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Archiv "Erstes deutsch-polnisches Symposium: Europäische Zukunft" (02.11.2001)

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olen gilt als sicherer Kandidat für den Beitritt zur Europäischen Union; avisiert ist dafür das Jahr 2002. „Europa braucht Polen“, bekräf- tigte Egon Bahr (SPD) als Ehrengast des ersten deutsch-polnischen Ärzte- Symposiums „Vergangenheit verstehen – Zukunft gestalten“. Etwa 200 Ärzte der polnischen Niederschlesischen Ärz- tekammer Breslau und der Sächsischen Landesärztekammer trafen sich im Sep- tember in Kreisau/Krzy ·zowa. Den Ta- gungsort, das Kreisauer Gut, wählten die beiden Kammern als Symbol für die gemeinsame deutsch-polnische Vergan- genheit und eine gemeinsame europäi- sche Zukunft.

Egon Bahr, Bundesminister a. D. und nach 1969 unter Willy Brandt einer der Wegbereiter einer neuen Ost- und Deutschlandpolitik, hält die Erweite- rung der EU durch Polen

für „historisch, moralisch und kulturell richtig und wichtig“. Er warnte aller- dings davor, den Beitritt zu überstürzen. „Lassen Sie sich Zeit“, sagte er.

„Die Aufnahme Polens steht außer Frage, zuvor sind aber noch einige De- tails zu klären.“

Von den deutschen Ärzten und Ärztinnen werde die Osterweite- rung der EU hauptsäch- lich mit Freude, aber auch mit Skepsis gese-

hen, erklärte Prof. Dr. med. Jörg-Diet- rich Hoppe, Präsident der Bundesärzte- kammer. Als Dienstleister und Arbeit- nehmer seien Ärzte sehr an einem Aus- tausch interessiert. „Ein Zusammen- wachsen ist eine Chance und eine Herausforderung zugleich“, betonte er.

Bisher werde eine Harmonisierung der Gesundheitssysteme abgelehnt, da dies für einige Länder eine Absenkung ihres

Versorgungsniveaus bedeuten würde.

Im vereinten Europa könne das Ge- sundheitswesen jedoch nicht ausge- grenzt werden: „Die Krankenkassen werden entweder in einem europäi- schen Markt Leistungen europaweit ausschreiben und die Leistungserbrin- ger einen Preiswettbewerb führen müs- sen, oder es muss die soziale Dimension der Gesundheitswesen auch in den Verträgen der EU verankert werden“, meinte Hoppe. Wenn die Nationalstaa- ten die Gesundheitswesen weiterhin als Teil ihrer Sozialwesen ansehen wollten, müsse eine Chancengleichheit der Menschen erreicht werden – ganz gleich in welchem Teil Europas sie geboren wären.

Die polnische Regierung ist an einem baldigen EU-Beitritt interessiert. „Ärzte und Krankenschwestern können dann

im jeweils anderen Land angestellt wer- den“, sagte der zur Zeit des Symposiums polnische Vizegesundheitsminister Dr.

Andrzej Rys. Die Sorge, dass polnische Ärzte Deutschland überschwemmen würden, sei jedoch unbegründet. Die un- terschiedlichen Ausbildungen zum Arzt und die uneinheitlichen Gebühren für die ärztliche Behandlung seien noch große ungelöste Probleme.

Tatsächlich unterscheidet sich das Gesundheitswesen in Polen deutlich von dem in Deutschland. Die meisten Ärzte sind angestellt; zum Teil noch in Polikli- niken, die inzwischen kommunale oder private Träger haben. Nur wenige polni- sche Ärzte sind niedergelassen. Sie ar- beiten meist auf privater Basis; Verträge mit Krankenkassen laufen meist nur über ein Jahr. Einen Kredit aufzuneh- men ist deshalb mit einem hohen Risiko verbunden. Seit 1989 gibt es in Polen wieder Ärztekammern, nachdem die so- zialistische Regierung 1959 die ärztliche Selbstverwaltung aufgelöst hatte. Im Ja- nuar 1990 begann die Niederschlesische Ärztekammer, der in Polen auch die Zahnärzte angehören, ihre Tätigkeit.

1992 nahm der Präsident der Kam- mer, Dr. med. Wlodzimierz Bednorz, Kontakt zur Sächsischen Landesärzte- kammer auf. Es folgten gegenseitige Be- suche und Erfahrungsaustausche. „Ge- meinsam haben wir 40 Jahre Staatsdiri- gismus und Planwirtschaft im Gesund- heitswesen ertragen müssen, und ge- meinsam bauten wir Ärztekammern und eine neue demokratische Grundord- nung auf“, erklärte Prof. Dr. med. Jan Schulze, Präsident der Sächsischen Lan- desärztekammer. „Wir profitieren im- mer noch sehr von den ostdeutschen Er- fahrungen bei der Umgestaltung des Ge- sundheitswesens“, bekräftigte Bednorz.

Seit fast zehn Jahren treffen sich die Ärzte der beiden Kammern regelmäßig, hospitieren im jeweiligen Nachbarland.

Dabei diskutieren sie fachspezifische, berufspolitische und wirtschaftliche Fra- gen. Für ihre Bemühungen um die deutsch-polnische Zusammenarbeit wur- de in Kreisau je ein Repräsentant der beiden Kammern geehrt: Dr. med.

Bednorz nahm das Ehrenzeichen der deutschen Ärzteschaft vom Präsidenten der Bundesärztekammer entgegen; Dr.

med. Peter Schwenke erhielt die Miku- licz-Radecki-Medaille vom Präsidenten der polnischen Niederschlesischen Ärz- tekammer. Beide Ärzte werden künftig eine deutsch-polnische Arbeitsgruppe leiten, die die Kooperation der beiden Kammern besonders auf fachlicher Ebe- ne im grenznahen Bereich intensivieren soll. Erste Ergebnisse will die Gruppe in zwei Jahren vorstellen – auf dem zwei- ten deutsch-polnischen Symposium in Sachsen. Dr. med. Eva A. Richter P O L I T I K

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A2854 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 44½½½½2. November 2001

Erstes deutsch-polnisches Symposium

Europäische Zukunft

Ärzte der Sächsischen Landesärztekammer und der Nieder- schlesischen Ärztekammer trafen sich in Kreisau/Krzy·zowa.

Der Präsident der Sächsischen Landes- ärztekammer, Prof.

Dr. med. Jan Schulze, der Präsident der Nie- derschlesischen Ärz- tekammer, Dr. med.

Wlodzimierz Bednorz, und der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. med. Jörg- Dietrich Hoppe, legten am Grab von Mikulicz Radecki, einem der bekannte- sten polnischen Ärzte, einen Kranz nieder.

Foto: Sächsische Landesärztekammer

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