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Archiv "1947/1997 – Bundesärztekammer im Wandel (X): Fortbildung in Freiheit Gestern und heute: Eine Hauptaufgabe der ärztlichen Selbstverwaltung" (15.08.1997)

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Der große Heidelberger Kliniker Ludolf von Krehl sagte einmal: „Das Beste, das allem vorangeht, ist selbst lernen, den Trieb zu immer weiterer Ausbildung in sich selbst fühlen.“

Hier meinte er die freiwillige berufli- che Fortbildung, wie sie aus ethischer Verantwortung von jedem Arzt als selbstverständlich erachtet werden sollte, wie sie aber auch als Verpflich- tung in der ärztlichen Berufsordnung postuliert ist.

Dem steht gegenüber: die Fort- bildung in Freiheit, laut Rudolf Virchow – um gleich noch einen der großen akademischen Lehrer und Forscher (zugleich Reichstagsabge- ordneter) zu benennen – nicht Frei- heit im Nichtstun, sondern Lernfrei- heit, Freiheit also auch in der Wahl ei- nes Lernprogramms, das individuel- len Bedürfnissen des Arztes ent-

spricht, wie in der Wahl verschieden gearteter Fortbildungsmöglichkeiten.

An diesen Prinzipien hat sich in den fünf Jahrzehnten ärztlicher Selbstverwaltung in der Bundesrepu- blik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg nichts gewandelt, wohl aber manches in den Formen organisierter Fortbildung.

Die Tradition der ärztlichen Fortbildung

Die Landesärztekammern, und mit ihnen die Bundesärztekammer als deren Arbeitsgemeinschaft, sind laut Landesgesetzen verpflichtet, den Berufsangehörigen Voraussetzungen und Möglichkeiten zur Erfüllung ih- rer Berufspflicht stetiger Fortbildung zu schaffen. Das hat Tradition.

Seit mehr als 150 Jahren ist Fort- bildung Hauptaufgabe ärztlicher Zu- sammenschlüsse in Deutschland. Sie stand bereits im Mittelpunkt des Wir-

kens der Ärztlichen Vereine des 19.

Jahrhunderts und ist auch heute noch eine zentrale Aufgabe der Kammern, der ärztlichen Bezirks- und Kreisver- eine. Selbst zu einer Zeit, als die Be- stimmungen über ärztliche Fortbil- dung in der Berufsordnung weniger genau definiert waren als heute, wa- ren Programmangebote und die Be- teiligung an den von den Kammern veranstalteten Fortbildungskursen ausgewogen; sie brauchten den Ver- gleich mit anderen Berufen nicht zu scheuen.

Die schon 1903 gegründete Kai- serin-Friedrich-Stiftung für ärztliche Fortbildung war nach dem Zweiten Weltkrieg in Berlin (West) erneuert worden – ein Verdienst von Prof. Dr.

Wilhelm Heim; nun hat sie erfreuli- cherweise ihr stattliches Gebäude ne- ben der Charité wieder in Besitz.

1931 hatte der 50. Deutsche Ärz- tetag den Antrag auf Einführung ei- ner besonderen Fortbildungspflicht abgelehnt; dagegen wurde im „Drit- ten Reich“ die Fortbildung sehr stark reglementiert. Zu den Aufgaben der Reichsärztekammer gehörte es, für Schulung und Fortbildung der Ärzte

Franz Carl Loch P. Erwin Odenbach

1947/1997: Bundesärztekammer im Wandel (X)

Fortbildung in Freiheit

Gestern und heute: Eine Hauptaufgabe der ärztlichen Selbstverwaltung

Bisher sind in dieser Serie erschienen:

Thomas Gerst: Föderal oder zentral? – Der kur- ze Traum von einer bundeseinheitlichen ärztli- chen Selbstverwaltung (Heft 38/1996) Gerhard Vogt: Arzt im Krankenhaus (Heft 45/1996)

Hedda Heuser-Schreiber: Ärztinnen in Deutsch- land – Fakten, Beobachtungen, Perspektiven (Heft 1–2/1997)

J. F. Volrad Deneke: Körperschaften und Ver- bände – streitbare Verwandte (Heft 4/1997) Klaus-Ditmar Bachmann, Brigitte Heerklotz:

