• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Deutscher Ärztetag: Kontinuität" (28.05.1987)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Deutscher Ärztetag: Kontinuität" (28.05.1987)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

D

ieser 90. Deutsche Ärz- tetag hatte sich ein ge- waltiges Arbeitspensum vorgenommen - und er hat es nicht ganz geschafft, trotz fast fünftägiger Dauer. Auf dem Programm standen eine Mei- nungsbildung über die Struktur- reform im Gesundheitswesen, die komplette Überarbeitung der Weiterbildungsordnung, ei- ne Aktualisierung der Berufs- ordnung sowie Wahlen des Prä- sidenten, der beiden Vizepräsi- denten, der beiden Vertreter der angestellten Ärzte im Vor- stand der Bundesärztekammer, außerdem zu einigen Gremien, deren personelle Zusammenset- zung sich der Ärztetag vorbehal- ten hat.

Der Ärztetag ist mit seiner Tagesordnung zwar nicht ganz fertig geworden, die Arbeitser- gebnisse dieser arbeitsreichen Tagung vom 12. bis 16. Mai in Karlsruhe können sich gleich- wohl sehen lassen. Am hand- greiflichsten in Form der neuge- faßten ärztlichen Weiterbil- dungsordnung. Angemessen auch die Beschlußfassung in Sa- chen Strukturreform, zu der der Präsident der Bundesärztekam- mer und des Deutschen Ärzteta- ges, Dr. Karsten Vilmar, zwei voluminöse, materialreiche Re- ferate beigesteuert hat. Ein- drucksvoll die unprogrammge- mäße Debatte über das Verhal- ten der Ärzteschaft im National- sozialismus. Unter den Tisch fiel der Punkt „Berufsordnung", und damit entging der Ärztetag zugleich einer Auseinanderset- zung über die Modalitäten zur Bewertung von Arztpraxen - ei- nem strittigen Thema, das vor dem Ärztetag schon für Unruhe gesorgt hatte. Dem Ärztetag und der Öffentlichkeit entgin- gen auch Diskussionen zu - im Wortsinne - reizvollen Themen wie § 218 und Kernkraft. Dar- über konnte nicht mehr beraten werden, weil der 90. Deutsche Ärztetag schließlich wegen Be- schlußunfähigkeit auseinander- gehen mußte. Dieses Ende machte sich zweifellos nicht gut;

es wäre vermeidbar gewesen,

Deutscher Ärztetag

Kontinuität

hätten nicht einige Delegierte mutwillig gegen Ende die Be- schlußunfähigkeit herbeige- führt.

Was dauerhaft bleibt, ist vor allem die neugefaßte Wei- terbildungsordnung. Diese Wei- terbildungsordnung - von den Weiterbildungsgremien der Bundesärztekammer unter der bewährten Leitung von Profes- sor Dr. Dr. h.c. Hans J. Sewe- ring in geduldigen Verhandlun- gen vorbereitet - zeugt erneut von der Funktionsfähigkeit der ärztlichen Selbstverwaltung.

Die Weiterbildungsordnung, vom Ärztetag als „Muster" be- schlossen und von den Landes- ärztekammern, gelegentlich et- was modifiziert, eingeführt, schreibt Dauer und Weg vor, auf dem der approbierte Arzt zum Gebietsarzt und zum Allge- meinarzt weiterschreiten kann.

E

s ist das Verdienst der Deutschen Ärztetage, wissenschaftliche Ent- wicklung und ärztliches Berufs- interesse - beides spielt in die Weiterbildung hinein - insge- samt harmonisch verbunden zu haben. Der Trend zur Speziali- sierung zeigt sich auch in der Weiterbildungsordnung. Die Deutschen Arztetage haben es aber verstanden, bei aller Spe- zialisierung die Einheit des Be- rufes zu erhalten und vor allem die „großen Mutterfächer" In- nere und Chirurgie zu bewah- ren. Das geschah und geschieht fortwährend durch die Bildung von Teilgebieten und die Ein- führung von Zusatzbezeichnun- gen - jeweils unter dem Dach ei- nes größeren Gebietes. In ande- ren Ländern ist diese Entwick- lung anders gelaufen, dort ist der Arztberuf vielfach in eine Fülle von einzelnen, zum Teil sehr kleinen Spezialgebieten zersplittert.

Aussagen über die Struktur- reform im Gesundheitswesen sind zur Zeit deshalb schwierig, weil niemand weiß, was die Bundesregierung und der Ge- setzgeber planen, ja, der Ein- druck bestätigt sich, daß sich nicht einmal die Politiker in Bonn im klaren darüber sind, was reformiert werden soll. Der Ärztetag hat sich deshalb darauf beschränkt, seine Grundsatzpo- sitionen noch einmal zu bestäti- gen; darüber hinaus hat er eini- ge Vorschläge für eine insge- samt vorsichtige Weiterentwick- lung der gesetzlichen Kranken- versicherung vorgelegt.

I

n der Öffentlichkeit haben lediglich jene Vorschläge, die auf mehr Selbstbeteili- gung zielen, und jene, die die Krankenversicherung der Rent- ner betreffen, ein größeres Echo gefunden. Und dieses Echo hat die tatsächlichen Beschlüsse des Deutschen Ärztetages gelegent- lich verzerrt wiedergegeben.

Dem Deutschen Ärztetag geht es, um es noch einmal festzuhal- ten, nicht um eine zusätzliche fi- nanzielle Belastung der Versi- cherten. Der Deutsche Ärztetag ist selbstverständlich der Auf- fassung, daß die Rentner des Schutzes der Solidargemein- schaft bedürfen.

Bei den Wahlen gab es kei- ne Überraschungen. Mit über- zeugenden Mehrheiten hat der Deutsche Ärztetag sowohl Dr.

Karsten Vilmar als Präsident so- wie Prof. Dr. Gustav Osterwald und Dr. Helmuth Klotz-als Vi- zepräsidenten bestätigt. Die Gruppe der angestellten Ärzte ist durch den Marburger Bund weiterhin mit zwei Vertretern im Vorstand der Bundesärzte- kammer repräsentiert: mit Dr.

Jörg Hoppe, dem Vorsitzenden, und Dr. Frank-Ulrich Mont- gomery, dem zweiten Vorsitzen- den des MB; letzterer löst Pro- fessor Dr. Paul Janssen ab. Der 90. Deutsche Ärztetag in Karls- ruhe hat somit auch durch die Bestätigung der Personen den Kurs der Bundesärztekammer insgesamt bestätigt. NJ Dt. Ärztebl. 84, Heft 22, 28. Mai 1987 (1) A-1:

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE