• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Die Ernährung von tumorkranken Patienten: Schlußwort" (05.09.1991)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Die Ernährung von tumorkranken Patienten: Schlußwort" (05.09.1991)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

gelten, daß das Mammakarzinom ein

„Wohlstandskarzinom" ist, das be- sonders in hochentwickelten Län- dern mit (über-)reichlicher Ernäh- rung auftritt. Ein epidemiologischer Zusammenhang zwischen dem Zuk- kerverzehr und dem Auftreten von Mammakarzinom gilt ebenfalls als wahrscheinlich, die zuckerbedingte Insulinausschüttung wird dabei als pathophysiologisch relevant angese- hen.

Mammakarzinom-Zellen tragen in praktisch allen Fällen Insulinre- zeptoren und werden in der Regel durch Insulin stimuliert. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß der „insulin-like growth factor 1"

(IGF-1) unter anderem in Abhängig- keit von Insulin und dem Ernäh- rungszustand ausgeschüttet wird und daß nahezu alle Mammakarzinome Rezeptoren für IGF-1 besitzen.

Das Kolonkarzinom ist ein wei- terer Tumor, der durch Insulin sti- muliert wird. Über dieses Karzinom liegt außerdem eine Arbeit vor, die eine signifikante Verkürzung des Überlebens durch intravenöse Er- nährung aufzeigt; in einer weiteren Arbeit über das Kolonkarzinom sind die Ergebnisse einer Chemotherapie unter gleichzeitiger intravenöser Er- nährung etwas schlechter. Dieser Tumor wird also offensichtlich durch eine intensive Ernährung in seinem Wachstum beschleunigt.

Das Problem der Ernährung von Tumorpatienten ist somit meines Er- achtens weitaus komplizierter, als es der Autor dargestellt hat, und es ist nicht nur die Möglichkeit einer Le- bensverlängerung, sondern auch ei- ner Lebensverkürzung durch intensi- vierte Ernährung zu diskutieren. Die vorliegenden Daten über das Wachs- tumsverhalten menschlicher Tumo- ren unter Ernährung und Insulin, die zu einem besseren Verständnis die- ses Problems führen könnten, sind jedoch noch lückenhaft: so ist zum Beispiel noch kein menschlicher Tu- mor definiert, dessen Wachstum wie im oben genannten Tiermodell durch Insulinentzug und/oder Fasten stimuliert wird.

Bevor jedoch solche Daten vor- liegen, scheint mir die vom Autor er- hobene Forderung nach einer diäte- tischen Schulung von Ärzten ins Lee-

re zu zielen. Vor einer solchen Schu- lung ist vielmehr eine intensive wis- senschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Problematik erforderlich.

Literatur beim Verfasser

Dr. med. habil. Michael Fink Klinikum

2. Medizinische Klinik W-8510 Fürth

Schlußwort

In dem Beitrag „Die Ernährung von tumorkranken Patienten" sollten wissenschaftlich gesicherte Fakten dargestellt werden, an denen man sich in der Praxis orientieren kann.

Auf die Wiedergabe von Spekulatio- nen und experimentellen Befunden, die mögliche Ansätze für ernäh- rungstherapeutische Maßnahmen geben, wurde bewußt verzichtet.

In der Stellungnahme von Fink werden einige solcher, meist an Ver- suchstieren gewonnener Befunde ge- schildert. Wenn man schon aufgrund experimenteller Befunde spekuliert, dann sind nach meiner Einschätzung folgende Ergebnisse von wesentlich größerem Interesse: Vitamin C und

K3 hemmen das Wachstum verschie- dener Tumorzell-Linien in der Kul- tur und potenzieren die Wirkung von Zytostatika; unter Gabe von Beta- Karotin und Vitamin A bilden sich präkanzeröse Läsionen der Mund- schleimhaut zurück; 80 Prozent aller Mammakarzinome besitzen Rezep- toren für 1,25-Dihydroxi-Vitamin D, und rezeptorpositive Mammakarzi- nomzellen lassen sich durch diese aktive Form des Vitamin D hemmen;

in einer prospektiven Studie fand sich eine negative Korrelation zwi- schen der Höhe des Fettverzehrs und der Überlebenszeit von Frauen mit metastasierendem Mammakarzi- nom; eine Reduktion des Fettanteils auf 20 Prozent der Gesamtenergie- zufuhr steigert die Aktivität von Na- tural-Killer-Zellen signifikant; Fisch- öle, reich an Omega-3-Fettsäuren, hemmen das Tumorwachstum und.

die Tendenz zur Metasierung; Garn- ma-Linolensäure hemmt das Wachs- tum verschiedener Tumorzellinien in der Zellkultur, nicht hingegen das

Wachstum benigner Zellen etc. etc.