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärz- tekammer (Heft 10/1997)

Marilene Schleicher: Die ärztliche Ausbildung in der Bundesrepublik Deutschland (Heft 14/1997) Jürgen W. Bösche: Die Reichsärztekammer im Lichte von Gesetzgebung und Rechtsprechung der Bundesrepublik Deutschland (Heft 21/1997) Horst Dieter Schirmer: Ärzte und Sozialversi- cherung (I) – Der Weg zum Kassenarztrecht (Heft 26/1997)

Horst Dieter Schirmer: Ärzte und Sozialversi- cherung (II) – Der Weg zum Kassenarztrecht (Heft 27/1997)

Davos 1972: Mehrere tausend Teilnehmer jährlich Fotos (4): Archiv

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zu sorgen und hierfür erforderliche Einrichtungen zu schaffen. Aufgrund der von der Reichsärztekammer er- lassenen Bestimmungen mußte sich jeder Arzt (auch der Facharzt), soweit er das 60. Lebensjahr noch nicht über- schritten hatte, alle fünf Jahre einer drei Wochen dauernden Fortbildung in einem zu diesem Zweck bestimm- ten Krankenhaus unterzie-

hen. Während des Besuchs von Fortbildungsveranstal- tungen wurde dem Arzt ei- ne Entschädigung in Form eines Tagessatzes gezahlt.

Ebenfalls stark regle- mentiert war die Fortbil- dung in der DDR, und auch dort bestand eine Teilnah- me- beziehungsweise Nach- weispflicht.

Bald nach dem Krieg war den durch Länderge- setze geschaffenen Lan- desärztekammern im west- lichen Teil Deutschlands im Rahmen der Selbstverwal- tung die Fortbildung als ur- eigene Aufgabe zugewiesen worden. Die in diesen Ge- setzen verankerte allgemei- ne Verpflichtung aller Ärz- te zur Teilnahme am Not- falldienst erforderte und er- fordert gerade auch vom fachlich spezialisierten Arzt Fortbildung über die Gren- zen seines Faches hinaus.

Die Ausrichtung von Fortbildungs- veranstaltungen und die Veröffentli- chung geeigneter Fachbeiträge in kammereigenen Zeitschriften waren damals die Anfänge, aus denen sich bis heute ein sehr differenziertes, aber effizientes System entwickelte.

Die Fortbildungskongresse der Bundesärztekammer

Erste bundesweit koordinierte Fortbildungsaktivitäten löste Prof.

Dr. Albert Schretzenmayr (Augs- burg) auf dem 54. Deutschen Ärzte- tag 1951 in München aus, wo er im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Westdeutscher Ärztekammern, der späteren Bundesärztekammer, die Bildung eines Fortbildungsausschus- ses anregte. 1952 wurde dieser Ge-

danke mit Bildung des „Deutschen Senats für ärztliche Fortbildung“ rea- lisiert. Durch Beschluß des Deut- schen Ärztetages 1952 in Berlin wur- de die ärztliche Fortbildung als selbst- verständliche Berufspflicht eines je- den Arztes, deren Erfüllung in erster Linie dem Kranken zugute kommt, festgelegt, und die Ärztekammern

wurden als verantwortliche Träger mit der organisatorischen Durch- führung verpflichtet.

Die Bundesärztekammer selbst widmete sich in der Folge vor allem der Kongreßfortbildung, ab 1953 von Professor Schretzenmayr initiiert und aufgebaut. Verantwortlicher Pro- grammgestalter war seither der neu- gegründete Deutsche Senat für ärztli- che Fortbildung. Seine Aufgabe war und ist es, die Bundesärztekammer in allen grundsätzlichen Fragen der Fortbildung zu beraten und sich um deren Ausbau und Entwicklung zu bemühen. Um dies zu erreichen, ste- hen den sieben ordentlichen, vom Deutschen Ärztetag zu wählenden Mitgliedern des Senats außerordentli- che und korrespondierende Mitglie- der zur Seite, die einmal jährlich zu ei- ner Sitzung des sogenannten „Großen

Senats“ zusammentreten. Ihm gehören auch die Fortbildungsbeauf- tragten aller Landesärztekammern sowie Vertreter der größeren ständi- gen Fortbildungskongresse im Bun- desgebiet an.

Seit 1953 fanden, meist in Zusam- menarbeit mit der Österreichischen Ärztekammer, internationale Fortbil- dungskongresse zweimal jährlich in Davos, in Grado und in Meran, einmal jähr- lich in Montecatini Terme und in Badgastein statt. In den 70er Jahren konnte man jährlich nicht selten 10 000 Besucher insgesamt zählen, die von den ausge- zeichnet organisierten Ver- anstaltungen – schon sehr früh in Seminarform – Ge- brauch machten.

Mit insgesamt 250 in- ternationalen Fortbildungs- kongressen der Bundes- ärztekammer, an denen 241 146 Kolleginnen und Kollegen teilnahmen, hat die Bundesärztekammer ei- ne imponierende Fortbil- dungsleistung erbracht:

Hunderte prominenter Re- ferenten und Referentin- nen haben dies ohne Hono- rar und die vielen Ärztin- nen und Ärzte meist in ihrer Ferienzeit geleistet. Mit diesen Kongressen wurden auch Kontakte mit der internationa- len Medizin und nach dem Krieg eine Überwindung der Grenzen möglich.

Unvergessene, internationale Ei- dophor-live-Übertragungen auf Rie- senleinwänden von Krankheitsbil- dern, Patientenbefragungen und Ope- rationen mit der Möglichkeit direkten Kontaktes zum Auditorium haben Tausenden Ärzten lebendige patien- tennahe Fortbildung geboten.

Seit Jahrzehnten wurden bei den Kongressen nicht zuletzt ethisch wich- tige Referate mit bedeutenden Refe- rentinnen und Referenten und folgen- der Diskussionsmöglichkeit geboten.

Finanzgerichtsurteile erzwangen Ende der siebziger Jahre bei den internationalen Kongressen der Bundesärztekammer bürokratische Teilnahmenachweise mit weitgehen- den Anforderungen – begleitet von Deutscher Senat für ärztliche Fortbildung

(Wahl durch den Deutschen Ärztetag)

Vorsitzende/ Geschäftsführer

Stellv. Vorsitzende

Prof. Dr. Albert mit der Geschäftsführung Schretzenmayr/ beaufauftragt:

Prof. Dr. Otto Lippross Dipl.-Kfm. Renate

Gründung des Schiffbauer

Deutschen Senats bis 1979

Prof. Dr. Otto Lippross/ Geschäftsführender Arzt Prof. Dr. Franz-Carl Loch und Leiter der Abteilung von 1980 bis1984 Fortbildung und

Wissenschaft:

Dr. P. Erwin Odenbach ab 1975 bis 1991 Prof. Dr. Franz-Carl Loch/

Dr. Klaus Hellmann von 1984 bis 1995

Prof. Dr. Dr.

Günther Ollenschläger ab 1991 bis1996 Prof. Dr. Heyo Eckel/

Privatdozent Dr. Justina Engelbrecht Dr. Axel Ekkernkamp seit 1996

seit 1995

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nachweislich schikanöser Praxis ein- zelner Finanzämter –, wodurch sich die Ärztinnen und Ärzte zu Recht verletzt fühlten, mit der Folge ent- sprechender Abkühlung der Akzep- tanz solcher Kongreßfortbildung. Auf dem Deutschen Ärztetag in Würz- burg im Jahr 1990 wurde schließlich beschlossen, die Veranstaltungsorte im europäischen Ausland zugunsten von zentral gelegenen deutschen auf- zugeben, was verständlicherweise von vielen Kolleginnen und Kollegen be- dauert wurde.

40 Jahre hatten jährlich Tausende Ärztinnen und Ärzte durch die Kon- gresse der Bundesärztekammer ein oder zwei Wochen ständige Ge- sprächsmöglichkeiten, Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit Kolle- ginnen und Kollegen sowie mit be- währten Referentinnen und Referen- ten, frei von jeder Hektik, nicht zu vergessen die Jahrzehnte so gegebene und genutzte Chance der direkten Kontakte von Ärztinnen und Ärzten mit Repräsentanten der Bundesärzte- kammer und anderen „Offiziellen“.

