• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Psychosomatik: Falsche Anreize" (09.06.2014)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Psychosomatik: Falsche Anreize" (09.06.2014)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A 1102 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 111

|

Heft 23–24

|

9. Juni 2014 in Allgemeinmedizin angerechnet wer-

den. Mit dem Wissen könnte nämlich ein großer Teil der in der Praxis vorkommen- den Fälle tuto, cito et jucunde (sicher, schnell und angenehm) und kostenspa- rend behandelt werden, und die Kollegen hätten mit dem Rüstzeug auch keine Ängste mehr vor einer eigenständigen Niederlassung.

Es ist freilich nicht zu übersehen, wie mi- serabel die Honorierung ärztlicher Tätig- keit geworden ist, so dass Nachdenken über eine gezielte Anregung der Vitalkräf- te von Patienten schlecht gelohnt wird.

Technische Leistungen hingegen stehen hoch im Kurs, ob sie nützen oder nicht . . .

Dr. med. Manfred Freiherr v. Ungern-Sternberg, Erster Vorsitzender des Vereins selbstdispensierender homöopathischer Ärzte, 32756 Detmold

s gibt keine zureichende Kontrolle der Qualität. Im Zweifelsfall bekommt der Pa- tient die Diagnose einer „mittelgradigen depressiven Störung“, um Eintritt in das Feld der „Antragspsychotherapie“ zu fin-

den.Somatisch tätige Ärzte wissen in der Überzahl sehr wenig über psychosomati- sche Zusammenhänge – viele wehren sich sogar dagegen, diese überhaupt wahrzu- nehmen.

Sehr viele Menschen mit psychosoma- tischen und neurotischen Erkrankungen sind in den psychiatrischen und psycho- therapeutischen Kliniken fehlplatziert. Sie würden besser ambulant behandelt oder in der Krise in Tageskliniken.

Lösungen:

Prof. Kruse hat wesentliche genannt:

Verbesserung der Schnittstellen. Das bedeutet: Es ist eine psychosomatische Basisqualifizierung notwendig, sowohl im Studium, als auch in der Facharztweiter- bildung und in der allgemeinen ärztlichen Weiterbildung. Diese Qualifizierung muss verbindlich auferlegt werden.

Es muss akutpsychosomatische Sprech- stunden geben. Deren Aufgaben und eine angemessene Honorierung sind durch Prof. Kruse benannt worden.

Zu ergänzen:

Jeder Psychotherapeut muss eine Akut- sprechstunde anbieten.

Psychotherapeuten müssen in der Wei- terbildung spezifische Qualifikationen er- werben wie Kurzzeittherapie und die Er- stellung eines Assessment, wie es von Prof. Kruse beschrieben wurde.

Die Behandlung schwer psychisch kranker Menschen kann ein spezifisches Aufgabenfeld psychotherapeutisch tätiger Psychiater sein – dann allerdings mit an- gemessener Honorierung, die eventuell sogar über die Basisvergütung des Routi- nefalles hinausgeht. Auch diese Ärzte müssen die dafür erforderlich spezifische Qualifizierung nachweisen.

Probatorische Sitzungen müssen die Funktion des beschriebenen Assessments erhalten und entsprechend honoriert wer- den. Es ist nicht ausreichend, wenn sie nur der Begründung der dann folgenden An- tragspsychotherapie dienen.

Wir haben in Deutschland einmalig in der Welt ein in der Quantität und in weiten Teilen auch in der Qualität hervorragendes psychotherapeutisches Versorgungssystem, allerdings geprägt von falschen Anreizen.

PSYCHOSOMATIK

Bei ihrem Jahreskongress in Berlin wies die DGPM auf die Wechselwirkungen zwischen kör- perlichen und psychischen Erkrankungen hin (DÄ 15/2014: „Psychosomatische Medizin und Psychotherapie: Frühzeitig psychosomatisch denken“ von Petra Bühring).

Falsche Anreize

Die psychotherapeutische Versorgung muss tatsächlich neu gedacht werden. In dieser Beziehung ist dem Autor, Prof.

Kruse, ohne Wenn und Aber zuzustim- men . . . Es ergibt sich folgendes Bild:

Probleme:

Schwerkranke finden nur mit großer Mühe einen Psychotherapeuten, viele re- signieren.

u oft werden allgemeine Lebenskrisen langzeit-psychotherapeutisch behandelt.

Niedergelassene Ärzte mit der Qualifika tion „Psychiatrie und Psycho - therapie“ erhalten eine geringere Honorie- rung als Vollzeit-Psychotherapeuten für die 50-Minuten-Behandlung.

Diagnostisches Assessment (sogenann- te probatorische Sitzungen) wird schlech- ter honoriert als Behandlungsstunden.

