• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Die Konjunktur läuft besser als erwartet" (25.11.1983)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Die Konjunktur läuft besser als erwartet" (25.11.1983)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 47

vom 25. November 1983

Leserdienst

Hinweise •Anregungen

Die Konjunktur läuft besser als erwartet

Die Konjunktur hat sich im Verlauf des Jahres rascher erholt, als zu Beginn des Jahres und noch im Frühjahr von der Bundesregierung und den professionellen Konjunkturpropheten vorausgesagt worden war. Das Bruttosozial- produkt wird 1983 real um wenigstens ein Pro- zent gegenüber dem Vorjahr steigen. Diese Schlußfolgerung ziehen die fünf wirtschaftswis- senschaftlichen For- schungsinstitute in ihrer gemeinsamen Diagnose und Prognose der wirt- schaftlichen Entwick- lung.

Im Jahresverlauf hat das reale Sozialprodukt im- merhin um annähernd drei Prozent zugenommen.

Diese Aufwärtsentwick- lung wird sich, wenn auch langsamer, 1984 fortset- zen. Die fünf wirtschafts- wissenschaftlichen For- schungsinstitute, die jetzt ihr traditionelles Jahres- gutachten vorgelegt ha- ben, meinen jedenfalls, im nächsten Jahr mit einem realen Wachstum von etwa 2 Prozent rechnen zu kön- nen. Sie zweifeln jedoch daran, daß ein kräftiger, sich selbst tragender Auf- schwung erreicht werden kann, der die Vorausset- zung für das Gelingen der finanziellen Konsolidie-

rung und für einen nach- haltigen Abbau der Ar- beitslosigkeit wäre.

Die konjunkturpolitischen Auffassungen der Institute werden weithin sowohl von der Bundesregierung als auch von der Bundesbank und den Wirtschaftsver- bänden geteilt. Die Bun- desbank gibt sich eher op- timistischer.

Vorboten: USA, Autoindustrie

Die Konjunkturforscher untermauern ihre Progno- se mit den jüngsten Kon- junkturdaten: Aus dem In- land und aus dem Ausland nehmen die Bestellungen zu. Allgemein wird mit ei- ner Verbesserung der Weltkonjunktur gerechnet, was den Export stützen muß. Vor allem die ameri- kanische Konjunkturloko- motive zieht kräftig an.

Auch in Westeuropa zei- gen sich die Schwalben ei- nes Konjunktur-Frühlings.

Nur in Frankreich und Ita- lien hält die Stagnation an.

Aus England kommen da- gegen positive Konjunktur- Signale. Wann hat es das zuletzt gegeben? Aber am Himmel der Weltkonjunk- tur halten sich viele dunkle Wolken. So können die überschuldeten Entwick- lungsländer, die nur müh- sam vor dem finanziellen Kollaps zu bewahren sind, nichts zur Belebung der in- ternationalen Nachfrage beitragen.

Die Institute registrieren bei den Unternehmen eine deutlich kräftigere Investi- tionsneigung, was auf die bessere Auslastung der Betriebe und deren günsti- gere Ertragslage zurück- geführt wird. Die Automo- bil-Industrie bleibt in der Gunst der Käufer. Die Bau- nachfrage hat sich weiter gefestigt, was auch auf an- dere Wirtschaftszweige durchschlägt. Vom Ver- brauch werden aber keine nachhaltigen Impulse mehr erwartet, nachdem dieser im ersten Halbjahr viel zur Erholung der Kon- junktur beigetragen hat, was niemand vorausgesagt hatte. Der erhöhte Ver- brauch ist zu Lasten des Sparens gegangen. Viele Verbraucher haben ihre Ersparnisse angegriffen.

Das läßt sich aber nicht be- liebig fortsetzen.

Zweifel an

der Wirtschaftspolitik Die Institute melden Zwei- fel an, daß sich der Wachs- tumsprozeß im nächsten Jahr weiter beschleunigen wird. Sie machen dafür die Wirtschafts- und Finanzpo- litik der Bundesregierung verantwortlich. Sie äußern

aber auch die Sorge, daß es wegen der gewerk- schaftlichen Forderungen nach Arbeitszeitverkür- zung zu einer sehr harten Tarifrunde kommen wird, die die konjunkturelle Er- holung gefährden könnte.

Die Wirtschaftswissen- schaftler vermissen, daß die Politik der finanziellen Konsolidierung nicht durch jene Wirtschaftspoli- tik abgesichert wird, die als „Wende" angekündigt worden sei und die ver- sprochen habe, die funda- mentalen Hindernisse auf dem Wege zu verstärktem Wachstum und zu mehr Beschäftigung auszuräu- men. Vor allem wird die weitere Erhöhung der Ab- gabenbelastung kritisiert, was als Zeichen dafür ge- wertet wird, daß es an der nötigen politischen Kraft zu Korrekturen an den Ausgaben fehle. Auch sei wenig zum Abbau über- flüssiger Reglementierun- gen und zur Erleichterung des Marktzugangs getan worden.

