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Die große Stärke der Arbeit liegt in der Methodolo- gie

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248 Klippel, Johanna: Sprachlernsituation Auslandsstudium

Info DaF 2/3 · 2015 Rezensionen

 Klippel, Johanna:

Sprachlernsituation Auslandsstudium. Eine qualitative Studie zu Lerner- fahrungen ausländischer Studierender in Deutschland. Baltmannsweiler:

Schneider Verlag Hohengehren, 2013 (Perspektiven Deutsch als Fremdsprache 26). – ISBN 978-3-8340-1255-5. 307 Seiten, € 49,95

(Manfred Kaluza, Berlin)

In der qualitativen empirischen Forschung zum Auslandsstudium gibt es häufig eine starre Trennung zwischen Untersuchungen, die die Rolle der Fremdsprache in den Fokus rücken, und solchen, die die adäquate Beherrschung der Sprache voraussetzen und deshalb Auslandserfahrungen jenseits der fremdsprachlichen Dimension erforschen.

Die Dissertationsschrift von Johanna Klippel versucht eine Verbindung, indem sie das Sprachlernen in den situativen Kontext der Erfahrungen während eines Auslandsstudiums einbettet. Die große Stärke der Arbeit liegt in der Methodolo- gie. Im Kapitel zur Konstruktion und Ausführung ihres Untersuchungsdesigns wird jede einzelne, noch so nebensächlich erscheinende methodologische Ent- scheidung unter Hinweis auf Vor- und Nachteile und mit einschlägigen Literatur- angaben überzeugend begründet. Für alle an qualitativer Sprach- und Sozialfor- schung Interessierte kann diese Untersuchung als exemplarisch gelten.

Die Arbeit entstand an der Technischen Universität Darmstadt, und so überrascht es nicht, dass von den 13 Studierenden, die an der Studie teilnahmen, 11 Ingenieurwissenschaften studieren, und auch die Geschlechterverteilung kann als repräsentativ gelten, 11 männlichen stehen zwei weibliche Studierende gegen- über. Interessanter ist die Heterogenität in der Ausgestaltung des Auslandsstudi- ums: Neben sieben ERASMUS-Studierenden waren zwei in einem englischspra- chigen Master-Programm eingeschrieben und vier in einem zweijährigen Doppel- diplom-Studiengang. Bis auf die zwei indischen Studierenden des Masterpro- gramms stammen alle anderen Studierenden aus europäischen Ländern.

Die Daten wurden über einen Zeitraum von sieben Monaten erhoben: vom Beginn eines studienvorbereitenden Sprachkurses bis zum Ende des ersten Fachsemes- ters. Am Beginn der Datenerhebung stand das Erstellen von Lernerbiografien, die eine »kontextuelle Verortung« (79) von Erkenntnissen aus den darauf folgenden Befragungen ermöglichen. Die Befragung ist zweigeteilt: Vier Fragebögen mit überwiegend offenen Fragen, gegliedert in die Themenbereiche kulturell, sprach- lich und akademisch, sollten im Laufe des ersten Semesters Auskunft geben über Verlauf und Entwicklung des Auslandssemesters. Gerahmt wurden diese Frage- bögen durch zwei leitfadengestützte Interviews zu Beginn – nach der Daten- sammlung zur Lernerbiografie – und am Ende des Untersuchungszeitraums.

Zugang zu den Probanden fand die Autorin durch den Unterricht in einem studienvorbereitenden Sprachkurs, wodurch das Interesse für die Teilnahme an

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Klippel, Johanna: Sprachlernsituation Auslandsstudium 249

Rezensionen Info DaF 2/3 · 2015

einer longitudinalen Untersuchung geweckt und aufrechterhalten werden konnte.

Eine wesentliche Rolle spielt die Fremdsprache Deutsch, in der die Daten erhoben wurden. Die Teilnehmer der Studie hatten am Anfang des studienvorbereitenden Sprachkurses das Niveau B1+, am Ende B2. Um relevante Äußerungen in der Fremdsprache Deutsch zu generieren, versuchte die Autorin bereits während des Deutschkurses »[…] beispielsweise interkulturelle Erlebnisse und fremdsprachli- che Lernerfahrungen […]« (83) zu diskutieren, was nicht ganz ungefährlich ist, weil die sprachlichen Strukturen immer auch Inhalte transportieren. Neben den Frageformulierungen können auch eingeübte Sprachmuster die später in den Fragebögen und Interviews erhobenen Erfahrungen lenken.

Noch besser gelungen als die Datenerhebung ist die Dokumentation und Auswer- tung der Daten, »eine Herausforderung jedes qualitativen Forschungsprozesses […]« (97), wie die Autorin zu Recht anmerkt. Ein übersichtliches Transkriptions- system, deduktiv und induktiv gewonnene Kategorien u. a. mit Hilfe einer elektronischen Probekodierung, kontinuierliche Verfeinerung der Kodierung durch Herausarbeiten argumentationslogischer Kategorien, das alles ständig begleitet von reflektierenden Memos, zeigen, wie gründlich die erhobenen Daten interpretiert wurden.

