scher Methoden auch die Beratungsmöglichkei- ten für die einzelnen Patienten oder Ratsuchen- den gewährleistet bleiben. Findet eine solche Förderung von Weiterbildung in medizinischer Genetik nicht statt, so werden wir in kurzer Zeit vor dem Dilemma stehen, daß zwar Diagnosen gestellt werden können, aber dadurch Unver- ständnis und Angste hervorgerufen werden. In den vergangenen zehn Jahren hat die Aktion Sorgenkind durch den Verein zur Förderung hu- mangenetischer Beratung die Weiterbildung von Ärzten durch Stipendien ermöglicht. Damit er- hielten nicht nur zahlreiche Ärzte im Laufe einer zweijährigen Ausbildung die Qualifiktion für die Zusatzbezeichnung „Arzt für medizinische Ge- netik", sondern es wurden auch die Kapazitäten der ausbildenden Beratungsstellen erheblich er- weitert. Leider wird diese Förderung in den nächsten Jahren auslaufen müssen. Bisher ist es nur in seltenen Fällen gelungen, Stipendiaten- stellen in Landesstellen umzuwandeln.
Literatur
1. Bundesministerium der Justiz, Abschlußbericht der Bund-Län- der-Arbeitsgruppe „Genomanalyse" (1990)
2. Deutscher Bundestag, Bericht der Enquete-Kommission „Chan- cen und Risiken der Gentechnologie. Drucksache 10/6775 (1987)
3. Deutscher Bundestag, Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Forschung und Technologie. Drucksache 11/5320 (1989)
4. Holtzman, N. A.: Proceed with caution — Predicting genetic Risks in the Recombinant DNA Era. The Johns Hopkins Uni- versity Press, Baltimore and London (1989)
5. Schmidtke, J.; Vogel, W.: Überlegungen zu einem Überträ- ger-Screening bei zystischer Fibrose. Deutsches Ärzteblatt 87, Heft 36 (1990)
6. Vogel, F.: Möglichkeiten und Grenzen humangenetischer Dia- gnostik in der Praxis des Laborarztes. Lab. med. 11 (1987) 285-288
Anschrift der Verfasser:
Prof. Dr. med. Traute M. Schroeder-Kurth Prof. Dr. med. Dr. h. c. Friedrich Vogel Institut für Humangenetik und Anthropologie der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 328 W-6900 Heidelberg
Verlauf und Prognose der
HIV-assoziierten Nephropathie
Bei Patienten mit dem menschli- chen Immunschwäche-Virus (HIV) wurde eine unübliche Form einer Nierenerkrankung, bekannt als HIV- assoziierte Nephropathie, beschrie- ben. Dieses Leiden wird durch schwere Proteinurie, schnelle Pro- gression hin zur Niereninsuffizienz und morphologisch durch eine foka- le segmentale Glomerulosklerose (FSGS) charakterisiert. Trotz der zunehmenden Kenntnis dieses Sym- ptomenkomplexes wurden die Epi- demiologie und der klinische Verlauf einer HIV-assoziierten Nephropa- thie bisher nicht genau definiert. Aus diesem Grunde untersuchten die Autoren HIV-infizierte Patienten mit diesem durch Biopsie nachge- wiesenen Befund einer fokalen Skle- rose.
Anhand von Sterblichkeitstabel- len bewerteten die Autoren die klini- schen Merkmale und den Verlauf bei 26 Patienten mit HIV-Infektion und durch Biopsie nachgewiesener FSGS und verglichen diese mit den Daten von 24 Personen mit HIV-In- fektion ohne Nachweis einer glome- rulären Nierenerkrankung bei der Autopsie. In der Gruppe mit FSGS
befand sich ein höherer Prozentsatz von schwarzen Patienten (96 gegen- über 46 Prozent) sowie Fixern (42 gegenüber 17 Prozent). Sie wiesen einen höheren mittleren Serum- Kreatinin-Spiegel (5,4 mg/dL gegen- über 1,0 mg/dL) auf als die Gruppe mit HIV-infizierten Personen ohne glomeruläre Erkrankung. Zum Zeit- punkt der Diagnose der FSGS hat- ten sechs Patienten das klinische Bild von AIDS, acht einen ARC, und zwölf Patienten waren ohne klini- schen Nachweis von AIDS oder ARC. Die Progression zum Endsta- dium der Nierenerkrankung verlief bei allen Patienten schnell mit einer mittleren Zeit bis zur Dialyse von 10,9 Wochen. Die Überlebensdauer des Patienten war abhängig vom Sta- dium der HIV-Infektion zur Zeit der Diagnose der Nierenerkrankung. Pa- tienten mit AIDS hatten eine mittle- re Überlebensrate von 1,9 Monaten verglichen mit der mittleren Überle- bensrate von 3,6 Monaten bei Pa- tienten mit ARC und 9,7 Monaten bei zu Beginn asymptomatischen HIV-Trägern (p < 0,05). 15 Patien- ten, die sich mit AIDS vorstellten oder im Verlauf der Studie AIDS
FOR SIE REFERIERT
entwickelten, starben an ihrer Im- munschwäche. Die Sterblichkeits- kurven von der Diagnose von AIDS bis zum Tod verliefen ähnlich in der Gruppe mit HIV-assoziierter Ne- phropathie (7,3 Wochen) im Ver- gleich mit der AIDS-Kontrollgruppe ohne Nierenerkrankung (6,9 Wo- chen).
So kommen die Autoren auf- grund dieser Daten zu der Schlußfol- gerung, daß eine mit einer HIV-In- fektion assoziierte FSGS vor ande- ren Manifestationen von AIDS auf- treten kann, häufiger ist bei Schwar- zen und Fixern und sehr schnell zur Urämie führt. Die Überlebenszeit des Patienten ist abhängig von dem Stadium der HIV-Infektion. Diese Ergebnisse können sich als hilfreich bei der Suche nach wirksameren Strategien bei der Versorgung erwei- sen. Lng
Carbone, L. et al: Course and Prognosis of Human Immunodeficiency Virus-Associ- ated Nephropathy, Journ. Med. 87 (1989) 389-395
Dr. Gerald B. Appel. Room 4128, Pres- byterian Hospital, 622 West 168th Street, New York, NY 10032, USA
A-4122 (52) Dt. Arztebl. 87, Heft 51/52, 24. Dezember 1990