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Atome, Molek ¨ule, W ¨armestatistik

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Physik IV

Atome, Molek ¨ule, W ¨armestatistik

Vorlesungsskript zur Vorlesung im SS 2003

Prof. Dr. Rudolf Gross

Walther-Meissner-Institut

Bayerische Akademie der Wissenschaften und

Lehrstuhl f ¨ur Technische Physik (E23) Technische Universit ¨at M ¨unchen

Walther-Meissner-Strasse 8 D-85748 Garching Rudolf.Gross@wmi.badw.de

(2)
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Inhaltsverzeichnis

Vorwort xiii

I Physik der Atome und Molek ¨ule 1

1 Einf ¨uhrung in die Quantenphysik 3

1.1 Der Welle-Teilchen Dualismus . . . 4

1.1.1 Dualismus des Lichtes . . . 4

1.1.2 Dualismus der Materie . . . 6

1.2 Materiewellen und Wellenfunktionen . . . 10

1.2.1 Wellenpakete . . . 11

1.2.2 Die Heisenbergsche Unsch¨arferelation . . . 13

1.2.3 Messprozess und Observable . . . 17

1.2.4 Dispersion von Materiewellen . . . 17

1.2.5 Gegen¨uberstellung Quantenphysik – klassische Physik . . . 19

1.3 Grundlagen der Quantenmechanik . . . 22

1.3.1 Schr¨odinger-Gleichung und Materiewellen . . . 22

1.3.2 Operatoren . . . 29

1.3.3 Erwartungswerte . . . 33

1.3.4 Eigenwerte und Eigenfunktionen . . . 34

1.3.5 Zul¨assige Operatoren . . . 36

1.3.6 Vertiefungsthema: Quantenmechanische Bewegungsgleichung . . . 37

1.3.7 Vertiefungsthema: Vertauschungsrelationen und Heisenbergsche Unsch¨arferelation . . . 38

1.3.8 Anwendungen . . . 40

1.4 Ununterscheidbarkeit . . . 41

1.5 Fermionen und Bosonen . . . 45

(4)

iv R. GROSS INHALTSVERZEICHNIS

1.5.1 Der Spin von Quantenteilchen . . . 45

1.5.2 Quantenteilchen mit ganz- und halbzahligem Spin . . . 46

1.6 Austauschsymmetrie und Pauli-Verbot . . . 48

1.6.1 Die Austauschsymmetrie . . . 48

1.6.2 Das Pauli-Verbot . . . 50

1.7 Vertiefungsthema: Zur Axiomatik der Quantenmechanik . . . 52

2 Aufbau der Atome 57 2.1 Historisches . . . 58

2.2 Experimenteller Nachweis der Existenz von Atomen . . . 59

2.3 Gr¨oße, Masse und elektrischer Aufbau von Atomen . . . 63

2.3.1 Gr¨oße von Atomen . . . 63

2.3.2 Der elektrische Aufbau von Atomen . . . 64

2.3.3 Bestimmung der Atommasse . . . 65

2.4 Die Struktur von Atomen . . . 69

2.4.1 Gechichtliche Entwicklung . . . 69

2.4.2 Grundlagen zu Streuexperimenten . . . 71

3 Das Einelektronenatom 81 3.1 Experimentelle Grundlagen . . . 82

3.1.1 Spektralanalyse . . . 82

3.1.2 Anregung von Atomen . . . 83

3.1.3 Das Spektrum des Wasserstoffs . . . 84

3.2 Das Bohrsche Atommodell . . . 88

3.3 Die Schr¨odinger-Gleichung f¨ur Einelektronenatome . . . 94

3.3.1 Schwerpunkt- und Relativbewegung . . . 94

3.3.2 Teilchen im kugelsymmetrischen Potenzial . . . 96

3.3.3 Winkelabh¨angigkeit . . . 98

3.3.4 Der Drehimpuls . . . 106

3.3.5 Die Radialabh¨angigkeit . . . 113

3.3.6 Quantenzahlen . . . 119

3.3.7 Aufenthaltswahrscheinlichkeiten . . . 122

3.4 Der Elektronenspin . . . 125

3.4.1 Experimentelle Fakten . . . 125

3.4.2 Vertiefungsthema: Theoretische Beschreibung des Spins . . . 127

c Walther-Meißner-Institut

(5)

INHALTSVERZEICHNIS PHYSIKIV v

4 Das Wasserstoffatom 135

4.1 Experimentelle Befunde . . . 136

4.2 Relativistische Korrektur der Energieniveaus . . . 137

4.3 Die Spin-Bahn-Kopplung: Feinstruktur . . . 139

4.3.1 Der Spin-Bahn-Kopplungsterm . . . 139

4.3.2 Der Gesamtdrehimpuls . . . 141

4.3.3 Energieniveaus des Wasserstoffatoms bei Spin-Bahn-Kopplung . . . 143

4.3.4 Die Feinstruktur beim Wasserstoffatom . . . 145

4.4 Die Lamb-Shift . . . 148

4.5 Die Hyperfeinstruktur . . . 154

4.6 Das Wasserstoffatom im Magnetfeld: Normaler Zeeman-Effekt . . . 159

4.6.1 Klassisches Teilchen im Magnetfeld . . . 159

4.6.2 Vertiefungsthema: Quantenmechanische Beschreibung . . . 165

4.7 Anomaler Zeeman- und Paschen-Back-Effekt . . . 168

4.7.1 Der anomale Zeeman-Effekt . . . 168

4.7.2 Der Paschen-Back-Effekt . . . 172

4.8 Der Stark-Effekt . . . 175

4.9 Vollst¨andiges Termschema des Wasserstoffatoms . . . 176

4.10 Vertiefungsthemen . . . 178

4.10.1 Das Modell des Elektrons . . . 178

4.10.2 Vertiefungsthema: Das Korrespondenzprinzip . . . 180

5 Wasserstoff¨ahnliche Systeme 185 5.1 He+, Li++und Be+++ . . . 186

5.2 Die schweren Wasserstoffisotope . . . 187

5.3 Rydbergatome . . . 188

5.4 Exotische Atome . . . 191

5.4.1 Myonische Atome . . . 191

5.4.2 Anti-Wasserstoff . . . 193

5.4.3 Positronium . . . 194

5.5 Quarkonium . . . 196

5.6 Exzitonen . . . 196

(6)

vi R. GROSS INHALTSVERZEICHNIS

6 Uberg¨ange zwischen Energieniveaus¨ 199

6.1 Ubergangswahrscheinlichkeiten¨ . . . 200

6.1.1 Spontane und stimulierte ¨Uberg¨ange . . . 200

6.2 Lebensdauer angeregter Zust¨ande . . . 205

6.3 Linienbreiten von Spektrallinien . . . 208

6.3.1 Nat¨urliche Linienbreite . . . 209

6.3.2 Dopplerverbreiterung . . . 211

6.3.3 Stoßverbreiterung . . . 213

6.4 Ubergangsmatrixelemente¨ . . . 217

6.4.1 Parit¨at . . . 219

6.4.2 Auswahlregeln . . . 221

6.4.3 Auswahlregeln f¨ur die Bahndrehimpulsquantenzahl – Parit¨atsauswahlregeln . . . 222

6.4.4 Auswahlregeln f¨ur die magnetische Quantenzahl . . . 223

6.4.5 Auswahlregeln f¨ur die Spinquantenzahl . . . 227

6.4.6 St¨arke des Dipol¨ubergangs . . . 228

6.4.7 Vertiefungsthema: Multipol- ¨Uberg¨ange h¨oherer Ordnung . . . 232

6.4.8 Vertiefungsthema: Zwei-Photonen- ¨Uberg¨ange . . . 232

6.4.9 Vertiefungsthema: Spektrales Lochbrennen . . . 234

7 Mehrelektronenatome 237 7.1 Das Heliumatom . . . 238

7.1.1 Die Zentralfeldn¨aherung . . . 239

7.1.2 Symmetrie der Wellenfunktion . . . 243

7.2 Numerische Methoden und N¨aherungsverfahren . . . 249

7.2.1 Das Modell unabh¨angiger Elektronen . . . 249

7.2.2 Das Hartree-Verfahren . . . 250

7.3 Der Gesamtdrehimpuls . . . 252

7.3.1 Die L-S- oder Russel-Saunders-Kopplung . . . 252

7.3.2 Die j-j-Kopplung . . . 253

7.3.3 Termschema bei L-S-Kopplung . . . 255

7.3.4 Beispiele f¨ur Drehimpulskopplungen und Termschemata . . . 256

7.4 Der Grundzustand des Vielelektronenatoms – Hundsche Regeln . . . 258 c Walther-Meißner-Institut

(7)