Psychologische Psychotherapeuten können in ihren Praktika nur unzurei- chende psychiatrische Erfahrungen sam- meln.

Qualifizierte Kurztherapien finden kaum statt.

Dasselbe gilt für psychotherapeutische Gruppenbehandlungen.

Nicht „Mehr des Gleichen“ ist notwendig, sondern Optimierung des Bestehenden.

Dr. Hermann Mecklenburg, Arzt für Psychiatrie, Neurologie und Psychotherapie, 50668 Köln

SEXUELLE ORIENTIERUNG

Homosexualität gehört zur natürlichen sexuel- len Orientierung und bedarf keiner Therapie – so die eindeutige Stellungnahme des Weltärz- tebundes (DÄ 13/2014: „Fragen unerwünscht“

Leserbrief von Ilse Schütze).

Eine verdrehte Geschichte

Mit ziemlichen Entsetzen musste ich zur Kenntnis nehmen, wie sehr Vorurteile und Widerstände gegenüber Homosexualität noch in den Köpfen mancher Kollegen überdau- ern. Die längst überfällige Stellungnahme des Weltärztebundes dazu, dass Homosexualität eine natürliche Orientierung ist und keiner Therapie bedarf, wird hier als „Diktatur über das Denken und Fühlen der gesamten Be- völkerung“ empfunden, jeder und jede habe jetzt „Homosexualität als normal, natürlich und gut zu finden“, sogar von einer „Uni- form des Regenbogens“ wird gesprochen.

Man kann das Schaudern dahinter förmlich spüren: Homosexualität soll jetzt genauso normal sein wie Heterosexualität?! . . . Ja, Veränderungen fallen schwer. Darum schreibe ich es noch einmal deutlich zum Eingewöhnen: Ja, Homosexualität ist nor- mal und natürlich. Es bedarf keiner Heilung.

Ich muss auch der Leserin auf das Hef- tigste widersprechen, wenn sie sagt, es hätte keine sachliche Diskussion gegeben, keinen Raum für Widerspruch, ja es wären sogar wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert worden. Diese Behauptung ist . . . unwahr! Die Stellungnahme des Weltärz- tebundes ist tatsächlich sogar das Ergebnis einer jahrelangen, sachlichen und wissen- schaftlichen Diskussion.

Dass es Fälle geben kann, wo Menschen unter ihrer Sexualität leiden, ist vollkom- men richtig. Dies betrifft aber auch Hete- rosexuelle. Niemand käme auf den Gedan- ken daraufhin zu sagen, dass Heterosexua- lität an sich eine Krankheit sei. Und aus dem Leiden mancher Menschen, welches sich aus der Diskriminierung der Sexuali- tät ergibt, abzuleiten, eine Heilung tue not und nicht ein Ende der Diskriminierung, empfinde ich tatsächlich als eine beson- ders verdrehte Geschichte . . .

Dipl.-Psych. Roland Kirchhof, Psychologischer Psychotherapeut, 38448 Wolfsburg

B R I E F E

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die bisher geltende, seit vielen Jahren stolz vorgezeigte Bestimmung, daß jeder Arzt in der Stadt einmal in drei Jahren und jeder Arzt vom Lande einmal in fünf Jahren Gelegenheit

Dieser Facharzt ist neben der Habi- litation zudem das einzige, was man jungen Ärzten in einem unabhängigen Institut für Klinische Pharmakologie als Berufsziel, auch im

Erinnert sei daran, daß das AMG primär dazu dient, das im Grundgesetz verankerte Recht auf Selbstbestimmung des Patienten zu schützen, insbesondere das Recht auf

Palmer (1978) stellt sicher mit Recht die ganzheitliche Betrach- tung des Patienten mit funktionel- len abdominalen Beschwerden in den Vordergrund der therapeuti- schen

Bezüglich der Diagnose- mitteilung gegenüber dem Kranken wird mir vorgehal- ten: „Richter wendet sich gegen eine Unwahrhaftig- keit vieler Ärzte." Tatsäch- lich beziehe ich

Natürlich sollte eine Be- fundmitteilung in solcher Art niemals erfolgen, aber es geschieht manchmal, et- wa aus Zeitmangel, aber eher noch, weil wir Ärzte Befürchtungen vor

Eine Soor-Ösophagitis wird relativ häufig bei Patienten unter einer Behandlung mit Immunsuppressi- va, Zytostatika und Breitbandanti- biotika gesehen, wobei bislang die Therapie

Die Bestimmungen in der (Muster-)Berufsordnung der Bundesärztekammer sind eindeutig: Nach § 31 ist es Ärztinnen und Ärzten nicht erlaubt, sich für die Zuweisung von Patientinnen