DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT
KURZBERICHT
Kinderhilfsprogramm des Weltärztebundes läuft an
haupt eine Chance, der prinzipiell unwiderlegbaren Behauptung zu be- gegnen, er leiste Widerstand, er agiere oder gar er sei inanalysabel.
Die therapeutische Breite ist gering.
Aus dieser knappen Darstellung ist bereits ersichtlich, daß die Thera- pie einer Gratwanderung gleicht, die hohe Anforderungen nicht nur an den Patienten, sondern auch an den Analytiker stellt.
Das Ideal der objektiven Me- thode, der Abstinenz und Anonymi- tät dient einerseits sowohl dem the- rapeutischen Prozeß als auch dem verständlichen Selbstschutz des Analytikers; es entstammt anderer- seits jedoch dem Paradigma der na- turwissenschaftlich-technischen Me- dizin der Jahrhundertwende und muß heute zumindest in Frage ge- stellt werden. Freud selbst war weni- ger dogmatisch als viele seiner Ad- epten (1).
Kehren wir zum Ausgangspunkt zurück und fassen zusammen: Am Beispiel der psychoanalytischen Pseudoallergie wurde aufgezeigt, daß allein der Nachweis der Unbe- denklichkeit psychotherapeutischer Verfahren gemäß § 25 Abs. 2 Nr. 5 und § 30 Abs. 1 AMG die Sachver- ständigen der Kommission G vor große Probleme stellt, herrschte bis- her doch weitgehend therapeuti- scher Freistil innerhalb dieser hete- rogenen Gruppe.
Erinnert sei daran, daß das AMG primär dazu dient, das im Grundgesetz verankerte Recht auf Selbstbestimmung des Patienten zu schützen, insbesondere das Recht auf die Unantastbarkeit der Men- schenwürde (Art. 1, Abs. 1 GG), das Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit (Art. 2, Abs. 1 GG), das Recht auf Leben und das Recht auf körperliche Unversehrt- heit (Art. 2, Abs. 2 GG).
Literatur
(1) Freud, S.: Gesammelte Werke, Bd. 8. 376, Imago, London 1943; (2) Freud, S.: Gesammel- te Werke, Bd. 14. 108, Imago, London 1948; (3) Grzimek, B. (Hrsg.): Kriechtiere. Grzimeks Tierleben, Bd. 6. 229-245, Kindler, Zürich 1971
Anschrift der Verfasserin
Dr. med. Ulrike Straeter Hensenstraße 172
4400 Münster
In Thailand und Indonesien sind die ersten Schritte unternommen, worden, das Programm zur Be- kämpfung der Kindersterblichkeit in Gang zu bringen, das der Weltärzte- bund (WMA), die American Medi- cal Association und die US-amerika- nische Entwicklungsbehörde vor zwei Jahren beschlossen haben. Ziel ist, in möglichst vielen Einzelprojek- ten mit der entscheidenden Mitwir- kung der am Ort praktizierenden Ärzte (häufig in privater Niederlas- sung) beispielhaft zu zeigen, wie die Kindersterblichkeit gesenkt werden kann. Dabei sind acht Aufgaben vorgegeben: Durchimpfung der Säuglinge und Kleinkinder gegen sechs Krankheiten; Bekämpfung der Säuglings-Diarrhöe mit der Oralen Rehydrations Therapie, Impfung al- ler Schwangeren gegen Tetanus; Fa- milienplanung mit dem Ziel eines Geburtenabstandes von mindestens zwei Jahren; mindestens vier bis sechs Monate Stillen mit kontrollier- tem Übergang zu der späteren.
Kleinkind-Ernährung; Schwanger- schafts-Vorsorgeuntersuchungen;
Entbindungen mit Hilfe von ausge- bildetem Personal; das Erreichen ei- nes Geburtsgewichts von mindestens 2500 Gramm.
In Indonesien begann die Arbeit
Inzwischen stehen in Thailand und in Indonesien die organisatori- schen Strukturen. Die Ärzteorgani- sationen beider Länder — Mitglieder im Weltärztebund — haben zunächst einige Ärzte zur Einweisung und Fortbildung in die USA geschickt.
Jetzt werden jeweils im Lande Ein- zelvorhaben auf örtlicher Ebene ge- prüft; in Indonesien sind inzwischen für sechs Projekte die Mittel bewil- ligt worden. An ihnen nehmen je- weils zwischen 25 und 60 niederge- lassene Ärzte teil; in einem Fall ist eine private medizinische Fakultät der Träger. Hier werden Studenten
in die Arbeit einbezogen; insbeson- dere sollen sie, nach entsprechender eigener Unterweisung, Gemein- deschwestern, Sanitäter und freiwil- lige Hilfskräfte in den Dörfern in diese Arbeit einführen. Und sie sol- len vor Ort den Erfolg „von Haus zu Haus" überprüfen und bewerten. In einem weiteren Projekt sollen die 25
Ärzte eines Bezirks zunächst ge- meinsam in einem Dorf eine mit ört- lichen Kräften besetzte Gesund- heitsstation für Mutter und Kind einrichten und das Personal ausbil- den. Diese Station soll dann als Mo- dell für die anderen Dörfer dienen;
jeder der Ärzte wird ein Dorf und die Station betreuen. Ein anderes bewilligtes Programm betrifft die In- sel Lombok, die östliche Nachbarin- sel von Bali — sie hat mit 187/1000 die höchste Säuglingssterblichkeit in ganz Indonesien. Jeder der 50 Ärzte dieser Insel erhält ein Dorf zur Be- treuung zugewiesen. — In Thailand befinden sich fünf Projekte noch im Prüfungsstadium. Initiatoren, Geld- geber und Mitarbeiter des „WMA Infant Health Program" sehen diese Unternehmungen als Pilot-Projekte, die zu möglichst vielfacher Nachah- mung führen sollen. Hier sollte ein Name genannt werden: Mrs. Patri- cia Hutar, die Auslandsreferentin der American Medical Association, hat die ganze Organisation neben ih- rer Haupttätigkeit in Chicago auf die Beine gestellt — auch in Indonesien und Thailand. bt Engagiert
für Kinder der Dritten Welt:
Patricia Hutar
Foto:
W. Neusch
Dt. Ärztebl. 85, Heft 24, 16. Juni 1988 (31) A-1797