INHALTSVERZEICHNIS PHYSIKIV vii

7.5 Vertiefungsthema:

Atomarer Magnetismus . . . 261

7.6 Die Elektronenstruktur von Vielelektronenatomen . . . 262

7.6.1 Schalen und Unterschalen . . . 263

7.6.2 Aufbau der Atomh¨ulle mit zunehmender Kernladungszahl . . . 265

7.6.3 Das Periodensystem der Elemente . . . 270

7.7 Spektren der Mehrelektronenatomen . . . 273

7.7.1 Termschema des Heliumatoms . . . 273

7.7.2 Alkalimetalle . . . 275

7.7.3 Erdalkalimetalle . . . 278

8 Angeregte Atomzust¨ande 281 8.1 Einfachanregungen . . . 283

8.1.1 Anregung und Rekombination durch Stoßprozesse . . . 284

8.2 Komplexere Anregungsprozesse . . . 286

8.2.1 Anregung mehrerer Elektronen – Autoionisation . . . 286

8.2.2 Innerschalenanregungen . . . 287

8.3 R¨ontgenstrahlung . . . 289

8.3.1 Erzeugung von R¨ontgenstrahlung . . . 290

8.3.2 Das R¨ontgenspektrum . . . 292

8.3.3 Die Feinstruktur der R¨ontgenlinien . . . 301

8.3.4 Vertiefungsthema: Streuung und Absorption von R¨ontgenstrahlung . . . 303

8.3.5 Vertiefungsthema: R¨ontgenfluoreszenz . . . 307

8.3.6 Vertiefungsthema: Monochromatisierung von R¨ontgenstrahlung . . . 308

9 Molek ¨ule 313 9.1 Das Einelektronen-Molek¨ul — H+2-Molek¨ulion . . . 316

9.1.1 Die Schr¨odinger-Gleichung des Einelektronenmolek¨uls . . . 316

9.1.2 Die adiabatische N¨aherung . . . 317

9.1.3 L¨osung der elektronischen Wellengleichung . . . 318

9.2 Das Vielelektronen-Molek¨ul — H2-Molek¨ul . . . 328

9.2.1 Die Molek¨ulorbitaln¨aherung . . . 328

9.2.2 Die Heitler-London N¨aherung . . . 330

(8)

viii R. GROSS INHALTSVERZEICHNIS

9.2.3 Vergleich der N¨aherungen . . . 332

9.2.4 Die Molek¨ulbindung . . . 334

9.3 Elektronische Zust¨ande zweiatomiger Molek¨ule . . . 336

9.4 Die Kernbewegung . . . 340

9.4.1 Der starre Rotator . . . 340

9.4.2 Molek¨ulschwingungen . . . 343

II W¨armestatistik 349 10 Grundlagen der W¨armelehre 351 10.1 Systeme, Phasen und Gleichgewicht . . . 352

10.1.1 Systeme . . . 352

10.1.2 Phasen . . . 352

10.1.3 Gleichgewicht . . . 353

10.2 Zustandsgr¨oßen . . . 355

10.2.1 Definitionen . . . 355

10.2.2 Die Temperatur . . . 357

10.2.3 Der Druck . . . 357

10.2.4 Teilchenzahl, Stoffmenge und Avogadrozahl . . . 358

10.2.5 Die Entropie . . . 359

10.3 Die thermodynamischen Potenziale . . . 360

10.3.1 Prinzip der maximalen Entropie und minimalen Energie . . . 360

10.3.2 Innere Energie als Potenzial . . . 360

10.3.3 Entropie als thermodynamisches Potenzial . . . 361

10.3.4 Die freie Energie oder das Helmholtz-Potenzial . . . 361

10.3.5 Die Enthalpie . . . 362

10.3.6 Die freie Enthalpie oder das Gibbsche Potenzial . . . 363

10.3.7 Die Maxwell-Relationen . . . 364

10.3.8 Thermodynamische Stabilit¨at . . . 365

10.4 Die kinetische Gastheorie . . . 367

10.4.1 Druck und Temperatur . . . 367

10.4.2 Die Maxwell-Boltzmann-Verteilung . . . 368

10.4.3 Freiheitsgrade . . . 369

10.4.4 Der Gleichverteilungssatz . . . 370 c Walther-Meißner-Institut

(9)

INHALTSVERZEICHNIS PHYSIKIV ix

10.5 Energieformen, Zustands¨anderungen und Haupts¨atze . . . 371

10.5.1 Energieformen . . . 371

10.5.2 Energieumwandlung . . . 373

10.5.3 Die W¨armekapazit¨at . . . 374

10.5.4 Zustands¨anderungen . . . 375

11 Statistische Beschreibung 377 11.1 Grundbegriffe der Statistik . . . 379

11.1.1 Wahrscheinlichkeiten . . . 379

11.1.2 Mittelwert, Mittelwert der Abweichung, Schwankung . . . 380

11.2 Phasenraum und Verteilungen . . . 382

11.2.1 Mikro- und Makrozust¨ande . . . 382

11.2.2 Der Phasenraum . . . 382

11.2.3 Verteilungen . . . 383

11.3 Das Spin-1/2 System . . . 386

11.3.1 Die Magnetisierung . . . 387

11.3.2 Entartung der Zust¨ande . . . 388

11.3.3 Statistische Eigenschaften der Magnetisierung . . . 390

11.3.4 Die Gauß-Verteilung f¨ur große N . . . 392

11.3.5 Die Energie des Spin-1/2-Systems . . . 393

11.4 Grundlegende Annahmen der W¨armephysik . . . 394

11.4.1 Zeitmittel und Scharmittel . . . 396

11.5 Systeme in thermischem Kontakt . . . 399

11.6 Entropie, Temperatur und chemisches Potenzial . . . 406

11.6.1 Entropie . . . 406

11.6.2 Statistische Definition der Temperatur . . . 408

11.6.3 Statistische Definition des chemischen Potenzials . . . 408

11.6.4 Der 3. Hauptsatz . . . 409

11.6.5 Der 2. Hauptsatz . . . 409

11.6.6 W¨armefluss . . . 410

11.6.7 Teilchenfluss . . . 411

11.6.8 Zusammenhang zwischen statistischen und thermodynamischen Gr¨oßen . . . 412

11.7 Der Zeitpfeil . . . 415

11.8 Magnetische K¨uhlung . . . 416

(10)

x R. GROSS INHALTSVERZEICHNIS

12 Verteilungsfunktionen 423

12.1 Repr¨asentative Ensemble . . . 424

12.1.1 Abgeschlossenes System . . . 424

12.1.2 System in Kontakt mit einem W¨armereservoir . . . 424

12.1.3 System in Kontakt mit einem W¨arme- und Teilchenreservoir . . . 425

12.2 Gibbs- und Boltzmann-Faktoren . . . 426

12.2.1 Der Gibbs-Faktor . . . 428

12.2.2 Der Boltzmann-Faktor . . . 428

12.3 Zustandssummen und Mittelwerte . . . 431

12.3.1 Große Zustandssumme . . . 431

12.3.2 Mittelwerte . . . 431

12.3.3 Zustandssumme . . . 433

12.3.4 Verteilungsfunktionen und ihre Eigenschaften . . . 436

12.4 Anwendungen der Verteilungsfunktionen . . . 438

12.4.1 Das ideale einatomige Gas . . . 438

12.4.2 G¨ultigkeit der klassischen N¨aherung . . . 441

12.4.3 Der Gleichverteilungssatz . . . 442

12.5 Die Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung . . . 446

12.5.1 Verteilung des Geschwindigkeitsbetrages . . . 448

12.5.2 Verteilung einer Geschwindigkeitskomponente . . . 451

12.5.3 Die barometrische H¨ohenformel . . . 453

12.5.4 Thermalisierung . . . 454

13 Quantenstatistik 461 13.1 Identische Teilchen . . . 462

13.1.1 Klassischer Fall: Maxwell-Boltzmann-Statistik . . . 462

13.1.2 Quantenmechanischer Fall . . . 462

13.2 Die quantenmechanischen Verteilungsfunktionen . . . 465

13.2.1 Quantenstatistische Beschreibung . . . 465

13.2.2 Photonen-Statistik . . . 468

13.2.3 Die Fermi-Dirac-Statistik . . . 469

13.2.4 Die Bose-Einstein-Statistik . . . 472

13.2.5 Quantenstatistik im klassischen Grenzfall . . . 473

13.3 Die Zustandsdichte . . . 477 c Walther-Meißner-Institut

(11)

INHALTSVERZEICHNIS PHYSIKIV xi

13.3.1 Das freie Elektronengas . . . 480

13.3.2 Das Photonengas . . . 484

13.4 Vertiefungsthema: Die Bose-Einstein Kondensation . . . 487

13.4.1 Historische Entwicklung . . . 487

13.4.2 Temperatur der Bose-Einstein Kondensation . . . 488

13.4.3 Realisierung eines Bose-Einstein Kondensats . . . 494

13.4.4 Beobachtung der Bose-Einstein Kondensation . . . 498

13.4.5 Atomlaser und Koh¨arenz . . . 500

III Anhang 505 A Rutherfordsche Streuformel . . . 507

B Krummlinige Koordinaten . . . 512

C bLi,bL2in Kugelkoordinaten . . . 518

D VertauschungsrelationenbLi,bL2 . . . 520

E Heliumatom . . . 522

F Literatur . . . 525

G SI-Einheiten . . . 527

G.1 Geschichte des SI Systems . . . 527

G.2 Die SI Basiseinheiten . . . 529

G.3 Einige von den SI Einheiten abgeleitete Einheiten . . . 530

G.4 Vors¨atze . . . 532

G.5 Abgeleitete Einheiten und Umrechnungsfaktoren . . . 533

H Physikalische Konstanten . . . 537

(12)
(13)

Kapitel 6

Uberg¨ange zwischen Energieniveaus ¨

Wir haben uns bisher haups¨achlich mit den station¨aren elektronischen Zust¨anden von Einelektronenato- men besch¨aftigt. Diese konnten mit Wellenfunktionen bzw. den diese charakterisierenden Quantenzah- len beschrieben werden. Bei den experimentell zug¨anglichen optischen Spektren von Atomen handelt es sich aber um die Signaturen von ¨Uberg¨angen zwischen solchen Zust¨anden. Deshalb waren wir in den vorangegangenen Kapiteln bereits an der einen oder anderen Stelle dazu gezwungen, ohne n¨ahere Angabe des Grundes von Auswahlregeln zu sprechen, die angeben, zwischen welchen Energieniveaus Uberg¨ange m¨oglich sind. ¨¨ Uberg¨ange zwischen Energieniveaus gehen durch Emission oder Absorption von Photonen vor sich. Diese Prozesse erfordern eine Wechselwirkung des Atoms mit elektromagneti- scher Strahlung. Wir werden uns deshalb in diesem Kapitel mit der Wechselwirkung von Atomen mit elektromagnetischer Strahlung auseinander setzen m¨ussen.

Im Bohrschen Atommodell wurde bereits ph¨anomenologisch ber¨ucksichtigt, dass ein Atomzustand Ei

durch Emission bzw. Absorption eines Photons der Energie hνik=¯hωik in einen anderen Zustand Ek

¨ubergehen kann, wenn der Energiesatz

EiEk = ik = ¯hωik

erf¨ullt ist. Experimentell stellt man allerdings fest, dass nicht alle gem¨aß dem Termschema m¨oglichen Frequenzen auftreten und dass ferner die Intensit¨aten der einzelnen Linien stark variieren. Kann man mit Hilfe des Bohrschen Modells noch Aussagen ¨uber die Frequenzen der emittierten bzw. absorbierten Strahlung machen, so versagt dieses einfache Modell, wenn es darum geht, Aussagen ¨uber die erlaubten Uberg¨ange, die Intensit¨aten oder die Linienbreiten zu machen.¨

Wir wollen in diesem Kapitel diskutieren, wie die Auswahlregeln und die Intensit¨aten der auftreten- den Spektrallinien aus den Wellenfunktionen der Atomzust¨ande berechnet werden k¨onnen. Dabei wird es sich zeigen, dass es gewisse Auswahlregeln hinsichtlich der Drehimpuls¨anderungen bei atomaren Uberg¨angen gibt. Wir werden ferner diskutieren, wieso die beobachteten Spektrallinien nicht streng mo-¨ nochromatisch sind, sondern eine Frequenzverteilung um eine Mittenfrequenzνik= (Ei−Ek)/h besitzen.

Insbesondere werden wir auf die Breiten und Profile der Spektrallinien zu sprechen kommen.

Bei ¨Uberg¨angen zwischen zwei Zust¨anden eines ¨außeren, schwach gebundenen H¨ullenelektrons liegt die Energiedifferenz im eV-Bereich und die Frequenz zwischen dem infraroten und ultravioletten Spektral- bereich, also h¨aufig im sichtbaren Bereich. Deshalb wird das anregbare Elektron auch h¨aufig als Leucht- elektron bezeichnet. Macht man jedoch ¨Uberg¨ange zwischen stark gebundenen, inneren Elektronen, so ist die Energiedifferenz wesentlich gr¨oßer und die emittierte Wellenl¨ange liegt im R¨ontgenbereich.

(14)

200 R. GROSS Kapitel 6: ¨Uberg¨ange zwischen Energieniveaus

6.1 Ubergangswahrscheinlichkeiten ¨

Einige der im Folgenden vorgestellten Sachverhalte wurden in Physik III bei der Diskussion des Lasers bereits eingehend beschrieben und werden hier nur kurz wiederholt.

6.1.1 Spontane und stimulierte ¨Uberg¨ange

Elektronen in Atomen besetzen Zust¨ande mit diskreten Energien und es erfolgen ¨Uberg¨ange zwischen diesen Energieniveaus durch Emission oder Absorption von Lichtquanten. Die quantenhafte Absorption und Emission von Licht durch Atome soll im Folgenden nun etwas eingehender betrachtet werden. Um die prinzipiellen Vorg¨ange zu verstehen, reicht es dabei aus, von den vielen Energieniveaus der Atome zun¨achst nur zwei zu betrachten, die im Folgenden mit Eiund Ekbezeichnet werden.

Spontane Emission

Spontane Emission tritt auf, wenn sich das Atom in einem angeregten Zustand Ei befindet und durch Wechselwirkung mit dem Vakuumfeld in einen weniger angeregten Zustand Ek ¨ubergeht. Da dieser Ubergang v¨ollig statistisch und zu einem nicht vorhersagbaren Zeitpunkt erfolgt, spricht man von spon-¨ taner Emission. Die emittierten Photonen besitzen dadurch eine zuf¨allige Phase. Die Emission erfolgt in beliebige Raumrichtungen, mit beliebiger Polarisation und mit einer Frequenz, die statistisch innerhalb der Linienbreiteδ ω =1/τi schwankt. Hierbei istτi die mittlere Lebensdauer des angeregten Zustands Ei. Die Wahrscheinlichkeit pro Zeiteinheit

Wik = Aik (6.1.1)

f¨ur spontane Emission ist unabh¨angig von der spektralen Energiedichte u(ω) =n(ω)¯hω, wobei n(ω)die Zahl der Photonen pro Frequenzintervall ist. Der Koeffizient Aikheißt Einstein-Koeffizient der spontanen Emission.

