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Katheterdilatation
bei peripherer arterieller Verschlußkrankheit
Die perkutane transluminale Kathe- terdilatation ist eine bestechende Methode, die in immer mehr angio- logischen Zentren praktiziert wird.
Sie kann bei einem bemerkenswert hohen Prozentsatz von Patienten eingesetzt werden, für die eine Ope- ration ein fast höheres Risiko dar- stellt als die Amputation. Die klassi- sche Indikation ist eine Stenosie- rung der Arteria femoralis superfi- cialis im Aduktorenkanal, aber auch Einengungen der Arteria poplitea und selbst des Truncus tibio-fibula- ris können heute erfolgreich aufge- dehnt werden. Ideal sind kurzstrek- kige, konzentrische Stenosierun- gen. Die auch als Dottertechnik be- zeichnete Methode konnte sich in den ersten zehn Jahren nicht durch- setzen, da die Vorstellung möglicher Komplikationen die Kliniker ab- schreckte. Heute ist die Skepsis ei- nem breiten Optimismus gewichen, und technische Verbesserungen, insbesondere die Entwicklung neuer Dilatationskatheter, haben diese Me- thode erneut aktualisiert.
In der referierten Arbeit wird über die Behandlung von 30 Patienten mit peripherer arterieller Verschluß- krankheit der Stadien III und IV, also mit Auftreten von Ruheschmerzen und ischämischen Ulzera, berichtet.
Als Ultima ratio wurde bei ihnen nach erfolglosen chirurgischen Ein- griffen und teilweise bei bestehen- der Kontraindikation für einen chir- urgischen Eingriff eine perkutane Katheterdilatation durchgeführt. Die Lokalisation war vorwiegend der fe- moro-popliteale Gefäßabschnitt. In 83% war die Methode technisch er- folgreich. Der cruro-brachiale Index (Druckquotient des Knöchel-Arm- Druckes) nahm systolisch von 0,33 vor der Dilatation auf 0,59 nach dem Eingriff zu. 6 von 25 Patienten erlit- ten nach einer primär erfolgreichen Rekanalisation innerhalb von zwei bis sechs Monaten eine Rezidivste- nose, die in fünf Fällen wiederum mit einer Katheterdilatation erfolg-
reich beseitigt werden konnte. Kom- plizierend traten bei vier Patienten im Punktionsbereich Hämatome auf, in einem Fall mußte das Hämatom operativ ausgeräumt werden. Son- stige gravierende Komplikationen gab es nicht.
Diese Untersuchung bestätigte, daß auch im Stadium III und IV vor einer notwendig werdenden Amputation immer die Möglichkeit einer perku- tanen Katheterdilatation in Erwä- gung gezogen werden sollte. Im Gliedmaßenbereich hat die Kathe- terdilatation eine niedrige Komplika- tionsrate bei fehlender Mortalität.
Vorteile sind auch die kurze Hospita- lisationsdauer und eine hohe primä-
re Erfolgsrate. Dem
Chien-Tai Lu und Mitarbeiter, Department of Radiology and Surgery, University of Chicago, Radiology 142 (1982) 377, Chicago USA
Hypotonie in der Schwangerschaft:
ein Behandlungsgrund
Die Hypotonie in der Schwanger- schaft stellt eine bisher zu wenig be- achtete Komplikation dar. Bei glei- cher Zusammensetzung der Kollek- tive hinsichtlich Parität und Alter zei- gen die hypotonen - Schwangeren deutlich ein höheres Risiko als die normotonen. Während der Geburt traten im CTG häufiger Zeichen ei- ner fetalen Gefährdung auf, die sub- partalen pH-Werte waren verändert.
Niedriges Geburtsgewicht, gestei- gerte Reanimationsfrequenz, ver- mehrte Verlegungsrate und höhere perinatale Mortalität weisen auf eine höhere Gefährdung der Kinder der Hypotoniegruppe gegenüber den Normotonen hin. Noch gibt es kein einheitliches therapeutisches Kon- zept. Mineralokortikoide und Dihy- droergotamine haben die günstigste therapeutische Wirkung. Cave: Sym-
pathicomimetica. See
Goeschen, K.; Pluta, M.; Meyer-Wilms, M.; Sa- ling, E.: Hypotonie in der Schwangerschaft:
Krankheitswert, Differentialdiagnose, Konse- quenzen. Geburtsh. u. Frauenheilk. 42 (1982) 84-90, Arbeitsgruppe Perinatale Medizin, Ma- riendorfer Weg 28,1000 Berlin 44
Geburtshilfe und
Schwangerenbetreuung in Finnland
In Finnland finden etwa 73 Prozent aller Geburten in Zentralkranken- häusern, 23 Prozent in Bezirkskran- kenhäusern und 4 Prozent in Lokal- krankenhäusern statt.
Eine engmaschige Überwachung in der Schwangerschaft mit 10 Hebam- men- und 4 Arztkontakten erlaubt eine weitgehende Zentralisierung der Geburt, insbesondere aber der Risikogeburt in den Großkranken- häusern, in denen alle Möglichkei- ten der elektronischen Überwa- chung sowie der pädiatrischen und anästhesiologischen Versorgung zur Verfügung stehen.
Bei der Einweisung in Großkranken- häuser wird versucht. Angstgefühle durch vorhergehenden Kontakt mit dem Krankenhaus, Anwesenheit des Ehemannes, Elternschulung, Roo- ming-in, also durch eine familien- orientierte Geburtshilfe abzubauen.
Unter dieser Organisation ist die Müttersterblichkeit sehr deutlich von 0,1 Promille (1974) auf 0,07 Pro- mille (1976) zurückgegangen, eben- falls hat sich die perinatale Mortali- tät entscheidend verbessert mit ei- nem Rückgang von 13,7 Promille auf 11,4 Promille. Die enge vorgeburtli- che Überwachung kam insbesonde- re einer Reduzierung der Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht (Frühge- burten) zugute.
Eine gute Vorbereitung auf die Ge- burt, Überweisung von Risiko- schwangerschaften an Großklini- ken, eine familiengerechte Geburt auch an zentralen Krankenhäusern schaffen günstige Voraussetzungen für die Sicherheit von Mutter und Kind und die Entstehung einer glücklichen Familie. St
Soiva, K., und Gummerus, M.: Geburtshilfe in Finnland: Organisation und Ergebnisse, Der Frauenarzt 2 (1982) 102-106, Prof. Dr. med. P.
Stoll, Klinikum der Stadt Mannheim, Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Universi- tät Heidelberg, 6800 Mannheim 1
44 Heft 29 vom 23. Juli 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe B