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Archiv "3. Deutsch-Polnisches Symposium: Grenzüberschreitende Normalität" (07.10.2005)

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E

uropa wächst zusammen. Dieser zu- kunftsgerichtete Satz wird in der Region Sachsen-Niederschlesien mit Leben gefüllt. Bereits zum dritten Mal fand Anfang September das Deutsch-Polnische Symposium statt.

Thema in diesem Jahr: „Vergangenheit verstehen – Zukunft gestalten“.

„Wir wollen mit diesen Treffen die Brücke zwischen Vergangenheit, Ge- genwart und Zukunft tragfähig ma- chen“, betonte der Präsident der Säch- sischen Ärztekammer, Prof. Dr. med.

Jan Schulze. Fast 200 Ärzte der sächsi- schen und der niederschlesischen Ärz- tekammer diskutierten in Wroclaw, dem ehemaligen Breslau, die gemeinsa- me Geschichte und die heutigen Pro- bleme des ärztlichen Berufes.

Es gehört zu den Besonderheiten dieses Treffens, dass eine Ärztin aus Sachsen, Annette Kaiser, die Geschich- te der Ärztekammer Schlesiens in Wroclaw vorstellen konnte. Im Rah- men ihrer Forschungen öffneten sich für sie die dortigen Archive. Die nieder- schlesische Kammer unterstützte sie bei ihren Recherchen.

Als Bindeglied der deutsch-polni- schen Medizingeschichte gilt Jan Mi- kulicz-Radecki. Der Wroclawer Me- dizinhistoriker Prof. Dr. Waldemar Ko- zuschek würdigte anlässlich des 100.

Todestages den bedeutenden Chirur- gen, der an der Medizinischen Fakultät der Universität Breslau wirkte. Seine chirurgischen Erfindungen gingen zu- rück auf Erfahrungen aus Würzburg, Wien, Krakau und Breslau. Mikulicz- Radecki, von deutsch-polnischer Ab- stammung, antwortete auf die Frage, welcher Landsmann er sei, mit der Feststellung: „Ich bin Chirurg.“ Mit dieser Einstellung sei es für Ärzte ein- facher, Grenzen zu überwinden, so der

Präsident der niederschlesischen Ärz- tekammer, Dr. med. Andrzej Wojnar:

„Für uns Ärzte steht der Patient im Vordergrund, nicht der Glaube oder die politische Ausrichtung.“

Gemeinsam ist beiden Kammern, dass sowohl im Osten Deutschlands als auch in Polen nach Jahrzehnten soziali- stischer Staatsmedizin ein Neuanfang gewagt werden musste. Dazu gehörte auch der Aufbau einer Kammer für Ärzte. Doch während der Osten Deutschlands auf die Hilfe des Westens zurückgreifen konnte, leidet das polni- sche Gesundheitswesen unter gravie- render Unterfinanzierung. Die polni- schen Krankenhäuser sind die höchst verschuldeten Einrichtungen des Lan- des. Aber die Regierung scheint nicht

bereit zu sein, die Mittel für Gesundheit wesentlich zu erhöhen. Was in Deutsch- land in Ansätzen an Rationierung er- kennbar ist, schlägt in Polen längst durch. Ärzte müssen ihren Patienten aufgrund der prekären Finanzlage die Behandlung verweigern oder erbringen diese nur noch gegen Bargeld.

Polnische Ärzte wandern aus

Viele polnische Ärzte suchen deshalb ihr Glück im Ausland. Nur wenige Auto- stunden liegen die ostdeutschen Bun- desländer entfernt. In Sachsen sind zur- zeit 124 polnische Ärzte beschäftigt.

Eineinhalb Jahre nach dem EU-Beitritt spürt Polen, dass eine stete Abwande- rung von Ärzten in die europäischen Nachbarländer einsetzt. Schlechte Ar- beitsbedingungen, miserable Bezahlung und mangelnde Perspektiven treiben viele polnische Ärzte über die Oder- Neiße-Grenze gen Westen. So berichtet der Präsident der polnischen Ärztekam- mer, Dr. med. Konstanty Radziwill, dass bereits zehn Prozent der polnischen Anästhesisten ins Ausland abgewandert sind. Neben Deutschland finden sie vor allem in den skandinavischen Ländern sowie Großbritannien attraktive Jobs.

Auf die Frage, wie es im vereinten Europa weitergehen soll, versuchte der Europaparlamentarier Dr. med. Tho- mas Ulmer zu antworten. Heftige Kritik erntete er mit der Vorstellung des dienstleistungsoffenen Europa. Seit Monaten wird in Brüssel über die Dienstleistungsrichtlinie gestritten. In ihr wird festgelegt, in welchem Umfang grenzüberschreitende Dienstleistungen A

A2680 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 407. Oktober 2005

3. Deutsch-Polnisches Symposium

Grenzüberschreitende Normalität

Sächsische Ärztekammer lobt gute Zusammenarbeit mit den Nachbarn.

P O L I T I K

Oben: Der historische Marktplatz von Wroc- law (Breslau)

Fotos:Daniel Rühmkorf

Prof. Dr. Waldemar Kozuschek würdigte den Chirurgen Jan Mikulicz-Radecki als Bindeglied deutsch-polnischer Medizingeschichte.