Die Politik der Wende sei auf eine „Politik zur Verrin- gerung der Staatsdefizite"

reduziert worden. Es über- rascht doch, daß sich die Wirtschaftswissenschaftler zu so massiver Kritik ver- anlaßt sehen. Diese läßt sich wohl nur mit ent- täuschten Hoffnungen er- klären. Andererseits ist na- türlich richtig, daß die re- striktiven Wirkungen der

Konsolidierungspolitik durch Maßnahmen ausge- glichen werden müssen, die einen Gewinn an Ver- trauen in die künftige Ent- wicklung bringen. Die Kri- tik der Institute erscheint überzogen, sie ist aber nicht prinzipiell falsch. >

Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 47 vom 25. November 1983 119

(2)

4889 Durchschnitt für alle Branchen (Stand 1980)

8190 DM

Was Lehrlinge kosten

Jährliche Ausbildungs- kosten je Lehrling

17 040 DM

davon Lohnkosten des Lehrlings

Kosten des Ausbildungs- personals Anlage- u.

Sachkosten sonst .Kosten

6930

810

dagegen: - Ertrag des Betriebs aus der Arbeit des Lehrlings

6750 DM

Leserdienst:

Hinweise •Anregungen WIRTSCHAFT

In Zukunft Versicherungsbeiträge vom Weihnachtsgeld?

Die Institute mahnen auch die Tarifparteien. In der Lohnpolitik müsse berück- sichtigt werden, daß die Ar- beitskraft nicht mehr knapp sei. Damit sei der Spielraum für Lohnerhö- hungen kleiner als nach den traditionellen Regeln der Lohnpolitik. Dezidiert stellen die Konjunkturfor- scher fest, daß eine allge- meine Verkürzung der Ar- beitszeit nur wenig zum Abbau der Arbeitslosigkeit beitragen könne, daß sie aber das Wirtschafts- wachstum behindere und immer zu Lasten mög- licher Einkommensteige- rungen gehe. Besser wäre es, die Voraussetzungen für Regelungen zu schaf- fen, die den individuellen Wünschen der Arbeitneh- mer und den unterschied- lichen Anforderungen der Unternehmungen Rech- nung trügen. Die Wissen- schaftler sprechen sich al- so für möglichst flexible in- dividuelle Arbeitszeitrege- lungen aus, bei denen je- doch sichergestellt wer- den müsse, daß die Kosten jeweils auch vom Begün- stigten getragen würden.

Im übrigen nehmen die In- stitute an, daß die Brutto- lohn- und Gehaltssumme im nächsten Jahr um 3,5 Prozent wachsen wird. Die Bundesregierung hat bis- lang mit einer Steigerungs- rate von 3,8 Prozent ge- rechnet. Sie dürfte diesen Prozentsatz schon bald korrigieren, um zu einer realistischeren Einschät- zung der Steuereinnah- men und der Beitragsein- nahmen der Sozialversi- cherung zu kommen. Hier dürften gegenüber den bisherigen Schätzungen Ausfälle entstehen.

Eine Korrektur der Annah- men für die allgemeine

Einkommensentwicklung hat auch Bedeutung für die ärztliche Einkommenspoli- tik, da das neue Lohnda- tum ja auch in der „Kon- zertierten Aktion" berück- sichtigt wird. wst

Im Rahmen des „Haus- haltbeg leitgesetzes" 1984 plant die Bundesregie- rung, sogenannte Sonder- zahlungen in die Beitrags- pflicht zur Sozialversiche- rung einzubeziehen. Typi- sche Beispiele für solche Sonderzahlungen sind das 13. Gehalt, das Weih- nachtsgeld und das Ur- laubsgeld.

Gegenwärtig werden sol- che „Sonderzahlungen" in dem Monat, in dem der Ar- beitnehmer sie erhält, der Beitragspflicht unterwor- fen. Dabei kommt es häu- fig zu Überschreitungen der Beitragsbemessungs- grenze mit der Folge, daß die „Sonderzahlungen"

ganz oder teilweise aus der Beitragspflicht heraus- fallen. Dies soll nun anders werden. Das von der Bun- desregierung vorgesehene Verfahren ist allerdings kompliziert und bürokra- tisch. Namhafte Personal- leiter rechnen damit, daß die Neuregelung zu einer Potenzierung von Fehler- quellen führen wird. In Ver- bindung mit den Haftungs- bestimmungen wird für die Arbeitgeber und somit auch für viele Ärzte ein sehr großes Risiko entste- hen. Es muß damit ge- rechnet werden, daß die Krankenkassen als Bei- tragseinzugsstellen zu

-sätzliche Kontrollen vor- nehmen werden.