Die Ursache f¨ur die spontane Emission ist die Nullpunktsenergie. Wir hatten in Physik III bereits disku- tiert, dass die Energie des Strahlungsfeldes nie Null werden kann, sondern dass pro m¨ogliche stehende Welle in einem Hohlraum im Mittel mindestens die Energie ¯hω/2 vorhanden ist. Befinden sich an- geregte Atome in diesem Hohlraum, so wirkt auf sie stets diese Nullpunktsenergie, selbst wenn von außen kein Strahlungsfeld eingekoppelt wird. Die spontane Emission kann also auch als induzierte Emission, hervorgerufen durch die Nullpunktsfluktuationen des Strahlungsfeldes, betrachtet werden. Die Abh¨angigkeit der spontanen Emission von der Anwesenheit des Vakuumfeldes wurde sehr sch¨on in den Experimenten ¨uber die Strahlung von Atomen in mikroskopisch kleinen Hohlraumresonatoren demon- striert. Werden die Abmessungen des Hohlraumes so klein, dass die erste Mode eine Frequenz oberhalb der ¨Ubergangsfrequenz des Atoms besitzt, gibt es keine Vakuumfluktuationen mit der richtigen Frequenz, um diesen ¨Ubergang anzuregen.1

1W. Jhe et al., Phys. Rev. Lett. 58, 666 (1987); S. Haroche, D. Kleppner, Physics Today 42, 24 (1989).

c Walther-Meißner-Institut

(15)

Abschnitt 6.1 PHYSIKIV 201

Stimulierte Absorption

Ein Atom kann unter Absorption eines Lichtquants vom Energiezustand Ek in den h¨oheren Zustand Ei

¨ubergehen, falls die Energie des Lichts etwa der Energiedifferenz entspricht.2 Die Wahrscheinlichkeit pro Zeiteinheit

Wki = Bkiu(ω) (6.1.2)

f¨ur einen solchen ¨Ubergang ist proportional zur spektralen Energiedichte u(ω), der Koeffizient Bkiheißt Einstein-Koeffizient der Absorption.

Stimulierte Emission

Die stimulierte Emission ist die genaue Umkehrung der Absorption. Stimulierte Emission tritt auf, wenn sich ein Atom im Zustand Ei befindet und gleichzeitig von einem elektromagnetischen Feld beeinflusst wird, das gr¨oßer als das Vakuumfeld ist. Das Atom, angeregt mit der Frequenzωik, geht in den Zustand Ek ¨uber. Die Phase der dabei emittierten Welle ist diejenige des schwingenden Dipols, die wiederum derjenigen der anregenden Welle entspricht. Daher wird bei der stimulierten Emission eine zweite Welle erzeugt, die phasenkoh¨arent zur ersten ist (vergleiche Physik III). Außerdem stimmen Polarisation und Richtung der stimulierenden und der emittieren Welle ¨uberein.

Die Wahrscheinlichkeit f¨ur die stimulierte Emission

Wik = Biku(ω) (6.1.3)

ist ebenfalls proportional zu u(ω). Der Koeffizient Bikheißt Einstein-Koeffizient der stimulierten Emis- sion.

Beziehung zwischen stimulierter und spontaner Emissionsrate

Wir benutzen nun eine einfache Argumentation, die von Einstein entwickelt wurde, um eine Bezie- hung zwischen stimulierter und spontaner Emissionsrate abzuleiten (siehe hierzu Abb. 6.1). Einstein be- trachtete den Gleichgewichtszustand eines großen Ensembles von Atomen in Anwesenheit von isotroper Schwarzk¨orperstrahlung mit einer Energiedichte u(ω,T), wie sie durch die Plank’sche Strahlungsformel

u(ω) = ¯h c3π2

ω3

exp(¯hω/kBT)−1 (6.1.4)

gegeben ist. Aufgrund der Boltzmann-Statistik kennen wir die Gleichgewichtsverh¨altnisse der Beset- zungszahlen nkim Zustand Ek und ni im Zustand Ei:

2Da die Energieniveaus eine endliche Breite haben (mindestens die nat¨urliche Linienbreite), muss die Bedingung ¯hωik= EiEknicht exakt erf¨ullt sein.

(16)

202 R. GROSS Kapitel 6: ¨Uberg¨ange zwischen Energieniveaus

E

i

E

k

h ω

B

ki

u( ω )n

k

n

i

n

k

E

i

E

k

A

ik

n

i

n

i

n

k

E

i

E

k

B

ik

u( ω )n

i

n

i

n

k

stimulierte Absorption

spontane Emission

stimulierte Emission

h ω h ω h ω

Abbildung 6.1:Strahlungs ¨uberg ¨ange nach Einstein.

ni

nk = gi gkexp

EiEk kBT

= gi gkexp

¯hωik

kBT

. (6.1.5)

Hierbei ist die Zahl g=2 j+1 das statistische Gewicht eines Zustands mit Quantenzahl j (d.h. die Zahl der entarteten Unterniveaus). Die spontanen ¨Uberg¨ange vom Zustand Ei nach Ek h¨angen vom Vakuum- feld ab, das nicht in u(ω) enthalten ist. Die Rate der stimulierten ¨Ubergange ist proportional zu u(ω).

Daher ist die ¨Ubergangsrate von Einach Ekgegeben durch

rik = Aikni+Biku(ω)ni , (6.1.6)

wobei Aikund Bikdie Einsteinkoeffizienten f¨ur die spontane und stimulierte Emission sind.

Die ¨Ubergangsrate von Ek nach Ei wird nur durch die Absorption bestimmt, es fehlt der Beitrag der spontanen Emission. V¨ollig symmetrisch zur stimulierten Emission erh¨alt man

rki = Bkiu(ω)nk . (6.1.7)

Im Gleichgewichtszustand k¨onnen wir diese beiden Raten gleichsetzen und nach u(ω) aufl¨osen: Wir erhalten

u(ω) = Aik/Bik

(gk/gi)(Bki/Bik) e¯hωik/kBT−1 , (6.1.8)

Setzt man diesen Ausdruck der spektralen Energiedichte (6.1.4) gleich, so erh¨alt man c Walther-Meißner-Institut

(17)

Abschnitt 6.1 PHYSIKIV 203

Bik

Bki = gi

gk (6.1.9)

Aik Bik

= ¯hωik3

c3π2 . (6.1.10)

Wir sehen, dass bei gleichem statistischen Gewichten gi =gk die Einstein-Koeffizienten f¨ur die stimu- lierte Emission und Absorption gleich sind.

Damit die Komponente der spontanen Emission vernachl¨assigbar wird, muss nach (6.1.6) die Energie- dichte u(ω)die Gleichung

Biku(ω) Aik (6.1.11)

erf¨ullen, die nach Einsetzen von (6.1.10) f¨ur das Aik/BikVerh¨altnis das Resultat

u(ω) ¯hω3

c3π2 (6.1.12)

ergibt. Da u(ω) = (¯hω3/c3π2)hni (der Ausdruck ¯hω3/c3π2 gibt gerade die mittlere Zahl der Moden pro Volumen- und Frequenzeinheit an, vergleiche Physik III), bedeutet dies, dass in der Mode mit der Frequenzω die mittlere Zahl der Photonenhni 1 sein muss.

Mit u(ω) = (¯hω3/c3π2)hnil¨asst sich das Verh¨altnis von stimulierter und spontaner Emission als

Biku(ω)ni Aikni

= hni (6.1.13)

schreiben. Wir erhalten also das wichtige Ergebnis:

Das Verh ¨altnis von stimulierter zu spontaner Emission in einer Mode des Strahlungsfel- des ist gleich der mittleren Zahl der Photonen in dieser Mode.

In Abb. 6.2 haben wird die mittlere Photonenzahl pro Mode des Strahlungsfeldes als Funktion der Tempe- ratur und der Frequenz geplottet. Man erkennt, dass in einem thermischen Strahlungsfeld f¨ur Temperatu- ren unterhalb von 1000 K die mittlere Besetzungszahlhniim sichtbaren Spektralbereich klein gegen¨uber eins ist. Das bedeutet, dass im Sichtbaren die spontane Emission bei weitem die stimulierte Emission

(18)

204 R. GROSS Kapitel 6: ¨Uberg¨ange zwischen Energieniveaus

108 109 1010 1011 1012 1013 1014 1015 1016 100

101 102 103 104 105

Temperatur(K)

Frequenz (Hz)

<n>=10

3

<n>=10

4

<n>=10

5

<n>=10

6

<n>=10²

<n>=10

<n>=1

<n>=10

-2

<n>=10

-10

<n>=10

-100

sichtbarerSpektralbereich

Abbildung 6.2:Mittlere Photonenzahlhnipro Mode des Strahlungsfeldes im thermischen Gleichgewicht als Funktion der Temperatur und der Frequenz. Der sichtbare Spektralbereich ist farbig hinterlegt.

¨uberwiegt (vergleiche hierzu auch die Diskussion zum Laser in Physik III).

.

c Walther-Meißner-Institut

(19)

Abschnitt 6.2 PHYSIKIV 205

6.2 Lebensdauer angeregter Zust¨ande

Wir haben in Abb. 6.1 die Prozesse skizziert, die zur Emission und Absorption von Licht f¨uhren. Wir m¨ussen uns zun¨achst ganz allgemein fragen, warum z.B. ein atomarer Zustand unter Abgabe eines Pho- tons in einen anderen Zustand ¨ubergeht. Wir haben ja gelernt, dass die in den letzten Kapitel betrachteten quantenmechanischen Zust¨ande mit wohldefinierter Energie Enin einem abgeschlossenen System stati- on¨ar sind. Dies bedeutet, dass ein Atom, welches sich in einem angeregten Niveau Enbefindet, f¨ur immer dort verbleiben sollte.3Experimentell zeigt sich aber, dass jedes atomare System mit einer charakteristi- schen Lebensdauer in energetisch tiefer liegendere Zust¨ande zerf¨allt, falls diese zug¨anglich sind. Dieses Verhalten ist darin begr¨undet, dass kein physikalisches System als wirklich isoliert betrachtet werden kann: Die Welt ist eine durch die Kraftfelder gekoppelte Einheit.4 In Abwesenheit anderer St¨orungen (z.B. Elektronenst¨oße) ist die Kopplung an das Strahlungsfeld f¨ur die Emission und Absorption von Licht durch atomare Systeme entscheidend. F¨ur die spontane Emission sind hierbei Vakuumfluktuatio- nen verantwortlich.5

Ist Aik die im vorigen Abschnitt definierte Wahrscheinlichkeit pro Zeiteinheit daf¨ur, dass ein Atom im Zustand Ei unter Aussendung eines Photons der Energie ¯hωikin den tieferen Zustand Ek ¨ubergeht, so ist die Zahl der pro Zeitintervall dt in den Zustand Ek ¨ubergehenden Atome gegeben durch

dNi = −AikNidt . (6.2.1)

Hierbei ist Ni die Zahl der Atome im Zustand Ei. Kann der Zustand Eiin mehrere tiefere Endzust¨ande

¨ubergehen, so erhalten wir

dNi = −AiNidt (6.2.2)

mit6

Ai =

nk<ni

nk−1 l

k=0

+lk

mk

=−lk

Anik,lk,mk . (6.2.3)

Hierbei haben wir exemplarisch ¨uber alle m¨oglichen Quantenzahlen des Endzustandes Eksummiert.

3Diese Tatsache ist ja gerade das Fundament der erfolgreichen Beschreibung des Atoms durch die Quantenmechanik, da die quantenmechanische Beschreibung es erlaubt, das klassische Strahlungsproblem mit seinen f¨ur das Atom katastrophalen Folgen zu umgehen.

4Falls es eine zu unseren Welt parallele Welt geben sollte, die nicht an unsere Welt ankoppelt, so werden wir nie etwas von der Existenz dieser Welt erfahren.

5Bitte beachten Sie, dass wir hier im Grunde noch eine statistische Begr¨undung (entropisches Argument) nachliefern m¨ussten, die erkl¨art, warum das gekoppelte System es bevorzugt, Energie vom atomaren System ins Strahlungsfeld zu pumpen und nicht umgekehrt. Oder anders ausgedr¨uckt: Warum ist die spontane Absorption nicht beobachtbar?

6Wir gehen dabei davon aus, dass die energetisch tiefer liegenden atomaren Niveaus(nk,lk,mk)nicht besetzt sind, so dass die Elektronen dorthin absteigen k¨onnen. Beim Wasserstoffatom mit nur einem Elektron ist dies notgedrungen der Fall. Bei Mehrelektronenatomen sind die Einstein-Koeffizienten, welche als Endzust¨ande besetzte Niveaus aufweisen, gleich Null, da nach dem Pauli-Prinzip zwei Fermionen – Teilchen mit Spin 1/2 – nicht den gleichen Zustand einnehmen k¨onnen.

(20)

206 R. GROSS Kapitel 6: ¨Uberg¨ange zwischen Energieniveaus

Ei

E0 hω

Anregung

Fluoreszenz

Aik

inelastische Stöße

Rim

Em Ek

Abbildung 6.3:Entv ¨olkerung des angeregten ZustandsEidurch spontane Emission und durch inelasti- sche St ¨oße.

Integration von (6.2.2) ergibt die zeitabh¨angige Besetzungsdichte

Ni(t) = Ni(0) exp(−Ait) . (6.2.4)

Hierbei ist Ni(0)die Zahl der Atome im angeregten Zustand zum (willk¨urlich gew¨ahlten) Zeitnullpunkt.

Wir erhalten also ein charakteristisches Zerfallsgesetz (siehe Abb. 6.4a) mit einer mittleren Lebensdauer

τi = 1/Ai (6.2.5)

des angeregten Zustandes Ei. Durch Messung von τi l¨asst sich somit die Summe der Einstein- Koeffizienten (6.2.3) bestimmen.

Tragen noch andere Prozesse (z.B. inelastische St¨oße, siehe Abb. 6.3) zur Abnahme von Ni mit einer Wahrscheinlicheit Ri bei, so gilt

dNi = −(Ai+Ri)Nidt (6.2.6)

und wir erhalten

Ni(t) = Ni(0)exp[−(Ai+Ri)t] (6.2.7)

mit der effektiven Lebensdauer

τieff = 1 Ai+Ri

. (6.2.8)

c Walther-Meißner-Institut

(21)

Abschnitt 6.2 PHYSIKIV 207

Wird das Niveau Eider Atome A z.B. durch spontane Emission und durch inelastische St¨oße mit Atomen B entleert, so erhalten wir f¨ur die stoßinduzierte Entv¨olkerungswahrscheinlichkeit

Ri = nB·vAB·σinel , (6.2.9)

wobei vAB =p

8kBT/π µ die mittlere Relativgeschwindigkeit der beiden Atome bei der Tempera- tur T , nB die Dichte der Stoßpartner B, σinel der Streuquerschnitt f¨ur inelastische St¨oße und µ = mAmB/(mA+mB)die reduzierte Masse der Stoßpartner ist. Die Dichte nB l¨asst sich mit Hilfe der allge- meinen Gasgleichung pV=NkBT durch nB=NB/V=p/kBT , also durch die leicht messbaren Gr¨oßen Druck und die Temperatur ausdr¨ucken.

(22)

208 R. GROSS Kapitel 6: ¨Uberg¨ange zwischen Energieniveaus

6.3 Linienbreiten von Spektrallinien

Wir haben uns bereits in Physik III mit der Tatsache besch¨aftigt, dass die beim ¨Ubergang eines Atoms vom Zustand Ei in den Zustand Ek abgegebene elektromagnetische Strahlung nicht monochromatisch ist, sondern eine gewisse spektrale Verteilung Pν(ν−ν0)um eine Mittenfrequenzν0ikbesitzt. Wir bezeichnen Pν(ν)als spektrale Leistungsdichte, das heißt die pro Frequenzeinheit um die Frequenz ν abgestrahlte Leistung. Die Verteilung Pν(ν−ν0) nennt man das Linienprofil einer Spektrallinie (siehe Abb. 6.4b). Das Frequenzintervallδ ν =ν1−ν2 zwischen den Frequenzen ν1 und ν2, bei denen die spektrale Leistungsdichte auf die H¨alfte abgenommen hat, bezeichnet man als die volle Halbwertsbreite (FWHM: Full Width at Half Maximum). Den Ausdruckδ ν/ν0 bezeichnet man als die relative Halb- wertsbreite. Mitλ =c/νergibt sich

δ λ = − c

ν2δ ν = −λ νδ ν .

Damit l¨asst sich die relative Halbwertsbreite als

δ λ λ

=

δ ν ν

=

δ ω ω

(6.3.1)

schreiben. Man sieht, dass die relativen Halbwertsbreiten in allen Schreibweisen gleich sind.

-5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5

0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0

P(ν)/P(ν0)

ν-ν0 (MHz)

0 2 4 6 8 10

0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0

Ni(t)/Ni(0)

Zeit (ns)

τ

i

Ni(0)/e

ν1 ν0 ν2

(a) (b)

δν

Abbildung 6.4:(a) Zeitliche ¨Anderung der BesetzungszahlNi(t)eines angeregten Zustands bei zeitlich konstanter Zerfallswahrscheinlichkeit. (b) Linienprofil einer Spektrallinie.

Es gibt mehrere Gr¨unde f¨ur eine endliche Linienbreite von Spektrallinien. Wir werden in den folgenden Abschnitten die wichtigsten physikalischen Mechanismen und die daraus resultierenden Linienbreiten vorstellen, insbesondere werden wir die nat¨urliche Linienbreite, die Dopplerverbreiterung und die Stoß- verbreiterung diskutieren.

c Walther-Meißner-Institut

(23)

Abschnitt 6.3 PHYSIKIV 209

0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0

P ν(ν)

∆E

i+∆E

k/ h

∆Ei

∆Ek E

δν

ik

Abbildung 6.5:Schematische Darstellung der nat ¨urlichen Linienbreite als Folge der Energieunsch ¨arfe der am ¨Ubergang beteiligten Niveaus.

6.3.1 Nat ¨urliche Linienbreite

Eine Spektrallinie hat ihren Ursprung in den Quanten¨uberg¨angen zwischen zwei Energieniveaus Eiund Ek eines Atoms oder Molek¨uls. Dabei wird die Frequenzωik= (EiEk)/¯h abgestrahlt. Die atomaren oder molekularen Zust¨ande sind aber bis auf den Grundzustand nicht station¨ar, d.h. ein Atom, das sich im angeregten Zustand mit der Energie Ei befindet, wird innerhalb der mittleren Lebensdauerτi des an- geregten Zustands in den Grundzustand ¨ubergehen. Gem¨aß der Heisenberg’schen Unsch¨arferelation ist der Wert Eidaher um den WertδEi'¯h/τiverschmiert. Ebenso giltδEk'¯h/τk. Die Frequenzunsch¨arfe der beim ¨Ubergang von Einach Ekausgesandten Welle ist dann (siehe Abb. 6.5)

δ ωik = 1

τi

+ 1 τk

oder (6.3.2)

δ νik = 1 2π

1 τi+ 1

τk

. (6.3.3)

Diese Frequenzunsch¨arfe wird als nat¨urliche Linienbreite bezeichnet. Sie ist im Allgemeinen kleiner als die Dopplerverbreiterung oder die Verbreiterung aufgrund atomarer St¨oße, die wir weiter unten noch diskutieren werden, und deshalb experimentell schwierig zu beobachten.

Linienform

Wir wollen nun kurz auf die Linienform Pν(ν)zu sprechen kommen. Im Wellenbild entspricht die Aus- sendung eines Photons einer ged¨ampften ebenen Welle (siehe Abb. 6.6a), da die Lichtintensit¨at, die von dem ¨Ubergang EiEkstammt, ja endlich ist und irgendwann verbraucht ist. Das heißt, die Abstrahldau- er des Atoms ist endlich. Beginnt die Abstrahlung bei t=0, so k¨onnen wir f¨ur die elektrische Feldst¨arke schreiben:

E(t) = E0exp

−Γ 2t

exp(iω0t) . (6.3.4)

(24)

210 R. GROSS Kapitel 6: ¨Uberg¨ange zwischen Energieniveaus

Die genaue Bedeutung der D¨ampfungskonstantenΓdiskutieren wir sp¨ater.

Um die spektralen Anteile der ged¨ampften Welle zu ermitteln, schreiben wir E(t)als Fourier-Integral

E(t) = 1 2π

Z

F(ω)exp(iωt)dω , (6.3.5)

wobei f¨ur die Fourier-Koeffizienten

F(ω) = Z

E(t)exp(−iωt)dt (6.3.6)

gilt. F¨ur den ged¨ampften Wellenzug (6.3.4) erhalten wir

F(ω) = −E0

1

i(ω0−ω)−(Γ/2)+ 1

i(−ω0−ω)−(Γ/2)

. (6.3.7)

Da ω0−ω ω0+ω und wir ferner annehmen wollen, dass die D¨ampfung schwach ist, d.h. Γ ω0+ω, k¨onnen wir den zweiten Term in den eckigen Klammer in (6.3.7) gegen¨uber dem ersten Term vernachl¨assigen und wir erhalten die spektrale Leistungsdichte Pω(ω)∝F(ω)F?(ω)der Spektrallinie zu

Pω(ω) ∝ |F(ω)|2 = E02 1

(ω−ω0)2+ (Γ/2)2 Pω(ω) = P0 Γ/2π

(ω−ω0)2+ (Γ/2)2 . (6.3.8) Dabei ist der Faktor im Z¨ahler der zweiten Zeile gerade so gew¨ahlt, dassR0P(ω)dω =P0, d.h. dass die Integration der spektralen Leistungsdichte ¨uber die Frequenz gerade P0 ergibt.7 Ein Kurve dieser Form bezeichnet man als Lorentz-Kurve (siehe Abb. 6.6b), weshalb man das Profil der Spektrallinien als Lorentz-Profil bezeichnet. Die Lorentzkurve ist im Zentralbereich spitzer als eine Gauss-Kurve und f¨allt weiter entfernt von der Mittenfrequenz langsamer ab als eine Gauss-Kurve.

Es l¨asst sich leicht zeigen, dass die D¨ampfungskonstanteΓgerade die volle Breite beim halben Wert der Maximalintensit¨at angibt (FWHM). Aus dem oben diskutierten Zusammenhang folgt dann f¨ur die nat¨urliche Linienbreite

δ ωnat = Γ = 1 τi+ 1

τk . (6.3.9)

7Manchmal wird f¨ur P0auch die spektrale Leistungsdichte im Maximum der Kurve verwendet, dann ergibt sich der Faktor im Z¨ahler zuΓ2/4.

c Walther-Meißner-Institut

(25)

Abschnitt 6.3 PHYSIKIV 211

-10 -5 0 5 10

0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0

Pω(ν) / Pω (0)

ν - ν0 (MHz)

0 2 4 6 8 10

-1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0

E (willk. Einh.)

Zeit (ns)

Γ e

-(Γ/2)t

e

+(Γ/2)t

(a) (b)

Abbildung 6.6:(a) Ged ¨ampfter Wellenzug. (b) Lorentzprofil einer Spektrallinie als Fourier-Transformierte des ged ¨ampften Wellenzuges. Zum Vergleich ist gestrichelt ein Gauss-Profil gezeigt, das in der Mitte weniger spitz ist, weit entfernt von der Mittenfrequenz aber schneller abf ¨allt als das Lorentz-Profil.

Man bezeichnetΓaufgrund diesen Zusammenhangs h¨aufig als nat¨urliche Linienbreite.

Insgesamt k¨onnen wir festhalten:

Die nat ¨urliche Form einer Spektrallinie ist ein Lorentz-Profil. Ihre volle Halbwertsbreite bezeichnen wir als nat ¨urliche Linienbreite, da sie ohne fremde Einfl ¨usse nur durch die endliche Abstrahldauer des Atoms entsteht.

Bei vielen atomaren ¨Uberg¨angen ist die nat¨urliche Linienbreite sehr klein. So erhalten wir z.B. experi- mentell im Falle der Natrium D-Linieδ νnat(3p1/23s1/2) =10 MHz. Dies entspricht einer Lebensdau- er des 3p1/2-Niveaus von 16 ns. Da die Frequenz bei 500 THz liegt, ist die D¨ampfung der ausgesandten Lichtwelle in einer klassischen Betrachtung sehr klein. Erst nach etwa 10 Millionen Schwingungspe- rioden ist die Amplitude auf 1/e ihres Anfangswertes abgefallen. Metastabile Zust¨ande wie das 2s1/2- Niveau des H-Atoms haben, wie schon erw¨ahnt, Lebensdauern im Sekundenbereich. Die Linienbreite betr¨agt dann nur wenige Hz.

6.3.2 Dopplerverbreiterung

Die abstrahlenden Atome befinden sich nicht in Ruhe, sondern bewegen sich mit einer mittleren Gschwindigkeit v. Wir betrachten deshalb jetzt die Strahlung, die von einem isolierten Atom eines Gases der Temperatur T ausgeht. Das Atom soll eine Masse m besitzen und w¨ahrend der Lichtemission eine Geschwindigkeit vx in Beobachtungsrichtung haben. Aufgrund dieser Geschwindigkeit wird die Spek- trallinie durch den Dopplereffekt verschoben.8Wir nehmen an, dass die Geschwindigkeitsverteilung im Gas durch eine Gauß-Verteilung9

ni(vx)dvx = C exp

−mv2x 2kBT

dvx (6.3.10)

8Dieser Effekt ist uns allen dadurch bekannt, dass sich die wahrgenommenen Frequenz eines Signalhorns auf einem Feuer- wehrauto verschiebt, je nachdem, ob sich das Auto auf uns zu oder von uns weg bewegt.

9ni(vx)dvx gibt die Zahl der Atome pro Volumeneinheit im Zustand Ei mit einer Geschwindigkeit vx im Intervall [vx,vx+dvx]an. Ni ist die Gesamtzahl aller Atome im Zustand Ei. Die wahrscheinlichste Geschwindigkeit der Atome ist vw=p

2kBT/m1/2.

(26)

212 R. GROSS Kapitel 6: ¨Uberg¨ange zwischen Energieniveaus

mit C=Ni

q m

2πkBT beschrieben werden kann und die Dopplerverschiebung

ω−ω0 = ω0vx/c = kxvx (6.3.11)

ist. Da die emittierte bzw. absorbierte Strahlungsleistung P(ω)proportional zu ni(vx)ist, erhalten wir, indem wir vxund dvxdurchω und dωausdr¨ucken, f¨ur die spektrale Leistungsdichte

P(ω) = C exp

−m(ω−ω0)2c202kBT

. (6.3.12)

Das heißt, der Dopplereffekt hat die zun¨achst ideal scharfe Spektrallinie zur einer Linie mit einem Gauß- Profil exp(−x2/2σ2)mit

σ = ω0

rkBT

mc2 (6.3.13)

verbreitert. Die volle Halbwertsbreite der Linie (FWHM: full width at half maximum) betr¨agt f¨ur ein Gauß-Profil√

8 ln 2σ=2.35σ, wir erhalten f¨ur die Linienbreite also

δ ωDoppler = ω0

c

r8kBT ln 2

m . (6.3.14)

Dr¨uckt man die Halbwertsbreite in Wellenl¨angen aus, so erh¨alt manδ λDoppler=2.35λ0

pkBT/mc2. Wir k¨onnen (6.3.14) durch Verwenden der Molmasse mmol=NA·m und der allgemeinen Gaskonstante R= NA·kB weiter umformen und erhalten

δ ωDoppler = ω0

r T mmol

r8R ln 2

c2 = 7.17×10−7ω0

r T

mmol [s−1] , (6.3.15) wobei die letzte Identit¨at nur dann gilt, wenn wir T in K und mmolin g/mol einsetzen.

Wir k¨onnen zusammenfassend festhalten:

Die Bewegung der Atome f ¨uhrt zu einer Dopplerverbreiterung der Spektrallinien, die linear mit der Frequenz und proportional zu√

T ansteigt, mit zunehmender Masse der Atome aber proportional zu 1/√

m abnimmt. Typischerweise ist die Dopplerverbreite- rung im sichtbaren Spektralbereich bei Raumtemperatur um etwa 2 Gr ¨oßenordnungen gr ¨oßer als die nat ¨urliche Linienbreite.

Beispiel: F¨ur die Kr84 Linie mitλ0 =560 nm erhalten wir mit mKr=1.4×10−22g bei T =80 K eine Halbwertsbreite von 1.6×10−11m'0.02 nm. Dies stimmt relativ gut mit dem beobachteten Wert von etwa 0.03 nm ¨uberein.

c Walther-Meißner-Institut

(27)

Abschnitt 6.3 PHYSIKIV 213

6.3.3 Stoßverbreiterung

Mit der Annahme eines isolierten Atoms erhalten wir noch nicht die vollst¨andige Linienbreite. Wir m¨ussen noch ber¨ucksichtigen, dass es in einem Gas immer zu St¨oßen mit den Nachbaratomen kommt.

Gem¨aß der kinetischen Gastheorie ist die mittlere Zeit zwischen zwei St¨oßen f¨ur ein bestimmtes Atom durch

τa = 1

4NvA (6.3.16)

gegeben. Hierbei ist N die Zahl der Atome pro Volumeneinheit und A ihr Streuquerschnitt. Wichtig ist, dass v und N von der Temperatur und dem Druck des Gases abh¨angen. F¨ur ein ideales Gas gilt

Nv = p r 3

mkBT , (6.3.17)

woraus

τa = const.

T/p (6.3.18)

folgt.

Um die Stoßverbreiterung im Detail zu diskutieren, m¨ussen wir elastische und inelastische St¨oße ber¨ucksichtigen:

Elastische St¨oße

Bei elastischen St¨oßen wird die Energie aus dem elektronischen System nur ins Strahlungsfeld, nicht aber an den Partner oder an die Schwerpunktsbewegung abgegeben. Im Falle des elastischen Stoßes re- duziert sich die Wechselwirkung daher auf eine St¨orung der Phase exp(iE¯hit)der elektronischen Niveaus.

Man spricht daher auch von Phasenst¨orungsst¨oßen. Insbesondere wird die Intensit¨at der Emission (Fluo- reszenz) – ¨uber die volle Breite der Emissionslinie integriert – durch elastische St¨oße nicht reduziert.

