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Archiv "Forschende Chirurgen: Vorauseilender Gehorsam" (09.05.2008)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 199. Mai 2008 A1003

B R I E F E

Fächern kommen, berufspolitische Interessen zu einer falschen und un- fairen Bewertung führen, ist wenig stichhaltig, weil derartige Gesichts- punkte auch innerhalb eines Fachs nicht auszuschließen sind. Mit Be- dacht beauftragt deshalb die DFG in ihren Verfahren neben Fachgutach- tern auch fachferne Gutachter . . . Der Autor hat aber noch ein weiteres Argument gegen Begutachtungen durch andere Fachwissenschaftler:

„Persönlichkeitsmerkmale des erfolg- reichen Impact-Punkte-Sammlers sind nicht immer förderlich für die Begutachtung eines chirurgischen Projekts.“ Eine derartige Aussage und die sich daran anschließenden weite- ren charakterlichen Unterstellungen diskreditieren sich selbst. Sie leiten über zu den Vorschlägen, die der Au- tor statt der praktizierten Bewertungs- verfahren im Wissenschaftssystem offensichtlich etabliert sehen will . . .

„Gerade ein akademischer Begutach-

tungsprozess verlangt nach ausgegli- chenen, gereiften Persönlichkeiten.

Hierbei kommt es ganz wesentlich auf Kommunikation und auch auf Gefühle ebenso wie auf Vertrauen in die Fantasie und Leistungsfähigkeit des zu Begutachtenden an.“ Keiner wird abstreiten, dass die Zusammen- stellung von Gutachtergremien ein verantwortungsvoller und oft auch schwieriger Prozess ist und dabei auch Fehler nicht auszuschließen sind. Ein Verfahren zur Auswahl der Gutachter nach deren Charakterei- genschaften kann der Autor aber doch nicht ernsthaft gemeint haben . . .

Prof. Dr. Guido Adler,

Vorsitzender des Gesundheitsforschungsrats des BMBF, Klinik für Innere Medizin 1, Universität Ulm, Robert-Koch-Straße 8, 89081 Ulm

Vorauseilender Gehorsam

Die kritische Bestandsaufnahme ge- genwärtiger Forschungsbewertung,

die Herr Vahl vorgelegt hat, ist auch aus Sicht anderer, kleinerer Fächer, in meinem Fall der Psychosomatik, zu begrüßen. Die angeschnittenen Probleme sind nicht spezifisch für die Chirurgie, sondern sie betreffen im Grunde alle Bereiche klinischer Forschung. Es ist nicht zu verken- nen, dass die Wissenschaftsförderer mit Programmen zur Förderung

„Klinischer Studien“ und der Psy- chotherapieforschung in unserem Bereich positive Akzente gesetzt ha- ben, an denen auch die Psychosoma- tik gut partizipieren konnte und kann. Trotzdem bleibt das Problem der fachfremden Bewertung, ja Be- zeichnung psychosomatischer For- schung bestehen. Forschung zur Ent- stehung, Erkennung und Behandlung psychosomatischer Krankheiten auf ihre neuronalen Grundlagen reduzie- ren zu wollen, wie das z. B. in der Zuordnung der Psychosomatik zum Bereich „Klinische Neurowissen-

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A1004 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 199. Mai 2008

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schaften“ in der DFG zum Ausdruck kommt, greift inhaltlich systematisch zu kurz und führt strukturell zu gra- vierenden Fehlentwicklungen. Nicht die geringste dieser Fehlentwicklun- gen ist, ähnlich den von Herrn Vahl für die chirurgische Nutzung der Grundlagenwissenschaft beschriebe- nen Tendenzen, der „vorauseilende Gehorsam“ innerhalb des eigenen Fachs, d. h. die Vorstellung, nur mit neurobiologisch „unterlegten“ For- schungsdesigns habilitieren oder in anderer Weise wissenschaftlich reüs- sieren zu können, unter Hintanstel- lung z. B. aller psychologisch-sozial- wissenschaftlicher Ansätze. Es wäre an der Zeit, wie von Herrn Vahl ge- fordert, in eine öffentliche(re) Dis- kussion über die Grundlagen der Forschungsbewertung in der klini- schen Medizin einzutreten.

