• Keine Ergebnisse gefunden

AgrAr forschung schweiz

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "AgrAr forschung schweiz"

Copied!
56
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

forschung schweiz

Agroscope | BLW | HAFL | AGRIDEA | ETH Zürich

A p r i l 2 0 1 4

Sonderdruck ProfiCrops

(2)

Inhalt

Inhalt

Sonderdruck ProfiCrops

Agroscope-Forschungsprogramme : Lehren aus ProfiCrops

Der HOLL-Raps in der Schweiz : vom Testanbau zur grossflächigen Produktion

Produkte-Differenzierung für noch mehr Konsumentenvertrauen in Schweizer Produkte

Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau

Forschen für einen nachhaltigen Schweizer Obstbau trotz Feuerbrand Ideen, welche die pflanzenbauliche Forschung verändert haben Urbane Landwirtschaft : das FUI-Projekt

Win4 in der Landwirtschaft: Verbesserungen in den Dimensionen Ökologie, Soziales und Ökonomie

Charakterisierung von Innovationen in der Pflanzenproduktion : das Beispiel HOLL-Raps

ProblemProfiCrop : Auf den Punkt gebracht – Leistungsfähigkeit, Effizienz und Mehrwert

(3)

Lehren aus ProfiCrops

Liebe Leserin, lieber Leser

Das Abenteuer der ersten Generation von Agroscope-Forschungsprogram- men neigt sich dem Ende zu. Es wird Zeit, die Hauptresultate herauszuarbei- ten und aus dieser Erfahrung Lehren zu ziehen. Bereits jetzt können aus dem Programm ProfiCrops einige erste Haupterkenntnisse abgeleitet werden:

•• Die Haupthypothesen von ProfiCrops sind weiterhin aktuell und relevant:

Der Pflanzenbau muss seine Effizienz weiter verbessern, innovativ und wertvermehrend sein, das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumen- ten in heimische Produkte stärken und Rahmenbedingungen schaffen, die seine Konkurrenzfähigkeit stärken. Diese vier Stossrichtungen haben es erlaubt, die Forschung unter einem neuen Blickwinkel anzugehen und die Prüfung neuartiger Lösungsansätze zu fördern.

••Eine unabdingbare Voraussetzung zur Entwicklung von Lösungen für die komplexe Thematik ist ein inter- und transdisziplinärer Forschungsansatz.

Das erfordert gemeinsame Ziele und Visionen aller Beteiligten und Zeit, etwas Geduld, Offenheit und Flexibilität sowie Ressourcen. Je mehr und je unterschiedlichere Disziplinen beteiligt sind, desto präziser müssen die Konzepte definiert und die Grenzen des bearbeiteten Systems festgelegt werden. Wenn beispielsweise von Innovation die Rede ist: wer genau soll innovativ sein? Und ist ein Produzent, der in einem Gewächshaus auf einem Dach in der Stadt Salat anbaut, ein landwirtschaftlicher Produzent?

Für die einen ja, für andere: je nach dem oder eher nicht!

••ProfiCrops hat durch seine interdisziplinäre Dimension zu neuen und nützlichen Kontakten und Partnerschaften innerhalb von Agroscope beigetragen, die im Rahmen des üblichen Arbeitsprogrammes nicht entstanden wären.

••Die Suche nach Lösungen ist ein starker Motivator von Forschenden. Ihr Budget an Zeit und Kompetenzen kann aber nicht überstrapaziert werden, vor allem wenn neue Partnerschaften und interdisziplinäre Zusammenar- beit parallel zur Erbringung bisheriger Leistungen aufzubauen sind.

••Für die Mehrheit der Nutzniesser von Forschungsresultaten ist es von geringer Bedeutung, ob diese Resultate das Ergebnis eines Projektes oder eines Forschungsprogramms sind. Die Kommunikation des erhofften Mehrwertes von Programmen muss dieser Erkenntnis Rechnung tragen. Es sind die Nutzniesser und Forschenden, welche den erschaffenen Mehrwert erst mittel- bis langfristig wahrnehmen.

Die Lehren aus ProfiCrops haben auch zum Überdenken und zur Erarbeitung der nächsten Generation von Forschungsprogrammen von Agroscope bei- getragen. Synthesearbeiten mit Lösungsvorschlägen zur Erhaltung der Kon- kurrenzfähigkeit des Pflanzenbaus in der Schweiz sind im Gange, und einige davon werden in einer Artikelserie in dieser Zeitschrift veröffentlicht werden.

Ein Synthesebericht, der für 2014 vorgesehen ist, wird diese Beiträge ergän- zen. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!

Anna Crole-Rees, Leiterin des Forschungsprogramms ProfiCrops

Lukas Bertschinger, Verantwortlicher des Programms ProfiCrops; Vizedirek- tor, Chef des Departements Forschung

& Entwicklung, Agroscope Changins- Wädenswil ACW

(4)

Bildlegende

Heute werden die Parzellen mit HOLL-Raps in der Um gebung von spezialisierten Sammelstellen angelegt, wodurch sich die Probleme mit dem Durchwuchs be- grenzen lassen, da nach einiger Zeit die vorangehende Rapskultur auch HOLL-Sorten waren und somit die Qua- lität nicht mehr gefährdet wird. Die neuen Sorten erbringen immer höhere Erträge und eine bessere Qua- lität, womit sich diese Produktion in der Schweiz dauer- haft etablieren dürfte.

E i n l e i t u n g

Raps ist die in der Schweiz am häufigsten angebaute Ölkultur. Raps wird in erster Linie als Lebensmittel ver- wendet (Abb. 1). 2003 wurde etwa die Hälfte des erzeug- ten Öls als raffiniertes Speiseöl konsumiert. Die andere Hälfte wurde zu Margarine und Fritieröl verarbeitet. Für diese Verwendungszwecke muss das Rapsöl teilweise hydriert werden, um seine technologischen Eigenschaf- ten und seine Hitzebeständigkeit zu verbessern. Dieser industrielle Prozess soll eingeschränkt werden, da dabei

«trans» Fettsäuren mit unerwünschten Auswirkungen auf die Gesundheit entstehen (unter anderem eine Zunahme des «schlechten» Cholesterins). Aus diesem Zwischen 2003 und 2013 ist der Anbau von HOLL-Raps

in der Schweiz zur festen Grösse geworden. Von anfäng- lich wenigen Hektaren ist er auf heute 30 Prozent der gesamten Rapsanbaufläche gestiegen. HOLL-Raps dient zur Herstellung von Fritieröl und muss hohe Quali- tätsanforderungen erfüllen. Insbesondere soll der Lino- lensäure-Gehalt (omega-3) so tief wie möglich sein.

Während der Pilotanbauphase nahmen 2006 mehrere Produzenten an einer Umfrage teil, mit der die Zusam- menhänge zwischen den Anbaumethoden und der Ölqualität untersucht wurden. Die Umfrageresultate zeigten, dass der Durchwuchs von Standardrapssorten ein Hauptgrund für eine geringere Qualität ist. Dem- gegenüber schien der Abstand zwischen Parzellen mit Standard- und mit HOLL-Rapssorten keinen Einfluss auf die Qualität zu haben. Entsprechend konnte der Sicher- heitsabstand zwischen den Parzellen mit unterschiedli- chen Sorten verringert werden. Es empfehlen sich dage- gen lange Fruchtfolgen und eine Bearbeitung der obersten Bodenschicht vor der eigentlichen Saat des HOLL-Rapses (Falsch - Saat).

Alice Baux1, Paul Sergy2 und Didier Pellet1

1Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon

2fenaco, route de Siviriez 3, 1510 Moudon

Auskünfte: Alice Baux, E-Mail: alice.baux@agroscope.admin.ch, Tel. +41 22 363 47 22

Der HOLL-Raps in der Schweiz: vom Testanbau zur grossflächigen Produktion

Serie ProfiCrops

K u r z b e r i c h t

Der HOLL Raps wird heute in der Schweiz auf 30 % der gesamten Rapsfläche angebaut.

Abb. 1 | Das HOLL-Rapsöl ist ein Frittieröl. Dank seiner speziellen Zusammensetzung ist es hoch erhitzbar.

(5)

Rapsanbaupraktiken zu erfassen, sondern auch die Massnahmen zu ermitteln, welche für die Qualität ent- scheidend sind. Das Ziel dieser Arbeit ist es die Resultate der Umfrage bei den Produzenten zu analysieren und zusammenzustellen. Zudem wird die Entwicklung der HOLL-Rapsproduktion in der Schweiz bis zum heutigen Tag vorgestellt und es werden die Strategien beschrie- ben, welche die erfolgreiche Übernahme dieser neuen Kultur erlaubt haben.

Der «Pilotanbau»

Zwischen 2003 und 2006 haben in der Schweiz landwirt- schaftliche Pilotbetriebe die Produktion von HOLL-Raps aufgenommen. Die Anbaufläche hat in diesem Zeit- raum von 260 auf etwa 1200 Hektaren zugenommen.