In Abb. 6.7 ist veranschaulicht, wie Spektrallinien durch elastische St¨oße sowohl verbreitert als auch verschoben werden. Die Energien der Niveaus Eiund Ekh¨angen vom Abstand R der beiden Stoßpartner ab, da sich beim Stoßprozess die beiden Elektronenwolken ¨uberlappen und es dadurch zu einer Wech- selwirkung kommt. Im gezeigten Fall ist die Wechselwirkung der beiden Stoßpartner attraktiv, d.h. die Energieniveaus werden f¨ur kleine R abgesenkt. Da die Verschiebung bei gegebenem Abstand im Allge- meinen f¨ur zwei Niveaus (Elektronenverteilungen) unterschiedlich ausf¨allt, kommt es zu einer Verteilung von ¨Ubergangsfrequenzen ωik= (EiEk)/¯h. Dabei ist f¨ur die Frequenz der Abstand der Stoßpartner zum Zeitpunkt der Lichtemission ausschlaggebend. Diese Abst¨ande sind normalerweise statistisch um den Mittelwert Rmverteilt, der von Temperatur und Druck des Gases abh¨angt. Entsprechend sind die Fre- quenzenνikstatistisch verteilt um einen Mittelwertνik(Rm), der im Allgemeinen gegen¨uber der Frequenz

(28)

214 R. GROSS Kapitel 6: ¨Uberg¨ange zwischen Energieniveaus

0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0

P(ν)

νik (Rm)

Ei

Ek E

R νik(R)

ν0

Rm ν0

∆ν

δν

Abbildung 6.7: Zur Veranschaulichung der Stoßverbreiterung und Verschiebung von Spektrallinien durch elastische St ¨oße. Gezeigt sind die Potenzialkurven der Stoßpartner sowie die Linienform ohne St ¨oße und die um∆νverschobene, verbreiterte Linie.

ν0des ungest¨orten Atoms verschoben ist. Wichtig ist, dass die Energieniveaus nur w¨ahrend der Wechsel- wirkungszeit geringf¨ugig verschoben sind, nach der Wechselwirkung aber wieder ihren urspr¨unglichen Wert besitzen: der Stoßprozess ist elastisch.

Wir wollen kurz die Linienform durch elastische St¨oße diskutieren. Dazu nehmen wir an, dass der elasti- sche Stoß nicht die Schwingungsamplitude ¨andert, sondern nur die Phasenkorrelation zwischen den emit- tierten Wellen vor und nach dem Stoß zerst¨ort (die Verschiebung der Linie soll hier nicht ber¨ucksichtigt werden). Wir sprechen deshalb von Phasenst¨orungsst¨oßen. Ist der Phasensprung w¨ahrend eines Stoß- prozesses groß genug, so kann angenommen werden, dass keine Physenkorrelation mehr zwischen der Schwingung vor und nach dem Stoß besteht. Wir k¨onnen in diesem Fall die gesamte Emission als Se- rie unkorrelierter Emissionsprozesse betrachten, wobei jeder eine mittlere Dauerτahat. Die tats¨achliche Dauer der Emissionsprozesse wird um den MittelwertτaPoisson-verteilt sein. Das heißt, die Wahrschein- lichkeit, einen Emissionsprozess in dem Zeitfenster zwischenτ undτ+τa zu beobachten, ist gegeben durch10

pe(τ) = 1

τaexp(−τ/τa) . (6.3.19)

Damit bestehen die emittierten Wellen aus Wellenz¨ugen mit einer Frequenzω0und einer zufallsverteilten Phase, sie beginnen bei einer zuf¨alligen Zeit und haben eine statistisch verteilte Dauer entsprechend (6.3.19).

Wir m¨ussen jetzt die spektrale Dichte dieser Wellen analysieren. Es l¨asst sich zeigen, dass das Spektrum durch

10Es l¨asst sich leicht zeigen, dass sich mit dieser Wahrscheinlichkeitsverteilung der ErwartungswertR

0

τp(τ)dτ=τaf¨ur die Dauer eines Emissionsprozesses ergibt. Hierbei muss die Identit¨atRxeaxdx= eaax2(ax1)verwendet werden. Die Varianz der Exponentialverteilung betr¨agtσ2=τa2.

c Walther-Meißner-Institut

(29)

Abschnitt 6.3 PHYSIKIV 215

P(ω)Z 0

τ/2

Z

−τ/2

exp(iω0t)exp(−iωt)dt

2

pe(τ)dτ (6.3.20)

gegeben ist. Das innere Integral in diesem Ausdruck entspricht der Fourier-Transformierten einer harmo- nischen Welle der Dauerτ, das ¨außere Integral repr¨asentiert das statistische Mittel. Das innere Integral ergibtτsin[(ω−ω0)τ/2]/[(ω−ω0)τ/2]. Damit kann man (6.3.20) zu

P(ω) ∝ 4

τa(ω−ω0)2 Z 0

exp(−τ/τa)sin2[(ω−ω0)τ/2]dτ

= P0

2/τa

(ω−ω0)2+

1 τa

2 (6.3.21)

umschreiben, wobei P0=R0P(ω)dω. Diese Funktion ist eine Lorentz-Funktion mit einer Halbwerts- breiteΓ=2/τa.

Inelastische St¨oße

Bei inelastischen St¨oßen findet eine vollst¨andige oder teilweise Umwandlung in kinetische Energie bzw.

Ubertragung von innerer Energie an den Stoßpartner statt. Der Stoß reduziert damit die Energieabgabe¨ des Atoms (Fluoreszenz) an das Strahlungsfeld, weshalb er auch als l¨oschend bezeichnet wird. Durch die stoßinduzierte Relaxation des Atoms von Zustand Ei nach Ek wird die effektive Lebensdauer des Zustands Eiverk¨urzt und dadurch die Linienbreite der Strahlung von Eivergr¨oßert. Die durch stoßindu- zierte Relaxation verursachte Linienverbreiterung steigt linear mit dem Druck eines Gases an, weshalb man sie auch als Druckverbreiterung bezeichnet.

Die stoßinduzierte ¨Ubergangswahrscheinlichkeit ist durch Rik=nB·vAB·σikinel (vergleiche (6.2.9)) ge- geben, wobei vAB=p

8kBT/π µ die mittlere Relativgeschwindigkeit der beiden Atome bei der Tempe- ratur T , nB=NB/V die Dichte der Stoßpartner B, σikinel der Streuquerschnitt f¨ur inelastische St¨oße und µ =mAmB/(mA+mB)die reduzierte Masse der Stoßpartner ist. Wir k¨onnen mit Hilfe der allgemeinen Gasgleichung pV =NkBT die Dichte der Stoßpartner B durch nB=NB/V = p/kBT ausdr¨ucken und erhalten

Rik = p·σikinel s

8

kBTπ µ . (6.3.22)

Betrachtet man die inelastischen St¨oße im Rahmen eines klassischen Modells des ged¨ampften harmo- nischen Oszillators, so kann man die inelastischen St¨oße als ¨Anderungen der Schwingungsamplitude auffassen. Dies kann man pauschal als zus¨atzliche D¨ampfungΓinelbetrachten. Gem¨aß den oben gemach- ten ¨Uberlegungen erwartet man dann ein Lorentz-Profil mit der Linienbreiteδ ω=Γinel.

(30)

216 R. GROSS Kapitel 6: ¨Uberg¨ange zwischen Energieniveaus

Zusammenfassend k¨onnen wir festhalten:

Sowohl elastische als auch inelastische St ¨oße f ¨uhren zu einer Verbreiterung der Spek- trallinien. In beiden F ¨allen erh ¨alt man ein Lorentz-Profil. Bei elastischen St ¨oßen kommt es neben der Verbreiterung mit einer HalbwertsbreiteΓ=2/τa auch zu einer Verschie- bung der Linien.

Hinweis: In der Praxis f¨uhren sowohl Doppler- als auch Stoßverbreiterung zu der verbreiterten, beobach- teten Form der Spektrallinien. Es liegt deshalb meist kein reines Gauß- oder Lorentz-Profil vor.

c Walther-Meißner-Institut

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