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Archiv "Ein guter Deutscher" (17.10.1997)

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E

s soll durchaus genügend Fälle geben, in denen Steuerpflichtige ihren Steuerberater mehr ins Ver- trauen ziehen als die eigene Ehefrau. Das mag den einen oder anderen erschrecken, wahr ist aber, daß in den aller- meisten Beziehungen Man- dant und Steuerberater dem Fachmann in fiskalischen Din- gen ein nahezu grenzenloses Vertrauen entgegengebracht wird, gepaart freilich auch mit einer gewissen Hilflosigkeit, ihm ausgeliefert zu sein.

Kaum jemand wechselt seinen Steuerberater, sei es, weil er den ganzen Schrift- kram scheut, sei es, weil er keinen besseren kennt und der Kollege in diesem Fall auch bloß die Schulter zuckt.

Aber was heißt das schon, ei- nen besseren zu kennen? Es ist für einen Laien wirklich nicht einfach zu beurteilen, ob der Mann etwas taugt oder sein Geld überhaupt wert ist.

Freilich kommt hinzu, daß sich viele Steuerberater mit ei- ner Aura des allumfassenden Wissens umgeben, der man sich kaum entgegenzutreten scheut angesichts der vielen Fachausdrücke, die einem nur so um die Ohren fliegen.

Alles pure Absicht, kann ich Ihnen sagen. Genauso wie die Vernebelungstaktik so manchen Beraters, wenn man von ihm wissen will, was die- ses oder jenes Einspruchsver- fahren kostet und ob es viel- leicht nicht doch günstiger sei, angesichts der immensen Kosten auf einen Rechtsstreit ganz zu verzichten (der dann natürlich für den Berater kei- ne fetten Honorar-Pfründen mehr abwirft).

Dabei kommt es wohl vor, daß Steuerberater manchmal nicht willens, zuweilen nicht in der Lage sind, die Interes- sen ihrer Mandanten luzid vor den Schranken des Gerichts zu vertreten. Ich zitiere aus einer Klageschrift an das Finanzgericht Düsseldorf:

„Gleichzeitig ist festzustellen, daß die vergangene Kursent- wicklung des englischen Pfun- des geänderte Wertentwick- lungen, auch insbesondere im Hinblick auf das vom Beklag- ten geforderte Gesamtergeb- nis, mit sich bringt.“ Ich habe das auch nach dem dritten Lesen nicht begriffen und fra- ge mich, was der Richter an- gesichts dieses Dünnbier- gebräus über den Fall dachte.

Um einem bitterbösen Brief der Steuerberaterkam- mer vorzubeugen: Es gibt je- de Menge gute Berater, aber halt auch etliche, die nichts taugen. Die Frage ist bloß, ob sich der Mandant trauen darf, über die Qualität der Bera- tung nachzudenken und dann auch umzudisponieren.

Bei alledem haben wir bis- her noch kein Wort über die Honorare der Steuerberater gesprochen. Da herrschen durchaus noch paradiesische Zustände, keine Deckelung, keine Kostendämpfung, nur Klienten, die bereitwillig jede Rechnung bezahlen. Das müssen Sie aber keineswegs hinnehmen, denn die Berater haben hier nach der Ge- bührenordnung durchaus ziemliche Spielräume. In vie- len Fällen genügt bereits der dezente Hinweis, man denke über einen Wechsel nach, ganz schnell ein paar Tausen- der zu sparen. Börsebius

[44] Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 42, 17. Oktober 1997

S C H L U S S P U N K T

Post Scriptum

D

er Offenbacher Kolle- ge Dr. med. Harald Balló hielt letztes Jahr einen vielbeachteten Vor- trag „Siegbert Tarrasch:

Schachspieler, Arzt, Deut- scher, Jude“, aus dem ich mich im folgenden weidlich bediene.

Am Leben dieses Schach-Großmeisters wird die ganze Tragik des Ver- suchs einer jüdischen Assi- milation in Deutschland deutlich, auch wenn Tar- rasch nicht in den Gaskam-

mern von Auschwitz oder Treblinka hat sterben müs- sen. Am 5. März 1862 wurde er in Breslau geboren, wo es eine große jüdische Ge- meinde gab. Auf ihn mögen auch die Worte des Bres- lauer Rabbiners Abraham Geiger zutreffen: „Ich liebe Deutschland, trotzdem, daß mich, den Juden, dessen Staatseinrichtungen ver- stoßen; fragt die Liebe nach einem Grunde?“ Auch Tar- raschs Haltung war bis zu seinem Tode hauptsächlich dadurch bestimmt, ein guter deutscher Staatsbürger zu sein und seinem Vaterlande zu dienen. Seinem ältesten Sohn gab er nach dem ver- ehrten König der Preußen den Vornamen Fritz. Als er das Turnier in Manchester

1890 gewann, betonte er, wie er sich freute, den „Herzens- wunsch vieler deutscher Schachspieler erfüllt zu ha- ben“. Tarrasch hätte sicher- lich Steinitz (Weltmeister von 1886–1894) den Titel entreißen können, doch eine eigenartige Ambivalenz und die Ausübung seiner Arzt- praxis verhinderten dies.

Wegen seiner pädagogi- schen Fähigkeiten und glän- zenden Feder erhielt er den Beinamen „Praezeptor Ger- maniae“; was muß er wohl gefühlt haben, als er im Au- gust-Heft 1933 seiner eige- nen Schachzeitung schrei- ben mußte: „Der Arierpara- graph solle eingehalten wer- den“? Neun Monate zuvor hatte er dort noch geschrie- ben: „Kann Schach nicht

schließlich das Nationalspiel der Deutschen werden?. . .“

1935 sollten in seiner Stadt Nürnberg, wo er dann lebte, Gesetze verabschiedet wer- den, durch die die deutschen Juden ihre politischen Rechte verloren. Er hat dies glücklicherweise nicht mehr erlebt, er starb am 17. Fe- bruar 1934.

Ein Juwel gelang ihm in Neapel 1914 gegen Allies.

Mit einem phantastischen Opfer-Sperrzug erzwang er als Weißer ein baldiges Matt. Wie?

Lösung:

Ein guter Deutscher

DR. MED. HELMUT PFLEGER

Börsebius zu Steuerberatern

Schlecht & Teuer?

Mit dem Läuferopfer 1. Lc7! er-

zwang Tarrasch eine Schnitt- punktverstellung. Es droht

plötzlich sowohl 2. Db7 als auch 2. Txc5 matt. Auf 1. .. . Txc7

würde Weiß mit 2. Db7+! auch noch seine Dame opfern, um

nach 2. ..

. Txb7 mit 3. Txc5+ mattzusetzen. Schwarz ver-

suchte noch 1. .. . Dxc7, ohne

indes seinem König nach dem weiteren 2. Txc5+ Dxc5 3.

Db7+ Kxa5 4. Ta1+ das gleiche Schicksal ersparen zu können.

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