Die von Prof. Schretzenmayr be- gründeten, später von Dr. Hannelore Roemer-Hoffmann im Deutschen Ärzte-Verlag redigierten „Monats- kurse für die ärztliche Fortbildung“

haben wesentliche Themata all dieser Kongresse auch mnemotechnisch so aufgearbeitet, daß auch Ärzte und Ärztinnen, die aufs Lesen angewiesen

waren, von den Kongressen profitie- ren konnten.

Die Bedeutung der Fortbildung der sogenannten Assistenzberufe (wie es damals hieß) wurde 1973 durch die Gründung des Augsburger Zentralkongresses für die medizini- schen Assistenzberufe von Prof. Dr.

Schretzenmayr unterstrichen: An- gehörige verschiedenster Fachberufe im Gesundheitswesen sind dort im Laufe der Jahre zusammengeführt und fortgebildet worden (ab 1977 von der Bundesärztekammer), zeitgleich unter einem Dach mit dem Augsbur- ger Kongreß für praktische Medizin.

Der Film in der

ärztlichen Fortbildung

Wegen der besonderen Möglich- keiten des Fortbildungsmediums

„Film“ wurde schon 1959 im Rahmen des Senats ein eigener Ausschuß

„Film in der ärztlichen Fortbildung“

gegründet. Aufgabe dieses Ausschus- ses ist es, den Filmherstellern The- menanregungen zu geben, neu er- scheinendes Filmmaterial zu sichten, nach bestimmten Kriterien zu werten bis hin zur Auszeichnung herausra- gender Fortbildungsfilme mit einem Preis der Bundesärztekammer, ferner die Filme zu katalogisieren und die gewonnenen Informationen allen Fortbildungsveranstaltern zu vermit-

teln. Bei allen internationalen Fortbil- dungskongressen der Bundesärzte- kammer lief täglich ein Programm mit diesen Filmen: frühe Videofortbil- dung, später zum Teil ergänzt durch individuell abrufbare Videosynthesen von Eidophor-Sendungen.

Die Veröffentlichung und Kata- logisierung der Fortbildungsfilme ge- schieht im Filmkatalog der Bundes- ärztekammer, der in regelmäßigen Abständen überarbeitet und neu auf- gelegt wird. Der aktuelle Katalog ent- hält rund 350 Fortbildungsfilme der letzten acht bis zehn Jahre. Im Laufe des letzten Jahrzehnts haben indivi- duell nutzbare Video-Bänder breiten Platz in der ärztlichen Fortbildung ge- funden und die Produktion neuer Fil- me entscheidend reduziert.

Seit 1995 obliegt die Beschäfti- gung mit Fortbildungsfilmen nicht mehr einem eigenen Ausschuß bzw.

einer Kommission, sondern einem Arbeitskreis im Rahmen des Senats.

Das Interdisziplinäre Forum – Fortschritt und Fortbildung in der Medizin

1974 beschloß der Vorstand der Bundesärztekammer auf Vorschlag des damaligen Präsidenten, Prof. Dr.

Dr. h. c. Hans Joachim Sewering, die Gründung einer eigenen BÄK-Abtei- lung Fortbildung und Wissenschaft unter der Leitung von Dr. Erwin Odenbach, die nicht nur die interna- tionalen Fortbildungskongresse der Bundesärztekammer koordinierte, sondern im Verlauf nach und nach auch die Geschäftsführung des Wis- senschaftlichen Beirates von Ham- burg nach Köln übernahm. Interna- tionale Umfragen im Auftrag der World Medical Association (Weltärz- tebund) zum Fortbildungswesen der verschiedenen nationalen Ärzteschaf- ten wurden durchgeführt und vorge- tragen, unterschiedliche Fortbil- dungsformen und Fortbildungsfor- schung in den USA im Land mit Senat und Kongreßgestaltern systematisch untersucht.

Eine entscheidende Neuerung stellte die Einrichtung des „Interdis- ziplinären Forums – Fortschritt und Fortbildung in der Medizin“ dar, das 1976 nach einer Idee und auf Initia- Badgastein 1976: Nach den Fachseminaren tagsüber abends das „Hauptreferat“ für alle

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tive von Dr. P. Erwin Odenbach im Zusammenwirken mit Prof. Dr.

Friedrich Loew als dem damaligen Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirats erstmals stattfand und seither jährlich in Köln durchgeführt wird.

Die wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften werden jährlich befragt, aus ihrer Sicht besonders wichtige neue Erkenntnisse im Rah- men des Forums zusammen mit ande- ren Disziplinen hinsichtlich der Not- wendigkeit einer Weitervermittlung durch die Fortbildung zu

prüfen und zu diskutieren sowie über die Bedeutung dieser neuen Erkenntnisse für Diagnostik und Be- handlung der Patienten und damit für die ärztliche Fortbildung mit den Ver- antwortlichen für die Fort- bildung kritisch zu beraten.

Idee, Konzept und Grün- dung des Interdisziplinären Forums haben ein frucht- bares Zusammenwirken von Deutschem Senat für ärztliche Fortbildung und Wissenschaftlichem Beirat, aber auch mit den wissen- schaftlich-medizinischen Fachgesellschaften, im In- teresse einer systematisier- ten, fachübergreifenden ärztlichen Fortbildung so- wie auch einer „Fortbil- dung der Fortbilder“ reali- siert. (Dieses Konzept will keinen „Mammut-Kon- greß“: Neben den Wissen- schaftlern ist es vor allem vielen in der Fortbildung tätigen Ärzten möglich, am Gesamtprogramm teilzu- nehmen; bis einschließlich

1996 wurden in 21 „Foren“

148 Themenbereiche in- terdisziplinär behandelt.)

Die jährliche Veröf- fentlichung der auf dem Interdisziplinären Forum gehaltenen Referate und der folgenden Diskussio- nen in einem Berichtband ermöglicht Weiterverbrei- tung. Die Bundesärzte- kammer leistet den Ärzten damit wesentliche Hilfe- stellung, auf dem neuesten Stand zu bleiben. Mit dem Forum ist bewiesen, daß sich die Bundesärzte- kammer nicht nur mit der Regelung berufspolitischer Fragen – wesentli- che Aufgabe ihrer Hauptversamm- lung, des Deutschen Ärztetages –, sondern auch mit unmittelbar die Pa- tienten angehenden medizinischen Problemen stetig befaßt.

Bei der in zeitlichem Zusammen- hang mit diesem Interdisziplinären Forum stattfindenden Sitzung des Deutschen Senats für ärztliche Fort-

bildung (im Beisein des Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer) kann als Er- gebnis darüber entschieden werden, welche Schwerpunkte, welche Einzelerkenntnisse vordringlich in die Fortbildungsarbeit der Bundes- ärztekammer, der Landesärztekam- mern, der Akademien für ärztliche Fortbildung, der ärztlichen Kreis- und Bezirksorganisationen aufge- nommen werden.

Die Akademien für die ärztliche Fortbildung

Organisatorisch sind zwei weite- re Neuerungen bedeutsam:

1. Neben dem Deutschen Senat für ärztliche Fortbildung hat der Vor- stand der Bundesärztekammer 1978 die Bildung einer Ständigen Konfe- renz „Ärztliche Fortbildung“ be- schlossen, die die Fortbildungsexper- ten und Sachbearbeiter der Lan- desärztekammern beziehungsweise die Vorsitzenden der Fort- bildungsakademien vereint, um gemeinsam mit der Bundesärztekammer Fra- gen der kammereigenen Fortbildungsorganisation zu besprechen und zu regeln.

