A 220 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 5|
3. Februar 2012 ten lässt, die im 18. Jahrhundertauch in den norddeutschen Sumpf- gebieten heimisch war. 1746 ist der erste schwere Gichtanfall erwähnt.
Hier hätte Diät in der Folge Linde- rung schaffen können, was aber nicht so recht zu klappen schien.
„Das wird nicht die letzte Kolik sein, die der König hat. Hundertmal hat er schon dieselbe Erfahrung ge- macht, aber er kann von den ver- dammten Maccaroni nicht lassen.
Wenn er wenigstens mäßig davon äße, so ginge die Sache noch, aber er isst sehr viel davon. Wenn Sie ihn wieder sehen, so wird er ihnen sagen, dass er an einer heftigen Ko- lik zu leiden gehabt hat, die durch irgendeine unbekannte Ursache ent- standen sei; denn er esse so wenig!“
(de Catt 1758 über ein Gespräch mit einem Leibarzt des Königs) Ko- liken und Gelenkschmerzen als Zei- chen einer chronischen Gicht sind die ständigen Begleiter des Preu- ßenherrschers. Dazu kamen seit den 1740er Jahren die als sehr schmerz- haft empfundenen Hämorrhoiden.
„Meine treuen Hämorrhoiden, mein Lieber! Sie machen sich keinen Be- griff von der Art der Schmerzen.
Sie kommen aus dem After ange- schlichen wie Irokesen in der Prä- rie. Lautlos. Dann verbreiten sie sich über den ganzen Körper mit ei-
nem nicht zu beschreibenden, in- tensiven Schmerz.“
Der König scheint sich nicht nur sehr ergiebig mit seinen eigenen Krankheiten befasst zu haben, son- dern auch mit guten Ratschlägen nicht gegeizt zu haben, wenn es um erkrankte Personen in seinem Um- feld gegangen ist. Seinem kriti- schen Geist blieb auch die Hilflo- sigkeit der Ärzte bei den meisten Leiden nicht verborgen. „Die Her- ren Ärzte sind Quälgeister, lästig, wenn es einem gut geht, und uner- träglich, wenn man krank ist. Suche Dich möglichst bald aus ihren Hän- den zu befreien“, schrieb Friedrich an seine Schwester Wilhelmine. Im Laufe seines Lebens verschliss Friedrich II. eine stattliche Anzahl an Leibärzten; diesen und anderen Medizinern im Umfeld des Königs widmet der Autor eine Reihe bio- grafischer Skizzen.
Für seine Kollegen ist dies kenntnisreich geschriebene Buch über den Patienten Friedrich und seine Ärzte zum 300. Geburtstag genau das Richtige. Wer mehr über den Alten Fritz, seine Kriege oder seine Reformen erfahren möchte, wird dazu in diesem Jubiläumsjahr sicherlich noch vielerlei Gelegen-
heit haben.
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Thomas Gerst
SCHRIFTSTELLER-ÄRZTE
Breites Spektrum an Darstellungen
Der erste Band „Lyrik deutschspra- chiger Ärzte“ erschien im Jahr 1971. In lockerer Folge kamen ähn- liche Bücher hinzu, bis der Alma- nach gegründet wurde, dessen 34.
Jahrgang nunmehr vorliegt. Wie in jedem Jahr erwartet den Leser ein breites Angebot an Prosa und Poe- sie aus ärztlichen Federn. Dieses
zeige, so der Herausgeber des Al- manachs, Dr. med. Dietrich Weller,
„wie kreativ und vielseitig Ärztin- nen und Ärzte auch außerhalb der Praxis und Klinik sein können“.
Neu sind zu Beginn eines jeden Beitrags die biografischen Angaben zum Autor samt Foto.
„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“, heißt es in der Fußballer- sprache. Mit dem Almanach deutschsprachiger Schriftsteller- Ärzte verhält es sich ähnlich: Die Vorbereitungen für den nächsten Jahresband müssen bald anlaufen;
der Einsendeschluss für den Alma- nach 2013 ist bereits der 29. Febru- ar. Wer als Autor dabei sein möchte, möge bis dahin seinen Text per E-Mail oder auf CD übermitteln an:
Dr. med. Dietrich Weller, Gmünder Straße 6/1, 71229 Leonberg, weller.
leonberg@t-online.de. TG Im Traktat „Über die deutsche Litera-
tur“ formuliert Friedrich II. Anforderun- gen an eine gute ärztliche Ausbildung:
„Den Medizinern will ich nur zwei Worte sagen. Sie müssen ihre Schüler vor allem daran gewöhnen, genau die Anzeichen der Krankheiten zu beach- ten, um rasch deren Art zu erkennen.
Dies Anzeichen sind: ein schneller und schwacher Puls, ein starker und hefti- ger Puls, ein Puls, der aussetzt, Tro- ckenheit der Zunge, die Augen, die Art des Schwitzens und die Ausscheidun- gen, der Urin sowie die Exkremente, woraus sie dann Schlüsse ziehen und die Art der Schwäche, die zur Erkran- kung geführt hat, genauer einschätzen können; und auf solches Erkennen hin müssen sie die geeigneten Arzneien
auswählen. Ferner muss der Professor seine Schüler die Fülle der unter- schiedlichen Veranlagungen sorgfältig beobachten lassen und sie lehren, wie man ihnen die erforderlichen Auf- merksamkeiten schenkt. … Haupt- sächlich aber muss er nachdrücklich darauf hinweisen, wie notwendig es ist, bei ein und derselben Krankheit zu bedenken, wieviel an Arznei je nach Befinden des Patienten verordnet wer- den muss. Ich bin aber nicht so kühn, zu glauben, dass auf Grund aller die- ser Belehrungen die jungen Äskulaps Wunder vollbringen werden. Der Ge- winn, den die Allgemeinheit dabei ha- ben wird, liegt darin, dass weniger Bürger durch Unwissen oder Lasch- heit der Ärzte zu Tode kommen.“
GUTE MEDIZINISCHE AUSBILDUNG
Almanach deutschsprachiger Schriftsteller- Ärzte 2012, hrsg. von Dietrich Weller, Verlags - gesellschaft W. E. Weinmann e. K., Filderstadt, broschiert, 656 Seiten, 20,50 Euro