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Archiv "Wehrdienst: Bund zahlt Prämien" (21.01.2005)

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as Lufttransportkommando der Bundeswehr verfügt zurzeit über zwei komplett ausgerüstete Air- busse A 310 MRT-MedEvac, die den Transport und die Betreuung von Pa- tienten entsprechend dem Qualitäts- standard deutscher Kliniken ermögli- chen. Zwei weitere Airbusse besitzen die Voreinbauten, um jederzeit zum Lazarett-Flugzeug umgerüstet werden zu können. In zahlreichen Einsätzen – wie jetzt in Asien – hat dieses MedEvac- System, das weltweit als einmalig gilt, seine Leistungsfähigkeit bewiesen. Je- weils 27 Angehörige des Zentralen Sa-

nitätsdienstes der Bundeswehr – von Anästhesisten über Chirurgen bis hin zu Rettungsassistenten – stellten die Versorgung von 130 verletzten Touri- sten auf dem Flug von Thailand nach Deutschland sicher.

Im Gegensatz zum Rettungshub- schrauber nimmt der MedEvac verletz- te Patienten nicht direkt am Unfallort auf, sondern erst, nachdem diese für den Transport – zum Beispiel durch eine Operation – „stabilisiert“ wurden. Bei diesen so genannten Sekundärtranspor- ten werden die Patienten aus einem La- zarett in ein (häufig weit entferntes)

Krankenhaus transportiert. Das „Herz- stück“ des Airbus MedEvac ist die Pati- enten-Transport-Einheit (PTE), von der maximal sechs Module eingebaut wer- den können.

Dieser intensivmedizinische Behand- lungsplatz ist für Patienten geeignet, die bereits künstlich beatmet an Bord kom- men. Die Bundeswehr verfügt insge- samt über 37 PTEs, von denen eine komplett bestückt etwa 250 000 Euro kostet. Zusätzlich verfügt der Airbus über 38 Patienten-Liegeplätze (Sitz- plätze sind ausschließlich für das fliege- rische und sanitätsdienstliche Personal vorhanden).

Obwohl die Bundeswehr standard- mäßig NATO-Tragen für den Transport von Patienten verwendet, können an Bord alle Arten von zugelassenen Tra- gen auf der PTE befestigt werden. Jede Intensiveinheit ist ausgestattet mit:

> dem Beatmungsgerät Evita 4 mit Monitor und Touch Screen,

> dem Multi-Funktions-Monitor Pro- paq EL 601 mit eingebautem Drucker,

> einem zweiten Beatmungsgerät

Oxylog 2000,

P O L I T I K

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A102 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 3⏐⏐21. Januar 2005

Bundeswehr-Airbus MedEvac

Ein Blick in die fliegende Intensivstation

Konzeption und Ausrüstung des „Lazarett-Flugzeuges“

gelten weltweit als vorbildlich.

Bild 1:

Ein MedEvac-Airbus mit geöffnetem Frachttor, davor ein „high loader“, um die Patienten bis zur Ladekante hochzuheben

Bild 2:

Blick in das Flugzeuginnere und auf die drei Patienten-Transport- Einheiten (PTE) für die intensivmedizinische Versorgung

Bild 3:

Die medizinischen Geräte jeder Patienten-Transport-Einheit sind mit Schnellverschlüssen auf einer Doppelschiene mittels Adaptern einge- klinkt, wodurch höchste Flexibilität gewährleistet ist.

Fotos:IMS „Hardthöhenkurier“

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P O L I T I K

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A104 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 3⏐⏐21. Januar 2005

> einer Infusions-Pumpe IP 2000 sowie

> dem Dreifach-Spritzen-Automat Combimat 2000.

Alle Geräte sind mit Schnellver- schlüssen auf einer Doppelschiene mit- tels Adaptern eingeklinkt, sodass diese auch während des Fluges sekunden- schnell getauscht werden können. Da im Lazarett-Airbus kein Flüssig-Sauer- stoff verwendet werden darf, müssen die Beatmungsgeräte sowohl mit Sauer- stoff als auch Druckluft betrieben wer- den. Daher verfügt jedes Intensivmodul über zwei Druckgasflaschen mit einem Gasvorrat von je 25 Liter; dieser Vorrat reicht für die künstliche Beatmung ei- nes Patienten während eines Lang- streckenfluges aus.

Auch die Spannung des an Bord pro- duzierten Stroms unterscheidet sich:

Die vom Airbus bereitgestellten 110 V/

400 Hz müssen daher zum Betrieb der medizinischen Geräte von der Stromversorgungseinrichtung der PTE in „haushaltsüblichen“ Wechselstrom (220 V/60 Hz) sowie in Gleichstrom verschiedener Spannungen umgewan- delt werden.Alle Geräte sind zusätzlich über Akkus für die Dauer von vier Stunden abgepuffert.

Eine weitere Besonderheit des Med- Evac ist ein Kühlschrank für Arznei- mittel (bei Linienflugzeugen wird die Verpflegung mit Eis gekühlt). Die Mehr- heit der Medikamente und des medizi- nischen Materials ist in Trolleys ver- staut, die man aus den Linienflugzeu- gen als „Getränkewagen“ kennt.