Nach ersten Versuchen mit der Sorte MSPO1 wurde 2006 die Sorte Splendor gesät. Diese HOLL-Sorte wurde von Monsanto gezüchtet und verspricht einen Alpha- Linolensäuregehalt (ALA) von weniger als drei Prozent.

An der oben erwähnten Umfrage haben sich 97 Produ- zenten beteiligt, wobei sie einerseits Angaben zur Par- zelle mit dem HOLL-Raps (Boden, Grösse, Ort und Höhe über Meer) und andererseits zum Anbauplan machten.

Auf den entsprechenden Parzellen wurden Proben von geerntetem Raps genommen. Bei diesen Proben wurde das Fettsäuremuster durch Gaschromatographie analy- siert und ihr Ölgehalt durch Spektrometrie im nahen Infrarotbereich (NIRS) bestimmt. Die Umfrageergeb- nisse und die Analysenresultate von jeder Parzelle wur- den mit Hilfe des Softwarepaketes Canoco (Version 4.5.

für Windows) ausgewertet. Die Umfrageresultate stel- len einen Zusammenhang her zwischen den Merkmalen der Parzellen und den Kennwerten der Ernte (Ertrag, Ölgehalt, Tausendkorngewicht und dem Gehalt der drei wichtigsten Bestandteile des Rapsöls, der Ölsäuren, Lin- olensäure (ALA) und Linolsäure). Die Anbaumethoden der Produzenten wurden auch mit den Ernteresultaten (Ertrag und Qualität) verglichen.

ProfiCrops

Das Forschungsprogramm ProfiCrops (www.

proficrops.ch) von Agroscope hat zum Ziel, die  Konkurrenzfähigkeit des schweizerischen Pflanzenbaus in einem zunehmend liberalisier- ten Umfeld zu garantieren. Zugleich soll das Vertrauen der Konsumenten in die Schweizer Produkte gestärkt werden. Die bei Projekt- beginn gesetzten Hypothesen, sind eine effizi- entere Produktion, eine Verbesserung der Innovation und eine Erhöhung des Mehrwer- tes, die Stärkung des Vertrauens der Konsu- menten sowie die Anpassung der Rahmenbe- dingungen. Diese Aspekte waren Gegenstand interdisziplinärer Forschung in Form der vier Module Effizienz, Innovation, Konsumenten und Rahmenbedingungen sowie der integrier- ten und assoziierten Projekte Feuerbrand, Pro- fiVar, ProfiGemüse CH, Zusammenarbeit beim Fruchtwechsel, ProfiViti, WIN4 und FUI.

Ab dieser Ausgabe wird in der Agrarforschung Schweiz eine Artikelreihe zu «ProfiCrops» pub- liziert, welche der Verbreitung ausgewählter Resultate und Lösungsansätze zur Erhaltung der Konkurrenzfähigkeit des Pflanzenbaus in der Schweiz dienen. Ein zusammenfassender Bericht erscheint 2014.

Der Artikel «Der HOLL-Raps in der Schweiz:

von der versuchsmässigen zur grossflächigen Produktion» steht im Zusammenhang mit dem  integrierten Projekt ProfiVar (http://

www.agroscope.admin.ch/proficrops/05371/

index.html?lang=fr). Der Artikel beschreibt die Entwicklung der HOLL-Rapsproduktion und beleuchtet die Bedingungen der erfolg- reichen Produktion, welche einen Mehrwert schafft und eine erfolgreiche Differenzierung ermöglicht.

Abb. 2 | Gehalt an Alpha-Linolensäure bei Ernteproben, die auf 97 Parzellen der HOLL-Rapssorte Splendor erhoben wurden; Anbau in der Schweiz, Ernte 2006.

Mittelwert = 2,7%

Gehalt an Alpha-Linolensäure (%)

0,00 1,00 2,00 3,00 4,00 5,00 6,00

Grund hat man begonnen neue Sorten anzubauen, wel- che einen geringeren Gehalt an gesättigten Fettsäuren aufweisen, so genannte HOLL-Sorten («high oleic low linolenic»). Die Produktion begann auf einer begrenzten Fläche mit genauer Beobachtung der einzelnen Parzel- len. Mit einer Umfrage bei den beteiligten Produzenten wurde die Qualität dieser Produktion untersucht. Diese Umfrage erlaubte nicht nur die in der Schweiz üblichen

(6)

Kurzbericht | Der HOLL-Raps in der Schweiz: vom Testanbau zur grossflächigen Produktion

Die ALA-Gehalte der Ernteproben, welche auf 97 Parzel- len verteilt auf die ganze Schweiz genommen wurden, variieren stark (Abb. 2). Wenngleich sich für die Mehrheit der Parzellen eine für die gewählten Sorte zufriedenstel- lende Qualität ergab, ist dennoch festzuhalten, dass bei einem Fünftel der Parzellen zu hohe Gehalte (>3,5%) erreicht wurden. Diese Parzellen könnten nur durch sys- tematische Qualitätskontrollen der Ernte vor der Einlage- rung in Silos ausgeschieden werden. Dies käme jedoch einer Abweisung der Produktion und einem Verlust der Prämie für die betroffenen Produzenten gleich. Vorder- hand ist eine solche Kontrolle nicht vorgesehen. Es muss hingegen das Ziel sein, diese Qualitätsunterschiede zu verstehen und in den Griff zu bekommen.

Die Hauptkomponentanalyse (Abb. 3) verdeutlicht die Beziehungen zwischen verschiedenen Parametern der Ernte einerseits und den Eigenheiten der Parzellen sowie der Anbaumethoden andererseits. Die Gehalte an Oelsäure und ALA sind in sich stark negativ korre- liert (entgegengesetzte Pfeile), aber sie sind schwach mit dem Ertrag korreliert (ihr Pfeil bildet fast einen rechten Winkel mit dem Pfeil des Ertrages).

Eine mässige Stickstoffdüngung (110 – 140 kg/ha) und die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (Fungi- zide und Insektizide) können mit hohen Erträgen in Ver-

bindung gebracht werden, aber es besteht kein Zusam- menhang zur Zusammensetzung des Öls. Der Durchwuchs von klassischem Raps auf Parzellen, auf welchen der HOLL-Raps das erste Mal gesät wurde, und an den Rand- partien erklärt dagegen die hohen Gehalte von ALA (Linolensäure) sehr gut. Andere Faktoren, welche einen Zusammenhang mit hohen Gehalten haben, sind eine kurze Fruchtfolge und in geringerem Mass das Pflügen der Parzellen. Diese beiden Faktoren können den Durch- wuchs indirekt fördern.

Die Parzellen wurden in Abhängigkeit von der Höhenlage gruppiert. In der Schweiz liegt die Zone des Rapsanbaus zwischen 300 und 800 Meter über Meer. Die Parzellen, welche auf über 500 Meter über Meer liegen, weisen im Jahr 2006 höhere Gehalte an ALA auf. Dies ist darauf zurückzuführen, dass höher gelegene Parzellen innerhalb derselben Region allgemein tieferen Tempera- turen ausgesetzt sind und typischerweise eine spätere Reife aufweisen.

Die Qualität, welche in der Schweiz im Jahr 2006 erzielt wurde, war insgesamt befriedigend. Die Resul- tate der Analysen und der Befragungen haben deutlich gezeigt, dass zwischen Ölsäure und ALA eine negative Korrelation besteht. Die höchsten ALA-Gehalte entspre- chen im Allgemeinen jenen Parzellen, in welchen Durch- Niedriger Steingehalt

Mittlerer Steingehalt

Hoher Steingehalt

Ertrag

Ölgehalt

Eiweissgehalt

Linolensäuregehalt Ölsäuregehalt

TKG

Mehr als 500 Meter über Meer Geringe Höhe über Meer

Pflügen Ohne Pflügen

Stickstoff <110 Stickstoff auf

mittlerem Niveau

Toniger Boden

Sandiger Boden

Tiefgründiger Boden

Oberflächiger Boden

Mittlerer Bodent Extenso

Ohne Extenso

Vom Extenso zurückgezogen

Durchwuchs bei den Feldrändern Durchwuchs im Field Kein durchwuchs im Field

Kein Durchwuchs bei den Feldrändern

Ausgewogene Fruchtfolge

Kurze Fruchtfolge

Lange Fruchtfolge

Stickstoff >150

Abb. 3 | Hauptkomponentanalyse der Umfrageresultate und der Rapsproduktion, welche bei 97 Schweizerproduzenten von HOLL-Raps erhoben wurde. 74,1% der Variabilität werden durch die beiden ersten Achsen erklärt. Ernte 2006, Sorte Splendor. Extenso = Prämien- system ohne Fungizid- und Insektizideinsatz. Nicht Extenso = mit Einsatz von Fungiziden und Insektiziden.