Der Aufwand zahlt sich in der Darstellung der Ergebnisse aus, deren inhaltliche Struktur sich an den in einem Rahmenmodell entwickelten Forschungsfragen orientiert. Die Studierenden sollen die Rahmenbedingungen des Auslandsstudi- ums beurteilen, dann sollen die Auswirkungen der Rahmenbedingungen auf ihre Interaktionsbereitschaft sowie die Erfahrungen in tatsächlichen Interaktionssitua- tionen untersucht werden. Zum Schluss möchte die Autorin Handlungsempfeh- lungen für ein studienvorbereitendes Curriculum und für die unterrichtsprakti- sche Arbeit aus den empirischen Daten herleiten. Ein weiteres Strukturelement der Darstellung ist die chronologische Anordnung.

Die Feingliederung orientiert sich an den Erhebungsinstrumenten: biografische Bedeutung, soziales Lernen, das die Autorin sehr psychologisch interpretiert, kulturelles Lernen, bei dem auf Kulturstandards zurückgegriffen wird, fremd- sprachliches Lernen, sehr dezidiert und plausibel untergliedert in subjektive Lerntheorien und Lernerstrategien, sowie akademische Lernerfahrungen.

Aus den vielen abgedruckten Äußerungen wird deutlich, wie stark die individu- ellen Rahmenbedingungen die Erfahrungen prägen. Dabei gelingt es der Autorin überzeugend, die Äußerungen mit ihrem Kategoriensystem zu verbinden, um in der Lage zu sein, konzise Interpretationen anzubieten. Wenn die Untersuchung eine Schwäche hat, dann ist es die zu starke Bindung an den studienvorbereiten- den Deutschkurs. Bereits in den ersten Kapiteln wird sehr häufig auf die Relevanz eines studienvorbereitenden Kurses hingewiesen, die auch niemand ernsthaft bestreiten kann. Am Ende steht das Kapitel mit den didaktischen Hinweisen zu

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250 Klotz, Peter: Beschreiben. Grundzüge einer Deskriptologie

Info DaF 2/3 · 2015 Rezensionen

einem studienvorbereitenden Deutschkurs, wodurch sich der Kreis schließt. Dies suggeriert eine stringente Forschungslogik, die der benutzten Methodologie widerspricht. Deren Relevanz besteht gerade nicht darin, verwertbare Erkennt- nisse zu liefern, sondern Erfahrungen aufzudecken, die sich einer Input-Output- Optimierung entziehen.

Der Verlag hat sich wenig Mühe gegeben, das Buch zu drucken. Vielleicht liegt es an der in der Dissertation häufig thematisierten ›Asymmetrie‹ der Beziehung, hier zwischen Autorin und Verlag. Dass der Zeilenumbruch einer Maschine überlas- sen wird, mag kostengünstiger sein, stört jedoch den Lesefluss sehr.

 Klotz, Peter:

Beschreiben. Grundzüge einer Deskriptologie. Berlin: Schmidt, 2013. – ISBN 978-3-503-13755-8. 223 Seiten, € 29,80

(Karl-Hubert Kiefer, Wuppertal)

Ein wichtiges Feld im wissenschaftlichen Schaffen von Peter Klotz bildeten in der Vergangenheit immer wieder linguistische und didaktische Fragestellungen rund um das Beschreiben, und so wundert es kaum, dass er nunmehr eine – um es vorweg zu sagen, bedeutende gesamtschauende – Schrift gleichnamigen Titels mit dem Zusatz Grundzüge einer Deskriptologie vorlegt. Sein Anspruch dabei, den er in der Einführung formuliert (9): Nicht weniger als ein gleichberechtigtes Nebenein- ander der Sprachhandlungen des Beschreibens, Erzählens und Argumentierens gilt es zu rechtfertigen, denn das Beschreiben ist, so Klotz, an Wahrnehmen, Denken und Fühlen genauso gebunden wie es kaum einen kommunikativen Akt gibt, der nicht auch beschreibenden Charakter hätte. Wer Beschreibungshandlun- gen nur auf die Textsorte Beschreibung oder literarische Texte reduziere, der verkenne, dass Deskriptivität für all jene Zuschreibungen stehe, die über das reine Benennen hinausgehen, womit Beschreiben einen »Grundgestus« jeglichen Infor- mierens und Kommunizierens darstelle.

In insgesamt acht übergeordneten und (mit Ausnahme der letzten beiden) jeweils fünf Unterkapiteln entfaltet Klotz sein breit gefächertes deskriptologisches Pano- rama:

Das erste Hauptkapitel unter dem Titel »Theoretische Aspekte des Beschreibens«

wartet zu Beginn des ersten Teilkapitels mit einem sprachphilosophischen Essay über die Grundpfeiler menschlicher Äußerungsformen – Wahrnehmung und Deskription sowie Erfahrung und Narration – auf. Hier versucht Klotz zunächst, die Deskription als Form der Bewältigung aller Arten von Erfahrung inmitten anderer Sprachhandlungen zu positionieren bzw. Interdependenzen und Ver- schränkungen zu anderen Grundtypen pragmatischer Muster aufzuzeigen: Im Vergleich zum Erzählen zeichnet sich das Beschreiben, Klotz zufolge, insbeson-

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