In einem der vier MedEvac-fähi- gen Airbusse ist ein Zentralmonitoring- System mit zwei Rechnern integriert.

Diese Rechner sind untereinander und mit den sechs PTEs verbunden und verarbeiten deren Daten gleichzeitig und unabhängig voneinander. Alle Alarme werden hier angezeigt, so- dass sich das Personal während Start, Landung und Turbulenzen nur zur be- gründeten Intervention losschnallen

muss. zyl

D

ie Identifizierung der Tsunami- Opfer in Thailand wird noch minde- stens neun Monate dauern, obwohl in einer der größten Identifizierungsak- tionen der Welt mehr als 400 Experten aus 30 Ländern aktiv sind. Dazu zählen 38 Mitglieder der 130 Personen starken Identifizierungskommission (IDKO) des Bundeskriminalamtes, der auch Rechts- und Zahnmediziner sowie Obduktionsas- sistenten angehören. Die Arbeit verlangt den Experten das Äußerste ab: Unter unerträglichem Verwesungsgeruch ver- suchen sie, Geschlecht, Alter, Größe, Gewicht, Augenfarbe, Tätowierungen,

Narben, Piercing, Frakturen, Fingerab- drücke und/oder Zahnstatus der Toten zu bestimmen.

Wie Rechtsmediziner Priv.-Doz. Dr.

med. Michael Tsokos vom Universitäts- klinikum Hamburg-Eppendorf nach seiner Rückkehr aus der Region Khao Lak berichtet, arbeiten die Teams rund um die Uhr in 8-Stunden-Schichten. Un- gefähr eine Stunde brauchen die Exper- ten, um alle Identifizierungsmerkmale einer Leiche zu erfassen und zu proto- kollieren. Denn das salzhaltige Meer-

wasser hat seine spezifischen Spuren hinterlassen, je nachdem wie lange die Leiche ihm ausgesetzt war. Typische Zeichen für eine Einwirkung von Meer- wasser sind „Waschhaut“, Epidermioly- se, die Ablösung der Haare, das Erken- nen des Venennetzes durch die Haut und — als Folge der Hämolyse – die Rosafärbung der Zähne („pink teeth“).

„Trotz dieser Veränderungen kön- nen selbst stark verweste Leichen auf der Basis von Zahnstatus, Operations- narben oder anatomischen Fehlstellun- gen, die bei den behandelnden Ärzten der Opfer dokumentiert sind, identifi- ziert werden“, berichtet Tsokos im Ge- spräch mit dem Deutschen Ärzteblatt.

Durch eine sorgfältige äußere und inne- re Leichenschau sei es möglich, die mei- sten Personen zu identifizieren. Der Stellenwert der DNA-Proben für die Arbeit in Asien sei in den Medien über- bewertet worden. Dennoch würde jeder Leiche entsprechendes Material ent- nommen – im Gegensatz zu Berichten in der Tagespresse allerdings nicht aus Haaren, Haut und/oder Knochen.

Aufgrund der klimatischen und orga- nisatorischen Umstände in der Kata- strophenregion bevorzuge man die Zahnpulpa als Quelle für DNA-Pro- ben, da sie von Dentin und Zahn- schmelz geschützt ist und lange Zeit un- versehrt bleibt. „Damit hat man sogar bei archäologischen Leichenfunden gute Erfahrungen gemacht“, sagte Prof.

Dr. med. Peter Schneider vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Köln. Die DNA-Sequenzierung der ex- trahierten Zähne erfolgt im „Chinese National Human Genome Center“ in Peking, deren Kosten (etwa 150 US- Dollar pro Probe) die chinesische Re- gierung als Sachspende für die Flutop- fer zur Verfügung stellt.

In einem zweiten Schritt werden die genetischen Informationen der Leichen mit dem DNA-Muster der Angehörigen und/oder DNA-Spuren der Vermissten auf Alltagsgegenständen, wie Kämme, Wäsche oder Rasierzeug,verglichen.Die- ser Abgleich wird von Interpol koordi- niert. Um alle Befunde zu bündeln, wur- de am Forensischen Institut in Bangkok eine internationale Datenbank einge- richtet. Dort wurden bereits die Ergeb- nisse von mehr als 5 000 DNA-Proben eingespeist. Dr. med. Vera Zylka-Menhorn

Leichen-Identifizierung

Aufbau einer DNA-Datenbank

In Asien arbeiten auch deutsche Rechtsmediziner, Zahnärzte und Kriminalbeamte.

MRT = Multi-Role-Transporter MedEvac = Medical Evacuation

MedEvac-Satz entwickelt und betrieben durch:

OTA Dr. Rohowsky, Kommandoarzt Lufttransportkom- mando, zugleich Leiter AeroMedical Evacuation Control Center (AECC)

Trotz höchster physischer und psychischer Belastung arbeiten die Teams hoch motoviert.

Foto:dpa

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