Kulturen der Medizin
Sensibilität
Dimitrios Ambatielos, Dagmar Neuland-Kitzerow, Karoline Noack (Hrsg.): Me- dizin im kulturellen Ver- gleich. Die Kulturen der Medizin. Waxmann Verlag, Münster u. a., 1997, 245 Sei- ten, zahlreiche Abbildungen, broschiert, 38 DM
Mit diesem Sammelband werden 14 Beiträge einer Ta- gung veröffentlicht, die Mitte 1995 unter dem Titel „Die Kulturen der Medizin – histo- rische und naturwissenschaft- liche Disziplinen begegnen sich“ von der noch jungen Gesellschaft für Ethnogra- phie e.V. veranstaltet wurde.
Die Beiträge entwerfen fa- cettenartig, mit historischem und aktuellem Bezug, ein Bild des kulturell geprägten Um- gangs mit Krankheit und Hei- len. Unter verschiedenen the- matischen Schwerpunkten entsteht so ein breites, durch- weg interessantes Spektrum von Zugängen zum Konzept einer Medizin im kulturel- len Vergleich, die mit Hilfe von „dichten Beschreibun- gen“ (C. Geertz) nicht nur die akademischen Bedürfnis- se der sogenannten empiri- schen Kulturwissenschaften befriedigen will, sondern zu- gleich auch praktizierenden Ärzten, Psychologen und Therapeuten eine erneuerte Sensibilität und Ethik gegen- über der Vielzahl ausländi- scher Kranker aus fernen Kul- turkreisen vermitteln möchte.
Die besondere Relevanz dieses Ansatzes und Aufrufs zum interdisziplinären Den- ken wird besonders eindring- lich in den Beiträgen von Pe- ter A. Menzel über die „Ver- sorgung ausländischer Pati- enten im deutschen Gesund- heitswesen“ und Angelika Richter über „Ethnologie in der Psychiatrie“ belegt, in de- nen mit Akribie und ent- sprechendem Datenmaterial nachgewiesen wird, daß hier ein unmittelbarer, praxisrele- vanter Ansatz zur Verbesse- rung der Kompetenz von
deutschen Ärzten, Therapeu- ten und medizinischem Per- sonal vorliegt.
Der sorgfältig edierte und anschaulich bebilderte Band verdient also nicht nur Verbreitung unter ethnolo- gisch und historisch interes- sierten Lesern, sondern ge- rade auch unter Medizinern, denen ein besseres Verständ- nis (nicht nur im Sinne einer darauf basierenden medizini- schen Versorgung) der zahl- reichen ausländischen Mit- bürger wichtig ist.
Burkhard Dietz, Köln
Kardiologie
Didaktischer Klassiker
Klaus v. Olshausen, Hans Hermann Börger: EKG-In- formation. Grundlagen, Mor- phologische Interpretation, Klinische Syndrome, Rhyth- musstörungen, Schrittmacher- EKG, EKG-Technik und Artefakte, 7. Auflage, Dr.
Dietrich Steinkopff Verlag, Darmstadt, 1996, XVI, 352 Seiten, kartoniert, 78 DM
Das Buch von Börger war ein didaktischer Klassiker in der EKG-Beurteilung. Die Fortführung des Buches durch von Olshausen hat die Qua-
lität dieses Klassikers weiter gesteigert.
In dieser Auflage sind ei- ne Reihe von Erweiterun- gen, Verbesserungen und vermehrte Literaturangaben aufgeführt, so daß inzwischen fast ein regelrechtes Lehr- buch der Elektrokardiogra- phie entstanden ist.
Verbessert wurden auch viele der heutigen gängigen Definitionen der Rhythmus- diagnostik; Probleme in der Rhythmusüberwachung sind angesprochen. Neue, originale EKG-Aufzeichnungen mit guter Qualität sind aufgeführt.
Diese Verbesserungen erfolg- ten, ohne daß der einmalige didaktische Charakter gestört ist. Somit handelt es sich bei diesem Buch um ein Lehr- und Lernbuch, welches nicht nur Studenten und Anfängern der Elektrokardiographie eine wichtige Hilfe ist, auch der Er- fahrene wird gern bestimmte Dinge nachschlagen und sich immer wieder orientieren. In den recht guten Literaturauf- nahmen vermißt man aller- dings einige aktuelle Stan- dardrichtlinien und Leitlinien.
Das schmälert den Wert des recht preisgünstigen Bu- ches jedoch nicht. Es kann vorbehaltlos allen empfohlen werden, die sich mit dem EKG beschäftigen.
Herbert Löllgen, Remscheid
Leitlinien
Engagiert und sachkundig
Eckhard Nagel, Christoph Fuchs (Hrsg.): Leitlinien und Standards im Gesundheits- wesen. Fortschritt in sozialer Verantwortung oder Ende der ärztlichen Therapiefrei- heit?, Deutscher Ärzte-Ver- lag, Köln, 1997, 245 Seiten, gebunden, 148 DM
In den letzten Jahrzehn- ten wurde in den angelsächsi- schen, in den skandinavi- schen Ländern und den Nie- derlanden vermehrt an der Entwicklung von Behand- lungsstandards, Richtlinien, Leitlinien und Empfehlun- gen zur medizinischen Thera- pie gearbeitet. Solche medizi- nischen Standards können dazu dienen, das Gesund- heitswesen im Spannungsfeld von Rationalisierung und Rationierung strukturierba- rer zu machen. Häufig wird jedoch auch der Sorge Aus- druck verliehen, daß medizi- nische Standards die ärztli- che und pflegerische Thera- piefreiheit einschränken könnten.
Ärzte, Juristen, Vertreter der Krankenkassen und Poli- tiker diskutierten 1995 auf ei- nem interdisziplinären Sym- posium an der Akademie der Wissenschaften und Literatur in Mainz über die Vor- und Nachteile medizinischer Standards und Leitlinien für Patienten, Leistungserbrin- ger und Kostenträger.
Die ansprechend gestal- tete Dokumentation die- ser Tagung enthält eine
„Vielzahl engagierter und sehr sachkundiger Beiträge“, stellt Bundesgesundheitsmi- nister Horst Seehofer im Geleitwort fest. Das Buch ist sicherlich eine sinnvolle Unterstützung für alle an der Erarbeitung von Leitlinien Beteiligten. Darüber hinaus ist es jedem an der Thematik interessierten Arzt zu emp- fehlen.
Gisela Klinkhammer, Köln
A-1690 (14) Deutsches Ärzteblatt 94, Heft 25, 20. Juni 1997
S P E K T R U M BÜCHER
William A. Ewing nimmt den Leser und Betrachter mit auf eine Reise in das Innere des menschlichen Körpers. Möglich wurde dies durch neue Darstel- lungsmethoden und Hilfs- mittel wie Elektronen- mikroskope. Auf diese Weise entstanden glei- chermaßen schöne und in- teressante Bilder (William A. Ewing: Der Kosmos in uns. Bilder aus dem Inne- ren des menschlichen Kör- pers, aus dem Englischen übersetzt von Korinna Bächer und Gertrud Just, Zweitausendeins, Frank-
furt/Main, 1997, 128 Seiten, 116 Bildtafeln, kartoniert, 27 DM, zu beziehen bei Zweitausendeins, Postfach, 60381 Frankfurt). Kli