Wie sieht das neue Verfah- ren aus? Hierzu folgende Beispiele:

Ein Arbeitnehmer verdient im Monat 3500 DM, er er- hält im Monat November ein 13. Monatsgehalt aus- gezahlt. Nach geltendem Recht werden von dieser Einmalzahlung von 3500 DM lediglich 1500 DM in der Beitragspflicht in der Rentenversicherung und

der Arbeitslosenversiche- rung unterworfen; vom Weihnachtsfreibetrag ein- mal abgesehen, der mit dem Haushaltsbegleitge- setz '84 ebenfalls abge- schafft wird.

Künftig soll so verfahren werden:

> Es ist rückwirkend für 11 Monate (Januar bis No- vember) die Jahresbei- tragsbemessungsgrenze festzustellen = 11 x 5000 DM = 55 000 DM;

> es sind rückwirkend die in diesen 11 Monaten ge- währten beitragspflichti- gen Gehälter aufzuaddie- ren, das sind 11 x 3500 DM

= 38 500 DM,

die Differenz zwischen 55 000 DM und 38 500 DM ist 16 500 DM; bis zu die- sem Betrag ist eine im Mo- nat November gewährte Sonderzahlung voll bei- tragspflichtig. Dies bedeu- tet im konkreten Beispiel, daß die Weihnachtszuwen- dung von 3500 DM voll der Beitragspflicht unterliegt.

Für die Krankenversiche- rung ist auf der Basis der gültigen Beitragsbemes- sungsgrenze (z. Z. jährlich 45 000 DM) eine entspre- chende Berechnung anzu- stellen. Es ergibt sich eine Mehrbelastung von 762 DM, die je zur Hälfte vom Arbeitgeber und vom Ar- beitnehmer zu tragen ist.

Erhält derselbe Arbeitneh- mer beispielsweise im Mo- nat Juni Urlaubsgeld aus- gezahlt, so ist derselbe Re- chengang durchzuführen.

Allerdings sind die anteili- gen Jahresbemessungs- grenzen auf den Monat Ju- ni zu beziehen (also 6 x 5000 DM = 30 000 DM usw.).

Erhält der Arbeitnehmer sowohl ein Urlaubsgeld und ein 13. Gehalt im Mo- nat November, so müssen die Rechenvorgänge kom- biniert werden. Nach der neuen Konzeption würde aber auch dann die Weih- nachtszuwenduhg in der Regel voll in die Beitrags- pflicht fallen.

Eine Sonderregelung soll für Einmal-Zahlungen gel- ten, die zu Beginn eines neuen Jahres gewährt wer- den und wirtschaftlich noch dem alten Jahr zuzu- rechnen sind. Als Stichtag

Jeder Lehrling (oder korrekt und bürokratisch: „Auszubil- dende") kostet seinen Lehr- herrn durchschnittlich 17 040 DM pro Jahr. Das geht aus ei- ner Untersuchung des Bun- desinstituts für Berufsbildung hervor. Dabei sind die Lohn- kosten der dickste Brocken.

Die von Lehrlingen erarbeite- ten Erträge spielen 40 Pro- zent der Ausbildungskosten wieder herein

soll dazu der 31. März ein- geführt werden. Mit dieser Sonderregelung will die Bundesregierung vermei- den, daß die Neuregelung dadurch umgangen wird, daß zum Beispiel das Weihnachtsgeld nicht im November/Dezember, son- dern erst im Januar gezahlt wird.

Bei dieser Sonderregelung muß die Jahres-Gesamtab- rechnung für die Sozialver- sicherung auf der Basis

120 Heft 47 vom 25. November 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Fortbildung, Gedächtnistraining, Gymnastik und aktive Erholung. Die politische Kraft des älteren Menschen ist seither gewachsen. Sie ist i m heimatlichen Bereich und

Der rote Faden, der sie miteinander verbindet, ist stets Ausdruck der bitteren Erkenntnis, daß das, was Lenin bereits im September 1917, also noch vor der Oktoberrevolution,

K A S S E L — Weniger und besser durchdachte Gesetze sowie Klarheit über die langfristig gesicherte Finanzierung des Systems der sozialen Sicherheit sind die dringendsten Forderun-

alsein Werk des 19. Und doch je mehr sich der Interessierte in das Werk Bismarcks vertieft, um so besser wird er erkennen, wie aus und neben dem Zeitgebundenen sich eine

„Wer weiß, ab wann es diese Landwirtschaftlichen Güteradreßbücher gab und wie oft sie erschienen sind. Und wer besitzt sie noch?" Antwort bitte an Irene Eckert-Möbiys,

Im Durchschnitt der OECD-Länder flossen seit der Jahrtausendwende jedes Jahr rund 22 Pro- zent des BIP in öffentliche und private Investitionen, in China sogar mehr als

In accordance with the third sub-paragraph Article 6(1), of the Asylum Procedures Directive, Member States should make sure that information about changes made in relation

November: Oggersheim, Oppau, Pfingstweide, Edigheim und Nord; Dienstag, 26.. November: West, Friesenheim, Mitte, Gartenstadt und Rheingönheim;