen: 9. 12. 2002
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dtsch Arztebl 2003; 100: A 791–794 [Heft 12]
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Abstract in: Rechtsmedizin 1999; 9 (Suppl. I) A1–A112 September.
Anschrift für die Verfasser:
Dr. med. Steffen Heide Institut für Rechtsmedizin
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Franzosenweg 1
06112 Halle/Saale
M E D I Z I N
A
A794 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 1221. März 2003
Unter der Langzeittherapie mit nicht- steroidalen Antirheumatika sterben in Großbritannien zwischen 2 000 und 2 500 Menschen an schweren ga- strointestinalen Komplikationen. Die- se Rate lässt sich durch den Einsatz von COX-2-selektiven Substanzen wie Rofecoxib und Celecoxib signifikant senken.
Die englischen Autoren berichten über eine Metaanalyse von neun ran- domisierten Studien an insgesamt 15 187 Patienten mit Osteoarthritis oder rheumatoider Arthritis, die mit
Celecoxib oder anderen nichtsteroida- len Antirheumatika beziehungsweise Placebo mindestens 12 Wochen lang behandelt wurden. Unter dem COX-2- Medikament lag die Abbruchrate we- gen unerwünschter gastrointestinaler Ereignisse um 47 Prozent, die Rate an Ulcera um 71 Prozent niedriger als un- ter den „klassischen“ NSAR-Medika- menten.
In einer zweiten Studie aus Kanada wurden die Daten von über 66 Jahre alten Patienten analysiert, die zwi- schen dem 17. April 2000 und dem 31.
März 2001 mit nichtselektiven NSAR- Medikamenten (n = 5 391), Diclofenac plus Misoprostol (n = 5 087), Rofeco- xib (n = 14 583) oder Celecoxib (n = 18 908) behandelt worden waren. Als Vergleichsgruppe diente eine Kon- trollkohorte von 100 000 Personen.
Als günstigstes Medikament erwies sich Celecoxib; im Vergleich zu dieser Substanz lag die Blutungsrate für nichtselektive NSAR um den Faktor 4,4, bei Diclofenac plus Misoprostol um den Faktor 3,2 und für Rofecoxib um den Faktor 1,9 höher. Im Vergleich zu Rofecoxib lag das Blutungsrisiko unter der Einnahme nichtselektiver NSAR-Medikamente um den Faktor 1,9 höher, sodass außer Zweifel steht, dass die COX-2-selektiven NSAR-Prä- parate das Blutungsrisiko signifikant zu
senken vermögen. w
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Dr. JJ Deeks, Centre for Statistics in Medicine, Institute of Health Sciences, Headington, Oxford OX 3 7LF, Groß- britannien.
Mamdani, M, Rochon PA, Juurlink DN et al.: Oberserva- tional study of upper gastrointestinal haermorrhage in elderly patients given selective cyclo-oxygenase-2 inhi- bitor or conventional non-steroidal anti-inflammatory drugs. BMJ 2002; 325: 624–627.
Dr. M. Mamdani, Institute for Clinical Evaluative Scien- ces, 2075 Bayview Avenue G215, Toronto, Ontario, Ka- nada.
Gastrotoxizität der COX-2-Hemmer
Referiert