2. In vielen Ärztekam- merbereichen sind in den letzten Jahrzehnten Aka- demien für ärztliche Fort- bildung ins Leben gerufen worden. Die erste war 1971 die der Hessischen Lan- desärztekammer in Bad Nauheim mit eigenen Ge- bäuden und Nachweisver- pflichtung. Von diesen zum Teil unterschiedlich organi- sierten Akademien gehen starke Impulse auf die re- gionale und lokale Fortbil- dung aus. Die Akademien schaffen die organisatori- schen Voraussetzungen und bieten die Koordination für langfristig geplante, metho- disch moderne Fortbildung sowie für die didaktische Fortbildung von Referen- ten. Dr. Hermann Kerger, der mit Prof. Dr. Horst Joa- chim Rheindorf wesentlich Internationale Kongresse der

Bundesärztekammer von 1953 bis 1993 Davos I (Winter) 41 Kongresse Badgastein I (Winter) 35 Kongresse Meran I (Frühjahr) 25 Kongresse Montecatini Terme 27 Kongresse Grado I (Frühjahr) 39 Kongresse Davos II (Sommer) 16 Kongresse Badgastein II (Sommer) 2 Kongresse Meran II (Herbst) 38 Kongresse Grado II (Herbst) 27 Kongresse

Montecatini 1984: Seminare für kleine Gruppen

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die Hessische Akademie prägte, faßte

„Die ärztliche Fortbildung – Ziele, Organisation, Programmgestaltung und Modelle einer permanenten Fort- bildung“ in einem praktischen „Ma- nual“ zusammen.

Die Akademien bieten auch Möglichkeiten zur Untersuchung und zum kritischen Experimentieren mit Methoden zur Bewertung sowie zum Studium der Probleme des Fortbil- dungsnachweises. 1979 wurde schließ- lich eine Arbeitsgemeinschaft der Akademien für ärztliche Fortbildung gegründet, deren Federführung bei der Hessischen Akademie liegt. Von ihr ging 1979 auf Initiative von Dr.

Wolfgang Bechtoldt auch die Grün- dung einer Europäischen Akademie für Fortbildung aus, deren Geschäfts- führung jetzt bei der Bundesärzte- kammer ist.

Seit Jahren veranstaltet diese Eu- ropäische Akademie im zweijährigen Turnus Kongresse: Die letzten drei befaßten sich mit „Ärztliche Fortbil- dung in Europa“ (der 7.), der 8. mit

„Qualitätssicherung und ärztliche Fortbildung“ und der 9. (1997) mit

„Neue Techniken und ärztliche Fort- bildung“.

Die Weiterentwicklung der ärztlichen Fortbildung

Auf Bundesebene war die Weiter- entwicklung der ärztlichen Fortbil- dung auf dem Deutschen Ärztetag 1975 in Hamburg Gegenstand der Ta- gesordnung. Vor allem wurden struk- turverbessernde Maßnahmen vorge- schlagen. Die Bedeutung von Lehr- und Lernpsychologie, Lernmotivation, Medien, die Gründung von Fortbil- dungsakademien, Effizienzermittlung und Effizienzsicherung wurden behan- delt. Ebenso wurde auch auf die indivi- duell unterschiedlichen Bedürfnisse der Fortzubildenden eingegangen.

Die ein Jahr später vom 79. Deut- schen Ärztetag 1976 in Düsseldorf be- schlossene Berufsordnung formulier- te die Verpflichtung des Arztes zur Fortbildung unter anderem wie folgt:

1. Der Arzt ist verpflichtet, sich beruflich fortzubilden und sich dabei über die für seine Berufsausübung je- weils geltenden Bestimmungen zu un- terrichten.

Ferner:

4. Der Arzt muß eine entspre- chende Fortbildung gegenüber der Ärztekammer in geeigneter Form nachweisen können.

Daß Literaturstudium und damit die sogenanten „Print-Medien“ an er- ster Stelle individueller Fortbildung standen, wurde entsprechend berück- sichtigt: Nach diesen Bestimmungen ist es dem einzelnen Arzt freigestellt, für welche Form der Fortbildung er sich entscheidet, also welches Medi- um er zur Erfüllung seiner Fortbil- dungspflicht wählt.

Der 82. Deutsche Ärztetag 1979 in Nürnberg empfahl, durch geeignete

organisatorische Maßnahmen in den Ärztekammern alle Ärzte dazu anzu- halten, den Erfolg der ärztlichen Fort- bildung zu überprüfen und zu ver- deutlichen. Staatliche Fortbildungsre- gelungen und -kontrollen wurden als überflüssig abgelehnt, zumal sie nicht geeignet erschienen, eine dem indivi- duellen Fortbildungsbedarf entspre- chende und somit wirksame Fortbil- dung zu gewährleisten.

