KOSTEN FÜR DAS PRAXISKONTO
Den Durchblick behalten
Ein bisher oft vernachlässigter Kostenfaktor befindet sich auf dem Praxiskonto häufig dort, wo er kaum vermutet wird.
D
ie Verbesserung der Kosten- struktur in Arztpraxen sollte auch die in der Regel bei mehre- ren Bankinstituten geführten Ge- schäftskonten umfassen. Dabei geht es keineswegs nur um die Kredit- und Überziehungszinsen, sondern auch um die sonstigen Kontokos- ten, die im Jahr durchaus vierstelli- ge Beträge ausmachen können.Dazu ein Beispiel: Das bisher letzte der zweimal jährlich stattfin- denden Gespräche zwischen Rüdi- ger U., einem Praxisinhaber aus Hessen, seinem Steuerberater und dem für ihn zuständigen Mitarbeiter seiner Hausbank war nicht nur durch die Details zur wirtschaftli- chen Lage der Praxis geprägt. Dem Arzt ging es dieses Mal auch um die aus seiner Sicht „zunehmende und nicht mehr zu akzeptierende Unübersichtlichkeit“ bei den Kos- ten seines Praxiskontos. Eine Ge- genüberstellung der Kontokosten der vergangenen beiden Jahre, in denen fast eine Verdoppelung statt- fand, verdeutlicht diese Entwick- lung. Bleibt es nämlich bei dieser Dynamik, muss U. künftig mit einer Zins- und Gebührenbelastung von circa 8 000 Euro rechnen.
In den Kontokosten enthalten sind etwa 5 000 Euro für die regel- mäßige Inanspruchnahme seines Überziehungskredits einschließlich Überziehungszinsen, die sich eben- falls nicht immer verhindern lassen.
Zum Thema der Kreditzinsen wird es ein kurzfristiges weiteres Ge- spräch geben, in dem die Hausbank zinsgünstigere Alternativen zum teuren Kontokorrentkredit aufzei- gen will.
Ärgerlicher sind für U. die übri- gen Gebühren, die ihm seine Bank regelmäßig in „Nettoabrechnun- gen“ präsentiert. Dazu werden ihm monatlich lediglich zwei Kostenbe- träge, nämlich die Kreditzinsen und
die „sonstigen Kontokosten“ auf dem Kontoauszug ausgewiesen. Es ist für ihn also nicht erkennbar, woraus sich diese Kosten zusam- mensetzen. Immerhin ändert sich das nun ebenfalls kurzfristig, da U. ab dem nächsten Rechnungs - abschluss ausschließlich „Brutto - abrechnungen“ erhalten wird, die jeden einzelnen Kostenbestandteil darstellen. Somit kann U. dann mo- natlich die Einzelheiten erkennen und entsprechende Maßnahmen zur Kostenreduzierung ergreifen.
Regelmäßiger Kontocheck Das Beispiel zeigt, dass bankseitige Transparenz auch bei den mehr oder weniger alltäglichen Geschäf- ten zwischen Ärzten und Kreditin- stituten unabdingbar ist. So wie es für die Finanzbranche wichtig ist, mehr denn je über ihre eigene Kos- teneffizienz nachzudenken, so muss es dem Geschäftskunden zugestan- den werden, seinerseits vor allem mit jenen Banken zusammenzuar- beiten, die eine eigentlich selbstver- ständliche Kostentransparenz bie- ten. Dazu sollte auch ein vom Arzt regelmäßig durchgeführter Konto- check gehören, der sich mit jeder einzelnen Position befasst und diese auf Plausibilität hin prüft.
So ist es nur schwer nachvoll- ziehbar, dass vereinzelt immer noch grundsätzlich eine „Bereitstellungs- provision“ für den Überziehungs- kredit berechnet wird, wenn dieser nicht in Anspruch genommen wird.
Die bankseitige Argumentation, dass der Überziehungskredit eben auch dann zur Verfügung gestellt werden muss, wenn er nicht genutzt wird, überzeugt dabei keineswegs.
Schließlich dürften eventuell ent- stehende Kosten (wenn diese über- haupt anfallen) doch wohl bereits im Zinssatz des Überziehungskre- dits kalkuliert sein.
Ebenso wichtig sind Kontokos- ten durch „valutarische Überzie- hungen“. Diese entstehen dann, wenn die für die Kreditzinsberech- nung wichtige Wertstellung („Valu- ta“) von Kontoabbuchungen nicht mit der Valuta der jeweiligen Kon- togutschriften übereinstimmt. Wenn sowohl Gutschriften als auch Ab - buchungen mit einem positiven Kontosaldo auf demselben Konto- auszug ausgewiesen werden, geht der Kunde in der Regel davon aus, dass keinerlei Kredit- und Überzie- hungszinsen anfallen. Dieser Ein- druck kann jedoch täuschen, wenn die Wertstellungsdaten der Abbu- chungen vor jenen der Gutschriften liegen, so dass vor allem bei größe- ren Kontoverfügungen ebenfalls ein Blick auf die jeweilige Wertstellung (sollte ebenfalls auf dem Kontoaus- zug stehen) geworfen werden sollte.
Technische Unterstützung Sinnvoll ist darüber hinaus eine re- gelmäßige Prüfung der technischen Möglichkeiten der Banken bezüg- lich der Kontoführung. Electronic- Banking-Produkte können nicht nur den Zahlungsverkehr der Ge- schäftskunden vereinfachen, sie bieten darüber hinaus Sparpotenzial bei den Kosten. Vor allem der auto- matisierte Zahlungsausgleich inner- halb einzelner Bankkonten kann helfen, zusätzliche Kredit- und Überziehungszinsen zu vermeiden, in dem Guthaben zum Kontoaus- gleich von einem Kreditinstitut tag- gleich zu einer oder mehreren an - deren Banken mit Kreditsalden transferiert wird. Die Überwachung von Zahlungseingängen, die Kon- trolle fälliger Zins- und Tilgungs - raten oder Vereinfachungen bei Gehaltszahlungen sind ebenfalls wichtige Möglichkeiten, die Banken - programme heutzutage bieten.
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Michael Vetter
B E R U F
Deutsches Ärzteblatt