(7)

Die Qualität darf nicht vernachlässigt werden und es wird weiter geforscht, um möglichst tiefe ALA-Gehalte bei einem hohen Ölsäuregehalt zu erreichen. Die Sorte spielt für die Qualität eine ausschlaggebende Rolle, die aber verstärkt werden kann durch einige Vorsichtsmass- nahmen bei der Produktion und der Lagerung.

«Regionalisierung» der Produktion

Mit der Gruppierung von Produzenten der klassischen Sorten um spezialisierte Sammelstellen herum und getrennt von den Sammelstellen für Produzenten von HOLL-Sorten, können Verwechslungen von der Saat bis zur Einlagerung vermieden werden. Zudem entfällt die Frage des Durchwuchses von klassischen Sorten, wenn sich eine ganze Anbauregion auf HOLL-Sorten speziali- siert. Gelangt nach einem vollendeten Fruchtfolgezyklus erneut Raps auf eine Parzelle, welche einige Jahre zuvor HOLL-Raps produziert hat, wird die Qualität durch allfäl- ligen Rapsdurchwuchs nicht mehr vermindert.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Dank der Produktion von HOLL-Raps in der Schweiz konnte ein industrieller Prozess, die Hydrierung des Rapsöles, durch einen biologischen Prozess ersetzt wer- den, indem die neuen Sorten eine andere Zusammen- setzung an Fettsäuren aufweisen. Heute werden etwa 30 Prozent der Rapsanbaufläche von HOLL-Sorten einge- nommen, wobei die HOLL-Felder sehr oft um spezielle Sammelstellen gruppiert sind, um eine Vermischung mit Standartsorten und damit eine Qualitätsminderung so weit wie möglich zu vermeiden.

Die Umstellung von Standard- zu HOLL-Sorten erfolgte schrittweise bei gleichzeitiger Betreuung der Produzen- ten. Dies erlaubte es, die wesentlichen Kriterien festzule- gen, um Qualität und die Produktivität bei diesen neuen Sorten zu gewährleisten und eine für die Landwirte renta- ble Produktion zu ermöglichen.

Mit der Entwicklung der HOLL-Sorten, welche aner- kanntermassen einen Mehrwert darstellen, konnten die Bedürfnisse des Marktes und der Konsumenten befriedigt werden. Zugleich tragen diese Sorten zur Konkurrenzfä- higkeit und zum Erhalt des Ackerbaus in der Schweiz bei.

n wuchs von klassischem Raps beobachtet worden war.

Eine kurze Fruchtfolge und eine Bodenbearbeitung, welche Rapskörner an die Bodenoberfläche bringt, die nach einer vorangehenden Rapskultur in den Boden ein- gearbeitet worden waren, fördern den Durchwuchs. Die Höhenlage der Parzelle ist ebenfalls ein wichtiger Faktor der Variabilität: Die ALA-Gehalte nehmen mit steigender Höhenlage zu, die kühleren Temperaturen begünstigen höhere ALA-Gehalte. Zusätzliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Temperatur während der Korn- bildungsphase die Zusammensetzung der Fettsäuren bestimmt. Auch in höheren Lagen kann man jedoch eine befriedigende Qualität erhalten, da die Blütezeit und die Kornbildungsphase etwas später sind und entspre- chend bei ziemlich milden Temperaturen stattfinden.

Die neuen Sorten

Bei den neuen HOLL-Rapssorten gibt es weitere Fort- schritte sowohl bei ihren agronomischen Eigenschaf- ten als auch bei der Qualität. In Abbildung 4 sind der stetige Ertragszuwachs und die Abnahme des ALA- Gehaltes dargestellt. Die Einführung der ersten HOLL- Hybriden hat diese Entwicklung noch verstärkt. Diese Sorten haben es in den letzten Jahren erlaubt, mit den Ertragssteigerungen bei den klassischen Sorten Schritt zu halten. Die HOLL-Sorten sind im Allgemeinen etwas weniger produktiv als die klassischen Sorten. Der Anbau von HOLL-Sorten wird mit einer Prämie von etwa zehn Franken / dt gefördert, was dem aktuellen Ertragsunterschied gegenüber den Standardsorten entspricht.

Dank

Diese Arbeit wurde durch die Zusammenarbeit mit Swiss Granum, Fenaco, Florin, Sabo, Monsanto und INRA möglich. Sie wurde im Rahmen eines durch CTI mitfinan- zierten Projektes durchgeführt. Die Autoren bedanken sich bei allen Beteiligten.

Gehalt an C18:3 gemittelt über alle Versuche (%)

Relativer Ertrag im Verhältnis zu den aktuellen Standardsorten (%) Visby - Adriana - Compass

Splendor

V141OL

V280OL MSP01

60 70 80 90 100

2,2 2,4 2,6 2,8 3,0 3,2 3,4 3,6 3,8 4,0

Abb. 4 | Relative Erträge und mittlere Gehalte an C18:3 (ALA, Linolensäure) der HOLL-Rapssorten, die in der Schweiz seit 2004 angebaut werden (MSP01: 2004 (n=5), Splendor: 2004-2007 (n=26), V1411OL: 2007-2011 (n=44), V280OL: seit 2012 (n=19). Die Fehler- balken geben die Standardabweichung an.

(8)

Eine erfolgreiche Differenzierung erlaubt einen Mehrverkauf und/

oder einen höheren Preis.

Produkte-Differenzierung für noch mehr

Konsumentenvertrauen in Schweizer Produkte

Anna Crole-Rees1, Martina Spörri1, Johannes Rösti2 und Christine Brugger1

1Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil

2Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon

Auskünfte: Anna Crole-Rees, E-Mail: anna.crole-rees@agroscope.admin.ch, Tel. +41 44 783 61 58

Die Produkte-Differenzierung erlaubt es, die Präferenzen der verschiedenen Konsumentengruppen besser zu ver- stehen und unterscheiden zu können. Dies führt dazu, dass mehr und/oder auch zu einem höheren Preis ver- kauft werden kann. Die Arbeiten im ProfiCrops-Modul Konsumenten haben sich daher mit der Strategie der Pro- duktedifferenzierung befasst und sich zwei Ziele gesetzt:

die Mittel für eine bessere Differenzierung der Schwei- zerprodukte verfügbar machen und eine Verbindung zwischen den Produktediffenrenzierungen und den Prä- ferenzen der Konsumenten in der Schweiz herstellen.

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass eine Markt- öffnung zu einer vermehrten Konkurrenz zwischen schweizerischen und ausländischen landwirtschaftli- chen Produkten führt. Es ist daher sehr wichtig, dass das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten in die schweizerischen Produkte gestärkt wird. Dies ist auch eines der Ziele, das für das Forschungsprogramm ProfiCrops von Agroscope formuliert wurde: «Die pflanzliche Produktion hat eine Zukunft, sofern die Konsumentinnen und Konsumenten die schweizeri- schen Produkte vorziehen», (Agroscope 2008). Falls es entscheidend ist, die Konkurrenzfähigkeit der pflanzli-

chen Produktion zu festigen, muss eher die Strategie der Produktedifferenzierung gewählt werden als jene einer reinen Unterscheidung durch den Preis.

Dieser Beitrag zeigt vorerst, dass die Produktediffe- renzierung eine klare Definition des Begriffes Qualität sowie eine objektive Messung der Qualität erfordert.

Das Vorgehen bei der Produktedifferenzierung sowie die Präferenzen der Konsumenten werden nachfolgend beschrieben. Es werden schliesslich Empfehlungen für die Forschung sowie für die in der Pflanzenproduktion tätigen Akteure vorgeschlagen.

Der Begriff Qualität

Die Qualität ist ein grundlegendes Element, um bei den Konsumentinnen und Konsumenten Vertrauen in die pflanzlichen Produkte schweizerischer Herkunft zu schaffen. Die Frage stellt sich, was man unter Qualität versteht und wie dieses Versprechen gegenüber den Käuferinnen und Käufern charakterisiert und gemessen werden kann. Die grundlegenden Elemente, welche die Qualität bestimmen, betreffen die inhärenten Eigen- schaften des Produktes, den Ort und die Art der Produk- tion sowie seine Verfügbarkeit (Abb. 1).

Während der letzten Jahrzehnte hat die Zahl der Pro- dukteeigenschaften stark zugenommen. Die Kriterien umfassen nicht mehr nur Elemente der Produktion und der Lagerung, sondern es werden zunehmend auch sen- sorische Eigenschaften, die geographische Herkunft und die Produktionsweise insbesondere Aspekte der Umwelt und Gesellschaft berücksichtigt. Es gibt vielfache Gründe für diese Zunahme der Anzahl der berücksichtigten Merkmale. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse haben es erlaubt, die verschiedenen Qualitätsprofile besser zu charakterisieren. Gleichzeitig haben sich die Essgewohn- heiten entwickelt, was auf steigende Einkommen, Ände- rungen des Lebensstils und der Prioritäten bei den Ausgaben, ein grösseres allgemeines sowie produkte- bezogenes Informationsangebot etc. zurückzuführen ist.

Die Struktur der Märkte hat sich ebenfalls stark entwi- ckelt und konzentriert, wobei mehr oder weniger lange Vermarktungsketten vorliegen.

Serie ProfiCrops

K u r z b e r i c h t

(9)

Der Agroscope-Informationstag in Changins zum Thema Qualität vom 8. Februar 2013 (Jeangros und Levy 2013) hat gezeigt, dass all die verschiedenen Akteure in der Wertschöpfungskette Bedürfnisse und Präferenzen haben in Bezug auf die Qualität beim Kauf landwirt- schaftlicher Produkte – vom Produzenten bis zum Kon- sumenten via die Verarbeitungsindustrie und den Detail- handel. Die Kriterien, welche von den verschiedenen Akteuren berücksichtigt und priorisiert werden, können jedoch unterschiedlich ausfallen.

Ebenso wichtig: Bei einer Gruppe von Akteuren sind die Bedürfnisse und die Präferenzen in Bezug auf die ver- schiedenen Produkte nicht einheitlich. Bei der Verarbei- tung haben die Fabrikanten von Pommes frites nicht die-

selben Bedürfnisse wie die Chipsproduzenten in Bezug auf den Stärkegehalt und die Kartoffelform. Ebenso kön- nen die Kartoffelproduzenten in Bezug auf die Sorten und deren Potenzial unterschiedliche Präferenzen haben.

Weiter können sie unterschiedliche Anforderungen und Bedürfnisse haben, was den Produktionsort, den Boden- typ, die Fruchtfolge und weitere Faktoren betrifft.

Vorgehensweise durch Differenzierung

Das Vorgehen der Produktedifferenzierung ist ein analy- tisches Instrument, welches erlaubt, die verschiedenen Qualitätsmerkmale aufzuwerten. Die Produktedifferen- zierung ist auch eine Marktpositionierungsstrategie, welche die Konkurrenz verringert und erlaubt, besser

Produkt

Sensorik

Aroma

•Geschmack

•Aussehen

•Textur

Gesundheitszustand

Sicherheit

Kaliber

Eignung zur Verarbeitung

Prozess

Produktionsweise

Rückverfolgbarkeit

Herkunft

• Schweiz oder Ausland

• Lokal-regional, Berggebiet

Authentizität, handwerklich, Familien-Landwirtschaftbetrieb

Umwelt, Nachhaltigkeit

•Nahrungsmittel-Meilen

•Ökobilanz

Fairtrade, Soziale Aspekte

Wohlbefinden der Nutztiere

Verfügbarkeit

Lagerhaltung

Transport

Saisonalität

Abb. 1 | Liste der Eigenschaften, welche unter dem Begriff Qualität aufgeführt werden können. (Quelle: Angepasst nach Spörri 2012 und Réviron 2010)

Das Forschungsprogramm ProfiCrops (www.proficrops.ch)

von Agroscope setzt sich zum Ziel, einen Beitrag zur Konkurrenzfähigkeit der Produktion von Lebensmitteln pflanzlicher Herkunft in der Schweiz zu leisten, und dies in einem zunehmend liberalisierten Umfeld. Zugleich soll das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten in die schweizerischen Produkte gestärkt werden. Die zu Be- ginn des Programmes aufgestellten Hypothesen gehen davon aus, dass die Produktion verbessert werden muss, dass die Innovation und die Schaffung von Mehrwert er- höht werden sollen, dass zugleich das Vertrauen der Konsumenten zusätzlich gestärkt und die Rahmenbedin- gungen angepasst werden sollen. Diese vier Aspekte ha- ben zu einem interdisziplinären Forschungsprojekt in Modulbauweise geführt: Effizienz, Innovation, Konsu- menten und Rahmenbedingungen sowie integrierte und verbundene Projekte: Feuerbrand, ProfiVar, ProfiGemü- se CH, Zusammenarbeit bei den Fruchtfolgen, ProfiViti, WIN4 und FUI.

Die Serie von Artikeln «ProfiCrops», welche dieses Jahr in der «Agrarforschung Schweiz» erscheint, erlaubt es, eine Auswahl von Resultaten und Lösungen zu verbrei- ten. Diese tragen zur Erhaltung der Konkurrenz fähigkeit der schweizerischen Produktion von Lebensmitteln pflanzlicher Herkunft bei. Diese Resultate und Lösun- gen sind beispielhaft. Ein zusammenfassender Bericht wird Anfang 2014 verfügbar sein.

Der Artikel «Produkte-Differenzierung für noch mehr Konsumentenvertrauen in Schweizer Produkte», wel- cher dem Modul Konsumenten* entstammt, beleuch- tet die Herausforderungen der Forschung bei der Ent- wicklung von Produkten, welche das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten gewinnen sollen.

Ebenso wird darauf hingewiesen, dass alle beteiligten Akteure mobilisiert werden müssen, um zum Erfolg zu gelangen.

*http://www.agroscope.admin.ch/proficrops/05367/index.html?lang=fr

(10)

Kurzbericht | Produkte-Differenzierung für noch mehr Konsumentenvertrauen in Schweizer Produkte

auf die unterschiedlichen Konsumentenpräferenzen ein- zutreten. Dies geschieht durch das Anbieten von Produk- ten, welche sich von jenen der Konkurrenz abheben mit der Möglichkeit mehr oder zu einem höheren Preis zu verkaufen. Schliesslich umfasst die Produktedifferenzie- rung alle Schritte, durch welche ein Unternehmen oder ein Produktionssektor ein Produkt oder eine Dienstleistung erzeugt, welches sich von den konkurrierenden Unterneh- men oder Produktionsregionen abhebt.

Lancaster (1975) unterscheidet zwei Typen der Diffe- renzierung:

Objektiv. Sie verleiht dem Produkt einen wirklichen Unterschied in den Eigenschaften, welche gemeinhin messbar sind. Beispiele: Selektion eines Sojatyps, deren Samenstielbasis farblos ist, was eine Verarbeitung zu Tofu ermöglicht; Forschung, die zu Empfehlungen führt, wie grüne Flecken auf den Kartoffeln vermieden wer- den können; Arbeiten zur Lagerhaltung, welche die Aus- dehnung der Vermarktungsdauer ermöglichen; die Ein- führung des Labels Swiss Garantie, welches die Herkunft des Produktes garantiert usw.

Subjektiv. Sie verändert die Art und Weise, wie die Kon- sumenten ein Produkt wahrnehmen. Diese Differenzie- rung basiert auf Werbung, welche das Ansehen eines Produktes bei den Konsumentinnen und Konsumenten verändert.

Da jedoch Konsumentinnen und Konsumenten nicht alle dieselben Präferenzen haben, muss die objektive Diffe- renzierung noch weiter aufgeschlüsselt werden:

••Vertikal: falls Konsumentinnen und Konsumenten einhellig ein Gut einem andern vorziehen (Gut A gegenüber Gut B) spricht man bei den beiden Produk- ten von einer vertikalen Differenzierung.

••Horizontal: falls Konsumentinnen und Konsumenten in Bezug auf zwei Produkte nicht dieselben Präferenzen haben spricht man bei diesen beiden Produkten von einer horizontalen Differenzierung. Die beiden Produkte können auf dem Markt nebeneinander existieren. Dies ist besonders bei Äpfeln der Fall (Spörri 2012). Es geht also darum, spezielle Qualitäten

unterschiedlichen Gruppen von Konsumenten anzu- bieten. Der HOLL-Raps (Baux et al. 2013) eignet sich besonders für industrielle Verarbeitungsbetriebe.

Die Strategie der objektiven Differenzierung erlaubt ein Hervorheben der Produkteigenschaften und, ermöglicht im Erfolgsfall einen Mehrverkauf und/oder einen höhe- ren Preis. Diese Strategie ist nicht kostenlos. Sie bringt eine grössere Segmentierung des Marktes mit sich und damit zusätzliche Kosten für die Produktion, die Ver- marktung und die Kommunikation (Réviron 2010). Die Möglichkeiten für Produktedifferenzierungsstrategien vergrössern sich mit der Zunahme der Anzahl Eigen- schaften. Die Produktedifferenzierungsstrategie erfor- dert jedoch immer mehr Massnahmen in Bezug auf die Qualitätsversprechen und die Kenntnisse zu den Bedürf- nissen und Präferenzen der verschiedenen Käufergrup- pen. Es ist beispielsweise komplex, die Konsumenten über Umweltaspekte zu informieren, da hier die Para- meter und deren Interpretationen zahlreich sind (Koch 2011). Die Herausforderung ist auch in Zusammenhang mit der Tatsache zu sehen, dass die Bedürfnisse und Prä- ferenzen der verschiedenen Käufergruppen nicht immer ausdrücklich geäussert werden.

Die Präferenzen der Konsumenten in der Schweiz Konsumentinnen und Konsumenten sind die Endkunden in der Wertschöpfungskette. Die Konsumentenschaft ist nicht einheitlich. Die Attribute in Abbildung 1 werden durch die verschiedenen Konsumentengruppen unter- schiedlich hierarchisch eingeordnet, je nach ihrem Ein- kommensniveau, ihrem Geschlecht, der Zusammenset- zung ihres Haushaltes, sowie dem Ort und Zeitpunkt des Kaufes. So nimmt beispielweise der Konsum festfleischi- ger Kartoffelsorten mit dem Alter zu (OFAG 2012).

Réviron (2010) ermittel vier Gruppen von Konsumen- ten in der Schweiz: die «Preisjäger», die «Schweiz- Treuen», die «Schweiz-Zugewandten» und die «Fein- schmecker». Die drei letzten Gruppen machen mehr als 70 % der Konsumentenschaft aus. Sie sind bereit einen höheren Preis für Schweizer Produkte zu bezahlen, da sich diese Produkte nach ihrer Ansicht in Bezug auf die

• Margen

• Organisation Arbeit

• Qualität

• Rotation

• … Produktion

• Preis

• Qualität

• Lagerung

• Verfügbarkeit

• Beziehungen zu den Lieferanten

• … Transfor-

mation Handel

• Qualität

• Verwendung

• Verfügbarkeit

• Preis

• … Konsum

Abb. 2 | Die Position der Qualität bei den Akteuren der Wertschöpfungskette. (Quelle: Crole-Rees, Spörri, Rösti und Brugger 2013)

(11)

ausdrücken können, andererseits damit die besonderen Qualitätsmerkmale der in der Schweiz produzierten und verarbeiteten Produkte eine angemessene Wertschätzung erfahren. Dies erfordert eine verstärkte Koordination der im Netzwerk Beteiligten.

••Die Forschung muss weiterhin Anstrengungen zur objektiven Differenzierung machen, wobei die ver- schiedenen Gruppen von Konsumenten und Produkten (frisch oder verarbeitet konsumiert) zu berücksichtigen sind, ebenso wie die agronomischen Anforderungen und weitere Faktoren (Spörri 2012). Die Entwicklung und Bewertung von Werkzeugen muss weitergehen, welche eine gezielte Ausrichtung auf die Qualität erlauben, wie etwa das House of Quality (Bertschinger et al. 2009; Brugger & Sijtsema 2012; Brugger 2012).

Mit anderen Worten, man muss weiterhin die »richti- gen» Konsumenten mit «ihren» Produkt beliefern. Die Forschung muss auch Auswirkungen auf die Akteure in der Wertschöpfungskette haben. Erfolgsbeispiele sind:

der HOLL-Raps (siehe den Artikel ProfiVar, Baux et al.

2013) und die Empfehlungen für eine Weizenproduk-

tion mit hohem Glutengehalt. n

Produktionsweise und in Bezug auf inhärente Merkmale (Geschmack, Aroma, Frische) von den importierten Pro- dukten abheben.

Möglichkeiten der Differenzierung

Es ist sehr wichtig, das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten gegenüber den Schweizer Produkten zu stärken, damit die Position der schweizerischen pflanzlichen Erzeugnisse erhalten werden kann. Die im Rahmen des Programmes ProfiCrops ergriffenen Initiati- ven haben gezeigt dass es zum Erreichen dieses Zieles folgende Möglichkeiten gibt:

••Vorgehen mittels Produktedifferenzierung, welches im Erfolgsfall erlaubt, mehr zu verkaufen und/oder dies bei einem erhöhten Preis zu tun. Diese Strategie besteht darin, dass dem jeweiligen Kunden das bevorzugte Produkt angeboten wird.

••Die Differenzierung erfordert eine klare Definition der Qualität und die objektive Messung der Qualitätseigen- schaften. Die Zahl der Qualitätsattribute, welche am Zunehmen ist, ändert sich aufgrund vieler Faktoren. Sie kann sich mit der Käufergruppe ändern, deren Mitglie- der unterschiedliche Präferenzen zeigen.

••Eine Differenzierungsstrategie löst Kosten aus. Sie muss daher anstreben, die interessierten Konsumentinnen und Konsumenten zur Bezahlung eines Mehrwertes für ihre Präferenzen zu motivieren. Eine Mehrheit von Konsu- menten in der Schweiz ist bereit, für die Herkunft aus der Schweiz mehr zu bezahlen (Vertikale Differenzierung).

••Alle Akteure in der Wertschöpfungskette müssen daher Anstrengungen in der Kommunikation machen, damit die Akteure einerseits ihre Bedürfnisse und Präferenzen

Literatur

Agroscope, 2008. ProfiCrops: Neue Wege für einen zukunftsfähigen Pflanzenbau in der Schweiz unter liberalisierten Marktbedingungen.

Programmbeschrieb.

Baux A., Sergy P. & Pellet D., 2013. Der HOLL-Raps in der Schweiz: vom Testanbau zur grossflächigen Produktion. Agrarforschung Schweiz 4 (7–8), 344-347.

Bertschinger L., Corelli-Grappadelli L., Derkx M. P. M., Hall S., Kockerols K., Sijtsema S. J., Steiner S., Van Der Lans I. A., Van Schaik A. C. R. &Zim- mermann K. L., 2009. A search for a systematic method to bridge bet- ween pre-harvest, postharvest, and consumer research aimed at increa- sing fruit consumption: The «Vasco da Gama» process. Journal of Horti- cultural Science & Biotechnology ISAFRUIT Special Issue 2–6.

Brugger C., Sijtsema S. J., 2012. Exploration of consumer and sensory re- search in the House of Quality: Sweet and sour taste preferences for fruit.

Scripta Horticulturae 16, 55–59.

Brugger C., 2012. Sensorik – Chancen und potentieller Einsatz in der Qualitätsdifferenzierung. Vortrag, Kernobstseminar Swisscofel, 05. Juni 2013, Kartause Ittingen.

Crole-Rees A., Spörri M., Rösti J. & Brugger Ch., 2013. Différencier les pommes de terre pour mieux répondre à la demande des consommateurs suisses? Présentation faite lors de la journée «La qualité dans les grandes

cultures: un défi pour la recherche». Journée d’information, 8 février 2013. Agroscope ACW Changins. Zugang: http://www.agroscope.admin.

ch/praxis/00211/07029/index.html?lang=fr [18.06.2013] .

Jeangros B. et Levy L., 2013. La qualité dans les grandes cultures: un défi pour la recherche. Journée d’information, 8 février 2013. Agroscope ACW Changins. Zugang: http://www.agroscope.admin.ch/praxis/00211/07029/

index.html?lang=fr [18.06.2013] .

Koch P. & Gaillard G., 2011. Förderung des nachhaltigen Konsums von Le- bensmitteln – Welchen Beitrag können Ökobilanzen leisten? Ökobilanzen und Umweltproduktinformationen. Sicht der Forschung (2). Présentation lors de l’atelier de travail, Module 3 Consommateurs, ProfiCrops, Berne, 18.1.2011.

Lancaster K.J. 1975. Socially Optimal Product Differentiation. The Ameri- can Economic Review 65 (4), 567–585.

OFAG, 2012. Bulletin du marché des pommes de terre. Aperçu rétrospec- tif de l’année 2011. Avril 2012.

Spörri Eggenberger M., 2012. ProfiCrops: Ziele der Produktdifferenzierung im Schweizerischen Pflanzenbau: Review. Agroscope Wädenswil. 30.10.2013.

Réviron S., 2010. Création de valeur auprès des consommateurs par la différentiation des produits des filières agricoles. Présentation lors de l’atelier de travail, Module 3 Consommateurs, ProfiCrops, Berne, 17.11.2010.

(12)

E i n l e i t u n g

Die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit eines Betriebes oder Wirtschaftszweigs erfordert hohe unternehmeri- sche Fähigkeiten und eine ausgeprägte Offenheit gegenüber Innovationen (Gielen et al. 2003). Das bedeu- tet für Schweizer Landwirtschaftsbetriebe auch die Mög- lichkeit, neues Wissen betreffend Anbau von Kulturen, Absatz der Ernten, Kosten, sowie Rahmenbedingungen und Richtlinien für die Produktion zu erwerben und zu nutzen. Zu viele, nicht aufeinander abgestimmte Infor- mationskanäle können eine Behinderung für die Wis- sensempfänger sein. Für Gemüsebaubetriebe gilt dies in besonderem Mass wegen der grossen Vielfalt von Kultu- ren, der oft hohen Technisierung und der vielfältigen und sich besonders rasch verändernden Rahmenbedin- gungen, die für die Produktion und den Absatz von

Frischprodukten gelten. Das Wissen über Absatzmärkte hat deshalb eine grosse Bedeutung, weil nur ein gerin- ger Anteil des Einkommens auf staatlichen Beiträgen basiert. Der Gemüsebau ist in der Schweiz stark aufge- gliedert, sowohl geografisch, mit Anbauregionen prak- tisch in allen Landesteilen, als auch bezüglich Betriebs- strukturen, Absatzkanälen und betriebsspezifischen Schwerpunkten im Anbau (Möhring et al. 2012). Vogler und Baur (2011) haben bereits aufgezeigt, dass unter solchen Bedingungen sowohl der Aufbau von professio- nellen Netzwerken als auch ein wirkungsvoller Transfer von Informationen aus Forschung und Beratung zu den Gemüsebaubetrieben eine Herausforderung ist.

Der Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau ist stark segmentiert (Alföldi et al. 2003). Die Anbieter von Wissen koordinieren ihr Angebot teilweise, indem sie zum Beispiel Tagungen gemeinsam organisieren. Sie ste- Fachtagungen werden von Gemüseproduzenten für die Vermittlung von Wissen als sehr wichtig ein-

geschätzt und erlauben den Austausch mit Branchenkollegen.

Robert Baur1, Simone Fähndrich1, Brigitte Baur1 und Thomas Wieland2

1Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil

2Schweizerische Zentralstelle für Gemüsebau und Spezialkulturen SZG, 3425 Koppigen Auskünfte: Robert Baur, E-Mail: robert.baur@agroscope.admin.ch, Tel. +41 44 783 63 33

Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau

P f l a n z e n b a u

Serie ProfiCrops

(13)

Zu sa m me n fa ss u n g

Eine im Jahr 2010 durchgeführte Auswertung einer schriftlichen Umfrage analysierte den Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau und die Bedeutung der Wissensquellen in den Fachgebieten Produktionstechnik, Markt und Betriebswirtschaft für Gemüsebaube- triebe. 226 Fragebögen von Gemüsebaube- trieben und Beratern wurden analysiert. Es zeigte sich, dass eigenes Hintergrundwissen von den Betrieben als sehr wichtig einge- schätzt wurde. Sehr hoch ist auch die Bedeutung von Wissen, das aus personali- sierter Wissensvermittlung (Beratung) oder aus Tagungsangeboten stammt. In keinem der abgefragten Fachgebiete sah eine Mehrheit der an der Umfrage Teilnehmenden bedeutende Defizite an verfügbarem Wissen.

Knapp die Hälfte wünscht sich allerdings eine verbesserte Vermittlung des Wissens über den Kanal Internet oder in Form von elektro- nischen Datenträgern. Die Umfrageresultate dienen als Grundlage für eine bessere Koordination und Ausrichtung des Wissen- stransfers für den Schweizer Gemüsebau.

hen aber bezüglich Sichtbarkeit bei den Leistungsbezü- gern auch in Konkurrenz zueinander.

Im Rahmen von ProfiGemüse CH, einem integrier- ten Projekt des Agroscope-Forschungsprogramms Pro- fiCrops, wurde untersucht, wie die Aufnahme und Umsetzung des von den ProfiGemüseCH-Partnern ver- mittelten Wissens in der Praxis verbessert werden kann.

Dazu wurde 2010 eine Umfrage zur Nutzung von Wis- sen im Gemüsebau durchgeführt. Erste Ergebnisse die- ser Umfrage haben gezeigt, dass weiterhin eine Nach- frage nach Informationen in gedruckter Form besteht, gleichzeitig aber der Bedarf an elektronisch abrufba- ren Informationen zunimmt (Vogler et al. 2012, Vogler und Baur 2011).

M e t h o d e

Der Fragebogen wurde gemeinsam mit den an ProfiGe- müse CH beteiligten Partnern1 vorbereitet. Er wurde in  die Abfrage von Strukturdaten wie zum Beispiel Betriebsgrösse, sowie in drei Fragen mit Unterfragen gegliedert:

1. «Woher beziehen Sie Ihr Fachwissen und Ihre Infor- mationen zu den Bereichen Produktionstechnik, Markt und Betriebswirtschaft, und wie wichtig sind für Sie persönlich die folgenden Informationsquellen bei der Beschaffung von Informationen für diese The- men.» Antworten als Wertung in einer Skala von 4 (sehr wichtig) bis 1 (unwichtig).

2. «Für welches Thema besteht Ihrer Meinung nach ein Defizit an verfügbaren Informationen?» Die Antwor- ten bestanden aus Auswahllisten mit der Möglichkeit, eine oder mehrere Optionen anzukreuzen.

3. «Wo sehen Sie Verbesserungsmöglichkeiten beim Informationsangebot, so dass Ihr Nutzen höher ist?»

Auswahllisten wie in Frage 2. Die Teilnehmenden konnten dabei vorgegebene Verbesserungsvorschläge ankreuzen oder eigene Vorschläge formulieren.

Ergänzende Erläuterungen konnten jeweils nach den Fragen angefügt werden. Die Begriffe Information und Wissen wurden gemäss der gängigen Interpretation verwendet, wonach Information sich auf einzelne Fak- ten bezieht und Wissen auf vernetzte Information unter Einbezug des Kontextes.

Die Fragebögen wurden im November 2010 via kanto- nale Fachstellen für Gemüsebau an 1432 von den Fach- stellen ausgewählte Gemüsebaubetriebe und Beratende in allen Kantonen mit Gemüsebau verschickt..

Mit 206 Antworten von Betrieben und 20 von Bera- tern wurde eine Rücklaufquote von 16,5 % erreicht, mit grossen Unterschieden von Kanton zu Kanton. So ant- worteten zum Beispiel 3,7 % der angeschriebenen Betriebe im Kanton Bern, 18,9 % im Kanton Aargau und 51,4 % im Tessin. Die Antworten stammten von 90 Betrie- ben, die nur Freilandgemüse anbauten, 109 Betrieben mit Freiland und Gewächshausanbau und sieben Betrie- ben mit ausschliesslich Gewächshausanbau. Die Ant- worten wurden nach diesen Kategorien strukturiert aus gewertet. Bezüglich Betriebsgrösse wurden die teil- nehmenden Betriebe in drei Klassen eingeteilt, wobei die Klassengrenzen so gewählt wurden, dass die Klassen nach Einschätzung der am Design der Umfrage beteilig- ten Projektpartner den empirischen Begriffen «Klein- betrieb», «Mittlerer Familienbetrieb» und «Grossbe-

trieb» entsprechen (Tab. 1). 

1Partner von ProfiGemüse CH sind die Fachstellen für Gemüsebau der Kantone TG, ZH, AG, VS, FR, das Inforama Ins, Agridea, Agroscope, die Schweizerische Zentral- stelle für Gemüsebau und Spezialkulturen (SZG) und der Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP).

(14)

Pflanzenbau | Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau

ten. Insgesamt waren die Antworten nur wenig von den verschiedenen Betriebskategorien (Tab. 1) abhängig. Die Bedeutung, welche die Produzenten ihrem eigenen Fachwissen und demjenigen ihrer Branchenkollegen im Bereich Pflanzenschutz und Düngung beimessen, ist gross (Abb. 1). In den Bereichen Produktionstechnik und Betriebswirtschaft wird das eigene Fachwissen klar höher gewichtet, als das Wissen, das aus externen Quel- len verfügbar ist (Kategorien 2 und 3 in Tabelle 2).

Die Antworten geben den Anbietern von Wissen Hinweise auf die relative Einschätzung ihres Angebotes.

So ist zum Beispiel die Bewilligungssituation für Pflan- zenschutzmittel im Gemüsebau komplex. Kantonale Fachstellen sowie Agroscope betreiben viel Aufwand, um die Produzenten bezüglich korrekter Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zu sensibilisieren. Die Resul- tate der Umfrage zeigen nun, dass Informationen der Firmenberater zum Thema Pflanzenschutz und Dün- gung eine gleich grosse oder grössere Wichtigkeit haben als die Informationen der Fachstellen und jene von Agroscope (Abb. 1). Dies deutet darauf hin, dass die Beratung der Pflanzenschutzmittelfirmen in Bezug auf Schutz der Kulturen und Vermeidung von Fehlanwen- dungen als zuverlässig wahrgenommen wird. Im Weite- ren zeigt Abbildung 2, dass Informationen der kantona- len Fachstellen und von Agroscope bezüglich Maschinen, Geräte und Infrastruktur als unwichtig eingeschätzt wer- den. Da diese Institutionen nur punktuell Informationen zu diesem Thema anbieten, ist diese Einschätzung nach- vollziehbar.

Insgesamt ergaben die Antworten, dass Gemüsebau- betriebe vor allem bezüglich Produktionstechnik dem betriebsintern verfügbaren Wissen und dem Wissen von 

2Um den Text leicht lesbar zu halten, wird in Bezug auf die Teilnehmenden an der Umfrage ausschliesslich die männliche Form verwendet. Die Formulare wurden anonym beantwortet und analysiert.

Kategorie (empirische Umschrei- bung)

Gesamte Produktionsfläche1

Anzahl Betriebe

Anteil aller Betriebe Klein

(Kleinbetriebe, Markt- fahrer, Zulieferer regio- nale Gastronomie)

< 2 ha 60 29,1 %

Mittel (Zulieferer für Plattformbetriebe)

≥ 2 – 19 ha 98 47,6 %

Gross

(oft Plattformbetriebe, eigene Lager- und Auf- bereitungsinfrastruktur)

> 19 ha 48 23,3 %

Tab. 1 | Differenzierung der 206 teilnehmenden Betriebe nach Grösse der Anbaufläche.

1Summe Freiland und Gewächshaus

R e s u l t a t e

Bedeutung der Kanäle im Wissenstransfer

Informationen, respektive Wissen wird über verschie- dene Kanäle vermittelt. Damit verfügen Nutzer2 diesbe- züglich über verschiedene Quellen. Die für den Gemüse- bau relevanten Quellen sind in Tabelle 2 aufgelistet. Zur Bedeutung dieser Quellen für die Gemüseproduzenten wurde die Frage 1 gestellt (siehe Methode). Dabei umfasste der Bereich Produktionstechnik mehrere The- men, zum Beispiel Kulturführung Freiland und Gewächs- haus; Düngung und Pflanzenschutz; Maschinen, Geräte und Infrastruktur; Produktionsrichtlinien und -vorschrif-

Abb. 1 | Bedeutung unterschiedlicher Quellen, die mit einer Zuordnung zu den Kategorien 1 – 4 (siehe Tabelle 2) gekennzeichnet sind, für Fachwissen und Informationen zum Thema Pflanzen- schutz und Düngung. Resultate für alle 206 Betriebe. Die durchschnittliche Balkenlänge (Summe aller Farben) entspricht 76,5 %, da für jede Quelle ein Anzahl Anworten keine Angabe enthielt.

selbst bezahlter Kulturberater 3 Regionale Beratungsorganisation 3 Freies Internet (Google etc.) 2 Website Agroscope 2 Fachzeitschriften Ausland 2 Website, Newsletter Fachstellen/Firmen 2 Zeitschrift «der Gemüsebau» 2 Agroscope Bulletin «GemüsebauInfo» 3 Fachberater kant. Fachstellen 3 Firmenberater 3 Fachtagungen 4 Diskussion mit Branchenkollegen 1 Eigenes Wissen und Erfahrungen 1

% Nennungen

wichtig sehr wichtig eher unwichtig unwichtig

(15)

Kategorie Typ Wissensquelle In Umfrage zur Auswahl 1

Hintergrundwissen:

• Betriebsintern verfügbar

• Nicht kurzfristig zu beeinflussen

• Intuition als Faktor

• Eigenes Wissen und Erfahrungen

• Eigene Erhebungen, Berechnungen

• Diskussion mit Branchenkollegen

2

Unidirektional vermitteltes Wissen:

• Print-, Digitalquellen

• Bring- und/oder Holprinzip

• Einwegkommunikation

• Ohne soziale Interaktion

• Individuelle Wahl des Zeitpunktes der Akquisition

• Wissen ist nach Akquisition mittel- und langfristig verfügbar

• Schweizer Fachzeitschrift «Der Gemüsebau»

• Fachzeitschriften Ausland

• Agroscope Bulletin «Gemüsebau Info GBI»

• Website Agroscope

• Information von Kant. Fachstellen (Website, Newsletter)

• Website, Newsletter Firmen

• Freies Internet (Google etc.)

• Information durch den Abnehmer der Ware

• Bulletin, Marktinformation VSGP1 (Branchenverband)

• Preisbulletin Gemüsebörsen (Handelsplattform)

• Bulletins Swissmip.ch / SZG2 (offizielle Brancheninformation zu Preisen und Abnahmekonditionen)

• Informationen AGRIDEA

• Informationen ART

• SZG-Informationen zu Produktionskosten

3

Personalisierte Wissensvermittlung

• Persönliche Kontakte mit externen Wissensvermittlern

• (zeitlich begrenzt verfügbar)

• Termine beeinflussbar

• Reziproke Interaktion

• Firmenberater

• Fachberater Kant. Fachstellen

• Regionale Beratungsorganisation

• Selbst bezahlter Kulturberater

• Treuhandstelle, Buchhalter

4

Personalisierte Vermittlung von vorgefertigtem Wissen

Kombination von Kategorie 1, 2, 3

• An vorgegebene Termine gebunden

• Beschränkt möglich: reziproke Interaktion

• Fachtagungen

• Kurse, Seminare

1Verband Schweizer Gemüseproduzenten

2Schweizerische Zentralstelle für Gemüsebau

Tab. 2 | Die im Fragebogen zur Auswahl aufgelisteten Wissensquellen für Schweizer Gemüseproduzenten können folgendermassen katego- risiert werden:

Abb. 2 | Bedeutung unterschiedlicher Quellen, die mit einer Zuordnung zu den Kategorien 1 – 4 (siehe Tabelle 2) gekennzeichnet sind, für Fachwissen und Informationen zum Thema Maschinen, Geräte und Infrastruktur. Resultate für alle 206 Betriebe. Die durchschnitt- liche Balkenlänge (Summe aller Farben) entspricht 73,4 %, da für jede Quelle ein Anzahl Anworten keine Angabe enthielt.

selbst bezahlter Kulturberater 3 Website Agroscope 2 Regionale Beratungsorganisation 3 Fachberater Kant. Fachstellen 3 Website, Newsletter Fachstellen/Firmen 2 Firmenberater 3 Zeitschrift «Der Gemüsebau» 2 Freies Internet (Google etc.) 2 Fachzeitschriften Ausland 2 Fachtagungen 4 Diskussion mit Branchenkollegen 1 Eigenes Wissen und Erfahrungen 1

% Nennungen

wichtig sehr wichtig eher unwichtig

unwichtig

(16)

Pflanzenbau | Wissenstransfer im Schweizer Gemüsebau

Branchenkollegen sehr viel Gewicht beimessen. Daraus kann abgeleitet werden, dass der Berufsausbildung viel Bedeutung zukommt, wenn es darum geht, neues Wis- sen auf den Gemüsebaubetrieben zu verankern. Im Wei- teren ergaben die Resultate, dass das über Print- oder Digitalquellen verbreitete Wissen (Kategorie 2 in Tab. 2) im Vergleich zur Wissensvermittlung im persönlichen Kontakt (Kategorie 1 in Tab. 2) als weniger wichtig ein- geschätzt wurde. Dies deutet darauf hin, dass in einer Zeit mit einem breiten, auf mehreren Kanälen verfügba- ren Angebot an Wissen die direkte Beratung, sei dies durch kantonale Fachstellen oder Firmen, grosse Bedeu- tung behält. Es zeigte sich ausserdem, dass Tagungen generell als wichtig eingeschätzt werden. Dies ist inso- fern bemerkenswert, als in den letzten Jahren die Teil- nehmerzahl an Tagungen für Gemüseproduzenten stag- niert oder abnimmt. Mit den Erkenntnissen aus dieser Umfrage kann dies so interpretiert werden, dass Tagun- gen grundsätzlich als wichtig eingeschätzt werden, die Zeit dafür aber nur limitiert eingesetzt werden kann, oder dass die Tagungen zeitlich und örtlich nicht optimal platziert sind.

Informationsdefizite der Gemüsebaubetriebe

Die Ergebnisse zu allen Fachbereichen, aufgeteilt nach den Betriebskategorien sind in Tabelle 3 zusammenge- fasst. Es fällt auf, dass zu keinem Thema eine Mehrheit der Umfrageteilnehmer ein Informationsdefizit meldet.

Im Fachbereich Produktionstechnik nehmen hinsichtlich Kulturberatung für Freilandkulturen insgesamt 31,4 % aller Betriebe ein Defizit wahr, für Gewächshauskulturen nur 18,4 %. Beim Pflanzenschutz und, zumindest bei mittleren und grossen Betrieben, bei der Düngung wünscht ein beträchtlicher Teil der Produzenten mehr Informationen. Grosse Betriebe nehmen eher ein Defizit an verfügbarem Wissen wahr als kleine. Aus den Resul- taten geht nicht hervor, ob dies darauf zurückzuführen ist, dass grosse Betriebe für ihre Entscheidungen gene- rell stärker auf neues Wissen und aktuelle Informatio- nen zurückgreifen als kleine, oder ob das vermittelte Wissen den Bedürfnissen grosser Betriebe weniger ent- gegen kommt. Bezüglich der Themen zum Fachbereich Markt werden je nach Betriebskategorie unterschiedli- che Informationsdefizite wahrgenommen (Tab. 3). Eine bedarfsgerechte Versorgung der Betriebe mit Informati- onen und Wissen ist aber umso schwieriger, je unter- schiedlicher die Bedürfnisse sind. Tendenziell bestehen für die Fachbereiche Markt und Betriebswirtschaft mit zunehmender Betriebsgrössere grössere Informations- defizite. Besonders auffällig ist, dass jeweils über 40%

der grossen Betriebe sowohl in Bezug auf Produktions- kosten als auch bezüglich Informationen zu ausländi- schen Märkten einen Mangel an Informationen melden.

Aus den ergänzenden Bemerkungen der Befragten geht weiter hervor, dass teilweise auch Betriebe, welche nach Richtlinien des Biolandbaus produzieren, in den Berei- chen Produktionstechnik und Betriebswirtschaft über zu wenig Informationen verfügen.

Verbesserungsmöglichkeiten beim Informationsangebot Die Resultate zeigen klar, dass Verbesserungen primär beim Angebot an Informationen in digitaler Form gewünscht werden (Tab. 4). Insgesamt 48,1 % der Betriebe wünschen ein zentrales, nach Themen struktu- riertes Internetportal. Mehr als ein Drittel der Betriebe würde ein verbessertes Angebot an Wissen auf Daten- trägern begrüssen. Verschiedene Befragte äusserten zudem den Wunsch nach besserer Koordination des Angebotes der verschiedenen Anbieter. Die als mangel- haft wahrgenommene Übersichtlichkeit des Angebotes kann mit ein Grund dafür sein, dass Internetangebote als Kanäle für die Wissensvermittlung gemäss den Abbil- dungen 1 bis 3 nicht zu den wichtigsten zählen.). Berater schätzten in ihren Antworten die Verbesserungsmög- lichkeiten sehr ähnlich ein wie die Produzenten (Tab. 5).

% Nennungen Fläche

< 2 ha (n=60)

Fläche

> 2 bis 19ha (n=98)

Fläche

> 19 ha (n=48)

Produktionstechnik

Kulturberatung Freiland 25,0 31,6 37,5

Kulturberatung Gewächshaus 15,0 21,4 18,8

Saatgut, Sorten, Jungpflanzen 25,0 28,6 14,6

Düngung 18,3 27,6 33,3

Pflanzenschutz 25,0 30,6 29,2

Maschinen, Geräte, Infrastruktur 10,0 21,4 22,9

Produktionsrichtlinien 15,0 20,4 27,1

Mittelwert % Nennungen 19,0 25,9 26,2

Markt

Preise, Richtpreise 30,0 23,5 18,8

Angebot, Nachfrage 16,7 31,6 33,3

Abnehmer 11,7 18,4 22,9

Qualitätsanforderung 11,7 7,1 18,8

Ausländische Märkte 8,3 17,3 45,8

Mittelwert % Nennungen 15,7 19,6 27,9

Betriebswirtschaft Betriebsorganisation 8,3 17,3 18,8

Unternehmensführung 10,0 24,5 20,8

Arbeitswirtschaft 8,3 16,3 10,4

Produktionskosten 20,0 24,5 41,7

Personalrekrutierung, -führung 8,3 26,5 20,8

Ausländische Arbeitskräfte 10,0 23,5 22,9

Mittelwert % Nennungen 10,8 22,1 22,6 Tab. 3 | Informationsdefizite in den Fachbereichen Produktions- technik, Markt, Betriebswirtschaft – Resultate der drei Betriebska- tegorien nach Tabelle 1. Für eine bessere Übersichtlichkeit sind Werte ≥ 25 % blau hinterlegt.

(17)

sei. Es brauche nicht ein grösseres Angebot, sondern eine Strukturierung und Bündelung. Als Vorbild wurde mehrfach Hortigate (www.hortigate.de), die deutsche Internetplattform für Wissensvermittlung im Gartenbau genannt. Weil die Zeit, welche auf den Gemüsebaubetrie- ben für die Beschaffung von Wissen zur Verfügung steht, heute knapp und unter Druck ist, sei eine Optimierung des Angebotes notwendig. Um die Effektivität der Wis- sensvermittlung zu steigern, müssten die Anbieter von Wissen gemeinsam diese Aufgabe wahrnehmen. Unklar ist allerdings, ob diesbezüglich die Führungsrolle von den Branchenverbänden, der Offizialberatung oder von der Forschung (Agroscope) wahrgenommen werden soll.

Die Resultate unterstreichen die wichtige Rolle der personalisierten Wissensvermittlung durch die Beratung.

Obwohl bei der Offizialberatung der Kantone in den letzten Jahren die für persönliche Beratung verfügbaren Ressourcen gekürzt wurden, sieht eine klare Mehrheit der Betriebe noch keinen Verbesserungsbedarf. Bei einer zukünftigen Optimierung des Ressourceneinsatzes für Da sie in ihrer Funktion Informationen erwerben, aufbe-

reiten und über verschiedene Kanäle an die Produzen- ten weitergeben, werden sie bei der Umsetzung der Ver- besserungen eine zentrale Rolle spielen.

Obwohl Fachtagungen zu den wichtigsten Kanälen für Wissensvermittlung zählen (Abb. 1 und 2), wünschen nur wenige Befragte eine Ausweitung des Angebotes.

Verbesserungen im Tagungsangebot müssten also eher in qualitativer als in quantitativer Hinsicht erfolgen. Bei den als wichtig bezeichneten Kategorien «Förderung des Wissensaustausches unter den Betrieben» und «ein- zelbetriebliche Beratung» (Abb. 1 und 2) sehen jeweils weniger als ein Viertel der Antwortenden Verbesse- rungsbedarf.

Schlussfolgerungen und Empfehlungen

In den Begleitkommentaren zur Umfrage wurde festge- stellt, dass die grösste Herausforderung bei der Beschaf-

fung von Wissen die Bewältigung der Informationsflut 

Vorgegebene Auswahl an Verbesserungsmöglichkeiten

% Nennungen Fläche

<2 ha (n=60)

Fäche

>2 bis 19 ha (n=98)

Fläche

> 19 ha (n=48) Themengebündeltes und -strukturiertes Informationsangebot über ein Internetportal 38,3 56,1 43,8

Themengebündeltes Informationsangebot in gedruckter Form (z.B. Dossier, Ordner) 20,0 20,4 10,4

Mehr Informationsaustausch unter den Betrieben 20,0 22,4 16,7

Themengebündeltes Informationsangebot in digitaler Form (z.B. CD, Mail) 28,3 33,7 43,8

Mehr Fachtagungen zu Einzelthemen 10,0 12,2 8,3

Grösseres Angebot einzelbetrieblicher Beratung 18,3 21,4 29,2

Mittelwert % Nennungen 22,5 27,7 25,4

Tab. 4 | Verbesserungsmöglichkeiten beim Informationsangebot – Vergleich der drei Betriebskategorien nach Tabelle 1. Für eine bessere Übersichtlichkeit sind Werte ≥ 25 % blau hinterlegt.

Abb. 3 | Bedeutung unterschiedlicher Quellen, die mit einer Zuordnung zu den Kategorien 1 – 4 (siehe Tabelle 2) gekennzeichnet sind, für Fachwissen und Informationen zum Thema Produktionskosten. Resultate für alle 206 Betriebe. Die durchschnittliche Balkenlänge (Summe aller Farben) entspricht 70,0 %, da für jede Quelle ein Anzahl Anworten keine Angabe enthielt.

Freies Internet InformationenART Informationen AGRIDEA Fachzeitschriften Ausland Information Kant. Fachstellen Treuhandstelle, Buchhalter Kurse, Seminare Zeitschrift «Der Gemüsebau»

Produktionskosten Db-Kalkulation VSGP, SZG Diskussion mit Branchenkollegen Eigene Erhebungen, Berechnungen

% Nennungen

wichtig sehr wichtig eher unwichtig

unwichtig

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

where Bücher.ISBN = Buch_Stichwort.ISBN select Bücher.ISBN, Titel, Stichwort (richtig) from Bücher, Buch_Stichwort. where Bücher.ISBN

Vorl V_Bez SWS Semester Studiengang _DB _zwei _erstes Informatik Vorl_Voraus V_Bez Voraussetzung.

exec sql declare AktBuch cursor for select ISBN, Titel, Verlagsname from Bücher. for update of

Ich verstehe dieses für innen und außen unterschiedliche

Die zu den Tripeln gehörenden Dreiecke nähern sich eben- falls einem rechtwinklig gleichschenkligen Dreieck an.. Die beiden Kathetenlängen un- terscheiden sich immer nur

[r]

Crossectional study on the prevalence and economic significance of hydatidosis in slaughtered ruminants at Debrezeit ELFORA export abattoir Oromia region, Eastern Showa

Bekanntlich nennt man eine nat¨ urliche Zahl p &gt; 1 eine Primzahl, wenn ihre positiven Teiler nur die trivialen Teiler 1 und