Noch vom 93. Deutschen Ärzte- tag 1990 in Würzburg wurde der An- trag auf Einführung einer quantifi- zierbaren Fortbildungs-Nachweis- pflicht abgelehnt, nachdem 1989 der 92. Ärztetag in Berlin den Auftrag zu Vorschlägen hierzu gegeben hatte.

Dies hinderte aber einige Landesärz-

tekammern nicht, einen solchen Nachweis von ihren Mitgliedern zu verlangen.

Vier Jahre später beschloß der 97. Deutsche Ärztetag 1994 in Köln in seinem gesundheitspolitischen Grund- lagenpapier, daß zur Qualitätssiche- rung der Fortbildung die Überprüf- barkeit des Fortbildungserfolges – und zwar die Kontrolle des Fortbil- dungserfolges im Sinne einer Selbst- kontrolle, aber auch in Form einer Überprüfung – durch die Organe der ärztlichen Selbstverwaltung möglich sein muß.

Die Bundesärztekammer hatte zuvor in Dresden mit ihrem „Fortbil-

dungskonzept 1993 – Empfehlungen für ,gute‘ ärztliche Fortbildung“ eine Neuorientierung ihrer Fortbildungs- arbeit beschlossen. Mit der Einstel- lung ihrer internationalen Kongresse erklärte sie ihre Absicht, zur Qua- litätssicherung ihren Einfluß auf die sachliche und methodische Qualität von Fortbildungsmaßnahmen deut- lich zu verstärken, vermehrt Defizite der medizinischen Versorgung zu ana- lysieren und hieraus Fortbildungs- schwerpunkte für die Ärzteschaft ab- zuleiten.

Das wurde beispielsweise er- leichtert durch die regelmäßige Ver- öffentlichung wichtiger Beiträge zur

„Notfallmedizin nach Leitsympto- men“, in Buchform im Auftrag der Grado 1987: Bei gutem Wetter Kongreßfortbildung unter freiem Himmel

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Bundesärztekammer herausgegeben von F. C. Loch, 1986 begründet und 1995 bereits in dritter Auflage im Deutschen Ärzte-Verlag erschienen.

Neue Kongreßformen der Bun- desärztekammer, die sich ausschließ- lich mit didaktischen Fragen und der Erprobung neuer Fortbildungsmo- delle und -inhalte befassen, sind ent- standen. Das erste Fachsymposium für ärztliche Dozenten fand 1993 in Würzburg statt. Parallel dazu wurde seither jeweils in Würzburg ein Fort- bildungsseminar durchgeführt, das sich unter anderm mit neuen Themen wie „Klinische Arzneimittelprüfung“

befaßt.

Daneben zielt die neue Fortbil- dungspolitik der Bundesärztekammer auf die Bereitstellung entsprechender Normen für gute ärztliche Fortbil- dung, die Verabschiedung von Leitli- nien und die Bereitstellung von Lern- zielkatalogen, zum Beispiel Allge- meinmedizin, Umweltmedizin, zum Fachkundenachweis „Rettungsdienst“, Arbeitsmedizin, Rehabilitation.

Schließlich entwickelte sich das Forum der Bundesärztekammer „Ge- sundheit und Umwelt“, das auf Initia- tive von Prof. Dr. Heyo Eckel seit1991 jährlich stattfindet, von einem um- weltmedizinischen Expertentreffen zu einer Multiplikatorenfortbildung mit

Themen wie zum Beispiel Umwelt- schutz im Krankenhaus, Umweltbela- stungen von Nahrungsmitteln, um- weltmedizinische Untersuchungen in Mitteleuropa sowie Umwelt und Ver- kehr.

In der allerjüngsten Zeit haben neue Medien – audiovisuelle Medien, Telemedizin – neue Bereiche für die Fortbildung erschlossen und die damit bestehenden grenzüberschreitenden Möglichkeiten, wobei sich mit dieser Art Fortbildung der Kreis zum inter- nationalen Wissensaustausch schließt.

