A 1636 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 34–35|
30. August 2010 Das „NAW-Buch“, der „Madler“,ist seit seinem ersten Erscheinen im Jahr 1999 ein Standardwerk zum Thema Notarztdienst. Es umfasst in beeindruckender Weise das breite Spektrum der Notfälle, die einem Arzt im Notarztdienst begegnen können. Mit der vierten Auflage wurde eine Erweiterung vorgenom- men, die sich bereits im Titel wider- spiegelt: Der bewährte Begriff „Das NAW-Buch“ wurde beibehalten, aber aus „Praktische Notfallmedi- zin“ wurde „Akutmedizin – Die ersten 24 Stunden“. Die Herausge- ber konzentrieren sich nach wie vor auf die Patienten des Notarztdiens- tes, schlagen nun aber eine Brücke in die Klinik, zum Teil bis zur In- tensivstation. In ihrem Vorwort be- gründen die Herausgeber dies nach- vollziehbar mit der Feststellung:
„Notfallsituationen verlangen nach Kontinuität in der Versorgung.“
AKUTMEDIZIN
Kontinuität in der Versorgung
Das Buch beinhaltet nicht nur die Darstellung der notfallmedizini- schen Krankheitsbilder, Verletzun- gen und Techniken, sondern gibt auch der Darstellung des gesamten Notfallversorgungssystems, vom
Kassenärztlichen Notfalldienst über die Seenotrettung bis zum Interhos- pitaltransfer, breiten Raum. Großer Wert wird auf die psychologischen und sozialen Aspekte des Notarzt- dienstes gelegt und trägt damit der Verschiebung des Einsatzspektrums dieses Dienstes von vital bedrohten Menschen zu psychiatrischen Pa- tienten und gesellschaftlichen Pro- blemgruppen Rechnung. Die präkli- nische Notfallbehandlung wird um- fassend und eingehend abgehandelt, während der weitere klinische Ver- lauf je nach Beitrag mehr oder weni- ger in die Tiefe geht. Dies schmälert den hohen Wert des Buches nicht, denn das Wissen, das Notärzte ha- ben sollten, wird vollständig abge- bildet und oft auch überschritten.
Trotz der Vielzahl der Autoren bleibt das Werk gut lesbar. Ein exklusiver Online-Zugang ergänzt das Buch.
Das „NAW-Buch“, der „Madler“, kann auch in der vierten Auflage al- len Notärzten uneingeschränkt emp- fohlen werden. Thomas Fleischmann Christian Madler, Karl-Walter Jauch,
Karl Werdan, Johannes Siegrist, Frank-Gerald Pajonk (Hrsg.):
Akutmedizin – Die ersten 24 Stunden.
Das NAW-Buch. 4. Auflage. Urban & Fischer, München 2009, 1216 Seiten,
gebunden, 129 Euro Jürgen Freyschmidt,
Helmut Ostertag, Gernot Jundt:
Knochentumoren mit Kiefertumoren.
Klinik · Radiologie · Pathologie. 3. Auflage.
Springer, Berlin, Heidelberg 2010, 1075 Seiten, Hardcover, 229 Euro
Die „Knochentumoren“, ein Stan- dardwerk für Pathologen und Ra- diologen bei der Beurteilung von Knochenläsionen, ist nun in der dritten Auflage erschienen – lange erwartet und ersehnt, mit einem deutlich erweiterten Kapitel über
„Kiefertumoren“.
Als eines der ersten „interdiszipli- nären Bücher“, die vom Radiologen und Pathologen gemeinsam verfasst wurden, setzt es erneut Standards.
Nicht nur die Weiterentwicklungen der Radiologie (Projektionsradiogra- KNOCHENTUMOREN
Wichtige Abstimmung der Fachdisziplinen
phie, CT und MR), sondern insbe- sondere die neuen Erkenntnisse in der Tumorbiologie mit verbessertem Verständnis der genetischen Altera- tionen von Knochentumoren mach- ten eine Neuauflage des Klassikers der Knochentumoren notwendig.
Auch wurden die Entitäten nach der WHO-Klassifikation 2002 kategori- siert, was das nosologische Ver- ständnis und auch die Dokumenta - tion erheblich verbessert. Text und Bildmaterial sind nochmals deutlich erweitert, die einzelnen Entitäten werden klar strukturiert dargestellt.
Die jeweiligen Kapitel beginnen mit ICD-Code, Definition und beschrei- ben dann Pathologie und Radiolo- gie. Jede Entität endet mit knappen
„essentials“, die auf wesentliche Punkte in der klinischen Routine nochmals hinweisen.
Die Autoren haben es verstan- den, die Knochenläsionen sehr gut lesbar, umfassend und vor allem in- teressant darzustellen. Dabei beto- nen sie immer wieder, wie wichtig
die enge Abstimmung der betref- fenden Fachdisziplinen ist, der Ra- diologie kommt dabei ebenso ein entscheidendes Votum zu wie der Pathologie und schließlich der kli- nischen Präsentation. Der Leser mag nach dem Studium der „Kno- chentumoren“ geneigt sein, auf- grund der umfassenden Darstellung und der Diskussion der Differenzi- aldiagnosen auch seltene Entitäten eigenhändig-freihändig zu diagnos- tizieren. Die Konzeption und auch die präzise Beschreibung der Ein- zelentitäten dürfen aber nicht dar - über hinwegtäuschen, dass gerade bei den Knochentumoren das Sys- tem der konsiliarischen Zweitmei- nung essenziell ist – auch wenn dann (hoffentlich) die Diagnose vom Experten bestätigt wird.
Das Buch stellt sich somit als ein kategorisches Standardwerk dar, das in keiner Bibliothek von Patho- logen, Radiologen und Unfall - chirurgen/Orthopäden fehlen darf.
Auch Besitzer der zweiten Auflage werden überrascht sein, wenn ein gutes Buch noch verbessert wurde.
Andrea Tannapfel