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Vergleichende Untersuchungen zur klinischen Wirksamkeit von systemischen Behandlungen mit Oxytetrazyklin, verschiedenen Makrolid-Antibiotika, Lincomycin/Spectinomycin gegen Moderhinke beim Schaf im Vergleich zu Zinksulfat-Klauenbädern

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Academic year: 2022

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Vergleichende Untersuchung zur klinischen Wirksamkeit von systemischen Behandlungen mit Oxytetrazyklin, verschiedenen Makrolid-Antibiotika, Lincomycin/Spectinomycin gegen Moderhinke

beim Schaf im Vergleich zu Zinksulfat-Klauenbädern

INAUGURAL-DISSERTATION

zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Veterinärmedizin - Doctor medicinae veterinariae -

(Dr. med. vet.)

vorgelegt von Theres Friese

Leinefelde

(2)

Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Dr. Martin Ganter (Klinik für kleine Klauentiere und forensische Medizin und Ambulatorische Klinik)

1. Gutachter: Prof. Dr. Martin Ganter 2. Gutachter: Prof. Dr. Manfred Kietzmann

Tag der mündlichen Prüfung: 17.05.2013

(3)

INHALTSVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG... 1

2 LITERATURÜBERSICHT ... 3

2.1 Moderhinke ... 3

2.1.1 Definition und weltweite wirtschaftliche Bedeutung ... 3

2.1.2 Epidemiologie ... 4

2.1.2.1 Dichelobacter nodosus... 6

2.1.2.1.1 Morphologie ... 6

2.1.2.1.2 Virulenzfaktoren und Pathogenitätsmechanismen ... 6

2.1.3 Pathogenese und Klinik der Moderhinke ... 8

2.1.4 Nachweis der Pathogenität von Dichelobacter nodosus Stämmen ... 9

2.2 Prophylaxe, Behandlung und Bekämpfung ... 10

2.2.1 Resistenzzucht ... 10

2.2.2 Immuntherapie bzw.–prophylaxe... 12

2.2.3 Topische Behandlungen... 13

2.3 Parenterale Antibiose in der Moderhinketherapie... 15

2.3.1 Parenterale Antibiose ... 15

2.3.2 Voraussetzungen für ein Antibiotikum zur Bekämpfung der Moderhinke ... 20

2.3.3 Rechtsgrundlage für den Einsatz von Antibiotika ... 20

2.3.4 Pharmakologische Eigenschaften verwendeter Antibiotika ... 21

2.3.4.1 Makrolide im Vergleich ... 21

2.3.4.1.1 Pharmakodynamik ... 22

2.3.4.1.2 Pharmakokinetik ... 23

2.3.4.1.3 Nebenwirkungen ... 24

2.3.4.2 Langzeitoxytetrazykline ... 24

2.3.4.2.1 Pharmakodynamik ... 25

2.3.4.2.2 Pharmakokinetik ... 25

2.3.4.2.3 Nebenwirkungen ... 26

2.3.4.3 Lincomycin und Spectinomycin ... 26

2.3.4.3.1 Pharmakodynamik ... 27

2.3.4.3.2 Pharmakokinetik ... 27

2.3.4.3.3 Nebenwirkungen ... 27

3 MATERIAL UND METHODEN... 29

3.1 Materialien... 29

3.1.1 Versuchstiere ... 29

3.1.2 Wirkstoffe ... 30

3.1.3 Geräte und Verbrauchsmaterialien... 31

3.2 Methoden ... 34

(4)

3.2.4 Molekularbiologischer Nachweis von Dichelobacter nodosus ... 37

3.2.4.1 Probennahme... 37

3.2.4.2 DNA Isolierung ... 38

3.2.4.3 Nested PCR ... 39

3.2.4.4 Agarose-Gelelektrophorese ... 41

3.2.5 Genotypisierung der Versuchstiere ... 42

3.2.5.1 Probennahme und Aufarbeitung der Probe... 43

3.2.6 Klinische Beurteilung des Bewegungsapparates... 44

3.2.6.1 Klauenscoring ... 44

3.2.6.2 Locomotion Scoring ... 46

3.2.7 Einteilung der Behandlungsgruppen... 47

3.2.8 Behandlung ... 47

3.2.9 Beurteilung des Therapieverlaufs ... 48

3.2.10 Statistische Auswertung ... 49

4 ERGEBNISSE... 53

4.1 Kultureller Nachweis von Dichelobacter nodosus ... 54

4.2 Nested PCR... 55

4.3 DQA2-Genotypisierung... 56

4.4 Klinischer Klauenscore vor Behandlungsbeginn... 63

4.5 Therapieerfolge in Abhängigkeit vom Klauenscore ... 64

4.6 Therapieerfolge in Abhängigkeit vom Locomotion Score ... 74

5 DISKUSSION ... 83

5.1 Eignung der verwendeten Versuchstiere und der Methodik für die Fragestellung ... 83

5.1.1 Versuchstiere und Haltungsbedingungen... 83

5.1.2 Labordiagnostische Nachweisverfahren... 85

5.1.3 Genotypisierung ... 86

5.1.4 Wirkstoffe ... 87

5.1.5 Spezielle klinische Untersuchung ... 88

5.2 Beurteilung der Ergebnisse... 91

5.2.1 Vergleichbarkeit von kultureller Untersuchung und nested PCR ... 91

5.2.2 Genotypisierung ... 94

5.2.3 Vergleich der Antibiotika untereinander und mit der topischen Therapie... 96

5.2.3.1 Vergleich der Behandlungskosten verwendeter Antibiotika ... 101

5.2.3.2 Ursachen für „Therapieversager“ ... 103

5.2.3.3 Vor- und Nachteile der Antibiotika für die Moderhinketherapie ... 103

5.3 Schlussfolgerungen ... 105

(5)

8 LITERATURVERZEICHNIS ... 117

9 ABBILDUNGSVERZEICHNIS ... 141

10 TABELLENVERZEICHNIS ... 145

11 DANKSAGUNG ... 149

(6)

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abb. Abbildung

AMG Arzneimittelgesetz

A. pyogenes Arcanobacterium pyogenes

Aqua bidest. Aqua bidestillata

BEA plus Blut-Eugon-Agar mit Lincomycinzusatz

bp Basenpaar

bspw. beispielsweise

bzw. beziehungsweise

C Celcius

Cmax maximale Plasmakonzentration

ca. circa

Ch.-B. Chargenbezeichnung

CODD Contagious Ovine Digital Dermatitis

C. perfringens Clostridium perfringens

d.h. das heißt

DNA deoxyribonucleic acid

D. nodosus Dichelobacter nodosus

d NTP Desoxyribonukleosidtriphosphat

EDTA Ethylendiamintetraacetat

et al. et alii

e.V. eingetragener Verein

evtl. eventuell

fg Femtogramm

fim A Fimbrien A

F. necrophorum Fusobacterium necrophorum

g Gramm

g Erdbeschleunigung (≈9,81 m/s²)

ggf. gegebenenfalls

ggr. geringgradig

(7)

h hora, Stunde

hgr. hochgradig

I.E. internationale Einheit

i.m. intramuskulär

inkl. inklusive

kg Kilogramm

KGW Körpergewicht

KS Klauenscore

l Liter

LE Low Electroendosmosis

LS Locomotion Score

max. maximal

MAX Maximum-Wert

Mb Megabasenpaare

MED Median

mg Milligramm

mgr. mittelgradig

MHC Major Histocompatibility Complex

MHK90 minimale Hemmstoffkonzentration von 90 % der

Isolate

Mill. Millionen

min Minute

MIN Minimum-Wert

mind. mindestens

ml Milliliter

MLS Gruppe Makrolid-Lincosamid-Streptogramin Gruppe

mm Millimeter

mM Millimol

n Anzahl

nm Nanometer

(8)

OM Ohrmarke

PBS phosphate buffered saline

PCR polymerase chain reaction

pH potencia hydrogenii

p-Wert Irrtumswahrscheinlichkeit

Q25 25 % Quartil

Q75 75 % Quartil

resp. respektive

s Sekunde

sv Svedberg Einheit

s.c. subkutan

s.o. siehe oben

s.u. siehe unten

SAS Statistical Analysis System

ssp. Subspezies

t1/2 Halbwertszeit

Tab. Tabelle

tRNA Transfer-Ribonukleinsäure

TWDS Total Weighted Digital Score

UV ultraviolett

V Volt

Vd Verteilungsvolumen

VO Verordnung

Vss Scheinbares Verteilungsvolumen im Steady-state

XL extra large

µg Mikrogramm

µl Mikroliter

µm Mikrometer

(9)

1 EINLEITUNG

Moderhinke ist die weltweit bedeutendste Klauenerkrankung in der kommerziellen Schafhaltung, verursacht durch eine Infektion der Klauen mit Dichelobacter nodosus (D. nodosus). Nicht nur die hohe Kontagiosität, sondern auch die Übertragung des Agens von anderen Tierarten, insbesondere Wildwiederkäuern und Rindern, auf das Schaf erschweren die Bekämpfung. Infizierte Tiere entwickeln aufgrund der hoch- gradigen Schmerzen durch die teils freiliegende Lederhaut innerhalb weniger Tage Stützbeinlahmheiten, die folglich zu Leistungseinbrüchen führen.

