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0-5 1614 I 15-20 1 21-30 131-401 41-50 I 51-60 1 61-70 71-801 81-00 oueue: GKV -Arzneimittelindex Lebensalter
Anzahl der Arzneimittel-Verordnungen:
Anstieg bei über Fünfzigjährigen
Für jedes in der gesetzlichen Krankenversicherung versicherte Kind unter sechs Jahren wurden im Jahr 1985 im Durchschnitt 12 Arzneimittel verordnet. In den mittleren Jahrgängen hält sich die Anzahl der Verordnungen je Versicherten in engen Grenzen, erst jenseits des 50. Lebensjahres steigt die Menge deutlich an
DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT 12=11EDIMIll
Aus Bund und Ländern
Muschallik:
Für eine „Reform mit Augenmaß"
BONN. Für eine „Re- form mit Augenmaß" und ei- ner Anpassung der gesetzli- chen Krankenversicherung (GKV) an die geänderten medizinischen, wirtschaft- lichen und sozialen Bedin- gungen hat sich Dr. Hans Wolf Muschallik, der Ehren- vorsitzende der Kassenärzt- lichen Bundesvereinigung (KBV), bei einer Podiums- diskussion des Wirtschaftsra- tes der CDU ausgesprochen.
Die Strukturreform sollte bei der Problemlösung an den Ursachen der Kostenex- pansion ansetzen. Für drin- gend erforderlich hält Mu- schallik eine grundlegende Reform des Finanzierungs- modus der Krankenversiche- rung der Rentner (KVdR).
Die aus der demographischen Entwicklung resultierenden Belastungen sollten zu glei- chen Teilen auf die Berufstä- tigen, die Rentner und den Staat verteilt werden, forder- te Muschallik. Vorrangig müsse auch im kostenexpan- sivsten Bereich, im Kranken- haussektor, bei den Heil- und Hilfsmitteln, im Arzneimit- telbereich angesetzt werden — unter Beachtung der erbrach- ten „Vorleistungen" der Sektoren. Im Krankenhaus- bereich sei eine Überprüfung des modifizierten Selbstko- stendeckungsprinzips erfor- derlich. Echte Leistungsprei- se seien hier steuerungswirk- samer als pauschale Entgelte und tagesgleiche Pflegesätze.
Der stationäre Sektor müsse durch Bettenabbau und durch eine Ausweitung der häuslichen Pflege entlastet werden. Dagegen gebe es für eine institutionelle Öffnung der Krankenhäuser zur am- bulatorischen Versorgung so- wie für die prä- und poststa- tionäre Versorgung keinen Anlaß und Bedarf.
Die zentrale Funktion der niedergelassenen Ärzte müs- se durch eine ausreichende
berufspraktische Qualifika- tion angehender Kassenärzte gesichert werden.
Eine bessere Absicherung des Pflegefallrisikos begrüßte Dr. Muschallik unter der Voraussetzung, daß die da- durch entstehenden Kosten in erster Linie aus Bundes- mitteln getragen werden. EB
Personale
Sterbebegleitung
KÖLN. Vor zunehmend unlösbar erscheinenden Auf- gaben sehen sich die im Krankenhaus tätigen Ärzte, Pflegekräfte und Sozialarbei- ter bei der Betreuung ster- bender Menschen. Mehr als jeder zweite Bundesbürger, rund 55 Prozent, stirbt im Krankenhaus (mehr als 400 000 Personen) Anläßlich seiner 72. Hauptversamm- lung in Köln setzte sich der Marburger Bund (Verband der angestellten und beamte- ten Ärzte) für verbesserte räumliche und personelle Voraussetzungen ein, um
„das Sterben mit personaler Sterbebegleitung in Würde zu ermöglichen", heißt es in
einem Beschluß der Haupt- versammlung, der auf der Basis der Ergebnisse einer
Diskussionsveranstaltung über „Sterben im Kranken- haus" vorbereitet wurde.
Der Beschluß setzt sich für eine verbesserte Aus-, Weiter- und Fortbildung im ärztlichen und pflegerischen Bereich ein, um den psycho- logischen und sozialen Auf- gaben gewachsen zu sein, wie sie sich „besonders ein- drucksvoll aus der Verpflich- tung zur Sterbebegleitung im Krankenhaus ergeben". Not- wendig sei aber auch eine personelle Ausstattung, die dem medizinischen Fort- schritt Rechnung trage und es gleichzeitig ermögliche, jene Arbeit zu leisten, die die Ge- meinschaft ihren schwerkran- ken und sterbenden Mitmen- schen schuldig ist. Die noch aus dem Jahr 1969 datieren- den Anhaltszahlen für die Personalbesetzung im Kran- kenhaus, die die Deutsche
Krankenhausgesellschaft (einseitig) entwickelt habe, werden den heutigen Anfor- derungen nicht mehr gerecht, heißt es in dem Beschluß des Marburger Bundes. EB
Neue Kursreihe
„Naturheilverfahren"
MÜNSTER. Ärztinnen und Ärzte vor allem aus dem nordwestdeutschen Raum, die die Zusatzbezeichnung
„Naturheilverfahren" an- streben, können dies jetzt auch durch Teilnahme an ei- ner von der Akademie für ärztliche Fortbildung der Ärztekammer Westfalen- Lippe eingeführten Kursrei- he „Naturheilverfahren" er- reichen.
Die erste Kurswoche, zu der 42 Teilnehmer angenom- men wurden — weitere 90 An- wärter mußten auf eine War- teliste gesetzt werden — be- gann Anfang November mit einer Veranstaltung, an der auch der nordrhein-westfäli- sche Gesundheitsminister Heinemann teilnahm. Er be- grüßte das Angebot als Zei- chen eines neuen „Zeitgei- stes in der Medizin", die sich immer mehr den Möglich- keiten und Chancen der na- türlichen Heilverfahren an- nehme. DÄ-WL
Polen: Rezepte sind Scheck ohne Deckung
BONN. Neben anderen Hilfsorganisationen hat jetzt auch Care Deutschland auf die immer schlimmer wer- dende Arzneimittelknappheit in Polen aufmerksam ge- macht. Für viele Patienten sei das vom Arzt ausgeschriebe- ne Rezept ein „Scheck ohne Deckung" geworden. In den Krankenhäusern fehlt es un- ter anderem auch an norma- len Narkosemitteln, so daß selbst bei einfachen Krank- heitsfällen unnötige Kompli- kationen hingenommen wer- den müssen.
In Erinnerung an die Me- dikamentenspenden der Jah- re 1982 und 1983 hat Care Deutschland die Arzneimit- telindustrie und die Öffent- lichkeit um Solidarität und um Unterstützung gebeten (Spendenkonto der Care Deutschland „Polen-Hilfe", Sparkasse Bonn oder Postgi- ro Köln Nr. 33 33 33). WZ Dt. Ärztebl. 84, Heft 49, 3. Dezember 1987 (15) A-3355