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D

ie Deutsche Krankenhausgesell- schaft e.V. (DKG), Berlin, hat nach anfänglichen Widerständen bei der Umsetzung des diagnosebezogenen Fallpauschalensystems (Diagnosis Re- lated Groups; DRGs) den Paradigmen- wandel als unumkehrbar akzeptiert.

Hauptgeschäftsführer Jörg Robbers er- klärte vor 220 Krankenhausmanagern während der 25. Biersdorfer Kranken- haus-Management-Gespräche am 16.

September in Biersdorf (Eifel), die DKG habe erreicht, dass das „lernende System“ nach den Versorgungsbedürf- nissen der Krankenhauspraxis ausge- richtet und ständig verfeinert werde.

Allerdings wäre es den Kranken- hausträgern lieber gewesen, das deut- sche DRG-System hätte den Fast-100- Prozent-Ansatz vermieden und bei der Implementierung nicht ein zu hohes Tempo vorgelegt. Die DKG habe als Dachorganisation der Krankenhaus- träger ohnedies eine Menge Arbeit, um die Interessen aller Krankenhausträger auf den kleinsten ge-

meinsamen Nenner zu bringen. Die Kranken- hausgesellschaft könne nicht alle Kranken- häuser gleichermaßen und mit vollem Erfolg vertreten – vom klei- nen Krankenhaus der Grund- und Regelver- sorgung bis hin zu den Maximalversorgern und den Universitätsklini- ken. Auch die divergie- renden Interessen, je nach Trägerschaft, blok- kierten oftmals eine starke Interessenver- tretung. Immerhin habe die DKG als eingetra-

gener Verein – nach dem Urteil von Rechtsanwalt Robbers die modernste Rechtsform – eine Verkörperschaftung verhindern können. Diese war Teil eines vom damaligen Bundesgesund- heitsminister Horst Seehofer (CSU) in- itiierten Reformprojekts. Die DKG und die Krankenhausgesellschaften der Länder könnten dadurch heute fle- xibler und sachbezogener agieren. Sie seien von der Last der mittelbaren Staatsgewalt befreit, die sonst als Kör- perschaften nur noch politisch bestimm- te Gesamtbudgets unter dem Schutz von „Body-Guards“ verteilen müssten.

Robbers bezeichnete es als einen Er- folg der Spitzenverbände, dass der Fall- pauschalenkatalog für das Jahr 2006 rechtzeitig und ohne Ersatzvornahme des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung beschlossen wer- den konnte. Die DKG, die Spitzen- verbände der Krankenkassen und der Verband der privaten Krankenversiche- rung e.V. hätten sich auf den verfeiner- ten DRG-Katalog, das Abrechnungsverfahren und die Kodier-Richtli- nien verständigen kön- nen. Die DKG schreibt sich den Erfolg auf die Fahnen, dass ab dem kommenden Jahr 954 Fallgruppen (DRGs) und zusätzlich 83 Zu- satzentgelte abgerech- net und vereinbart wer- den können. Adaptio- nen, Neudefinitionen, Splittungen und Ände- rungen seien notwendig gewesen, um die Pau- schalen zu verfeinern und das komplexe Be- handlungsgeschehen ge- P O L I T I K

A

A2682 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 407. Oktober 2005

Krankenhäuser

Der lange Weg zum Preissystem

Deutsche Krankenhausgesellschaft lobt inzwischen das Fallpauschalensystem als Erfolg der Selbstverwaltung.

angeboten werden dürfen.Während die konservative Fraktion im Europaparla- ment, der Ulmer angehört, das Gesund- heitswesen für internationale Anbieter öffnen will, wurde ihm auf dem Sympo- sium entgegengehalten, dass die Be- handlung von Menschen mehr als eine Dienstleistung sei und nicht auf dem freien Markt feilgeboten werden dürfe.

Denn bereits heute, kritisierte der Ge- neralsekretär des Weltärztebundes, Dr.

med. Otmar Kloiber, werde die Kom- merzialisierung des Gesundheitswesens von nahezu allen europäischen Regie- rungen offen oder verdeckt betrieben.

Die professionelle Autonomie der Ärz-

te werde durch diese Entwicklung stark gefährdet. Kloiber forderte die Ärzte auf, gemeinsam zu handeln, denn Ein- zelkämpfertum sei hier kontraproduk- tiv: „Der Versuch, die professionelle Autonomie im nationalen Alleingang zu retten, muss scheitern.“

Die sächsische und die niederschlesi- sche Ärztekammer betreiben inzwi- schen seit zehn Jahren einen regen Aus- tausch. Die Zusammenarbeit ist weit gediehen: Görlitz ist heute akademi- sches Lehrkrankenhaus der Universität Wroclaw, beide Kammern führen ge- meinsame Vorstands- und Fortbil- dungsveranstaltungen durch und haben die Notfallversorgung im grenznahen Bereich aufeinander abgestimmt. Beide Seiten wollen das neue Europa mitge- stalten. So sollen der Austausch von jungen Ärzten der Region verstärkt und die Fortbildungen grenzüberschrei- tend anerkannt werden. Kammerpräsi- dent Schulze: „Das sind unsere Schritte zur grenzüberschreitenden Norma- lität.“ Daniel Rühmkorf

„Der Paradigmenwandel zum diagnosebasierten Fallpauschalensystem ist

unumkehrbar.“

Jörg Robbers Dienstleistungsfreiheit im Gesundheitswe-

sen: EU-Parlamentarier Dr. med. Thomas Ulmer erntete Kritik für die Bestrebungen der EU.

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