Somit sind aus wirtschaftlichen und tierschützerischen Gesichtspunkten dringend Empfehlungen für ein Therapie- bzw. Sanierungsprogramm auch in Deutschland angezeigt. Entsprechende Modelle existieren in New South Wales (Australien), in der Schweiz und werden aktuell in den skandinavischen Ländern entworfen. Während diese Länder eine Sanierung der Betriebe anstreben, verfolgen die Kollegen in Groß- britannien bis 2021 das Ziel einer Senkung der Moderhinke-Prävalenz aller positiven Herden auf maximal 2 % (GREEN et al. 2011).

Die neuen Strategien stellen einen Paradigmenwechsel dar und widersprechen über Generationen von Schäfern vermittelten Empfehlungen. Statt arbeitsaufwendiger chirurgischer Klauenpflege und kaum mit dem Arzneimittelgesetz (AMG) zu vereinbarenden Anwendungen von Klauenbädern stehen nun Einzeltier- behandlungen auf Grundlage von systemischen Antibiotikagaben im Vordergrund.

Dabei haben nicht nur arbeitswirtschaftliche, sondern gerade auch tierschützerische Gründe zu diesem Sinneswandel beigetragen, denn das bisher besonders in deutschen Lehrbüchern empfohlene „radikale Entfernen unterminierten Klauenhorns“

führt zu untragbaren Schmerzen (GANTER et al. 2001).

Werden in der akuten Phase der Erkrankung die lahmen Tiere mit Antibiotika behandelt, die im Entzündungsgebiet einen hohen Wirkstoffspiegel für mindestens fünf Tage erzielen, so sinkt laut WASSINK et al. (2010) die Moderhinke-Prävalenz in der Herde auf unter 2 %. Zahlreiche Antibiotika, z. B. Makrolide und Oxytetrazykline, lieferten nach einmaliger Applikation überzeugende Ergebnisse.

Jedoch besitzt lediglich Tilmicosin eine Zulassung für die Moderhinketherapie mit der

(10)

Alternative Ansätze sind aus Sicht der Landwirte für die Durchführung eines betriebs- wirtschaftlich vertretbaren Sanierungsprogramms dringend erforderlich.

So stellen beispielsweise die Untersuchungen von Inga Stamphøj mit Gamithromycin, die Basis für das zukünftige dänische Sanierungsmodell dar (STAMPHØJ 2012).

Derzeitige Schwerpunkte in der Moderhinkeforschung zielen auf eine schnellere Differenzierung zwischen benignen und virulenten Stämmen (KENNAN et al. 2010, 2011). Im Weiteren besteht ein großes Interesse an den immunologischen Reaktionen, die im entzündeten Gewebe stattfinden (WANI u. SAMANTA 2005).

Daraus sich ergebende neue Erkenntnisse könnten die Effizienz und Verträglichkeit von Vakzinen verbessern. Im parallelen Einsatz von Antibiotika und bestandsspezifischen Impfstoffen sehen einige Wissenschaftler den Schlüssel zum langfristigen Erfolg einer Sanierung (DUNCAN et al. 2012).

Primäres Ziel dieser Arbeit ist die Überprüfung der Hypothese von EGERTON et al. (1968), dass eine einmalige antibiotische Behandlung ausreicht, um eine Herde von virulenter Moderhinke zu sanieren. Hierfür wurden 123 mit Moderhinke infizierte Schafe in der Klinik für kleine Klauentiere für einen Beobachtungszeitraum von 22 Tagen aufgestallt und mit sechs verschiedenen Antibiotika behandelt. Um den Heilungserfolg vergleichend zu beurteilen, wurde in jedem der vier Versuchs- durchgänge eine Gruppe, basierend auf dem Versuchsmodell von JALINEK et al. (2001), durch ein Zinksulfat-Klauenbad mit Surfactantzusatz (Golden Hoof®, Shepfair Products Ltd, Abergavenny, Großbritannien) geführt. Die in Neuseeland erfolgte Genotypisierung der Tiere soll vergleichend die genetisch determinierte Moderhinketoleranz von in Deutschland gezüchteten Schafrassen aufzeigen.

(11)

2 LITERATURÜBERSICHT

2.1 Moderhinke

2.1.1 Definition und weltweite wirtschaftliche Bedeutung

Moderhinke ist eine hochkontagiöse, weltweit verbreitete Klauenerkrankung der Wiederkäuer. Insbesondere tritt die Erkrankung bei Schafen und Ziegen auf, kann aber auch bei Wildwiederkäuern, wie Hirschen und Mufflons, beobachtet werden (SHENMAN 1962; SKERMAN et al. 1983). In der Literatur wird die tierartübergreifende Übertragung des Erregers beschrieben (NATTERMANN et al. 1993; BELLOY et al. 2007; ROGDO et al. 2012). Die Moderhinke ist beim Schaf assoziiert mit dem Nachweis von D. nodosus und Fusobacterium necrophorum (F. necrophorum) (BENNETT et al. 2009a). Jedoch ist bekannt, dass zahlreiche prädisponierende Faktoren die Entstehung der Moderhinke zusätzlich beeinflussen (siehe 2.1.2).

Leiden Tiere unter Unwohlsein und Schmerzen verursacht durch Lahmheiten (LEY et al. 1989; HARWOOD et al. 1997), ergeben sich Konsequenzen für Tier und Mensch.

Abgesehen von den Schmerzen und den Bewegungsstörungen sind verringerte tägliche Gewichtszunahmen, reduzierte Fruchtbarkeit der Böcke und Konzeptions- raten der Muttertiere sowie erhöhte Lämmerverluste in der Aufzuchtphase sichtbare Auswirkungen der Erkrankung für den Schäfer (WINTER 2004a). In der Aufzucht führt Moderhinke zu einem Auseinanderwachsen der Mastgruppen.

Primär ist der Schäfer aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten daran interessiert, möglichst frühzeitig das Schlachtendgewicht bei den Lämmern zu erreichen. Dieser Zeitpunkt kann sich bei einem Moderhinkeausbruch im Bestand um bis zu drei Wochen verzögern (ANONYM 2003).

Unter der Annahme, dass in einem Bestand die Lahmheitsprävalenz zwischen sechs und acht Prozent beträgt, wird in Großbritannien als Resultat aus der reduzierten Trächtigkeitsrate, Geburten- und Absetzrate der Lämmer mit einem wirtschaftlichen Verlust von 6 £ (ca. 7 €) pro erkranktes Muttertier kalkuliert (WASSINK et al. 2010).

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Platz 8 der wichtigsten Erkrankungen im Nutztierbereich gelistet wurde (SACKETT et al. 2011) und jährlich zu einem Produktionsverlust von ca. 10 % des Bruttogewinns führt (MARSHALL et al. 1991).

2.1.2 Epidemiologie

Moderhinke ist eine hochkontagiöse Infektionskrankheit mit dem Potenzial, innerhalb weniger Tage auf die gesamte Herde überzugreifen.

Das natürliche Habitat der Tiere (GRAHAM u. EGERTON 1968), Management- maßnahmen (WASSINK et al. 2003; KUHLEMANN 2011) und die Genetik der Tiere (EMERY et al. 1984) beeinflussen den Verlauf der Erkrankung. Konstante Temper- aturen > 10 °C und lang anhaltender Niederschlag vo n 50 mm pro Monat (GRAHAM u. EGERTON 1968) über zwei bis drei Monate begünstigen einen Ausbruch in der Herde. Dadurch werden die lokalen Abwehrmechanismen der Klaue gehemmt (GRAHAM u. EGERTON 1968) und ubiquitär existierende Bakterien, die am Ursachenkomplex beteiligt sind, in ihrer Vermehrung gefördert (siehe 2.1.3).

Auf vielfältige Weise ziehen sich die Tiere, bedingt durch die Mazeration der Epidermis, Läsionen im interdigitalen Spalt oder am Klauenhorn zu (BEHRENS et al. 2001), woraufhin Bakterien ins Gewebe penetrieren können (ROBERTS u.

EGERTON 1969).

D. nodosus erfüllt nur in Synergismus mit den ubiquitär vorhandenen Bakterien die klassischen Henle-Koch’schen Postulate eines Erregers (ROBERTS u. EGERTON 1969). Trotzdem wird D. nodosus aus folgenden Punkten als Hauptagens für Moderhinke angesehen:

EGERTON et al. (1969) wiesen histologisch und kulturell D. nodosus in typischen Läsionen der Klaue nach und belegten zusätzlich in ihren Untersuchungen von 2002, dass nach einer erfolgreichen Eliminierung virulenter Stämme keine Neuinfektionen mehr auftreten. Für die ätiologische Bedeutung von D. nodosus spricht auch, dass nach einer Vakzinierung mit Antigenen von D. nodosus Serovaren die Moderhinke-Prävalenz in der Herde reduziert wird (EGERTON u. ROBERTS 1971).

D. nodosus kann zehn Tage (BEVERIDGE 1941; MYERS et al. 2007) bis zwei Wochen (AMTSBERG u. VERSPOHL 2011) unter aeroben Bedingungen überleben

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und in abgeschnittenem Horn seine Infektiosität für sechs Wochen bewahren (WHITTINGTON u. NICHOLLS 1995). Auf subklinisch infizierten Tieren, die eine nicht zu unterschätzende Gefahr als Infektionsquelle für klauengesunde Tiere darstellen, persistiert der Erreger über Monate (STEWART 1989; DEPIAZZI et al. 1998).

Übertragungen von D. nodosus erfolgen entweder direkt über den Kontakt zwischen den Tieren oder auf indirektem Weg, z. B. auf kontaminierten Weiden (LEWIS 1998;

ABBOTT u. LEWIS 2005; AMTSBERG u. VERSPOHL 2011). Je mehr Tiere auf engstem Raum zusammenleben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer Aufrechterhaltung der Infektionskette (STEWART 1989).

Aber auch wild lebende Wiederkäuer, Pferde und Rinder übertragen proteasebildende Bakterien, die bei gemeinsamer Haltung Moderhinke bzw. Moderhinke-ähnliche Läsionen bei Schafen hervorrufen (COOK u. CUTLER 1995; BELLOY et al. 2007;

AMTSBERG u. VERSPOHL 2011; SARGISON u. SCOTT 2011).

Prinzipiell kann sich jedes Schaf mit D. nodosus infizieren. Das Auftreten von klinisch- en Symptomen bzw. deren Schweregrad variiert aber innerhalb der Herde und wird unter anderem von der Pathogenität der D. nodosus Stämme sowie der Genetik der Rasse und des Einzeltieres determiniert (SKERMAN et al. 1988)

Zu den prädisponierten Rassen zählt unter anderem das Merinoschaf (EMERY et al. 1984).

Die These, dass Tiere aufgrund ihres Alters, Geschlechts und Körpergewichts oder der fehlenden Klauenpigmentierung anfälliger für eine Infektion sind, wird in neueren Untersuchungen zur Epidemiologie kontrovers diskutiert (SCHULER 1996; KALER et al. 2010b). Jedoch weisen ältere Tiere vergleichsweise höhergradige Veränderungen an den Klauen auf als Lämmer (PUGH u. BAIRD 2012).

Der Mensch hat in der Vergangenheit über die Zucht feinwolliger Rassen indirekt zur Verschlechterung der Hornqualität und somit zur weltweiten Verbreitung der Moder- hinke beigetragen (HERRMANN 1963).

Eine ausreichende Mineralstoffversorgung mit Selen, Kupfer und Zink (KAMPHUES et al. 2004; HALL et al. 2011), die Einhaltung einer Quarantänezeit von Zukäufen (WASSINK et al. 2003; KALER u. GREEN 2009), die Genotypisierung von

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Haltungsform (SCHLOLAUT 1996; ERLEWEIN 2002) oder die Verringerung der Besatzdichte im Stall (STEWART 1989; KUHLEMANN 2011) minimieren das Risiko einer Infektion.

2.1.2.1 Dichelobacter nodosus

2.1.2.1.1 Morphologie

D. nodosus ist ein gram negatives, gerades bis leicht gebogenes, anaerobes Stäbchenbakterium (1,0 - 1,7 µm × 3,0 - 6,0 µm) mit einer zentralen Einschnürung und terminalen Auftreibungen beider Enden (AMTSBERG u. VERSPOHL 2011). Über die gesamte Oberfläche der Zellwand sind Fimbrien angeordnet.

2.1.2.1.2 Virulenzfaktoren und Pathogenitätsmechanismen

Neben extrazellulären, keratinolytischen Proteasen (KORTT et al. 1993) zählen die Typ IV Fimbrien (ELLEMAN 1988) zu den Virulenzfaktoren von D. nodosus.

Eine Klassifizierung bakterieller Fimbrien (Typ I-V) erfolgt hinsichtlich ihrer Morphologie und haemagglutinierenden Eigenschaften. D. nodosus besitzt Typ IV Fimbrien mit folgenden Charakteristika (STROM u. LORY 1993; MYERS et al. 2007):

Sie

sind Adhäsine, Mannose resistent und haemagglutinierend verleihen eine Polarität

dienen der Fortbewegung

haben als N-terminale Aminosäure N-Methylphenylalanin

sind Bestandteile eines Sekretionssystems, das den Transport extrazellulärer Proteasen aus dem Zytoplasma ermöglicht und die Endozytose extrazellulärer DNA reguliert

Das K-Antigen, welches auf den Fimbrien lokalisiert ist, dient im Agglutinationstest zur Bestimmung der Serogruppe (EGERTON 1973). Momentan sind zehn Serogruppen von D. nodosus bekannt (A-I, M) (CHETWIN et al. 1991). Anhand einer Sequenzierung der fim A-Untereinheit besteht die Möglichkeit einer Determinierung der Serogruppen in die aktuell bekannten Serotypen (BHAT et al. 2012). ZHOU und

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HICKFORD (2000a) gelang auf einer mit D. nodosus infizierten Klaue der Nachweis von sieben verschiedenen Serotypen, die fünf bekannten Serogruppen zugeordnet werden konnten. Das gleichzeitige Vorhandensein von mehreren Stämmen pro Infektionsherd bestätigten auch andere Wissenschaftler (ZHOU et al. 2009; HILL et al. 2010; BULLER et al. 2010). Sie sehen hierin unter anderem die Ursache für den Misserfolg einer Sanierung auf Basis von Vakzinen begründet.

Die K-Agglutinationsepitope der zehn Serogruppen zeichnet eine hohe Spezifität aus, die die Ausbildung einer Kreuzimmunität zwischen den Serogruppen verhindert (CLAXTON et al. 1983).

Eine aus epidemiologischer Sicht essenzielle Beurteilung der Pathogenität der Isolate ist mittels Serotypisierung nicht möglich. Die Bestimmung der Serogruppen, z. B. per Objektträgeragglutination oder Polymerasekettenreaktion (PCR), ist letztendlich nur aus epidemiologischen Gründen sowie für die Herstellung eines bestandsspezifischen Impfstoffes und die anschließende Beurteilung der Ausbildung einer protektiven Immunantwort nach Vakzinierung von Interesse (DHUNGYEL et al. 2002).

