A-1338 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 20, 19. Mai 2000
Krankenhaus
Zu dem Beitrag „Überstunden zum Wohle der Karriere!“ von Jens Flin- trop in Heft 11/2000:
Sachzwänge blieben unerwähnt
Es ist wenig akademisch und schon gar nicht hilfreich, wenn in unserem Standes- blatt solche einseitigen Dar- stellungen wie in der Politik reißerisch aufgemacht wer- den. Der Verfasser hat mit keinem Wort die Sachzwän- ge erwähnt, die uns die Poli- tiker aufgedrückt haben. Die Fortschreibung des Budgets von 1993 hat schon einige schwere Wunden in die Krankenhauslandschaft ge- schlagen. Wenn dann noch zusätzliche Budgetkürzun- gen im vorigen wie in diesem Jahr von einigen Hundert- tausend DM für ein 250-Bet- tenhaus dazukommen, kann man sich wohl vorstellen, was die Zukunft bringt. Der Verfasser sollte mal den Fo- cus der letzten Märzwoche lesen, unter Periskop, Über- schrift „Das Krankenhaus- sterben hat begonnen“, es sollen in den nächsten Jah- ren 500 Krankenhäuser ge- schlossen werden. Ich kann den Verfasser beruhigen, dass wir Chefärzte uns größ- te Sorgen machen um die Entwicklung der Überstun- den. Neue Stellen können nicht geschaffen werden, im Gegenteil, es wird abgebaut.
Im Pflegebereich wurde schon erheblich reduziert.
Auch die meisten Verwal- tungsleiter würden liebend gerne das Arbeitszeitgesetz umgesetzt wissen, aber Hil- festellung von den Kranken- kassen und von den Politi- kern sind nicht zu erwarten.
Allein in Niedersachsen gibt es heute schon viele Häuser mit Millionen-Schulden, und der Fachreferent im Sozial- ministerium für Gesund- heitswesen, Dr. Bruggenber- ger, allgemein bekannt, pro- gnostiziert zunehmende Pa- tientenzahlen in den Kran- kenhäusern durch die immer
weiter aufstrebende Alters- pyramide.
Aus meiner Sicht wird es in naher Zukunft zu weiteren rigorosen Einschnitten kom- men, aber die Politiker wer- den sehr bald merken müs- sen, dass das Ruder wieder umgelegt werden muss, um die Versorgung der Patienten optimal zu gewährleisten.
Dr. med. Peter Bauch, Kreis- und Stadtkrankenhaus Al- feld/Leine, Landrat-Beus- hausen-Straße 26, 31061 Al- feld/Leine
Klinische Ethik
Zu dem Beitrag „Beratung bei Ent- scheidungsschwierigkeiten“ von Priv.- Doz. Dr. Stella Reiter-Theil et al. in Heft 14/2000:
Beratung zahlt sich aus
. . . Vo m Arzt umfassend aufgeklärt, ist eine dezidierte Festlegung der Wünsche in Bezug auf medizinische Maß- nahmen möglich. Genaue Angaben in der Patientenver- fügung und die Benennung des Bevollmächtigten bei ei- gener Entscheidungsunfähig- keit erleichtern therapeuti- sche Entscheidungsprozesse in allen Bereichen der Medi- zin, ohne den Arzt aus seiner Verantwortung aufgrund fach- licher Kompetenz zu entlas- sen.
Nicht Therapiebegren- zung, sondern Therapiever- änderung. Bei schwerstkran- ken und sterbenden Patien- ten muss sie keinesfalls in die extreme Maximaltherapie oder Behandlungsabbruch münden. Hospizarbeit und palliativmedizinische Ver- sorgung solcher Patienten sind eine tragfähige Alterna- tive. Die zusätzliche Bera- tungsarbeit für den Arzt wird sich in der Zukunft auszah- len. Nur so kann sich eine zeitgemäße, auf gegenseitiges Vertrauen basierende Arzt- Patienten-Beziehung für die Zukunft gestalten.
Monika Schweihoff, Deut- sche Hospiz Stiftung, Hohle Eiche 29, 44229 Dortmund S P E K T R U M
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