Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 8⏐⏐20. Februar 2009 A345
B R I E F E / M E D I E N
tem einzudämmen. Die Politik hat in- zwischen zwei vergebliche Versuche unternommen, ein Präventionsgesetz zu verabschieden . . . Derzeit richtet sich die Masse der Präventionsange- bote der Krankenkassen an jene, die ohnehin gesundheitsbewusst leben.
Viel wichtiger wäre es aber, die Prä- vention vor Ort in sozialen Brenn- punkten, in Schulen, Kindergärten, Sportvereinen oder Betrieben zu stär- ken. Dahin fließen aktuell aber nur sechs Prozent aller Präventionsausga- ben. Es ist aus meiner Sicht überfällig, dass die Politik mit einer entsprechen- den Gesetzgebung den Rahmen für dringend erforderliche Präventions- maßnahmen schafft.
Prof. Dr. med. Gerald Schiller,Ärztlicher Direktor des Zentrums für Soziale Psychiatrie Hochtaunus gGmbH, Emil-Sioli-Weg 1–3, 61381 Friedrichsdorf
Umdenken gefordert
Ich pflichte den Aussagen des Autors bezüglich riskanter Verhaltensweisen in der Bevölkerung und der Notwen- digkeit, Verhaltensänderungen und eine Umorientierung von Wertesyste- men zu erreichen, bei. Zur Etablie- rung einer Änderung gehört aber nicht nur jemand, der sich verändern soll, sondern auch jemand, der ihm die notwendigen Änderungen erklärt, ihn bei der Umsetzung unterstützt und ihn positiv motiviert. Leider er- scheinen trotz aller Beteuerungen ne- ben Politik und Wirtschaft insbeson- dere auch große Teile der Ärzteschaft nicht wirklich „aus ganzem Herzen“
daran interessiert zu sein, einen „rich- tigen Lebensstil“ zu vermitteln. Dies ist z. B. sichtbar an der geringen Zahl von Ärzten, die präventive Angebote (wie etwa professionelle Raucherent- wöhnung) fest in ihre Arbeit etabliert haben, am Desinteresse von Politik und Ärzteverbänden an der Zusam- menarbeit mit Gruppierungen, die Weiterbildung in Präventivmedizin anbieten und an der geringen Zahl von Teilnehmern bei Ausbildungsse- minaren zum Präventivmediziner.
Dabei kann diese Tätigkeit für Ärzte, Kassen, den Staat und insbesondere auch für die Bevölkerung sowohl ideell als auch materiell durchaus at- traktiver sein als die immer noch als vorrangig propagierte Reparaturme- dizin . . . Es besteht also auch auf-
seiten der „Anbieter“ großer Verän- derungsbedarf. Nur wenn hier ein Umdenken stattfindet, haben wir eine Chance, Prävention zu etablieren und mehr Menschen für einen „richtigen Lebensstil“ zu gewinnen.
Dr. med. Udo Böhm,Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für präventive Medizin DGpM, Kruchenhausen 35, 83246 Unterwössen
Vorsicht Sackgasse!
Ausdrücklich bedanken möchte ich mich bei den Kollegen aus Günzburg für die von ihnen aufgezeigten sehr subtilen und gesamtgesellschaftlich extrem relevanten Zusammen- hänge . . . Gerade Psychiatrie, Psy- chotherapie und Psychosomatik wer- den exponentiell zunehmend konfron- tiert mit den ausufernden Ergebnissen und Problemlagen der reizüberfluten- den Medien- und Kommunikations- angebote, den vermehrt Unsicherheit und weniger Verlässlichkeit ausstrah- lenden Bedingungen der Arbeitswelt und den wegbrechenden halt- und sinngebenden familiären, religiösen und sozialen Fundamenten. Wenn- gleich wir uns in diesen medizini- schen Disziplinen durchaus noch en- gagiert der gesellschaftlichen Heraus- forderungen und ihrer krankmachen- den Mechanismen beziehungsweise der zunehmenden „Drop-outs“ anneh- men, so ist doch absehbar, dass wir damit die dringend notwendige Ver- änderung von Lebenseinstellungen, Lebensbedingungen, Lebensstilen und gesellschaftlichen und Markt- mechanismen nicht ändern können!
Das ist ja auch nicht unsere Aufgabe.
Die Veränderung der Strukturen braucht als erstes die breite Einsicht, dass wir in eine Sackgasse laufen und dann die konzertierte Aktion, Schritt für Schritt die Weichen umzustellen.
Dr. med. Josef J. Leßmann,Ärztlicher Direktor der LWL-Kliniken Warstein und Lippstadt, LWL-Klinik Warstein, Franz-Hegemann-Straße 23,
59581 Warstein
Treffsicherer Beitrag
Den Autoren herzlichen Glück- wunsch zu diesem notwendigen, sachlichen und treffsicheren Beitrag!
Priv.-Doz. Dr. med. habil. Dagmar Pöthig, Vorsitzende des Vorstandes der Europäischen Vereinigung für Vitalität und Aktives Altern (eVAA) e.V.
im Business & Innovation Centre Leipzig, Karl-Heine-Straße 99, 04229 Leipzig
BROSCHÜRE
Früherkennung von Brustkrebs
Mit der Broschüre „Mammographie- Screening. Früherkennung von Brust- krebs. Was Sie darüber wissen sollten“
informieren der Krebsinformations- dienst des Deutschen Krebsfor- schungszentrums und die Koopera- tionsgemeinschaft Mammographie über das Mammografie-Screening-Pro- gramm in Deutschland. Übersichtlich und allgemeinverständlich werden darin die häufigsten Fragen zum Screening- programm beantwortet, um interessierten Frau- en eine Orientierungs- hilfe bei ihrer Entschei- dung über die Teilnah- me am Programm zu geben.
Mit der 24-seitigen Broschüre erhalten die Frauen präzise Infor- mationen unter ande- rem zum Ablauf des Programms, zu Nutzen und Risiken der Untersuchung und zum Krank- heitsbild. Ergänzt wird der Inhalt durch ein Glossar, in dem wesentli- che Fachbegriffe erklärt werden. Die Broschüre ist im Internet als PDF- Datei abrufbar unter www.dkfz.de und www.mammo-programm.de. EB
DISKUSSIONSPORTAL
Verteilungskämpfe im Gesundheitswesen
Ein Portal zur Verteilungsdebatte im Gesundheitswesen hat die Presse- agentur Gesundheit, Berlin, unter der Adresse www.gerechte-gesundheit.de eröffnet. Das Portal will gesund- heitspolitische Entscheidungsprozes- se transparent machen, über politische und gesetzliche Hintergründe infor- mieren und so Licht in komplizierte Zusammenhänge bringen. Das Portal stellt „führende Köpfe“ in Wissen- schaft und Politik vor, gibt einen Nachrichten- und Veranstaltungsüber- blick und enthält ein Glossar wichti- ger Fachbegriffe. Interessierte kön- nen einen kostenfreien Newsletter
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