Unter den Anaerobiern besitzt D. nodosus das kleinste Genom mit einer Größe von 1.4 Mb (MYERS et al. 2007). MYERS et al. (2007) entdeckten, dass D. nodosus selbst keine Aminosäuren synthetisieren kann, sondern extrazelluläre Proteine aus der Umwelt aufnimmt. Gene, die für Proteasen kodieren, stammen vermutlich von extrachromosomalen Quellen. Lediglich 3 % des Genoms dienen der Stoffwechsel- regulation, während bis zu 20 % dem horizontalen Gentransfer zugesprochen werden (MYERS et al. 2007).

Auf Letzterem beruht auch die Entstehung der vielen Serotypen. Im Weiteren verfügt D. nodosus über die Fähigkeit der Serogruppenkonversion durch Transformation oder homologe Rekombination (KENNAN et al. 2003). Beispielsweise führt ein Plasmid, das das Gen für die Fimbrien-Untereinheit fim A von der Serogruppe G enthält, beim Einbau in einen Serogruppen I Strang zur Konversion in Serogruppe G (ELLEMAN 1988). Dieses als „antigenic diversity“ bezeichnete Phänomen, mit dem es dem Bakterium gelingt eine protektive Immunantwort des Tieres erfolgreich abzuwenden, bestätigt die ambivalenten Resultate in Sanierungsprogrammen mit Vakzinen (WANI

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Weitere Formen des Gentransfers, die D. nodosus, wie auch anderen Bakterien zugesprochen werden, sind der Antigenshift sowie die Transduktion entweder über den Einbau von Bakteriophagen bzw. Phagen ähnlicher Strukturen in die DNA (GRADIN et al. 1991) oder mittels bis dato für D. nodosus unbekannten DNA-Transposons bzw. RNA-Rekombinationen (ZHOU u. HICKFORD 2000b).

2.1.3 Pathogenese und Klinik der Moderhinke

Einige Faktoren müssen erfüllt sein, bevor D. nodosus ins Stratum corneum der Epidermis des Zwischenklauenspalts penetrieren kann. Hierzu zählt die Hemmung der natürlichen Hautbarriere, die sich zum einen aus dem Vorhandensein einer apathogenen bakteriellen Flora und zum anderen aus den oberflächlichen Schichten der Epidermis zusammensetzt (AMTSBERG u. VERSPOHL 2011).

Mazerationen der Epidermis durch lang anhaltende Nässe oder Läsionen nach Traumata begünstigen zunächst, die Entwicklung einer ovinen interdigitalen Dermatitis (PARSONSON et al.1967).

F. necrophorum, ein anaerobes Bakterium fördert die anschließende Penetration von D. nodosus in die tiefen Schichten der Epidermis.

Die synergistische Wirkung beider Erreger kommt in den Entdeckungen von ROBERTS und EGERTON (1969) zum Ausdruck. Sie zeigten, dass das typische klinische Bild der Moderhinke ausschließlich bei Anwesenheit beider Erreger auftritt.

Aktuellere Untersuchungen von BENNETT et al. (2009a) mit Vakzinen untermauern diese These. Die für den progressiven Verlauf der Erkrankung verantwortliche inflammatorische Reaktion beruht auf der Bildung von Leukotoxinen durch F. necrophorum (NARAYANAN et al. 2003), die von D. nodosus gesteigert wird.

Aber auch andere ubiquitäre Keime, wie Arcanobacterium pyogenes (A. pyogenes), fördern zum einen durch ihren Stoffwechsel und zum anderen durch die Freisetzung von Enzymen und Toxinen den Aufbau eines für D. nododus optimalen anaeroben Milieus (EGERTON et al. 1969).

Klinisch ist das Anfangsstadium der Moderhinke gekennzeichnet durch einen ausschließlich auf die Haut des interdigitalen Spalts begrenzten Entzündungsprozess (HURTADO et al. 1998), der bei einer Infektion mit Stämmen geringerer Pathogenität

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nicht auf das Klauenhorn übergeht. Innerhalb von zwei bis drei Tagen entwickeln infizierte Tiere eine Stützbeinlahmheit, die bei schwerwiegenden Fällen an allen vier Gliedmaßen auftritt.

Der Verlust von Haaren, die Rötung der Epidermis und die beginnende Bildung bzw.

Ansammlung eines weißen, schmierigen Sekretes sind typische Zeichen einer akuten Moderhinke.

Keratolytisch wirkende Proteasen, freigesetzt von D. nodosus, führen zur Auflösung des Stratum spinosum und des Stratum granulosum und folglich zur Separation der Lederhaut von der Epidermis (EGERTON et al. 1969; ROBERTS u. EGERTON 1969;

AMTSBERG u. VERSPOHL 2011). Die Unterminierungen des Klauenhorns können am Übergang von der Epidermis des Zwischenklauenspalts zum axialen Wandhorn, über das Ballen- und Sohlenhorn, bis hin zum abaxialen Wandhorn beobachtet werden. Letzteres geht entweder mit einer chronischen Deformation der Klaue oder dem vollständigen Verlust des Klauenschuhs einher (EGERTON et al. 1969; WINTER 2004a). Weiterhin kann nach vorsichtiger Freilegung der entstandenen Zwischen- räume, z. B. mit einem Klauenmesser, die Ansammlung des zuvor beschriebenen modrig riechenden Sekrets festgestellt werden.

Neben der Entwicklung von Brustbeinfisteln bei an Moderhinke erkrankten Schafen, verursacht durch schmerzbedingt vermehrtes Liegen, sind die in Kapitel 2.1.1 bereits erwähnten Folgen von Relevanz.

2.1.4 Nachweis der Pathogenität von Dichelobacter nodosus Stämmen

Eine Vielzahl an labordiagnostischen Methoden (WANI u. SAMANTA 2006), die aktuell zur Detektion und Sequenzierung von D. nododus Stämmen zur Verfügung stehen, bleiben Forschungsprojekten vorbehalten und finden in der Praxis keine Anwendung.

Im Folgenden werden nur jene zwei Verfahren dargestellt, die eine Differenzierung der Isolate hinsichtlich ihrer Pathogenität ermöglichen und als „Goldstandards“ in aus- tralischen Eradikationsprogrammen vorgeschrieben sind (DHUNGYEL et al. 2012).

Hierbei handelt es sich einerseits um den von PALMER (1993) entwickelten

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Proteasen eine Klassifizierung in virulente (stable, S) und benigne (unstable, U) Stämme zulässt, und zum anderen um das Zymogramm, mit dem eine spezifischere Differenzierung innerhalb der S- und U-Gruppen durch Auftrennung der Proteasen in der Polyacrylamid-Gelelektrophorese erzielt wird (GORDON et al. 1985).

In Australien ist der Tierhalter ausschließlich bei Nachweis virulenter D. nodosus-Isolate zur Sanierung der Herde unter Erfüllung der nationalen Vorgaben verpflichtet. Die Kontrolle und die Behandlung der intermediären sowie benignen Moderhinke sind mit hohen finanziellen Kosten verbunden, die in keinem Verhältnis zum Erfolg der Sanierung stehen (DHUNGYEL et al. 2008).

Einige Wissenschaftler erheben Zweifel an der Sensibilität der Virulenztests und empfehlen weiterhin die klinische Beurteilung aller Klauen (EGERTON u.

RAADSMA 1993; DHUNGYEL et al. 2012). Laut HOSIE (2004) müssen diesbezüglich mindestens 30 Tiere untersucht werden, um differenzialdiagnostisch ähnliche Klauenerkrankungen sicher auszuschließen. Andere Wissenschaftler (EGERTON u.

PARSONSON 1969; MARSHALL et al. 1991) messen der kontinuierlich durchgeführten Beurteilung der Klauen im Abstand von 14 Tagen eine große epidemiologische Bedeutung zu. In diesem Zeitraum können, je nach Vermögen des Isolats zur Proteasebildung, Ablösungen am Klauenhorn entstehen.

Die Erhebung von Klauenscores ist momentan in vielen Ländern das einzige Hilfs- mittel zur Einschätzung der Pathogenität der Dichelobacter-Isolate unter Feldbe- dingungen.

Zeigen lediglich <1 % der Schafe Separationen am Klauenhorn, ist nach STEWART (1989) die Herde mit einem benignen Serotyp infiziert, während Unterminierungen bei über 10 % der Schafe auf das Vorhandensein eines bösartigen (virulenten) Stamms hinweisen. Die intermediäre Verlaufsform liegt vor, wenn bei 1 % bis 10 % der Schafe einer Herde Unterminierungen am Klauenhorn festgestellt werden können.

2.2 Prophylaxe, Behandlung und Bekämpfung

2.2.1 Resistenzzucht

Zahlreiche Studien (EMERY et al. 1984; BULGIN et al. 1988) belegen, dass ein Zusammenhang zwischen der Schafrasse und dem Schweregrad der klinischen

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Symptome besteht. Grundsätzlich ist eine Übertragung von D. nodosus auf jedes Schaf möglich. Jedoch variiert, unabhängig von der Virulenz des Erregers, das klinische Bild zwischen den Tieren einer Herde, da in jedem Körper unterschiedliche immunologische Reaktionen nach einer D. nodosus Infektion stattfinden.

In der Literatur wird bei Moderhinke sowohl der Begriff der Toleranz als auch der Resistenz angeführt. Die Toleranz ist die Eigenschaft eines Tieres trotz Infektion, bspw. mit D. nodosus, keine klinischen Symptome zu entwickeln. Im Gegensatz hierzu werden resistente Tiere in Folge ihrer genetisch determinierten Nichtempfäng- lichkeit gegenüber dem Erreger mit geringerer Wahrscheinlichkeit infiziert (BISSET u.

MORRIS 1996).

Die Zucht von Moderhinke toleranten Tieren kann der Tierbesitzer auf drei verschiedenen Wegen verfolgen: einerseits unter der Berücksichtigung der Horn- qualität im Exterieur, des Weiteren über die Genotypisierung von Neuzukäufen oder durch die Merzung von therapieresistenten Tieren (STROBEL 2009).

Die Hornqualität wird neben externen Faktoren von der Pigmentierung der Klaue und der Zahl der Hornröhrchen beeinflusst. Beides ist genetisch determiniert und wurde in der Vergangenheit im Exterieur nicht berücksichtigt. Untersuchungen von ERLEWEIN (2002) und THOMS (2006) an Merinoland- und Rhönschafen bestätigen einen weiteren genetischen Zusammenhang zwischen den Parametern Klauenhärte, Diagonalenlänge sowie Dorsalwandlänge der Klauen und der Prädisposition zu Klauenerkrankungen. Diese Parameter könnten ihrer Ansicht nach auch vom Tier- besitzer beurteilt werden.

Die Genotypisierung stellt eine Selektionsmethode dar, mit der eine Aussage bezüglich der Toleranz der Nachkommenschaft eines Tieres gegenüber einer Infektion mit D. nodosus, auf Basis der Bestimmung des DQA2 Gens auf dem ovinen MHC2 (Major Histocompatibility Complex), getroffen wird. Die Toleranz leitet sich von der genetisch determinierten und auf die Nachkommen des Tieres weiter vererbten immunologischen Reaktion auf eine Infektion ab. Innerhalb des DQA2 Gens und der DQA2 like Genorte besteht ein hoher Polymorphismus mit bereits über 20 detektierten Allelkombinationen (HICKFORD et al. 2006). Die Arbeitsgruppe von

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Grundlage der in Neuseeland gezüchteten Schafrassen. Pro Tier werden die beiden Allele auf dem diploiden Chromosomensatz ermittelt und den Scores von 1 bis 5 zugeordnet, aus denen sich die Empfänglichkeit der Schafe ableiten lässt, d.h., der Deszendent eines Tieres mit der Zahlenkombination 5,5 besitzt laut Aussage von HICKFORD et al. (2006) eine 10-mal höhere Wahrscheinlichkeit an Moderhinke zu erkranken als ein Tier mit den Werten 1,1. Da die Genotypisierung die Wahrscheinlichkeit der Nachkommen zur Ausbildung von klinischen Symptomen aufzeigt, wird über die züchterische Selektion der Aufbau einer Moderhinketoleranz innerhalb der Herde und langfristig eine Senkung der Prävalenz erzielt.

Schlussendlich kann der Landwirt mit der Behandlung infizierter Tiere indirekt ins Zuchtprogramm eingreifen. Demnach sollten jene Schafe, die nach einer Therapie keine Verbesserung im klinischen Bild aufweisen oder trotz Impfung an Moderhinke erkranken vom Rest der Herde getrennt und von der Zucht ausgeschlossen werden.

Tiere, die sofort Symptome zeigen bzw. mit Rezidiven auffallen, halten den Infektions- druck in der Herde aufrecht und müssen ebenfalls den Betrieb verlassen (STOBEL 2009).

2.2.2 Immuntherapie bzw.–prophylaxe

Mit der Vakzination wird das Ziel der Ausbildung einer protektiven Immunantwort gegen D. nodosus verfolgt. Der multivalente Impfstoff Footvax® (MSD Animal Health, Intervet Deutschland GmbH, Unterschleißheim) steht sowohl für die Therapie als auch Prävention zur Verfügung. Footvax® deckt 9 der 10 Serogruppen (A-I) ab und bietet nach erfolgreicher Grundimmunisierung einen protektiven Immunschutz für max. 12 Wochen (LAMBELL 1986; HUNT et al. 1994; RAADSMA et al. 1994).

Die Wirksamkeit einer Immuntherapie überzeugte aufgrund der ambivalenten Ergebnisse in Feldversuchen weder die Tierbesitzer noch die Forscher (GLENN et al.

1985; LAMBELL 1986; LIARDET et al. 1986), was darauf zurückzuführen ist, dass keine ausreichend hohen Antikörperspiegel gegen alle Serogruppenantigene gleichzeitig ausgebildet werden (SCHWARTZKOFF 1993; HUNT et al. 1994;

RAADSMA et al. 1994). Der Nachweis der Antigenkonkurrenz zwischen den Serogruppen trug zur Entwicklung bestandsspezifischer Vakzinen bei. Dass eine

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Herdensanierung mittels der Anwendung von bivalenten Impfstoffen möglich ist, zeigten die Studienergebnisse von DHUNGYEL et al. (2008) und EGERTON et al. (2002).

Weitere unerwünschte Effekte, die in Zusammenhang mit der Anwendung von Impfstoffen beobachtet werden, stellen lokale Impfstoffreaktionen an der Injektions- stelle dar. Footvax® enthält als Adjuvans ein Mineralöl, das die Ausbildung einer nachhaltigen humoralen Immunantwort stimuliert, aber auch zu Umfangsver- mehrungen, Abszessen und Fisteln an der Injektionsstelle führen kann (MULVANEY et al. 1984; LAMBELL 1986; JANETT 1993; ABOTT u. LEWIS 2005). Beispielsweise wurde in den Felduntersuchungen von LOTTNER (2006) zur Bekämpfung der Moderhinke mittels Vakzinen die Wirksamkeit eines bestandsspezifischen Impfstoffs mit Footvax® verglichen und festgestellt, dass 4 Wochen nach bestimmungsgemäßen Gebrauch von Footvax® 44,24 % der Schafe lokale Impfstoffreaktionen zeigten. Im Gegensatz dazu führte die stallspezifische Vakzine, die mit Aluminiumhydroxid ein vergleichsweise mildes Adjuvans enthielt, zu einer um 30 % niedrigeren Inzidenzrate an palpatorischen Injektionsreaktionen. Dabei wurde drei Monate nach der Grund- immunisierung zwischen den beiden Impfstoffen kein signifikanter Unterschied im Hinblick auf die Moderhinke-Prävalenz ermittelt.

2.2.3 Topische Behandlungen

Hierzu zählt die Entfernung sämtlichen unterminierten Klauenhorns mit evtl. an- schließendem Aufsprühen einer antibiotikahaltigen Lösung oder das Treiben der Tiere durch ein Klauenbad. Beides wird gewöhnlich in Form einer Herdenbehandlung und oft in Kombination durchgeführt. Viele aktuelle Studien widerlegen die lang geglaubte Hypothese, dass eine großzügige Entfernung unterminierten Klauenhorns den Heilungsverlauf beschleunigt (WASSINK et al. 2003; GREEN et al. 2007; KALER u.

GREEN 2008b). Vielmehr erhöht das Ausschneiden das Risiko von Rezidiven und Neuinfektionen (HOSIE 2004) und trägt zur Entwicklung von Granulomen bei (WINTER 2004b). Ein zur Absicherung der Diagnose angewandter Klauenpflege- schnitt ist somit dem blutigen Ausschneiden vorzuziehen. Als Folgebehandlung zur

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Therapiebeginn das abgelöste Klauenhorn vorsichtig freizulegen. Gezielt am Einzeltier eingesetzte Klauenpflege dient aber weiterhin der Vorbeugung von Klauenerkrank- ungen (WINTER 2004b).

Aktuell ist in Deutschland ein oxytetrazyklinhaltiges Klauenspray zur Therapie von Klauenerkrankungen zugelassen.

„Bewährte“ Klauenbadlösungen enthalten Zinksulfat mit einem Tensidzusatz, Formalin, Kupfersulfat oder wasserlösliche Antibiotika, wie z. B. Tetrazykline. In Deutschland ist kein Tierarzneimittel (s.o.) für die Anwendung als Klauenbad zugelassen. Der Erwerb eines in Europa zugelassenen Wirkstoffs, wie z. B. Zinksulfat (Golden Hoof plus®, Shepfair Products Ltd, Abergavenny, Großbritannien), darf nach dem aktuellen Arzneimittelgesetz (§ 56a) nur bei Vorliegen eines Therapienotstands und ausschließlich durch den Tierarzt erfolgen (EMMERICH et al. 2013).

Formaldehyd, Kupfer- und Zinksulfat sind apothekenpflichtige Stoffe. Die Herstellung eines Klauenbades auf tierärztliche Verschreibung in der öffentlichen Apotheke für die Behandlung der Moderhinke, welches einen der aufgeführten Wirkstoffe enthält, ist nur bei Therapienotstand rechtmäßig. Im Vergleich hierzu können zinksulfat- oder kupfersulfathaltige Klauenbäder im Therapienotstand für die Prophylaxe der Moderhinke beim Schaf, z. B. zur Härtung des Klauenhorns oder Desinfektion, durch den Tierarzt verschrieben und in der Apotheke hergestellt werden, da die Wirkstoffe in diesem Fall nicht dem § 44 Absatz 1 bzw. 2 Nummer 5 des AMG unterliegen (KLEIMINGER 2012).

Abzugrenzen von den Tierarzneimitteln sind nach der Biozid-Richtlinie 98/8/EG bzw. - Verordnung (EG) 528/2012 registrierte Substanzen, wie Formalin oder DragonhydeTM (T-HEXX Animal Health, Branchburg, New Jersey, USA), die Bakterien abtöten, aber nicht zur Behandlung der Moderhinke eingesetzt werden dürfen.

Neben den arzneimittelrechtlichen Einschränkungen spielt die Entsorgung der verwendeten Lösungen aus Sicht des Naturschutzes eine limitierende Rolle.

JELINEK und DEPIAZZI (2003) mussten ihre zwei Jahre zuvor aufgestellte These zum Sanierungserfolg mit Zinksulfatklauenbädern rückwirkend einschränken.

Demnach sind Klauenbäder lediglich zur Behandlung von interdigitalen Läsionen und

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als vorbeugende Managementmaßnahme empfehlenswert, weil kein ausreichender Wirkstoffspiegel in den tiefen Schichten des Klauenhorns erreicht wird.

Klauenbäder führen nur zu befriedigenden Ergebnissen, wenn der Landwirt über optimale Umsetzungsmöglichkeiten vor Ort verfügt. Dazu zählen laut LOTTNER und GANTER (2004) ausreichend Personal, ein Klauenbad mit Treibegang, das Ansetzen der Lösung in der geforderten Konzentration, ein an das Klauenbad anschließendes zehn Minuten langes Aufstallen der Tiere auf befestigtem Boden und der Austrieb auf zuvor mindestens zwei Wochen nicht beweidetes Grünland.

2.3 Parenterale Antibiose in der Moderhinketherapie

2.3.1 Parenterale Antibiose

Bereits 1966 zeigten EGERTON und PARSONSON den Erfolg einer Antibiotika- therapie nach einmaliger Anwendung eines Streptomycin/Penicillin Präparats.

Zwischenzeitlich wurde dieser Ansatz, insbesondere durch die Entwicklung von Impfstoffen und die im Verhältnis zu den Antibiotika preiswerteren topischen Behandlungsverfahren, nicht weiter verfolgt. In den letzten Jahren fand ein erneuter Wandel in der Moderhinkebehandlung zugunsten der Antibiotikatherapie statt, der vor allem auf die Studienergebnisse der Arbeitsgruppe um GREEN (2007, 2011) zurückzuführen ist. Penicillin in Kombination mit Sulfonamid waren die ersten Antibiotika, welche mit Erfolg bei der Moderhinke des Schafes angewandt wurden (COPPINI 1951, ŠTERK 1956).

EGERTON und PARSONSON (1966) führten vor Beginn ihrer klinischen Unter- suchungen zunächst Resistenztests durch, um die Wirksamkeit der Antibiotika zu ermitteln. Demnach sind Konzentrationen von 0,3 bis 1 U/ml Penicillin bzw. 10 µg/ml Streptomycin im Serum erforderlich, um eine ausreichend bakterizide Wirkung zu erzielen. Zusätzlich stellten sie fest, dass innerhalb von vier bis sechs Stunden nach Applikation des Medikamentes im Entzündungsgebiet die gleichen Wirkstoffkonzen- trationen wie im Serum vorliegen. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse konnten acht von zehn mit D. nodosus infizierte Schafe nach einmaliger Gabe von Penicillin (70000 I.E.) und Streptomycin (70 mg/kg KGW) erfolgreich therapiert werden. Höhere

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verbesserten den Behandlungserfolg nicht. Zwischen dem 5. bis 21. Tag nach der Applikation ist laut EGERTON und PARSONSON (1966) adspektorisch an der Klaue erkennbar, ob mit einer vollständigen Genesung des Tieres zu rechnen ist. Zur Untermauerung ihrer Ergebnisse wandten sie die Antibiotika zusätzlich unter Feldbedingungen an. In Kombination mit einem Formalinbad heilten bei 96,2 % der Tiere die Läsionen an den Klauen ab, während bei jedem zweiten Tier in der unbehandelten Gruppe nach zwei Monaten weiterhin Lahmheiten zu beobachten waren. In Zusammenarbeit mit PARSONSON und GRAHAM stellte EGERTON (1968) die Hypothese auf, dass mittels einer einmaligen antibiotischen Behandlung unter den nachstehend genannten Voraussetzungen die Moderhinke-Prävalenz einer Herde signifikant reduziert wird. Dazu zählt die Anwendung eines Antibiotikums, welches neben einer bakteriziden Wirkung die Fähigkeit besitzt, für mindestens 18 Stunden im Entzündungsgebiet eine therapeutisch wirksame Konzentration zu erreichen.

Erythromycin und Streptomycin in Kombination mit Penicillin erfüllten laut EGERTON et al. (1968) diese Kriterien. Dass nicht nur die Wahl des Antibiotikums, sondern auch die Umweltbedingungen den Therapieerfolg beeinflussen, wird in den Empfehlungen von EGERTON et al. (1968) konkretisiert. Ihrer Ansicht nach sollten die Schafe 24 Stunden vor der Antibiotikabehandlung auf einen trockenen Untergrund aufgestallt bzw. der Behandlungsbeginn in einen Zeitraum mit geringer Niederschlags- wahrscheinlichkeit gelegt werden. Aus ihren Feldversuchen ziehen die Forscher das Resümee, dass die Pathogenität des D. nodosus Stamms über die Art der Behandlung entscheidet; d.h. begrenzen sich die klinischen Symptome auf den interdigitalen Spalt, befürworten sie eine topische Behandlung in Form eines vorsichtigen Klauenschnitts mit anschließendem Klauenbad, während bei Unterminierungen eine parenterale Antibiotikatherapie erforderlich ist.

WEBB WARE et al. (1994) bestätigten unter Feldbedingungen die klinischen Untersuchungen von EGERTON et al. (1968) und stellten zusätzlich fest, dass Erythromycin ab einer Dosierung von 7 mg/kg KGW im Vergleich zu Penicillin/Streptomycin höhere Heilungsraten erzielt.

