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Die MotettevonGuillaume de Machautbis Johann Sebastian Bach

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Academic year: 2021

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(1)

Die Motette von

Guillaume de Machaut bis

Johann Sebastian Bach

(2)

Von der

„verlorenen Generation“

zu

Palestrina

(3)

Die Generation nach Josquin

(„verlorene Generation“)

(4)

Die Generation nach Josquin

Bedeutende Komponisten zwischen der Josquin-Generation und Palestrina sind:

- Philippe Verdelot (1480/85-1530/32) - Jean L‘Héritier (ca. 1480-ca. 1561) - Nicolas Gombert (ca. 1495-1560) - Adrian Willaert (ca. 1490-1562)

- Clemens non Papa (1510-1555/56)

(5)

Die Generation nach Josquin

Die Generation zwischen Josquin und Palestrina bzw. Lasso wird deshalb

bisweilen die „verlorene Generation“

genannt, weil sie in der Rezeption signifikant weniger Beachtung fand, als die Generation Josquins und

Palestrinas.

(6)

Die Generation nach Josquin

In seinem 1556 erschienenen Traktat Practica musica kritisiert der

Musiktheoretiker Hermann Finck (c.1495-1558) die „nuditas“, die

„Nacktheit“ des Josquin-Stils.

Finck spielt damit auf die geringstim-

migen Abschnitte bei Josquin an, die

sich aus der Satztechnik ergeben.

(7)

Die Generation nach Josquin

„Floruit tunc etiam Iosquinus de Pratis, qui vere pater Musicorum dici potest, cui multum est attribuendum: antecellit enim multis in subtilitate & suavitate, sed in

compositione nudior, hoc est, quamvis inveniendis fugis est acutissimus, utitur tamen multis pausis.“

Hermann Finck, Practica musica,

Wittenberg 1556

(8)

Die Generation nach Josquin

Als Reaktion auf die durchbrochene

Gestalt des Satzes in der Josquin-Zeit komponiert die nachfolgende

Generation einen sehr dichten Satz.

Dabei wird das Moment der Imitation

nicht aufgegeben, vielmehr das bereits

bei Josquin erkennbare mosaikartige

Gestaltungsmuster zur Norm erhoben.

(9)

Die Generation nach Josquin

Diese Satztechnik findet sich bei Adrian Willaert wie Nicolas Gombert und

anderen Komponisten, in einer weniger dichten, eher mit der Tendenz zur

Regelmäßigkeit versehenen Faktur auch bei Giovanni Pierluigi da

Palestrina.

Bei Finck ist es vor allem Nicolas

Gombert, der hervorgehoben wird:

(10)

Die Generation nach Josquin

„Und doch gibt es in unserer Zeit neue schöpferische Menschen, zu denen auch Nicolas Gombert zählt, ein Schüler des in frommem

Andenken stehenden Josquins, der allen Musikern die Richtung, nein, vielmehr den genauen Weg zum

erstrebenswerten Imitationsstil und

der Verfeinerung zeigt.“

(11)

Die Generation nach Josquin

„Er komponiert Musik, die sich gänzlich vom Vorhergehenden

unterscheidet. Denn er vermeidet Pausen, und seine Komposition ist voller Harmonie [concordantia] und Kontrapunkt [fuga].“

Hermann Finck, Practica musica,

Wittenberg 1556

(12)

Adrian Willaert

- geb. um 1490 in den Niederlanden, vielleicht in Brügge oder Roeselare - gest. 7. Dezember 1562 in Venedig - Angeblich Schüler von Jean Mouton - 1515 in Rom, dann in Ferrara in den

Diensten Kardinals Ippolito I. d‘Este - 1520-1527 in Diensten des Herzogs

Alfonso d‘Este

- Ab 1527 Kapellmeister an San Marco in

Venedig

(13)

Adrian Willaert

- Bedeutend für die Entwicklung der Doppelchörigkeit, die in der Basilika

San Marco mit ihren Emporen effektvoll eingesetzt werden konnte

- Bedeutende Schüler Willaerts waren Die Komponisten Cipriano de Rore,

Constanzo Porta und Andrea Gabrieli

Die Musiktheoretiker Nicola Vicentino

und Gioseffo Zarlino

(14)

Adrian Willaert – Verbum bonum

Merkmale der Motette - sechsstimmig

- Zweiteilig

- Beide Partes stehen im Tempus imperfectum

- Tenor und Quintus bilden einen Kanon - In der Prima pars in der Oberquinte mit

eineinhalb Mensuren Abstand

(15)

Adrian Willaert – Verbum bonum

- In der Secunda pars in der Unterquinte – der Altus geht voran, mit zwei

Mensuren Abstand

- Grundlage des Kanons ist die

Mariensequenz „Verbum bonum et suave“

- Tenor bzw. Kanon und die freien

Stimmen haben denselben Text.

(16)

Adrian Willaert – Verbum bonum

- Der sechsstimmige Satz ist sehr dicht komponiert

- Die freien Stimmen orientieren sich vielfach am Kanonsoggetto

- Die Orientierung kann relativ eng sein, wie etwa bei „et suave“ Mens. 5ff

(nur der Bassus ab Mens. 4 weicht deut- licher ab)

- Oder der Soggetto wird auf vielfache

Weise variiert

(17)

Adrian Willaert – Verbum bonum

- So etwa bei „per quod Christi“ in Mens.

15ff, wo Altus und Bassus mit dem Terzfall relativ eng am

Kanonsoggetto /Choral sind

- Der Cantus übernimmt nur den Terzfall, fügt eine Punktierung und einen

Quartsprung hinzu

- Der Sextus geht ganz eigene Wege

(18)

Adrian Willaert – Verbum bonum

- So entsteht ein sehr kleingliederiger Satz, der keine größeren Zäsuren aufweist

- Kadenzen werden zumeist

„übersungen“, wie etwa in Mens. 10f:

Clausula cantizans im Cantus, basizans im Bassus

Die Altklausel ist im Sextus, dort aber in den melodischen Gang integriert und

nicht dessen Abschluss

(19)

Adrian Willaert – Verbum bonum

- Die Kanonstimmen nehmen keine

Notiz von der Kadenz, sondern bilden eine eigenständige Schicht

- Diese satztechnisch eigenständige Schicht wird jedoch durch den

kleingliederigen, dichten Kontrapunkt so in das Gesamtgefüge integriert,

dass die Eigenständigkeit des Kanons

deutlich relativiert wird.

(20)

Nicolas Gombert

- um 1495 bei Lille (?) geboren - gest. um 1560 in Tournai

- Schüler Josquins? (nach H. Finck)

- Spätestens ab 1526 in den Diensten des Kaisers Karl V.

- Ab 1529 „Maistre des enfants de la

chapelle“, damit für die Ausbildung der Chorknaben der Kaiserl. Kapelle

zuständig

(21)

Nicolas Gombert

- 1530 Reisen über Bologna, Mantua, Innsbruck, München, Augsburg; 1531 Regensburg mit Karl V., dann in

Spanien

- 1538 aufgrund eines Vergehens an einem Kapellknaben in Ungnade

gefallen

- Als Galeerensträfling (?) komponierte er seinen Schwanengesang

- Schließlich vom Kaiser begnadigt

(22)

Nicolas Gombert – Media vita

Merkmale der Motette - Sechsstimmig

- Einteilig

- Die Motette besitzt keinen Kanon,

- sondern ist eine Paraphrasierung der Offiziumsantiphon „Media vita in morte sumus“ (cao 3732)

- Die Antiphon bietet die Materialbasis,

gewissermaßen den Steinbruch für die

gesamte Motette.

(23)

Nicolas Gombert – Media vita

- Die Abschnitte des sechsstimmigen Satzes gehen dabei weitgehend

pausenlos ineinander über

- So wird vom Quartaufstieg des

Choralbeginns d-e-f-g mit folgendem Sekundschritt f-e in allen Stimmen nur der Quartaufstieg übernommen.

- Dann gehen die meisten Soggetti

andere Wege, auch in ihrem Verhältnis

zu einander

(24)

Nicolas Gombert – Media vita

- Von Folgeabschnitt „in morte sumus“

mit seinem prägnanten Quintsprung bleibt nur der Quintsprung und die Tendenz zum nachfolgenden

Sekundabstieg übrig

- Bisweilen kann dieser Partikel alleine stehen: Sextus Mens. 20f

- Im übrigen wird der dem Choral

entnommene Partikel im contrapunctus

floridus weitergeführt

(25)

Nicolas Gombert – Media vita

- Dabei relativiert Gombert, ähnlich

Willaert, die Bedeutung der Kadenzen - So wird etwa die Kadenz in Mens. 14f

mit Superiusklausel im Sextus,

Tenorklausel im Altus und Bassklausel im Bassus von Cantus und eigentlich auch vom Tenor „übersungen“

- Eine wirkliche Zäsurwirkung stellt sich

nicht ein.

(26)

Giovanni Pierluigi da Palestrina

- geb. zwischen 1514-1525 in Palestrina - gest. 1594 in Rom

- 1540 in Rom, Ausbildung bei Claude Goudimel

- 1544-1561 Organist in Palestrina - Dann „Magister puerorum“ an der

Peterskirche und noch 1551 Kapellmeister - Von Papst Julius III. in das

Sängerkollegium der Cappella Sistina

berufen

(27)

Giovanni Pierluigi da Palestrina

- Von Paul IV. entlassen, da Palestrina verheiratet und nicht im geistlichen

Stand war

- 1555 Kapellmeister an San Giovanni im Lateran

- 1561 an Santa Maria Maggiore - 1571 wieder Kapellmeister der

Päpstlichen Kapelle

- Umfangreiches Schaffen von über 100 Messen, dazu Motetten und einige

Madrigale

(28)

Palestrina – Super flumina babylonis

Merkmale der Motette

- vierstimmige Motette CATB über Ps 136,1.2 (Vg)

- Die Motette verwendet keinen Cantus prius factus, ist also frei komponiert

- Die Motette steht im authentischen Deuterus

- Dem Modus entsprechend sind die

Umfänge (Ambitus) der Einzelstimmen

gebildet

(29)

Palestrina – Super flumina babylonis

- Dabei bilden steht Tenor und Cantus sowie Bassus und Altus ein Paar

- Hier ist der Tenor authentisch, also

ebenso der Cantus und entsprechend das Bassus-Altus-Paar plagal

Tenor c e-e’ f’ authentisch Cantus c’ e’-e’’ authentisch Bassus A-c’ plagal

Altus a-a’ plagal

(30)

Palestrina – Super flumina babylonis

- Die einzelnen Verse bzw. Teilverse sind als Abschnitte klar abgegrenzt:

1a Mens. 1-14 1b Mens. 14-23 1c Mens. 24-39 2a Mens. 39-55 2b Mens. 55-71

- die jeweiligen Abschnitte sind durch eigene Soggetti bzw. Gestaltung

charakterisiert

(31)

Palestrina – Super flumina babylonis

Der Anfangssoggetto „Super flumina Babylonis“ kann in seiner Gestalt als exemplarisch für Palestrina gelten:

- Beginn mit Brevis-Semibrevis-Minima -> Beschleunigung zu

- Punktierung zum ersten Haltepunkt a hin + Superiusklausel

- Hervorheben des Hochtons c, zugleich

die Repercussa des III. Modus, durch

Synkope

(32)

Palestrina – Super flumina babylonis

- anschließend sekundweiser Abstieg zur Finalis e, die zugleich Finalis des

Modus ist

- Damit sind die entscheidenden

Strukturtöne a, c und e als solche hervorgehoben

- Zugleich ist der Soggetto nahe am Text entworfen

- Generell orientiert sich Palestrina eng an

den Betonungen des Lateinischen

(33)

Palestrina – Super flumina babylonis

- dies war vor ihm nicht notwendig bzw.

kaum der Fall

- Reinhold Schlötterer bezeichnet dieses Stilmerkmal Palestrinas als „Vocalità“

- Und spricht von „gestalthaftem Sprechen mit Melodie“ (Reinhold

Schlötterer, Der Komponist Palestrina,

Augsburg 2002, S. 26)

(34)

Palestrina – Super flumina babylonis

- Der bzw. die Soggetti werden in allen Stimmen durchgeführt

- Der Altus ist dabei stets die nachrangigste Stimme

- Sein Soggetto wird daher in Mens. 5 unterbrochen, der Kadenzschritt der Superiusklausel relativiert

- Vers 1b ist als deklamatorischer Block hervorgehoben, mit besonderer

Betonung des „sédimus“

(35)

Palestrina – Super flumina babylonis

- Der Lamento-Charakter der

Psalmvertonung kommt zum einen durch den phrygischen Modus zur Geltung

- Zum andern findet sich in Mens. 16 ein Querstand c-cis‘ zwischen Bassus und Altus

- In Mens. 17f zudem eine Kadenz in a-

mi, die als Ausdruck der Klage gilt

(36)

Palestrina – Super flumina babylonis

Palestrinas musikalischer Satz ist penibel durchgearbeitet und von

kontrapunktischer Konsequenz wie von großer Klarheit geprägt.

In Verbindung mit seiner Textnähe galt

daher der Kontrapunkt Palestrinas bald

als „schulmäßig“.

(37)

Palestrina – Super flumina babylonis

Spätestens seit dem Gradus ad

Parnassum von Johann Joseph Fux gilt Palestrinas musikalischer Satz als das Paradigma für Kontrapunkt

schlechthin.

(38)

Palestrina ist „vielleicht die erste Komponistenpersönlichkeit der

Musikgeschichte, die nach dem Tod nicht nur als ein bloßer Name in

Erinnerung blieb, vielmehr über die Jahrhunderte hinweg im

Musikleben und Musikdenken eine bemerkenswerte Rolle spielte“

Reinhold Schlötterer, Der Komponist Palestrina, S. 7

(39)

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