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Archiv "Forschungsbetrug: Eigenrecherche gefordert" (05.09.2008)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 365. September 2008 A1845

B R I E F E

senschaftlichen Arbeit in der medizi- nischen Grundlagenforschung (nicht an Stammzellen) an einem Univer- sitätsinstitut, dürfte ich wohl nicht zu den „interessierten Kreisen“ oder

„Karriereabhängigen“ gehören . . .

Prof. Dr. med. Helmut Kammermeier, Effertzfeld 41, 41564 Kaarst

Gratulation

Ich gratuliere Herrn Norbert Jachertz zu seinem Artikel „Stammzellgesetz:

Orientierungslos“ im DÄ. Endlich mal einer, der die Sache beim Namen nennt, vielen Dank!

Dr. med. Bruno Kerber,Luisenstraße 3, 90762 Fürth

FORSCHUNGSBETRUG

Bei Studien zu den Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung gab es Manipulatio- nen (DÄ 23/2008:

„Daten zu Handy- strahlung gefälscht“

von Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schult- ze und Dr. med. Vera Zylka-Menhorn).

Eigenrecherche gefordert

. . . Der Vorwurf der Fälschung die- ser mobilfunkkritischen Studien kam schon vor einem Jahr von dem im DÄ zitierten Prof. Lerchl. Da- mals wurde dieser Vorwurf von der Kommission für Wissenschaftsethik der Universität Wien als unberech- tigt zurückgewiesen. Im Frühjahr dieses Jahres wurde die Kommissi- on neu besetzt. Ihr neuer Vorsitzen- der: Ein Jurist, der bei einem Mobil- funkunternehmen beschäftigt ist!

Die neue Kommission griff die Vor- würfe wieder auf und gab eine Überprüfung der statistischen Aus- wertungen in Auftrag. Ergebnis:

kein Fälschungsnachweis. Zum glei- chen Ergebnis kam die Überprü- fung, die die Zeitschrift veranlasste, die den Artikel über die Studiener- gebnisse veröffentlicht hatte. Plötz- lich erhielt das Rektorat die Mel- dung, eine MTA habe 2008(!) Daten gefälscht. Diese MTA war an den angegriffenen Studien beteiligt, und es wurde sofort ohne Anhörung der Studienleiter und ohne Belege in die Presse gegeben, was dann auch das

DÄ nachgedruckt hat. Dass nämlich alle Mobilfunkstudien gefälscht sei- en, an denen diese MTA in früheren Jahren beteiligt war. Merkwürdiger- weise wurden andere Studien, an de- nen sie ebenfalls beteiligt war, nicht erwähnt. Dass die gefundenen Fäl- schungen aus dem Jahre 2008 noch dazu auffällig plump waren und so- gar noch für jeden lesbar dokumen- tiert wurden, macht die Sache rich- tig spannend. Dass die Presseer- klärung der betroffenen Professoren (Prof. Adlkofer, München, und Prof.

Rüdiger, Wien) vom 25.5.2008 mit einer Richtigstellung in den Medien nirgendwo erschien, ist bei derarti- gen Kampagnen leider gang und gä- be. Dass das DÄ sich daran betei- ligt, ist für mich ein Skandal. Noch zu erwähnen ist, dass Prof. Lerchl im Auftrag und gegen Honorar des

„Informationszentrum Mobilfunk“, einer Einrichtung der Mobilfunkin- dustrie, Ärztefortbildungen durch- führt, bei denen Ärzte über die Harmlosigkeit der Mobilfunkstrah- lung für Mensch und Natur „infor- miert“ werden.

Dr. med. Wolf Bergmann,Reichsgrafenstraße 28, 79102 Freiburg

Keine Fälschung nachgewiesen

In dem oben genannten Beitrag sind mehrere Angaben unrichtig. Dort steht: „Die Mitarbeiterin, die an bei- den Studien mitgewirkt hatte, hat in- zwischen die Manipulationen gestan- den und gekündigt.“ Richtig ist, dass die ehemalige Mitarbeiterin stets glaubwürdig versichert hat, dass die publizierten Daten von ihr korrekt er- hoben wurden. In dem Beitrag steht

weiterhin: „Rektor Prof. Dr. Wolf- gang Schütz hatte externe Gutachter mit der Prüfung der Studien beauf- tragt . . .“ Das legt für den Leser den Schluss nahe, dass diese Prüfung die Datenfälschung auch bewiesen hat.