Eine Kombination aus Lincomycin/Spectinomycin im Verhältnis 1:3 hat sich ebenfalls als wirkungsvoll erwiesen. Dabei war kein signifikanter Unterschied im Vergleich zum

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Penicillin feststellbar (VENNING et al. 1990). VENNING et al. (1990) schlussfolgerten aus den Studienergebnissen, dass weder die mehrfache Injektion des Antibiotikums noch zusätzliches Klauenbaden im Vergleich zur einmaligen Antibiotikabehandlung das klinische Bild signifikant verbessern.

Weitere Untersuchungen von ŠTERK (1960) mit einem Langzeittetrazyklinpräparat, welches 3-mal im Abstand von 48 Stunden in einer Dosierung von 150 mg/Tier intramuskulär injiziert wurde, führten zu einer Genesung aller acht Probanden. Auch GROGONO-THOMAS et al. (1994) ermittelten in ihrer Studie nach einmaliger parenteraler Applikation eines Langzeitoxytetrazyklins hohe Heilungsraten von 89 bis 100 %. Im anschließenden Feldversuch bestätigten sich ihre klinischen Ergebnisse, indem 94 % der Probanden nach einmaliger Oxytetrazyklinbehandlung in Verbindung mit einem Klauenbad geheilt wurden, während das ausschließliche Baden der Klauen in Zinksulfat zu signifikant schlechteren Klauenbefunden führte.

Dass die Anzahl an infizierten Klauen und der Schweregrad der Erkrankung Einfluss auf die Effektivität des Antibiotikums haben, stellten JORDAN et al. (1996) fest. Hierfür wurden die Heilungsraten nach Applikation von drei verschiedenen Antibiotika - einer Kombination aus Penicillin (250 mg/ml) und Streptomycin (250 mg/ml), einem Langzeitoxytetrazyklinpräparat in der Konzentration von 200 mg/ml und einer Mischung aus Lincomycin (50 mg/ml) und Spectinomycin (100 mg/ml) - miteinander verglichen. Nachhaltige Effekte bei interdigitalen Läsionen wurden besonders durch Lincomycin in Verbindung mit Spectinomycin (87,5 %) erzielt, während Unter- minierungen am Klauenhorn am besten (69,7 %) unter einer Oxytetrazyklinbe- handlung ausheilten. Des Weiteren sollten nach Ansicht der Autoren ab drei infizierten Gliedmaßen pro Tier Tetrazykline angewandt werden.

Im Feldversuch von ABBOTT und EGERTON (2003) konnte das Ziel einer Moderhinkesanierung mittels Antibiotikatherapie nicht umgesetzt werden. Dies begründeten die Wissenschaftler zum einen mit dem Vorhandensein von intermediären D. nodosus Stämmen in der Herde und zum anderen mit der Unterlassung einer Klauenbeurteilung vor Therapiebeginn. Regelmäßig durchgeführte Inspektionen der Klauen sind ihrer Ansicht nach von essenzieller Bedeutung um die

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Antibiotika wurden vornehmlich bei der bösartigen Form der Moderhinke eingesetzt.

Aus den Studienergebnissen der Arbeitsgruppen von MOORE et al. (2005), GREEN et al. (2007), WASSINK et al. (2010) und KALER et al. (2010b) zogen die Wissen- schaftler das Fazit; Antibiotika sofort nach Erkennung einer Lahmheit, unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung zu applizieren.

Schäfer, die innerhalb von drei Tagen alle lahmen Tiere mit Antibiotika systemisch versorgen, können mittels dieses Behandlungsverfahrens eine Senkung sowohl der Lahmheitsinzidenz als auch -prävalenz auf durchschnittlich 2 % erzielen (WASSINK et al. 2003; KALER und GREEN 2008b).

Eine Verbesserung des klinischen Bildes ist bei 90 % jener Tiere, die ausschließlich mit Antibiotika behandelt wurden, innerhalb von zehn Tagen erkennbar (KALER et al. 2010a). Im Vergleich hierzu führten Klauenschnitte in den Untersuchungen von KALER et al. (2010a) lediglich zu einer Heilungsrate von < 30 %. Die schlechten Erfolgsquoten nach dem Ausschneiden konnten rückwirkend durch eine parenterale antibiotische Behandlung nicht mehr beeinflusst werden. Jedoch führte die anschließende Klauenpflege zu einem Absinken des Anteils der Tiere mit chronischen Klauendeformationen und die Moderhinke-Inzidenz in der Herde nahm kontinuierlich ab. Laut KALER et al. (2010a) sollte die Klauenpflege frühestens am fünften Tag nach der letzten Antibiotikagabe erfolgen. Während in dieser Studie parallel zu den Antibiotika verabreichte nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) die Heilungsrate nicht signifikant beeinflussten, wurde nachgewiesen, dass ausschließlich Antibiotika mit einem Wirkungsspiegel im Serum von mindestens 72 h einen nachhaltigen Effekt hervorrufen. In diesem Zusammenhang wurden von vielen Praktikern weitere Wirkstoffgruppen in der Moderhinketherapie eingesetzt, insbesondere die häufig bei der Digitalen Dermatitis des Rindes verwendeten neueren Vertreter der Makrolide.

Klinische Studien mit Draxxin® (Tulathromycin, Pfizer, Karlsruhe) bei der Digitalen Dermatitis des Rindes zeigten Heilungsraten von 60 bis 83,3 % (U.S. Food and Drug Administration 2008). In England werden Tulathromycin und Gamithromycin aufgrund ihrer langen Halbwertszeiten bevorzugt von den Schäfern bei Klauenerkrankungen eingesetzt (GREEN et al. 2011). Die bis dato einzigen Untersuchungsergebnisse mit Gamithromycin präsentierte Inga Stamphøj auf dem DVG-Kongress für kleine

(27)

Wiederkäuer 2012 auf Rügen (STAMPHØJ 2012). Mit der Dosierung, die für das Rind zugelassen ist (6 mg/kg KGW), konnte in 23 von 29 Beständen eine Sanierung der akuten Moderhinke erfolgreich umgesetzt werden.

Einen weiteren Beweis für die Effektivität von Gamithromycin bei Klauenerkrankungen stellen die Studien von SARGISON (2011) dar. In seinem Fallbericht wird die erfolgreiche Behandlung der atypischen Moderhinke, verursacht durch Bacteroides melaninogenicus (B. melaninogenicus) beschrieben. B. melaninogenicus zählt zu- sammen mit Treponema spp., F. necrophorum, Porphyromonas levii (P. levii) und Campylobacter spp. zum Ursachenkomplex der Digitalen Dermatitis des Rindes (BERG u. LOAN 1975; COOK 1995; GOMEZ et al. 2012; DÖPFER et al. 2012).

Das einzige derzeit für die Moderhinketherapie in Deutschland zugelassene Makrolid ist Tilmicosin. Abgeleitet aus den eigenen Feldversuchen mit Tilmicosin bei der Kontagiösen Ovinen Digitalen Dermatitis (Contagious Ovine Digital Dermatitis CODD), vermutete WATSON (1999), dass eine Behandlung mit dem Antibiotikum auch bei der Moderhinke zur Verbesserung des klinischen Bildes führt. Studien, die den Erfolg einer Moderhinketherapie mit verschiedenen Makroliden vergleichend darstellen, liegen nicht vor.

Auch Cephalosporine und Fluorchinolone gewinnen bei der interdigitalen Dermatitis des Rindes immer mehr an Bedeutung (RUTTER et al. 2001; KAUSCHE u. ROBB 2003). So zeigten in einer kanadischen Studie mit Ceftiofur als kristallin freie Säure 99,5 % der zuvor erkrankten Rinder 14 Tage später keine klinisch sichtbaren Läsionen mehr (VAN DONKERSGOED et al. 2008).

Eine aktuelle Studie mit Fluorchinolonen belegt deren Wirksamkeit gegenüber Moderhinke. KALER et al. (2012) wandten ein Enrofloxacin- und Langzeitoxytetra- zyklinpräparat vergleichend bei der akuten sowie chronischen Form der Moderhinke an. Signifikante Unterschiede zwischen den beiden Antibiotika im Hinblick auf eine klinische Verbesserung konnten nicht ermittelt werden. Jeweils nach durchschnittlich sieben Tagen bei der akuten bzw. 14 bis 21 Tagen bei der chronischen Form der Moderhinke bestand kein Hinweis mehr auf einen lokalen Entzündungsprozess.

