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Archiv "Die Konjunktur läuft nicht so recht" (19.05.1977)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 20 vom 19. Mai 1977

Leserdienst

Hinweise •Anregungen

Die Konjunktur

läuft nicht so recht

Die Politiker geben sich noch optimistisch,

doch die

Konjunkturforscher korrigieren ihre

früheren Voraussagen

Die Konjuktur will nicht in Schwung kommen. Der von der Bundesregie- rung immer wieder beschworene und vorausgesagte Aufschwung hat zwar zwischen dem Herbst 1975 und dem Sommer 1976 stattgefunden und die deutsche Wirtschaft aus dem Rezessionstal geführt; aber seit Monaten nehmen die Auftriebskräfte wieder ab, die Konjuktur verliert an Schwung, und in den ersten Mona- ten dieses Jahres ging es kaum noch aufwärts. Jedenfalls sind die Auf- tragspolster der Unternehmen kaum noch dicker geworden. Wenn es nicht eine Reihe kräftig wachsender Branchen gäbe — die Automobilin- dustrie eilt allen voran —, so müßte man wohl schon wieder von Stagna- tion reden. Dennoch wäre es falsch, Konjukturpessimismus zu verbrei- ten. Die Konjunkturbeobachter stim- men darin überein, daß es auch 1977 weiter aufwärtsgehen wird, aber das Tempo läßt deutlich nach. Alle wer- den sich mit kleineren Zuwachsra- ten zufriedengeben müssen.

Die fünf namhaften wirtschaftswis- senschaftlichen Institute haben da- für mit ihrem Halbjahresgutachten ein Signal gesetzt. Sie haben ihre im letzten Herbst gegebene optimisti- sche Konjunkturprognose korrigiert.

Damals rechneten sie mit einem rea- len Wachstum von 5,5 Prozent. Jetzt glauben drei der fünf Institute, daß ein Wachstum von 4,5 Prozent er- reichbar sei, zwei Institute schätzen nur eine Rate von 3,5 Prozent. Damit scheint sicher, daß das von der Bun- desregierung anvisierte Wachs- tumsziel von 5 Prozent nicht erreicht werden kann. Die Bundesregierung selbst sieht zwar noch keinen Anlaß, ihre Konjunkturschätzung zu korri- gieren, aber dafür sind wohl eher politische Gründe als wirtschaftspo-

litische Einsichten maßgebend. Die Bundesregierung will keinen Pessi- mismus verbreiten, was unsere Part- nerländer nur veranlassen könnte, ihren Druck auf Bonn zu verstärken, endlich eine massive Expansionspo- litik einzuleiten, die am Ende kaum längerfristige Wachstumsgewinne, wohl aber neue Inflationsverluste bringen würde.

Dennoch stellen sich die Politiker darauf ein, daß in diesem Jahr nicht mehr mit einem fühlbaren Rückgang der Arbeitslosenzahlen gerechnet werden kann. Dazu wäre eine Wachstumsrate von mehr als 5 Pro- zent erforderlich. Die Institute wei- chen in der Schätzung der Arbeitslo- senzahlen voneinander ab, was sich zwangsläufig aus den unterschiedli- chen Annahmen über die wirtschaft- liche Entwicklung ergibt. So wird entweder davon gesprochen, daß die Zahl der Arbeitslosen „über 900 000" oder „kaum unter einer Million" liegen wird. Dies kann nur dazu führen, daß die Neigung der Politiker wächst, eine neue Arbeits- marktpolitik zu entwickeln. Die For- derungen nach dirigistischen Ein- griffen in den Arbeitsmarkt und nach staatlicher Investitionslenkung neh- men zu.

Die Institute haben kein neues Re- zept für die Konjunkturpolitik. Allge- mein wird die Ansicht vertreten, daß die Geld-, Finanz- und Lohnpolitik in der Tendenz richtig angelegt sei.

Dennoch ist das Unbehagen über die wachsenden Lohnabschlüsse zu spüren. Das Essener Institut für Wirtschaftsforschung geht sogar so- weit, für die geringeren Wachstums- erwartungen die „überzogenen Lohnabschüsse" verantwortlich zu machen. Der jüngste Tarifabschluß

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Leserdienst

Hinweise • Anregungen

REISE

Im Sommer in die Karibik — Bis Sep- tember 1978 reicht das Programm der Monarch Cruise Line, Tochter- unternehmen der Holland Amerika Linie. Es umfaßt die Karibik und Südamerika. Die Schiffe „Monarch Sun" und „Monarch Star" verkeh- ren auf zwei verschiedenen Routen, die unter anderem nach Puerto Rico, Jungfraueninseln, St. Barthe- lemy, St. Maarten, Haiti, Kolumbien, Venezuela und Martinique führen.

Die 17tägigen Arrangements können entweder als Kombination von Sie- ben-Tage-Kreuzfahrten mit acht Ta- gen Badeferien in Miami Beach oder als 14tägiger Seereise-Urlaub ge- bucht werden. SI/H Segeln an der korsischen Küste

—Bis Oktober können Gäste des Se- gel-Clubs Elba — eine deutsche Yachtschule — in einem idealen Re- vier ihrem Hobby nachgehen. Ver- schiedene Programmvarianten ste- hen zur Wahl: Anfänger oder Fortge- schrittene können den Führerschein A oder BR des Deutschen Segler- Verbandes erwerben. Urlaubssegler

können sich unter 19 Jollen und 10

Seglern, Anfängern, Fortgeschrittenen und Könnern, eröffnet die deutsche Yachtschule auf Elba eines der schön- sten Segelreviere, den Raum um Sardi- nien, Korsika und die Riviera Foto: Privat

Yachten eine aussuchen. Naviga- tionslehrlinge segeln mit der Hoch- seeyacht „Napoleon II" nach Korsi- ka, Sardinien oder St. Tropez, und für alte Hasen. stehen ausgerüstete Hochseeyachten zur Verfügung.

Auskünfte erteilt das Büro der Yachtschule: Siebenmorgen 19, 5060 Bergisch-Gladbach 3, Telefon:

(0 22 04) 6 58 28. SCE/H

Hauptsache Spanien — Das Schwer- gewicht der Touropa-Charterflugrei- sen liegt auch in diesem Sommer auf Spanien. Italien scheint wieder mehr in den Vordergrund zu rücken, vor allem mit Sizilien, Ischia und Südtirol. Griechenland nimmt wie in den Programmen anderer Veranstal- ter einen breiten Raum ein; das An- gebot ist etwas von den bekannten Zielen wie Rhodos, Kreta und der Attischen Riviera bei Athen weg ver- lagert auf weniger bekannte Inseln wie Samos, Tinos, Santorin, Euböa oder Kefalonia. Zugenommen hat auch das Türkei-Angebot. Irland wird nunmehr auch ab München und Stuttgart angeboten. Hinzu kommen noch Jugoslawien, Bulga- rien und Rumänien, Tunesien und Marokko, Frankreich und Portugal, Israel, Jordanien und die Insel Zy- pern. Tou/H Ermäßigung auf Schweizer Eisen- bahnen — Die Neuauflage des Pro- spekts „Grüezi mitenand" 1977 der Schweizerischen Bundesbahnen ist soeben erschienen. Sie informiert über alle Ermäßigungsarten der schweizerischen Transportunter- nehmungen wie Schweizer Ferien- karte, Ferienbillett, Halbpreise-Aus- weise auch für Senioren und Ju- gendliche, Alpenrundfahrten sowie regionale Ferienabonnemente, und sie enthält eine übersichtliche Karte des Streckennetzes der Bahnen, Schiffe und Postbusse. Der Prospekt

„Grüezi mitenand" ist kostenlos er- hältlich bei den Reisebüros oder beim Schweizer Verkehrsbüro, Kai- serstraße 23, 6000 Frankfurt am Main. sbv/H Konjunkturlage

im notleidenden Baugewerbe mit Verbesserungen von mehr als 7 Pro- zent war den Instituten beim Abfas- sen der Gemeinschaftsprognose noch nicht bekannt. In diesem Fall hätten sich wohl auch die anderen Institute der Kritik der Essener Wis- senschaftler angeschlossen.

Alle fünf Institute, und das wird sich von politischem Gewicht erweisen, haben eine Korrektur der Steuerplä- ne Apels empfohlen. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer passe nicht mehr in das Konjunkturbild. Die Nachteile des Steuerpakets überwö- gen seine Vorteile bei weitem. Die Konjunkturforscher fürchten sowohl die Preissteigerungen und deren Auswirkung auf die Lohnabschlüs- se. Man müßte aber wohl auch hin- zufügen, daß das Abwälzen dieser Steuererhöhung über die Preise an die Verbraucher bei schlechter Kon- junktur keineswegs sicher ist. In die- sem Fall hätten die Unternehmen die Steuerlast zu tragen, was erfah- rungsgemäß zu einer Einschrän- kung der Investitionen führen und damit das Wirtschaftswachstum eher lähmen als beleben würde.

Immer mehr nimmt daher die Kritik an den Steuerplänen der Regierung zu. Die Chancen, daß Apel sein Steu- erpaket über die Hürden des Bun- desrates bringt, sind gering gewor- den. Die Kernfrage lautet heute so:

Gelingt es, auch ohne Mehrwert- steuererhöhung die vorgesehenen Steuererleichterungen durchzuset- zen? Wenn der Aufschwung weiter abbröckelt, wird der Bundesregie- rung wohl nichts anderes übrigblei- ben, als den Unternehmen steuer- liche Investitionsanreize zu gewäh- ren. Ob zu solchen Maßnahmen auch noch die Ermäßigung der Ver- mögenssteuersätze gehören würde, erscheint zweifelhaft. Eher würde dann wohl an eine Verbesserung der degressiven Abschreibung, aber auch an weitere Verbesserungen bei der Gewerbesteuer zu denken sein.

Als Kompromiß wird in Bonn disku- tiert, die Steuererleichterungen, wie vorgesehen, zu verwirklichen, die Mehrwertsteuer aber nur um einen Punkt von 11 auf 12 Prozent anzuhe- ben. wst

Routen und Ziele

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