Richtig ist, dass die seit Monaten mit der Prüfung beauftragte Kommission bisher keinerlei Datenmanipulation nachweisen konnte. Die weisungsun- abhängigen Autoren der beiden Ar- beiten sind von der Richtigkeit der publizierten Daten zur erbgutschädi- genden Wirkung von Mobilfunk- strahlen überzeugt, weil

diese inzwischen von unabhän- gigen Wissenschaftlern experimen- tell bestätigt werden konnten

die konsequente doppelte Verblin- dung der Experimente, eine Daten- fälschung extrem unwahrscheinlich, wenn nicht gar unmöglich macht

inzwischen mehrere Gutachten von Statistikern vorliegen, welche al- le zu dem Schluss kommen, dass nicht abzuleiten ist, dass die Daten gefälscht sind

bisher publizierte Einwände ande- rer Autoren, so auch von Prof. Lerchl, publizierte Widerlegungen erfahren haben (was dieser gegenüber dem DÄ bedauerlicherweise nicht er- wähnt)

lückenlose schriftliche Protokolle der regelmäßig durchgeführten La- borbesprechungen in den letzten sechs Jahren keinerlei Hinweise dar- auf ergeben, dass Rohdaten manipu- liert wurden oder dass die doppelte Verblindung der Experimente nicht gegeben war.

Erbgutschädigende Wirkung von Mobilfunkfeldern ist bedeutsam für die Risikobewertung dieser neuen Technologie. Die Publikationen zu

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B R I E F E

diesem Thema, von deren Richtig- keit die Autoren überzeugt sind, oh- ne triftigen Grund zurückzuziehen, entspricht nicht unserer Auffassung von der Verantwortung des Wissen- schaftlers gegenüber der Öffentlich- keit. Das könnte als falsches Signal verstanden werden, dass nämlich da- mit auch alle gesundheitlichen Be- denken ausgeräumt wären . . .

Prof. Dr. med. Hugo W. Rüdiger,Berggasse 4/33, A-1090 Wien

OPHTHALMOLOGIE

Drei Patienten mit einer erblichen Form von Netzhautdystro- phie sind in den USA gentherapeutisch be- handelt worden (DÄ 24/2008: „Ein hoff- nungsvoller Ansatz, aber noch kein Durch- bruch“ von Dr. med. Ronald D. Gerste).

Nicht nur drei Patienten

Der Artikel von Dr. Gerste über die gentherapeutische Behandlung von Patienten mit Mutationen im RPE65-Gen ist sehr interessant und gibt die aktuelle Situation gut wie- der. Zu einigen Punkten des Artikels würden wir gerne kritisch Stellung nehmen. In der Maiausgabe des

„New England Journal of Medicine“

wurden zeitgleich zwei Artikel ver- öffentlicht. Im ersten Artikel, der auch in dem Bericht Erwähnung fand, wurde über eine klinische Stu- die in London berichtet (Bainbridge et al. 2008). Im zweiten Artikel wur- den die Ergebnisse einer weiteren Studie in Philadelphia/USA veröf- fentlicht (Maguire et al. 2008). Ins- gesamt wurden in beiden Studien sechs Patienten behandelt, von de- nen vier Patienten anschließend sub- jektiv über Verbesserungen der Seh- leistung berichteten. In einer weite- ren, noch nicht veröffentlichten Stu- die an der University of Florida wur- den weitere drei Patienten behan- delt. Es gibt inzwischen also Ergeb- nisse von sechs beziehungsweise neun Patienten und nicht nur von dreien, wie in dem Bericht erwähnt wurde. Die Abnahme der Sehfunkti- on bei Patienten mit Mutationen im RPE65-Gen kann klinisch sehr un-

terschiedlich ausgeprägt sein. Zum einen kann es, abhängig von der Mutationsform und der Restfunktion des Proteins, Patienten geben, die schon im ersten Lebensjahr schwers- te Sehfunktionsstörungen haben und damit als LCA klassifiziert wer- den können. Zum anderen zeigt je- doch die Mehrheit der Patienten noch als Jugendliche einen Visus von 0,3 und besser. Diese Patienten können nicht als klassische LCA- Fälle angesprochen werden. Um zu vermeiden, dass Patienten mit RPE65-Mutationen und einer spä- ten, milden Form der Erkrankung nicht auf diese Mutation getestet werden, sollten diese Erkrankungen besser unter dem Begriff der früh- kindlichen schweren Retinadystro- phien (EOSRD, vom englischen

