A 2452 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 49|
10. Dezember 2010 den werden, die heute einer Organ-spende noch zustimmend gegen- überstehen. Die Forderung wird auch nicht dadurch besser, dass sie vom Ärztetag im Schnellverfahren und von Ärztekammerpräsidenten vertreten wird.
Es wird immer ein Mangel an Orga- nen bestehen. Denn je komplikati- onsärmer Transplantationen verlau- fen, desto weiter werden die Indika- tionen für eine solche Therapie ge- stellt. Das ist nicht nur ein Phäno- men der Transplantationsmedizin.
Statt einer fragwürdigen Gesetzes- änderung sollte dem berechtigten Wunsch nach Erhöhung der Organ- spendezahlen dadurch entsprochen werden, dass
– die Bereitschaft in den Kliniken gesteigert wird, sich an den Organ- spendeverfahren zu beteiligen. Das kann auch durch die Arbeit von Transplantationsbeauftragten in Ko- operation mit der DSO gefördert werden.
– die selbstkritische Öffentlichkeits- arbeit ausgeweitet wird, in der ne- ben den Chancen, die eine Trans- plantation eröffnet, auch die nicht
zu leugnenden Unwägbarkeiten, Ri- siken und Grenzen bei Organspende und Transplantation thematisiert werden. Ehrliche Darlegungen schaffen Vertrauen.
– einerseits die Sorgen und Ängste von Menschen angesichts einer als übermächtig erlebten Medizin wahr- und ernstgenommen und an- dererseits die Möglichkeit zur soli- darischen Hilfe für Kranke als Teil unserer sozialen Verantwortung be- wusstgemacht werden.
Der Ruf nach einer Widerspruchslö- sung wirkt wie der Ruf nach der Brechstange. Mehr Sensibilität de- nen gegenüber, die unsicher sind und die wir für eine Organspende überzeugen wollen, wäre angemes- sener und meiner Ansicht nach nachhaltig wirkungsvoller.
Prof. Dr. med. Fred Salomon, Klinikum Lippe- Lemgo, 32657 Lemgo
Ein frommer Wunsch
Die Kommentatorin mahnt zu Recht an, dass die Organisation zum Finden und Gewinnen von postmortalen Organspendern noch
Optimierungspotenzial bietet. Aller- dings bleibt ein Aspekt unbeachtet, der nicht nur in der Transplantati- onsmedizin zur Verschlechterung der Patientenversorgung führt: Mit welchen personellen Ressourcen sollen denn flächendeckend Trans- plantationskoordinatoren beauftragt werden?
Schon heute berichtet nicht nur das DÄ wiederholt davon, dass die ver- fügbaren Arztarbeitsstunden abneh- men, der Bedarf steigt und ein nicht unwesentlicher Teil der Kollegen ganz oder teilweise aus der Patien- tenversorgung ausscheidet. Die meisten Kliniken stellen schon jetzt zahlreiche ärztliche Arbeitszeit für Beratung, Qualitätsmanagement und Geschäftsführung ab und wer- den zu Recht anmerken, dass eine Transplantationsbeauftragung, vor allem in der Breite der Fläche, er- neut viele Stunden bindet, die an- derswo fehlen.
Der Beauftragte bleibt deshalb vie- lerorts ein frommer Wunsch, wie viele andere, deren Erfüllung gut für unsere Patienten wäre . . .
Markus Wedemeyer, 27578 Bremerhaven
REHA BILIT ATION
Wie könnte eine leistungsgerechte Vergütung im Reha- bilitationssektor aussehen? (DÄ 39/
2010: „Medizinische Rehabilitation: Auf dem Weg zu Reha-DRG“ von Karla Spyra).
DRGs – des Kaisers neue Kleider
Als Arzt mit vielen Berufsjahren und damit Beobachter des mensch- lichen Lebens mit all seinen Irrwe- gen weiß man, dass es die Men- schen besser haben, die aus Fehlern lernen, als jene, die stur Kurs hal- ten, ohne Rücksicht auch auf eigene Verluste.
Vor der Einführung der DRGs – das ist ein offenes Geheimnis – hat man manchmal durch eine Verlängerung der Liegedauer Belegung und Wirt- schaftlichkeit etwas verbessert, als sozial und moralisch verantwortli-
cher Arzt aber nur dort, wo auch ein Vorteil für die betroffenen Patienten erkennbar war. Heute fallen an die- ser Stelle Kosten für Kurzzeitpflege an, vor allem aber für AHB nach wirtschaftlich indizierter, sehr frü- her Entlassung im Rahmen der DRG-Mindestliegedauer.
Seit den DRGs wird die Wirtschaft- lichkeit – auch das ein offenes Ge- heimnis – durch „upgrading“ ver- bessert, dieses ist, wie auch korrekte Codierung, mit erheblichem admi- nistrativem Aufwand verbunden, der Geld kostet . . .
Auf der Seite der Kostenträger er- folgt ein Gegen-Wettrüsten mit ei- ner Vielzahl von Mitarbeitern, die die Angemessenheit der DRG-Co- dierung überprüfen. Mit viel weni- ger Zeit- und damit Personalauf- wand konnte die Angemessenheit von Liegedauern überprüft werden.
Ärzte werden mehr und mehr mit fachfremden und bürokratischen Aufgaben überlastet (hier wären auch die Zertifizierungen zu nen-
nen). Sie haben dadurch immer we- niger Zeit, sich dem Leid ihrer Pa- tienten anzunehmen . . .
Es besteht aber die Hoffnung, dass Dr. med. Rösler und der sozi- al engagierte Herr Seehofer ein Ohr für die haben, die die Verant- wortung für die Patienten tragen:
die Ärzte. Der Rehabereich ist sicher nicht der Wichtigste in der Medizin, bisher aber eine selige, DRG-freie Zone, in der die Zeit der Ärzte, abgesehen von der Pla- ge eines institutionalisierten QM (ein immanentes ist selbstverständ- lich!), noch weitgehend den Pa- tienten gehört.
Ich appelliere an alle Verantwortli- chen, bitte hier nicht den gleichen Fehler zu machen, sondern die Kräfte darauf zu bündeln, die DRG- Bürde wieder von der Akutmedizin zu nehmen. Man sollte an das Mär- chen von des Kaisers neuen Klei- dern denken.
Dr. med. Peter Pommer, Gesundheitszentrum Oberammergau, 82487 Oberammergau W
l V b a 2 R dem WegzuReha-DR