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Archiv "Gesundheitspolitik: Budgets gehören abgeschafft" (25.04.2014)

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A 748 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 17

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25. April 2014

Das Leser-Forum

(psychotherapeutisch tätige) Kassenärzte nicht leben – und Leserbriefe schreiben.

Dr. med. univ. Peer Arndt, 84489 Burghausen

PSYCHOTHERAPIE

Zwei Drittel der Psychotherapie-Patienten er- halten eine Kurzzeittherapie (DÄ 11/2014:

„Psychotherapeutische Versorgung: Autonome- re Therapieplanung kann Wartezeiten abbauen“

von Jan Multmeier und Bernhard Tenckhoff).

Wissenslücke

. . . Mit keinem Wort geht der bei der KBV in der Stabsstelle Innovation beschäftigte Autor darauf ein, dass jeder kassenärztli- chen Psychotherapie in aller Regel „proba- torische Sitzungen“ vorgeschaltet sind. Of- fenbar besteht hier eine eklatante Wissens- lücke, wie sie leider auch bei fast allen Ge- sundheitspolitikern anzutreffen ist . . . Bis heute habe ich niemanden (!) getroffen, der verstanden hat, dass der Schritt 1 (die pro- batorischen Sitzungen oder „Erstgesprä- che“) wesentlich darüber entscheidet, wie schnell Patienten Ersttermine bei Psycho- therapeuten erhalten. Das Absurde an der Gesamtsituation ist der Umstand, dass die- se Erstgespräche fast um 25 Prozent schlechter bezahlt werden als die im weite- ren Verlauf von den Krankenkassen „be- willigten Sitzungen“ (62,10 Euro statt 82,90). Für Kassenpsychotherapeuten fehlt daher der finanzielle Anreiz, Erstgespräche bald und in größerem Umfang anzubieten.

Dabei reichen oft schon ein bis fünf Erstge- spräche aus, um einen Patienten rasch see- lisch zu entlasten und erste Hilfen aufzu- zeigen. Durch eine Beseitigung dieser völ- lig unverständlichen Ungleichbehandlung von 50-minütigen „Erstgesprächen“ und 50-minütigen „Therapiesitzungen“ kann mit hoher Wahrscheinlichkeit die psycho- therapeutische Versorgung in Deutschland deutlich verbessert werden. Ohne eine fi- nanzielle Anpassung bleiben Psychothera- peuten versucht, lieber einem einzelnen Pa- tienten 50 Sitzungen zu ermöglichen (Wert:

circa 4 095 Euro) als zehn Patienten jeweils fünf Erstgespräche (Wert: 3 105 Euro) . . .

Dr. Dr. med. Herbert Mück, 51061 Köln

Irritiert

. . . Diese auf eine breite Datenbasis ge- stützte Analyse ist gerade als Replik auf die inhaltlich abwegigen und auch als Ein- griff in die psychotherapeutische Behand-

lungskompetenz nicht hinnehmbaren Kon- zepte der Krankenkassen zur Verkürzung der Wartezeiten (Stichwort: sechswöchige Behandlungspause) notwendig, fundiert und verdienstvoll. Freilich irritiert manch eine Betonung von Selbstverständlichkei- ten: So belege die Datenanalyse, „wie dy- namisch, individualisiert und indikations- bezogen das Therapiegeschehen in der am- bulanten Versorgung ist“ – ja was denn sonst?! Gänzlich ungeteilte Zustim- mung müssen die Überlegungen der Auto- ren zu einer längst überfälligen Reform des Gutachterverfahrens finden: Dieses seit über 45 Jahren nahezu unveränderte System ist spätestens seit Einführung des Facharztes 1993 und des Psychotherapeu- tengesetzes 1999 ein absurder Anachronis- mus. Kein somatischer Facharzt ließe es sich gefallen, jede seiner Behandlungen zuvor einer detaillierten Einzelfallprüfung durch einen von der Krankenkasse beauf- tragten Gutachter unterziehen zu müssen.

So sinnvoll und überfällig die Vergröße- rung der Behandlungskontingente zur Ver- kürzung der Wartezeiten auch ist, lehren die Erfahrungen im Versorgungssystem der gesetzlichen Krankenkassen jedoch ausgesprochenen Pessimismus hinsichtlich der Chancen dieser Vorschläge auf Umset- zung. Denn es geht im Gutachterverfahren doch nicht allein um Kostenbegrenzung.

Um diesen immensen Aufwand allein hier- durch zu begründen, ist die Psychotherapie ein viel zu kleines Stück im Ausgaben-

„Kuchen“ gesetzlicher Kassen. Außerdem belegt gerade die vorliegende Analyse ein- drucksvoll, wie viel mehr Behandlungs- stunden die Gutachter zur Kostenübernah- me empfehlen, als Psychotherapeuten und ihre Patienten tatsächlich in Anspruch neh- men. Aber dieses Verfahren ist ein bewähr- ter Weg, Macht und Kontrolle auszuüben, was sicher noch wesentlich hartnäckiger verteidigt werden dürfte als Geld allein. So scheint es seit Jahren die Hauptstoßrich- tung der Krankenkassen-Politik zu sein, möglichst viel Behandlungssteuerung und Therapiekontrolle aus der Verantwortung der Behandler in den eigenen Entschei- dungsbereich zu verlagern. Aber ohne Hoffnung auf ein trotz widriger Ausgangs- bedingungen letztliches In-Gang-Kommen von Veränderungsprozessen können auch

GESUNDHEITSPOLITIK

Der neue Gesundheitsminister Hermann Gröhe erläuterte vor dem Bundestag die Schwerpunk- te seiner Arbeit (DÄ 6/2014: „Qualität, Wartezei- ten, Pflege“ von Falk Osterloh).

Budgets gehören abgeschafft

Die Praxisbudgets müssen weg! Im Koali- tionsvertrag der Bundesregierung wurde festgelegt, dass die Wartezeit für Patienten auf einen Facharzttermin verkürzt werden sollte. Damit stellt die Politik erneut die Ärzte als unfähig im Praxismanagement, faul und gierig auf Privatpatienten hin.

Die einzige Antwort unseres Ärztekam- merpräsidenten Dr. Montgomery dar - auf ist der Vorschlag auf eine „Dringlich- keitsüberweisung“ vom Hausarzt. Als wenn die Ärzte nicht alle äußerst bemüht wären, Notfälle umgehend zu behandeln!

Kein Wort hat Dr. Montgomery zur Ursa- che der angeblich langen Wartezeiten ge- sagt: zu den Praxisbudgets.

In unserer gynäkologischen Gemeinschafts- praxis werden alle Patienten behandelt, die zu uns kommen. Der Verlust durch die Bud- getierung entspricht bei uns pro Quartal un- gefähr dem Wert der Behandlung von 400 Patienten, ganz abgesehen von den Behand- lungsterminen nach der Erstvorstellung des Patienten, die gar nicht vergütet werden.

Wir tun dies für unsere Patientinnen, aber wir haben es satt, dafür ständig verleum- det zu werden. Wir haben es satt, ohne Vergütung für unsere ärztliche Tätigkeit zu arbeiten. Wir wollen die Abschaffung der Budgets! Und wir erwarten, dass unser Ärztekammerpräsident uns dabei unter- stützt! Dazu gehört auch, dass er Stellung bezieht zur Ausplünderung des Gesund- heitsfonds, mit dessen Mitteln eine Ab- schaffung des Budgets durchaus möglich wäre, hätte nicht die Bundesregierung ihre gesetzlich festgelegten Zuschüsse (zum Beispiel für die Mitversicherung von Fa- milienangehörigen) gekürzt . . .

Dr. med. Swana Swalve-Bordeaux, 24340 Eckernförde

B R I E F E

Referenzen

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