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Archiv "Medizinische Rehabilitation: Kontinuität statt Krise" (30.08.2010)

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A 1606 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 34–35

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30. August 2010

MEDIZINISCHE REHABILITATION

Kontinuität statt Krise

Die Wirtschaftskrise hat sich auf die Rehabilitation nicht ausgewirkt.

Die Trends der letzten Jahre setzen sich fort: Der Anteil von AHB und ambulanter Reha wächst. Psychische Erkrankungen nehmen zu.

D

er Bedarf an medizinischer Rehabilitation wächst. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Rehaleistungen zulasten der ge- setzlichen Rentenversicherung – dem größten Kostenträger in die- sem Bereich – erneut gestiegen.

Circa 1,6 Millionen Anträge wur- den 2009 gestellt und 1,1 Millionen bewilligt (Grafik 1). Etwa 4,2 Mil - liarden Euro gaben die Rentenver - sicherungsträger für medizinische Rehabilitation aus. Im Vorjahr wa- ren es 3,98 Milliarden Euro. Trotz der Wirtschaftskrise hat sich also der Aufwärtstrend fortgesetzt. Viele Rehabilitationseinrichtungen hatten eigentlich mit einem Einbruch oder zumindest einer Stagnation gerech- net. Denn die Erfahrung aus frühe- ren Jahren zeigt: Die Konjunktur wirkt sich auf die Inanspruchnahme von Rehabilitation aus. Wenn Ar- beitnehmer Angst um ihren Job ha- ben, verzichten sie eher auf einen Rehaantrag. Dieses Phänomen hatte aber offenbar im vergangenen Jahr keinen spürbaren Einfluss.

Aus Sicht von Dr. med. Christia- ne Korsukéwitz gibt es eine Viel- zahl von Faktoren, die die Zahlen erklären. „Die wachsende Inan- spruchnahme ist zunächst einmal ein Beleg für die steigende Akzep-

tanz der Rehabilitation“, sagt die Lei- terin des Geschäftsbereichs Sozial- medizin und Rehabilitation der Deut- schen Rentenversicherung (DRV) Bund. Denkbar sei aber auch, dass geburtenstarke Jahrgänge eine Rol- le spielten. Wenn der individuelle Bedarf steige, sei dies ebenfalls auf veränderte Lebens- und Arbeitsbe- dingungen zurückzuführen, also zum Beispiel die Tendenz zur län- geren Lebensarbeitszeit.

„Der Faktor Arbeitsplatzunsi- cherheit hat sich nicht in der Form ausgewirkt wie befürchtet“, stellt Korsukéwitz fest. Das liege mögli- cherweise auch daran, dass er bei den Anschlussrehabilitationen (AHB) weniger ins Gewicht falle. Hier sei der Zeitpunkt für eine Rehamaß- nahme nicht flexibel. Der AHB-An- teil liegt mittlerweile bei 30 Prozent (Grafik 2). Eine abschließende, ein- fache Erklärung für die steigenden Zahlen trotz schwächelnder Kon- junktur im vergangenen Jahr hat Korsukéwitz allerdings nicht.

Kontinuität statt Krise – so lässt sich die Statistik von 2009 am bes- ten zusammenfassen. Die Entwick- lungen der Vorjahre haben sich fort- gesetzt: Ebenso wie die Zahl der AHB stieg der Anteil ambulanter Rehaleistungen. Er beträgt jetzt

11,3 Prozent. Dabei gibt es Unter- schiede zwischen den Indikationen.

Bei den orthopädischen Erkrankun- gen liegt er bei etwa 30 Prozent.

In der Diagnoseverteilung sind seit Jahren Trends erkennbar, wie auch aus dem erstmals vorgeleg - ten „Rehabericht“ der DRV hervor- geht. Die Orthopädie war 2009 mit 33 Prozent weiterhin die größte In- dikationsgruppe. Allerdings ist der Anteil rückläufig (2000: 42 Pro- zent). Erneut gestiegen ist unterdes- sen die Zahl der Rehabilitationsbe- handlungen aufgrund psychischer Erkrankungen – und zwar bis auf 19 Prozent (2000: 15 Prozent).

Aber ist die zunehmende Inan- spruchnahme ein Indiz für die stei- gende Prävalenz psychischer Er- krankungen? Da ist Korsukéwitz zurückhaltend. „Die Wahrnehmung psychischer Erkrankungen hat sich verändert“, meint sie. Die Bereit- schaft zur Therapie sei viel höher als noch vor einigen Jahren. Die Störungen würden zudem häufiger festgestellt. Dabei ist für sie auch ein „Diagnosen-Shift“ denkbar. So gebe es sicherlich Patienten mit chronischen Rückenschmerzen, die früher in einer orthopädischen Rehaabteilung behandelt worden wären. Heute hätten sie möglicher- weise eher die Diagnose einer so- matoformen Schmerzstörung.

Für die kommenden Jahre rech- net die DRV weiterhin mit einer In- anspruchnahme auf hohem Niveau – nicht zuletzt aufgrund des sich sukzessive erhöhenden Rentenein- trittsalters. „Die Rehabilitanden sind Spiegel der Gesellschaft“, sagt

Korsukéwitz. ■

Dr. med. Birgit Hibbeler

GRAFIK 1 GRAFIK 2

P O L I T I K

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