Prof. Dr. med. Peter Henningsen,

Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinikum rechts der Isar der TUM, Langerstraße 3, 81675 München

Chirurgen fehlt die Zeit

Als theoretischer Mediziner habe ich ständigen wissenschaftlichen Kon- takt zu einer Vielzahl chirurgischer Kollegen und arbeite mit onkologi- schem Resektionsmaterial. Dabei entstehen die molekularen Fragestel- lungen aus klinischen Problemen heraus. Resektionsmaterial ohne kli- nische Dokumentation wird mehr und mehr wertlos. Molekulare For- schung erzwingt zunehmend den di- rekten Dialog mit Therapeuten. Und hier tut sich ein großes Feld auf zwi- schen beiden Seiten, in dem sich ge- rade Chirurgen wissenschaftlich pro- filieren können und dies auch erfolg- reich tun. Das Impact-Punkte- System ist zweifelsohne mit einer Vielzahl immanenter Probleme be- haftet. Allerdings bietet es über sim- ple, vergleichbare Zahlen die Mög- lichkeit zu einer doch eher objekti- ven Evaluation wissenschaftlicher Leistung. Ich wüsste keine Alternati- ve, die nicht wieder zurück ins 19.

Jahrhundert führte und bei der Macht und Alter nicht über Kreativität do- minierten. Was für ein Evaluations- system wünscht der Autor zu haben?

Das wohl wichtigste Argument be- züglich der geringeren chirurgischen

Forschungsleistung wird überhaupt nicht thematisiert: Zeit und Freiräu- me. Eigentlich alle meiner chirurgi- schen Kooperationspartner klagen über eine klinikinterne Infrastruktur, welche komplexerer Wissenschaft entgegensteht . . . Als Erstes sind es wohl die leitenden Chirurgen, wel- che sich fragen müssen: Werden jün- gere Kollegen ernstlich freigestellt für die Wissenschaft? Welche tatsächlichen Vorteile erhalten wis- senschaftlich aktive Kollegen ge- genüber Ärzten, die nur an einer ope- rativen Ausbildung interessiert sind?

Priv.-Doz. Dr. Christian Hartmann,Institut für Pathologie, Abteilung für Neuropathologie, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 220–221, 69120 Heidelberg

Appell gerechtfertigt

Der Appell des Universitätschirurgen Professor Vahl prangert mit Recht die leidige, auch für andere chirurgi- sche Fächer, selbst für Disziplinen wie Innere Medizin oder Dermatolo- gie, gültige Benachteiligung der an Krankenversorgung orientierten kli- nischen Forschung gegenüber mole- kularmedizinischen Projekten bei der finanziellen Förderung durch die DFG und Stiftungen sowie in Berufungs- verfahren an. Tatsächlich spielt hier- bei der sogenannte Impact-Faktor die Schlüsselrolle, eine sehr fragwürdige Klassifikation nach Zitathäufigkeit in angesehenen wissenschaftlichen Zeitschriften. Fehlentscheidungen nach dieser nur scheinbar objektiven Einstufung sind nicht ganz selten.

Mir sind aus Schweden, Österreich und der Schweiz Fälle bekannt, in denen wegen ihrer Zitations-Meriten berufenen Ordinarien nach kurzer Zeit erfahrene Operateure als Klinik- direktoren an die Seite gestellt wer- den mussten, weil der neue Lehr- stuhlinhaber mit hohem Impact-Fak- tor sich als Versager im Operations- saal entpuppte. Die geradezu modi- sche Bevorzugung von genetisch-re- duktionistischer gegenüber einer kli- nisch-organismischen Forschung treibt auch andere Blüten, wie z. B.

die Zweckentfremdung der knappen Weiterbildungszeit für krankenferne Labortätigkeit von wissenschaftli- chen Assistenten oder den Zwang zur Publikationshektik, wobei der heuti-

ge „Mainstream“ seine klinische Re- levanz erst noch beweisen müsste.

Prof. Dr. med. Malte Erik Wigand, Wespennest 11, 90403 Nürnberg

LEIPZIG

Das Sächsische Psy- chiatriemuseum bie- tet einen histori- schen Stadtrund- gang an (DÄ 7/2008:

„Bei Baarmann traf sich das Nerven- kränzchen“ von Norbert Jachertz).

Verwechslung

In einer Passage ist vom politischen Missbrauch der Psychiatrie, nament- lich im psychiatrischen Krankenhaus der Strafvollzugsanstalt Waldheim die Rede. Dem Autor scheint nicht bekannt zu sein, dass es zur kritisier- ten Zeit in Waldheim zwei psychia- trische Einrichtungen gab. Die eine gehörte zur Strafvollzugsanstalt Waldheim, unterstand damit dem Ministerium des Inneren der DDR.

Die andere – die Abteilung Wald- heim der Nervenklinik Hochweitz- schen – unterstand dem Ministerium für Gesundheitswesen der DDR und geriet besonders in den ersten Mona- ten nach der Wende ins Gerede, hatte aber mit der Strafvollzugsanstalt ab- solut nichts zu tun.

MR Dr. med. Siegfried Hillmann, Massaneier Straße 28, 04736 Waldheim

PKV

Die Prämien in den Ärztetarifen sind massiv gestiegen (DÄ 12/2008: „Unter Kollegen“ von Jens Flintrop).

Abgezockt

Ich bin seit 1988 bei der Central- Krankenversicherung über den Gruppenversicherungsvertrag des Hartmannbundes versichert. Trotz eines Selbstbehalts von 1 000 Euro vervierfachte sich der Krankenversi- cherungsbeitrag innerhalb dieser Zeit, obwohl ich keine Leistung ab-

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gerechnet habe. Früher war die Welt noch in Ordnung, weil das Rechtssys- tem es nicht zuließ, dass Menschen

„abgezockt“ wurden. Heute ist es fast legal.

Dr. med. Karl-Heinz Linder,Alte Hünxer Straße 8, 46562 Voerde

Unangemessen

. . . Zum Glück habe ich noch nicht viele Kollegen benötigt, aber alle ha- ben nur das normale Kassenhonorar für mich erhalten. Trotzdem bin ich immer in jeglicher Hinsicht gut be- handelt worden. Die einzige Rech- nungsermäßigung habe ich als Selbstzahlerin bei einer Kollegin mit reiner Privatpraxis einmal bekom- men, als ich arbeitslos war. Ich würde mich heute, wo ich „normal“ verdie- ne, schämen, den Kollegen das ihnen zustehende Honorar zu verweigern, für das sie arbeiten, nur weil ich Kol- legin bin. Noch mehr, wenn ich es

von einer Krankenkasse ersetzt be- kommen würde. Wir nagen wahrhaf- tig alle nicht am Hungertuch, und die Kollegen früher haben ja kräftig ge- spart. Ob man befreundeten Kollegen eine Freundschaftsrechnung macht, bleibt jedem unbenommen, aber den Anspruch auf Ermäßigung, nur weil man zufällig den gleichen Beruf hat, finde ich unverschämt. In Zeiten, in denen eine immer größere Gruppe von Menschen Reallohnverluste hin- nehmen muss und der Abstand zwi- schen Arm und Reich immer größer wird, halte ich Rabatte für Kollegen, die nicht arm sind, nur um Beiträge zu sparen, für vollkommen unange- messen und unsolidarisch . . . Etwas mehr Bürgersolidarität statt Berufs- gruppengeklüngel in einer immer noch privilegierten Berufsgruppe würde uns Ärzten sicher gut zu Ge- sicht stehen.

Dr. med. Almuth Boettiger,Hagenstraße 35, 37154 Northeim

Ungläubiges Kopfschütteln

Herr Flintrop bemängelt, dass sich Ärzte nicht mehr kollegial kostenfrei behandeln. Das trifft nach meiner Er- fahrung am ehesten zu für die Kolle- gen Zahnärzte, von denen ich schon immer eine Rechnung erhalten habe.

Gravierender aber, auch was die Summen betrifft, sind die stationären Behandlungen. Da sich auch Kran- kenhäuser zunehmend aus der priva- ten Klientel refinanzieren, wird hier nicht nur alles Erdenkliche (wörtlich gemeint!) getan, sondern auch liqui- diert. Gegenüber diesen Rechnungen sind die der niedergelassenen Kolle- ginnen und Kollegen „peanuts“. Die Idee, hier nur den einfachen Satz der GOÄ anzusetzen, wird in der Ver- waltung bestenfalls ungläubiges Kopfschütteln hervorrufen.

Dr. Donald O. Schramm,Wilhelm-Raabe-Straße 4, 37170 Uslar

Referenzen

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