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Archiv "Die Muster haben ihren Wert" (05.03.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

S

o schnell wird es nichts mit dem Verbot der Arz- neimittelmuster. Richtig ist, daß der Bundesrat die Mu- sterabgabe gerne unterbin- den würde; entsprechend hat- te er zu der Novelle des Arz- neimittelgesetzes, die als Re- gierungsentwurf vorliegt, Stellung genommen. Doch die Bundesregierung hat soeben dieses Votum der Länderver- tretung zurückgewiesen. Jetzt hat erst mal der Bundestag das Wort.

Die Hauptgegner der Abgabe von Arzneimittelmustern sind die Apotheker und die Kran- kenkassen. Die Gegnerschaft der Apotheker leuchtet ein.

Denn jedes Muster, das der Arzt seinem Patienten gibt, führt nicht zum Umsatz in der Apotheke. Die Krankenkas- sen argumentieren damit, die Abgabe von Arzneimittelmu- stern erhöhe die Arzneimittel- preise. Tatsächlich sollen jährlich Muster im Wert von 300 Millionen DM an die Ärz- te gehen, und diese Millionen

Die Muster

haben ihren Wert

werden selbstverständlich in die Preise einkalkuliert. Doch auch die Krankenkassen wis- sen, daß sie für die Muster, die der Arzt seinem Patienten gibt, in jedem Fall bezahlen müßten, wenn nicht als Mu- ster, dann als verschriebene Arzneimittel. Unter dem Strich könnte das Verschrei- ben sogar teurer kommen. Zu vermuten ist denn auch, daß die Kassen die Abgabe von Mustern aus einem ganz an- deren Grund unterbinden möchten: sie wollen verhin- dern, daß sich der Arzt mit Hilfe von Arzneimittelmu- stern allzu sehr an ein be- stimmtes Arzneimittelsorti- ment bindet und somit gehin- dert wird, Verschreibungen rein nach Kostengesichts- punkten zu tätigen. Die Bin-

dung an einen individuellen Arzneimittelschatz würde die von manchen ersehnte reine Verordnung aufgrund von Preisvergleichen, letztlich die Orientierung an Generica, be- hindern.

Der verordnende Arzt wird in Zukunft gewiß sorgfältiger auch den Preis zu beachten haben; an der Preisver- gleichsliste wird mit Hoch- druck gearbeitet. Anderer- seits muß jeder Arzt Wert dar- auf legen, weiterhin seine persönlichen Erfahrungen mit bestimmten Arzneimitteln zu machen.

Wenn die Arzneimittelmuster dazu dienen, dann haben sie ihren Wert. Die Bundesregie- rung will sie daher zu Recht bestehen lassen. Ihr Gesetz- entwurf ist in dieser Frage oh- nehin schon restriktiv genug, will die Abgabe von Mustern an einen abschreckenden bü- rokratischen Aufwand bin- den. Das sollte reichen. Ein Verbot wäre zuviel. NJ

111/ erden Bundesregierung und Bundestag tatsäch- lich noch vor dem nächsten Wahltermin Ernst machen mit einer neuerlichen Mehrbelastung der Beitrags- zahler der sozialen Kranken- versicherung?

Einen Kostenschub von 200 bis 280 Millionen DM erwar- ten die Kassenärztliche Bun- desvereinigung und die Kas- senverbände, wenn ein Ge- setzentwurf auf der Grundla- ge der Vorstellungen des Lan- des Baden-Württemberg zur Einzelleistungsvergütung der Polikliniken an Universitäten und Medizinischen Hoch- schulen Wirklichkeit würde.

Gefahr ist im Verzuge! Denn die Bundesregierung darf sich nur drei Monate Zeit lassen, dem Deutschen Bundestag ei- ne entsprechende Gesetzes- vorlage weiterzuleiten, die der Bundesrat Ende Februar beschlossen hat.

Länder-Egoismus nicht zu bremsen?

Die Mehrheit des Bundesrates will statt der geltenden Ein- zelfallvergütung künftig 80 Prozent der im betreffenden KV-Bereich geltenden Einzel- leistungssätze. Der Prozent- satz mag „bescheiden" klin- gen, ist es aber nicht! Der Ab- schlag von 20 Prozent berück- sichtigt nur unzureichend die hohen Investitionen auf Staatskosten, die den Hoch- schuleinrichtungen im Ge- gensatz zu den niedergelasse- nen Ärzten zur Verfügung stehen. Und der Prozentsatz enthält keinerlei Abschlag für die unbestreitbar allein vom Staat zu finanzierenden über- wiegenden Leistungen dieser poliklinischen Einrichtungen für Lehre und Forschung. Die

Fachausschüsse des Bundes- rates haben das etwas deut- licher gesehen als dessen Ple- num; in diesem schlug aber wieder der Länderegoismus durch.

Gewiß, einige Zugeständnis- se des Bundesrates (etwa zur Überwachung der Poliklinik- Wirtschaftlichkeit, zur Ein- schaltung der Selbstverwal- tung), aber auch einige „Ne- benzwecke" (zur Änderung der Reichsversicherungsord- nung) verdienen sorgfältige Prüfung, sobald der Wortlaut der Beschlüsse vorliegt. Vor- weg aber muß gesagt werden:

In einer Zeit der pauschalen Begrenzung kassenärztlicher Gesamtvergütung, in einer Zeit bundesweiter Anstren- gungen zur Kostendämpfung in der Krankenversicherung paßt eine solche Gesetzesin- itiative der Bundesländer ein- fach nicht in die politische Landschaft. roe

Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 10 vorn 5. März 1986 (1) 577

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