Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen
BRIEFE AN DIE REDAKTION
qualifizierter Stelle auf diese meine Problematik eine Patentantwort er- teilt werden.
Dr. med. M. B. V. Bakin Arzt für Allgemeinmedizin 8 München 83
Adolf-Baeyer-Damm 26
SÜDAFRIKA
Zu der Leserzuschrift von Frau Dr. Bri- gitte Benzing (Heft 38/1974) eine Ge- genmeinung:
Andere Erfahrungen
Seltsam, da kauft ab 1964 die Re- gierung der Südafrikanischen Re- publik (SAR) vorzügliches Farm- land von Weißen und schlägt es — laut Odendaalplan — kostenlos den schwarzen Heimatländern zu.
Ich habe solches Land 1965 und 1970 selbst durchfahren; ich kann es beurteilen: mein Vater war Far- mer, meine jungen Freunde sind's heute noch. Da existiert im Süden der SAR die Transkei mit schwar- zem Parlament und Regierungs- chef. Besteht das Land aus Steinen und Sand? Da gibt es das Zulu- Heimatland im Osten der SAR.
Liegt es in der wasserlosen Südka- lahari? Da ist das Heimatland der Ovambo im Norden von Südwest
— beinah so groß wie die Bundes- republik — mit eigenem Parlament.
Dort gibt es keine Felsen, noch nicht einmal Kieselsteine. 1970 sprach ich dort mit einem Ovambo- chief (abseits von Safaristraßen), er zeigte mir stolz seine reichen Kornschätze (Mahangu) und seine Söhne; einer arbeitet als Bulldozer- Fahrer in den Diamantminen von Oranjemund. Und der Ärmste; er wird im Flugzeug dorthin transpor- tiert, umsonst, über 1000 Kilometer!
Wieso vergleicht Frau Collega Ben- zing das Prokopfeinkommen der Bantu in der SAR nicht mit dem im progressiven Tansania? Vergleiche sie doch unseres mit dem in den UdSSR! Das geht nicht? Einver- standen; denn es gibt keine Stati- stik. Ich kann es ihr aber sagen:
eine Ärztin, die fünf Jahre getreu der Parteilinie (das soll Frau Colle-
ga mal nachmachen) in einem Am- bulatorium arbeitet, kann für ein Monatsgehalt ihrem Mann und Sohn je einen Konfektionsanzug kaufen, aber keine Schuhe. Ausbeu- tung — warum kommen jährlich Tausende aus den schwarzen Nachbarländern freiwillig und oft ohne Erlaubnisschein in die SAR?
Um sich ausbeuten zu lassen, frei- willig? Ich rate Frau Collega, eini- ge tausend Kilometer nach Osten, nach Sibirien zu reisen, dorthin, wo ich gewesen bin (achteinhalb Jah- re). Dort kann sie die Familienver- hältnisse genau studieren und eine Nachtschicht in einer Ziegelei ver- bringen, wie die verschleppten Mädchen und Frauen.
Die Lebenserwartung der Afrika- ner? Ich habe mit eigenen Au- gen gesehen (und fotografiert), daß achtzigjährige schwarzbraune Männer auf Farmen kostenlos von den Ausbeutern verpflegt werden.
Ich bin sicher, daß Frau Collega meine Argumente nicht annehmen wird, wie sie die Beobachtungen unseres kritischen jungen Famulus nicht akzeptiert hat. Nun, dann möge sie wenigstens die Bücher des schweizerischen Afrikaexperten Dr. Hans Jenny lesen! Aber ach, Gott sei's geklagt, „er ist auch nur ein Weißer"!
Dr. Arthur lgnatius 73 Esslingen a. N.
Boßlerstraße 29
ACHILLESFERSE
Zu dem Beitrag „Achillesferse Psychia- trie" hier: die Stellungnahme von Dr.
Schwenk (Heft 23/1974):
Richtiggestellt
Dr. H. Schultz-Hencke und Dr. W.
Kemper haben die zu der Grün- dung einer psychoanalytischen Po- liklinik des Zentralinstituts für psy- chogene Erkrankungen der VAB (jetzt AOK) führenden Verhandlun- gen nicht, wie in obigem Beitrag angegeben, als Vertreter dieser Versicherungsanstalt geführt, son- dern als die künftig mit der Leitung
dieses Instituts beauftragte Psy- choanalytiker. Ihre Vertragspartner als Vertreter der VAB waren bei den damaligen Verhandlungen Dr.
Panick bzw. der damalige Leiter der VAB, der jetzige Prof. Schellen- berg.
Dr. med. W. Kemper Psychotherapie 1 Berlin 19
Sensburger Allee 6
LEGENDENBILDUNG
An die Redaktion der SPD-Zeit- schrift „Die neue Gesellschaft" ist die folgende Zuschrift gerichtet, die uns zur Verwertung ebenfalls zuging:
Einseitige Informationen
Erst jetzt habe ich mit Interesse die Ausführungen in Ihrem Heft 10 von Herrn Joseph Scholmer mit der Überschrift „Die Spaltung der Deut- schen Ärzteschaft — zum 77. Deut- schen Ärztetag in Berlin" gelesen.
Ich bin sehr bestürzt, daß eine so angesehene Zeitschrift wie „Die neue Gesellschaft" ihre Spalten zur Berichterstattung und Kom- mentierung in dieser Sache einem Manne eröffnet, der gerade auf dem 77. Deutschen Ärztetag selbst Stunden nach Beginn einer intensi- ven und außerordentlich wichtigen gesundheitspolitischen Diskussion über die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik diese Diskus- sion, ohne von Anfang an daran teil- gehabt zu haben, durch aktive Be- tätigung eines Megaphons und Me- gaphongebrüll so gestört hat, daß diese verantwortliche gesundheits- politische Diskussion zu einem so wichtigen Thema abgebrochen werden mußte. Seit diesem Vor- gang ist für mich persönlich Herr Joseph Scholmer in keinem Falle mehr ein ernst zu nehmender Ge- sprächspartner in der gesundheits- politischen Diskussion. Dies gilt ganz sicher auch für viele Gesund- heitspolitiker und Ärzte, denen es um die gesundheitspolitische Dis- kussion in der Bundesrepublik bit- ter ernst ist. Abschließend darf ich betonen, daß ich für jedes sachli- 688 Heft 10 vom 6. März 1975 DEUTSCHES ÄRZTE BLATT
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che Gespräch über die Weiterent- wicklung der Gesundheitspolitik in der Bundesrepublik dankbar bin und zur Verfügung stehe, da es der Sache sicher nicht dienlich ist, wenn gerade die Leser Ihrer Zeit- schrift so einseitig und falsch infor- miert werden wie durch den Artikel von Herrn Scholmer. Bei dem An- sehen Ihrer Zeitschrift in der Füh- rungsgruppe der Sozialdemokrati- schen Partei Deutschlands muß befürchtet werden, daß solche ein- seitigen falschen Darstellungen po- litische Fehlentscheidungen in der Führung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands verursachen können.
J. F. Volrad Deneke Hauptgeschäftsführer der Bundesärztekammer 5 Köln 41
Haedenkampstraße 1
AUS DER DDR
Zu dem Aussprachebeitrag von Prof. Dr.
Matthias Krahe in Heft 46/1974 erhielt die Redaktion (auf einem Umweg) die Zuschrift eines Arztes aus der DDR:
„Geringe Säuglingssterblichkeit ein echter Erfolg des sozialistischen Gesundheitswesens"
Der Diskussionsbeitrag von Herrn Krahe aus dem DEUTSCHEN ÄRZ-
TEBLATT war für mich sehr inter- essant. Ich glaube nicht, daß man die Dinge so abtun kann. Natür- lich wird alles getan, um die Säug- lingssterblichkeit so gering wie ir- gend möglich zu halten, daß dabei aber mit unlauteren Mitteln gear- beitet wird, dürfte nur für wenige Einzelfälle zutreffen. Es ist mir nicht bekannt, daß irgendwo ein Chef abgelöst worden wäre, weil in seinem Einzugsbereich das „Soll"
nicht erreicht wird. Allerdings ge- hen wir den Dingen nach und ver- suchen zu ergründen, weshalb wohl in einem bestimmten Zeit- raum und in einer bestimmten Ge- gend die Mortalität ansteigt, um beeinflußbare Faktoren in geeigne- ter Weise zu verändern.
Es ist in diesem Zusammenhang auch klar, daß, wenn Nachlässig- keit eines Arztes nachweisbar ist, man sich mit diesem Kollegen in geeigneter Weise auch auseinan- dersetzt. Ich bin doch sicher, daß die geringe Säuglingssterblichkeit und insbesondere die sehr niedrige perinatale Mortalität ein echter Er- folg des sozialistischen Gesund- heitswesens ist, den man dort zur Kenntnis nehmen sollte, wo leider im Vordergrund ärztlichen Han- delns nur zu häufig eigene Profitin- teressen stehen und die Wirksam- keit von Maßnahmen des öffentli- chen Gesundheitsdienstes torpe- dieren. Wenn eine Schwangere
vom Beginn der Schwangerschaft an systematisch durch einen Gynä- kologen in der Schwangerenbera- tung betreut wird, der die Schwan- gere monatlich mindestens einmal sieht und alle unserem gegen- wärtigen wissenschaftlichen Stand entsprechenden Vorsorgeuntersu- chungen ausführt, sie im Falle der geringsten Unregelmäßigkeit des Schwangerschaftsverlaufs in seiner Klinik stationär aufnimmt und letzt- lich im Regelfall selber auch die Entbindung leitet (und dies alles selbstverständlich völlig kosten- los!), ca. 99 Prozent unserer Ent- bindungen sind jetzt Anstaltsent- bindungen, dann ist es doch nicht verwunderlich, wenn es gelingt, das Risiko für das Kind und auch für die Mutter so niedrig wie nur möglich zu halten.
Ich habe oft den Eindruck, daß die- se Seite unseres Systems von der Mehrzahl unserer Kollegen in der Bundesrepublik nicht gesehen wer- den will. Die Mahnung an das eige- ne ärztliche Gewissen, soweit noch vorhanden, wäre für viele vielleicht unerträglich. Nun will ich natürlich nicht das Kind mit dem Bade aus- schütten, aber wenn ich die in der Literatur immer wieder offen zu- tage tretenden Kämpfe der Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdien- stes gegen die Schutzbehauptun- gen und oft bornierten Argumente der freien Praktiker gegen Schutz- impfungen, Vorsorgeuntersuchun- gen, Beratungswesen usw. ver- folge, dann geht mir immer wieder nur der Hut hoch. Wie kann jemand ernstlich gegen eine generelle BCG- oder Polioimpfung auftreten, wenn er die Erfolge unserer Bemü- hungen, so er sie nur zur Kenntnis nimmt, beobachtet. Ich hatte dar- über kürzlich mit Windörfer erst eine interessante Korrespondenz!
Es ist halt vieles faul im Staate Dä- nemark! — Man müßte sich mal wieder unterhalten können, dann könnte man auch über die Kehrsei- ten sprechen!
Name und Anschrift des Verfassers sind der Redaktion bekannt
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690 Heft 10 vom 6. März 1975 DEUTSCHES AR,ZTEBLATT