„Early Onset Severe Retinal Dystro- phy“) eingeordnet werden, wie meh- rere Arbeiten gezeigt haben (Gu et al. 1997; Henderson et al. 2007;

Paunescu et al. 2005; Preising et al.

2007). Der virale Vektor, der zum Transfer der korrekten Kopie des RPE65-Gens benutzt wurde, ist kein attenuierter Adenovirus. Es handelt sich hierbei um einen adeno-assozi- ierten Virus (AAV), bei dem die ge- samte codierende Sequenz durch ei- ne RPE65-Expressionskassette er- setzt wurde . . . Mithilfe einer AAV- vermittelten Therapie können nur Zellen wieder funktionsfähig ge- macht werden, die noch nicht in Apoptose gegangen sind. Gerade bei Patienten mit Mutationen im RPE65-Gen scheint die Retina recht lange erhalten zu bleiben, sodass ein therapeutisches Fenster von einigen Jahren entsteht. Allerdings sind alle Patienten vom Säuglingsalter an komplett nachtblind. Die frühzeitige Diagnose ist entscheidend, da auch bei RPE65-Patienten die Retina in- nerhalb der zweiten Lebensdekade anfängt zu degenerieren. Die Er- krankung der Patienten, die in den jetzt veröffentlichten Studien behan- delt wurden, war wahrscheinlich be- reits jenseits der Schwelle, unter der noch ausreichend überlebensfähige Fotorezeptorzellen vorhanden sind, um eine eindeutige Funktionsver- besserung zu erreichen. Daher sollen in weiterführenden Studien Patien- ten in weniger fortgeschrittenen Sta-

dien behandelt werden. Eine objekti- ve Quantifizierung der Verbesserung der Sehleistung durch z. B. elektro- physiologische Methoden ist auf- grund der starken Schädigung der Fotorezeptorzellen im fortgeschritte- nen Stadium der Erkrankung eigent- lich nicht zu erwarten. Darüber hin- aus erlaubt ein objektiver Nachweis zellulärer Funktionen keine Aussage über die neuronale Integration der Daten. Der Nachweis der Funktion und deren Auswertung sind enorm wichtig, um den Therapieeffekt zu beschreiben, so klein er auch sein mag. Daher greift man zu psycho- physischen Methoden, die bei der britischen Studie in Form der dun- keladaptierten Perimetrie angewen- det wurden . . .

Literatur bei den Verfassern Prof. Dr. med. Birgit Lorenz, Dr. rer. medic. Markus Preising, Dr. med. vet. Knut Stieger, PhD Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Justus-Liebig-Universität Gießen,

Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Gießen, Friedrichstraße 18, 35385 Gießen

GESUNDHEITSWESEN

Betrachtungen eines Allgemeinarztes nach der Rückkehr aus Norwegen (DÄ 23/2008: „Gut für die gesunden Kranken“

von Harald Kamps).

Den Nagel auf den Kopf getroffen

Herr Kamps hat den Nagel auf den Kopf getroffen: Unser Gesundheits- system hat sich zu einem Massentou- rismus entwickelt, der über breite und evidenzbasierte Trampelpfade durch die Hightech-Welt der Medi- zin führt. Und er kritisiert zu Recht, dass der ärztliche Dialog mit dem Patienten auf der Strecke bleibt. Hier vermisse ich den Hinweis auf die Ba- lint-Gruppe und ihre großartigen Möglichkeiten, dieser Entwicklung entgegenzutreten. Von allen Indus- trienationen ist meines Wissens die- ses Netzwerk der Balintarbeit im deutschsprachigen Raum am besten entwickelt: „Der Arzt als Arznei“ – wer diese Droge bewusst und selbst- kritisch einsetzt, der kann nicht nur

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