• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Diskussion" (24.05.1979)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Diskussion" (24.05.1979)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Die Information:

Bericht und Meinung Vertreterversammlung der KBV: Fiedler

Diskussion

Was Dr. Fiedler in seinem Referat schon deutlich gemacht hatte, wurde in der eingehenden Diskus- sion wiederholt unterstrichen:

Wenn auch die Preisvergleichsli- ste — als Bestandteil der Arzneimit- telrichtlinien des „Bundesaus- schusses Ärzte und Krankenkas- sen" — für den Kassenarzt eine ver- bindliche Informationsquelle dar- stellt, so kann und darf sie den Kassenarzt nicht verpflichten, grundsätzlich nur das billigste der aufgeführten Arzneimittel zu ver- ordnen.

Pharmazeutische Qualität, Ne- benwirkungen und Bioverfügbar- keit müssen berücksichtigt wer- den; vor allem aber muß bei der Entscheidung des Arztes, welches Mittel zu verordnen sei, das Krite- rium „therapeutischer Nutzen"

immer den Vorrang haben vor dem Kriterium „Preis". Auch der Bun- desausschuß der Ärzte und Kran- kenkassen hat dies ja ganz ein- deutig klargestellt.

Die Kassenärzte sollten, wurde in der lebhaften Diskussion gefor- dert, denn auch allen Versuchen gegenüber „hartnäckig bleiben", in der Preisvergleichsliste mehr zu sehen als nur ein zusätzliches Hilfsmittel für den Kassenarzt dem grundsätzlich bestehenden Wirtschaftlichkeitsgebot zu ent- sprechen.

Gleichzeitig bringt aber die Exi- stenz einer solchen Liste die Ge- fahr mit sich — bei den von Dr.

Fiedler erwähnten Plänen des Bundesverbandes der Ortskran- kenkassen könnte man wohl auch von einer Verlockung sprechen —, daß bestimmte Kräfte derartige Li- sten als ein willkommenes Mittel betrachten, mit dem man endlich die so sehr herbeigesehnte totale statistische Durchleuchtung der Verschreibungs- und der Praxis- gewohnheiten des einzelnen Arz- tes erreichen kann. Cui bono?

Das Bestreben müsse dahin ge- hen, hieß es nachdrücklich, in die-

se Liste auch Qualitätsmerkmale einzuarbeiten. Auf solche Weise könnte man auch die in der Dis- kussion konstatierte Überforde- rung des Kassenarztes vermeiden, die sich aus dem Bemühen ergibt, mit dem Wirrwarr von Listen un- terschiedlichen Inhalts und unter- schiedlicher Bedeutung fertigzu- werden.

„Der Arzt braucht allenfalls eine Liste und nicht fünf oder sechs", so gab es ein Diskussionsredner (Vorstandsmitglied Dr. Peter Krein) in direkter Anrede dem als Ehrengast an der Sitzung teilneh- menden hohen Beamten vom Bundesarbeitsministerium mit auf den Weg.

Zur sogenannten Negativliste, die im gesetzlichen Auftrag beraten wird, hatte Dr. Fiedler in seinem Referat kurz die Problematik dar- gestellt, die vor allem darin liegt, daß es bisher noch nicht gelun- gen ist, den Begriff „geringfügige Gesundheitsstörung" zu definie- ren.

Ein Sprecher stellte einen direkten Zusammenhang zu dem vorange- gangenen Referat Dr. Muschalliks her, indem er eine solche Negativ- liste als einen „hervorragenden Einstieg in die Selbstbeteiligung"

bezeichnete.

Kritik gab es am Staat, der nach wie vor die Arzneimittel mit der vollen Mehrwertsteuer belastet, statt durch einen Verzicht darauf seinerseits zur Kostensenkung auf dem Arzneimittelsektor beizutra- gen. Einen „Skandal" nannte das ein Delegierter.

Kritik übte man auch an der Phar- ma-Industrie, und zwar wegen ih- rer zum Teil immer noch als zu reklamehaft empfundenen, nicht genügend informierenden Wer- bung aller Art. Ein Redner berich- tete, er habe einmal ausgezählt, wie viele Anforderungskarten für Arzneimittelmuster im Kalender- monat bei ihm eingingen; der bis- herige Rekord bei ihm stehe bei 725 Karten.

Kritisches dann auch zu einem speziellen Aspekt bei der Einfüh- rung neuer Arzneimittel. Oft wer- den sie zuerst bei der stationären Behandlung im Krankenhaus an- gewendet, und die neueren Mittel sind oft notwendigerweise teurer als die schon länger eingeführten Präparate. Später kann es dann aber Mißverständnisse beim Pa- tienten geben, wenn der weiterbe- handelnde niedergelassene Arzt ein anderes, billigeres Mittel ver- ordnet. Woraus die Forderung zu ziehen sei, daß die Krankenhäuser bei den Bemühungen um die Ko- stendämpfung auf dem Arzneimit- telsektor die gleichen Maßstäbe

„gegen" sich gelten lassen müß- ten wie die niedergelassenen Ärzte.

Weitere Einschränkungen den Patienten deutlich klarmachen Auf etwas Grundsätzliches machte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Ernst- Eberhard Weinhold aufmerksam:

Bisher sei es nämlich gelungen, mit der durch das Kostendämp- fungsgesetz und seine Folgen ge- schaffenen Lage fertigzuwerden, ohne daß die Patienten sehr viel davon bemerkt hätten; deshalb auch hätten die Kassenärzte oft so wenig Unterstützung in der Öffent- lichkeit für ihre Anliegen gefun- den. Das könnte sich aber ändern, wenn die Schraube der Einschrän- kungen infolge der Gesetzgebung noch mehr angezogen werde —, und dies müßte man aber dann den Patienten auch deutlich sagen!

In seinem Schlußwort nahm Dr.

Eckart Fiedler die Pharma-lndu- strie ausdrücklich — und unter Bei- fall — gegen ungerechtfertigte An- griffe in Schutz. Die Innovations- komponente — also die Ausgaben für die Arzneimittelforschung — und der erfreuliche Export der Pharma-lndustrie seien nicht nur für diese lebenswichtig, sondern

„davon profitieren alle Bürger. Die Medizin kann ohne die Pharma- Forschung nicht auskommen", schloß Dr. Fiedler. gb

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 21 vom 24. Mai 1979 1429

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Diplom-Volkswir- tin Andrea Fischer, Bundes- tagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, soll in der Re- gierung Schröder Bundesge- sundheitsministerin werden.. Die

Krankenkassen hat in seiner Sitzung am 24. April 1998 beschlossen, in die Anla- ge B der „Richtlinien des Bundesaus- schusses der Ärzte und Krankenkassen über die Einführung

Krankenkassen hat in seiner Sitzung am 24. April 1998 beschlossen, in die Anla- ge B der „Richtlinien des Bundesaus- schusses der Ärzte und Krankenkassen über die Einführung

Krankenkassen hat in seiner Sitzung am 24. April 1998 beschlossen, in die Anla- ge B der „Richtlinien des Bundesaus- schusses der Ärzte und Krankenkassen über die Einführung

Auch der Anteil der Kombinationspräparate unter den führenden 20 Arzneimit- teln liegt mit 40 Prozent deutlich unter dem Gesamtdurchschnitt von 56 Prozent für alle

ge, die mit Fieber, Kopfschmer- zen, Rhinitis, Pharyngitis, trocke- nem Husten, Conjunctivitis o. Dabei wird in Schweregrade nicht unter- schieden. Der Herausnahme der im Gesetz

Wer nicht nachweist, dass er mindestens ein Kind hat, gilt bis zum Ablauf des Mo- nats, in dem der Nachweis erbracht wird, als kinderlos und muss den Beitragszu- schlag tragen..

In der gemeinsamen Sitzung der beiden Vorstände sah es zeit- weise zwar so aus, als nähere man sich einem solchen Kom- promiß, vorausgesetzt freilich, auch die Entscheidungsgremien