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ie Stiftung Warentest, Berlin, warnt vor Kurz- schlußhandlungen bei Le- bensversicherungen. Ratschlä- ge von Versicherungsunterneh- men, durch einen schnellen Vertragsabschluß die Steuer- freiheit zu retten, sind den Verbraucherschützern suspekt.Doch mit derartigen Warnun- gen alarmieren die Gesellschaf- ten seit Wochen ihre Kunden.
Denn nach den Plänen der Bundesregierung sollen künftig Lebensversicherungen mit ein- maliger Auszahlung besteuert werden. Folgt man den Werbe- botschaften, sollte sich jeder vor der im Dezember geplan- ten Gesetzesverkündung noch schnell eine steuerfreie Lebens- versicherung sichern. Tatsäch- lich ist aber, so die Stiftung Warentest, „gar nicht gesagt, daß der Abschluß vorteilhaft ist“. „Es hat keinen Zweck, nur mit Blick auf den Steu- ervorteil eine so langfristige Lebensentscheidung zu tref- fen“, sagt auch Jürgen Merkes vom Gesamtverband der Deut-
schen Versicherungswirtschaft e.V., Berlin.
Wegen der Rentenmisere sorgen immer mehr Deutsche privat fürs Alter vor. Fast zwei Drittel der Bundesbürger ha- ben inzwischen Maßnahmen zur individuellen Alterssiche- rung getroffen. Im September 1997 lag dieser Anteil erst bei 55 Prozent. Fast jeder zehn- te hat also rechnerisch in den letzten 18 Monaten neu mit der privaten Altersvorsorge be- gonnen. Das ergab eine re- präsentative Umfrage des Em- nid-Instituts im Februar 1999 unter rund 2 000 Bundesbür- gern im Auftrag der Allianz Lebensversicherung. Ende 1998 besaßen die privaten Haushal- te in Deutschland ein Geldver-
mögen von 5,68 Billionen DM, wie das Deutsche Aktieninsti- tut mitteilte. Es ist allerdings ungleich verteilt. 1998 habe die Geldanlage bei Versicherungen mit 1 261,1 Milliarden DM erst- mals das Sparbuch (1 193,5 Mil- liarden DM) als beliebteste An- lageform verdrängt.
Anlageformen überprüfen
Vom „Kaufrausch bei Le- bensversicherungen“ sollte sich nach Meinung der Stiftung Wa- rentest niemand anstecken las- sen. Die von ihr herausgege- bene Zeitschrift „Finanztest“
hat deshalb einen Kurz-Check entwickelt, mit dessen Hilfe In- teressenten überschlägig prü-
fen können, ob eine Lebensver- sicherung für sie in Frage kommt. Danach sollte man auf jeden Fall prüfen, „ob andere Anlagen wie Bundesschatz- briefe oder Aktienfonds für Ihre Zwecke nicht besser ge- eignet sind“. Sie würden teils bessere Gewinnchancen (Ak- tienfonds) und in jedem Fall mehr Flexibilität als Lebens- versicherungen bieten. Den Todesfallschutz für Angehöri- ge biete eine Risikolebensver- sicherung.
Nach Auffassung der Ver- braucherschützer können fol- gende Personengruppen von einem Abschluß nach der al- ten Steuerregelung profitieren:
Kunden, die ihren Sparerfrei- betrag ausgeschöpft haben; Ar- beitnehmer, die noch keine Direktversicherung haben; Steu- erzahler, die speziell eine Ka- pitallebensversicherung wün- schen und die Beiträge abset- zen können; sowie Anleger, die eine vermietete Immobilie per Lebensversicherung finanzie-
ren wollen. OHM
V E R S I C H E R U N G E N