Diese unvollständige Auflistung zeigt, daß viele experimentelle und vereinzelte klinische Studien mit Nährstoffen beziehungsweise beson- deren Kostformen positiv verliefen.

Die Befunde berechtigten aber nicht

— wie es leider immer wieder ge- schieht — zu voreiligen positiven Äu- ßerungen über Möglichkeiten, mit einer Diät oder einem speziellen Nährstoff den Verlauf einer Tumor- erkrankung positiv zu beeinflussen.

In der Stellungnahme von Werk- meister wird auf die Broschüre der Bayrischen Krebsgesellschaft hinge- wiesen. Die hierin empfohlene Kost erfüllt die von mir genannten Vor- aussetzungen einer vollwertigen Mischkost. Eine solche Kost kann zur optimalen Deckung des Energie- und Nährstoffbedarfes eingesetzt werden. Es gibt jedoch keinerlei Hinweise darauf, daß die ebenfalls in dieser Broschüre empfohlenen Mol- ketrinktage oder die F.X.-Mayr-Diät irgendeinen positiven Einfluß auf den Verlauf einer Tumorerkrankung haben. Kostformen, mit denen nach Angaben der Autoren pro Tag etwa 1000 bis 1500 kcal und 40 Gramm Protein aufgenommen werden, sind bei Tumorkranken mit einem oft er- höhten Energiebedarf, bei denen es gilt, eine Kachexie zu verhindern, kontraindiziert. Es sind auch keine exakten wissenschaftlichen Untersu- chungen bekannt, die folgende, von der genannten Gesellschaft bezie- hungsweise den Autoren der Bro- schüre gemachten Aussagen bele- gen: Aktivierung der sich in den Zel- len abspielenden energieliefernden Oxidationsprozesse; geringste mögli- che Bildung von Fäulnis- und Gä- rungsgiften; Erleichterung der Aus- schwemmung von Endprodukten des Stoffwechsels und von Toxinen, die aus zerfallendem Tumorgewebe stammen; Öffnung der kapillaren Strombahn, um durch optimale Durchblutung der Zellgewebe die Sauerstoffversorgung zu verbessern etc. etc.

Prof. Dr. med. Heinrich Kasper Medizinische Klinik

der Universität Würzburg Josef-Schneider-Straße 2 W-8700 Würzburg A-2910 (76) Dt. Ärztebl. 88, Heft 36, 5. September 1991

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

In einem regionalen Pilotprojekt hat die Berufsgenossenschaft für Gesund- heitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) zwischenzeitlich eine dritte Alternative entwickelt: für

"Balint-Gruppen wollen keineswegs ideale Arzt- persönlichkeiten schaffen, keinesfalls als Schnellkurs für Psychotherapie ver- standen werden.. Michael und Enid

Dadurch werden Selbstre- flexion und -verantwortung angeregt (Labhardt). Über das kollegiale Bedürf- nis nach kasuistischer Fortbildung führt eine er- hellende Balint-Arbeit auch

Den außerordentlich lehrreichen Artikel habe ich mit großem Inter- esse gelesen. Die aufschlußreiche Abhandlung verdient überall Be- achtung, wo Sauerstoffbehand- lung für

Friedrich-Wilhelm Schwartz, Vorsitzender des Sachver- ständigenrates für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen, plädier- te für eine empirische Qualitätsanalyse

Eine Aspergillose wird anders behandelt als eine Histoplas- mose oder eine Kryptokokkose.. Es ist nicht korrekt zu schrei- ben, Pilzinfektionen seien bei im-

Läßt sich eine Verbesserung des Ernährungszustandes bei Einsatz entsprechend geschulten Fachpersonals nicht erreichen, so sind die verschiedenen Möglich- keiten der

Über dieses Karzinom liegt außerdem eine Arbeit vor, die eine signifikante Verkürzung des Überlebens durch intravenöse Er- nährung aufzeigt; in einer weiteren Arbeit über