Im Laufe der Jahre wurden viele Referenten und um die Fortbildung verdiente Persönlichkeiten mit der vom Vorstand der Bundesärztekam- mer am 13. Januar 1962 für Verdien- ste um die ärztliche Fortbildung ge- schaffenen Ernst-von-Bergmann- Plakette ausgezeichnet zum Dank für ihre ehrenamtliche Mitwirkung in der ärztlichen Fortbildung, nicht nur im Rahmen der Bundesärztekammer, sondern auch in anderen Bereichen.

Ausblick

Die mittelfristige Einführung neuer Wege, ein evolutionärer Wan- del in der medizinischen Fortbil- dung, erfordert eine Umorientierung

mancher Referenten. Sie müssen sich mit allen didaktischen Möglich- keiten vertraut machen und sollten mit einem veränderten Lehr- und Lernablauf eigene positive Erfah- rungen gemacht haben, um sie über- zeugend einsetzen zu können. Dies ist eine große Aufgabe, eine Ver- pflichtung für Veranstalter, Planer und Referenten, den organisatori- schen und methodischen Stand nicht nur zu halten, sondern an seiner stän- digen Verbesserung zu arbeiten: Ei- ne Verpflichtung der ärztlichen Selbstverwaltung, die der Fortbil- dungspflicht des einzelnen Arztes entspricht.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 1997; 94: A-2121–2126 [Heft 33]

Anschriften der Verfasser Sanitätsrat Prof. Dr. med.

Franz Carl Loch Riegelsberger Straße 10 66125 Saarbrücken-Dudweiler Dr. med. P. Erwin Odenbach Kapellenstraße 22–24 50997 Köln-Rondorf

Ausschuß „Film in der ärztlichen Fortbildung“*

Vorsitzende Geh. San.-Rat

Prof. Dr. Dr. Carl Erich Alken von 1960 bis 1962

Prof. Dr. Dr.

Theodor Hellbrügge von 1963 bis 1967

Prof. Dr. Walter Kreienberg von 1967 bis 1988

San.-Rat

Prof. Dr. Franz Carl Loch seit 1988

*Von 1992 bis Ende 1995 lautete die Bezeichnung: „Film- und Videokommission für ärztliche Fortbildung“, seither: „Arbeits- kreis Audiovisuelle Medien in der ärztlichen Fortbildung“.

Wir beschäftigen uns mit dem Thema Fortbildung im Rahmen der vergangenen fünf Jahrzehnte ärztli- cher Selbstverwaltung, insbesonde- re der Bundesärztekammer. Selbst- verständlich sind wir uns der Bedeu- tung der ungeheuer vielfältigen Fortbildungsbemühungen großer und kleiner Ärztekammern und ih- rer Akademien sowie der Ärztever- eine und Ärzteverbände genauso bewußt wie der größerer Traditions- kongresse, zum Beispiel des „Deut- schen Kongresses für ärztliche Fort- bildung“ in Berlin (der bis 1961 auch für die Kolleginnen und Kolle- gen im sowjetisch besetzten Mittel- deutschland so wichtig war), der

„Therapiewoche“ in Karlsruhe oder der neu konzipierten Messe der Me- dizin, der „Medica“ in Düsseldorf, mit denen sich die selbstverwaltete

Fortbildung nicht in Konkurrenz sah und sieht.

Die Betrachtung deren „Histo- rie“ ist hier so ausgeschlossen wie ei- ne Darstellung der Entwicklung ärztlicher Fortbildung im Schrifttum der Nachkriegszeit: in den Büchern medizinischer Koryphäen, in den verschiedenen medizinischen Schu- len und Fachgesellschaften naheste- henden Fachzeitschriften und nicht zuletzt in den Blättern der Ärzte- kammern, insbesondere auch in dem von der Bundesärztekammer mit- herausgegebenen „Deutschen Ärz- teblatt – Ärztliche Mitteilungen“.

Dessen Entwicklung vom rein berufspolitischen Organ des Jahres 1949 zu einem heute gleichgewichtig, wenn nicht sogar überwiegend der ärztlichen Fortbildung dienenden Fachblatt wäre gewiß einer geson- derten Darstellung wert.

Anmerkungen der Verfasser

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