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2.3.2 Voraussetzungen für ein Antibiotikum zur Bekämpfung der Moderhinke Abgeleitet aus den Ergebnissen der in Kapitel 2.3.1 beschriebenen Studien und den betriebswirtschaftlichen Möglichkeiten für den Schäfer sollte ein Antibiotikum bei der Moderhinketherapie über folgende Eigenschaften verfügen:

schnelle Anflutung im entzündeten Gewebe, Cmax innerhalb von 5 bis 6 h nach Applikation, gute Gewebegängigkeit, hohes Verteilungsvolumen (Vd > 0,25 l/kg) lange Halbwertszeit und lang anhaltender postantibiotischer Effekt

bakterizider Wirkungsmechanismus und breites Wirkungsspektrum

nachgewiesene Wirksamkeit gegenüber D. nodosus und F. necrophorum im Resistenztest oder aus Studien unter Feldbedingungen

geringe Resistenzentwicklung

ungefährliche Anwendung für Mensch und Tier in überschaubarer Dosierung hohe therapeutische Breite

preisgünstig bei geringer Wartezeit für essbare Gewebe und Milch

Entscheidend für den Therapieerfolg ist laut KALER et al. (2010a, 2012) die Aufrecht- erhaltung eines therapeutischen Wirkstoffspiegels über einen Zeitraum von mindestens 72 h bei der akuten und von 12 Tagen bei der chronischen Form der Moderhinke. Dieses Ziel kann der Schäfer entweder mittels der Verwendung eines Langzeitpräparates oder durch mehrmalige Injektionen erzielen.

2.3.3 Rechtsgrundlage für den Einsatz von Antibiotika

Die Rechtsgrundlage für die Anwendung von Arzneimitteln bei lebensmittelliefernden Tieren stellen insbesondere das Arzneimittelgesetz (§ 56a), die EU-Verordnungen (VO) 470/2009 und VO 37/2010 sowie die VO über die tierärztliche Hausapotheke (TÄHAV) und die Tierhalter Arzneimittel Nachweisverordnung dar. Das einzig zugelassene Injektionspräparat zur Behandlung der Moderhinke ist Tilmodil® (Injektionslösung für Schafe und Rinder, WDT-Wirtschaftsgenossenschaft Deutscher Tierärzte eG, Garbsen). Folglich besteht in Deutschland im Hinblick auf die Moderhinke des Schafes kein Therapienotstand und die Umwidmung anderer

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Antibiotika ist laut § 56a des AMG ausschließlich nach dem Nachweis einer unzureichenden Wirksamkeit von Tilmicosin zulässig. Oxytetrazyklin ist lediglich in Sprays zur lokalen Anwendung der Moderhinke und zur Wundpflege zugelassen.

2.3.4 Pharmakologische Eigenschaften verwendeter Antibiotika

2.3.4.1 Makrolide im Vergleich

Makrolide besitzen einen charakteristischen zentralen 14 bis 16 gliedrigen Lactonring.

Über glykosidische Bindungen ist dieser Lactonring entweder mit mindestens zwei Neutral- oder Aminozuckern verknüpft (PRESCOTT et al. 2000a; KROKER et al. 2007). Abgeleitet nach BRYSKIER et al. (1993) können die in der vorliegenden Studie angewandten Makrolide; Tulathromycin, Gamithromycin, Tilmicosin und Tildipirosin, entsprechend der Anzahl von Kohlenstoffatomen im Lactonring, in verschiedene Untergruppen klassifiziert werden (siehe Abb. 1).

Makrolid Antibiotika

14-gliedriger Lactonring 15-gliedriger Lactonring15-gliedriger Lactonring 16-gliedriger Lactonring16-gliedriger Lactonring 14-gliedriger Lactonring

Tilmicosin natürlich

vorkommend halbsynthetisch natürlich

vorkommend halbsynthetisch

Tildipirosin halbsynthetisch

Gamithromycin Tulathromycin

(zu 90%)

Abb. 1: Makrolide, die in der vorliegenden Studie angewandt wurden (Einteilung modifiziert nach BRYSKIER et al. 1993)

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Tulathromycin liegt in wässrigen Lösungen zu 90 % als 15-gliedriges Ringazalid und zu 10 % in 13-gliedriger Ringform vor (BENCHAOUI et al. 2004).

Eine weitere Zuordnung ist bspw. anhand der Anzahl an Aminogruppen durchführbar.

Demnach zählt Tulathromycin als erster Vertreter zu den Triameliden, was mit einer erhöhten Wirksamkeit gegenüber gram-negativen Bakterien einhergeht (LETAVIC et al. 2002).

2.3.4.1.1 Pharmakodynamik

Makrolide sind vorwiegend bakteriostatische Antibiotika mit einem breiten Wirkungsspektrum gegen gram-positive und einige gram-negative Bakterien (BURROWS 1980). In hohen Wirkstoffkonzentrationen verabreicht, tritt eine irre- versible Schädigung des Agens ein, die auch gegen Anaerobier, Mykoplasmen und intrazelluläre Erreger gerichtet ist (PRESCOTT et al. 2000a). In der Veterinärmedizin werden sie insbesondere zur Therapie und Metaphylaxe von respiratorischen Erkrankungen in Schweine- und Rinderbeständen eingesetzt (TRAEDER u.

GROTHUES 2004; BENCHAOUI et al. 2004).

Die bakteriostatische Wirkung beruht auf einer reversiblen Hemmung der Proteinsynthese durch kovalente Bindung an Proteine des Peptidyltrans- ferase-Zentrums. Somit zählen die Makrolide, neben den Lincosamiden und Streptograminen, zu der MLS Gruppe (Makrolid-Lincosamid-Streptogramin Gruppe), die als gemeinsamen Angriffspunkt die 50 s Untereinheit der Ribosomen nutzen (KROKER et al. 2007). Ausgelöst durch eine Störung in der Elongationsphase wird die Translokation der Peptidyl-t-RNA von der Akzeptor- zur Donatorstelle verhindert, welches zur dauerhaften Bindung der Peptidyl-t-RNA an die Akzeptorstelle führt.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Aufrechterhaltung einer ausreichend hohen Wirkstoffkonzentration über einen festgelegten Zeitraum (NIGHTINGALE 1997), damit das Medikament in jedem Zyklusabschnitt der Proteinsynthese an die Ribosomen binden kann.

Ein für Makrolide nachgewiesener postantibiotischer Effekt gegen bestimmte Bakterienarten, z. B. Streptokokken, begünstigt trotz fallenden Konzentrations- spiegels unter den MHK-Wert zusätzlich die Hemmung des Bakteriumwachstums

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(CARBON 1998). Aufgrund des linearen Zusammenhangs zwischen der verabreichten Konzentration einzelner Makrolide und dem postantibiotischen Effekt schlussfolgerten McDONALD et al. (1977), dass bei hochdosierter Anwendung die antimikrobielle Wirkung über einen längeren Zeitraum anhält. Untersuchungen, die einen postantibiotischen Effekt der Makrolide gegenüber D. nodosus oder Bacteroides sp.

beschreiben, liegen derzeit nicht vor.

2.3.4.1.2 Pharmakokinetik

Die Pharmakokinetik stellt die wichtigsten Prozesse dar, denen ein Wirkstoff im Organismus nach Applikation unterliegt (FREY 2007). Hierzu zählen die Freisetzung aus der Darreichungsform (Liberation), die Resorption (Absorption), die Verteilung im Körper (Distribution), die Metabolisierung (Metabolism) und die Exkretion (Excretion).

Die in Form von Estern oder Salzen zur Verbesserung der Bioverfügbarkeit und Wasserlöslichkeit parenteral verabreichten lipophilen Makrolide werden am Applikationsort schnell resorbiert und zum größten Teil hydrolytisch oder enzymatisch in die aktive Form umgewandelt. Durch die glykosidisch gebundenen Zuckerreste er- halten sie basische Eigenschaften, die in zahlreichen Geweben, wie Lunge, Leber und Euter, mit einer Akkumulation der aktiven Metaboliten einhergehen (KROKER et al.

2007). Hohe Konzentrationsspiegel im Entzündungsgebiet werden durch die Frei- setzung des Wirkstoffs aus umliegenden Gewebezellen und in Folge einer Anreicherung der aktiven Metaboliten in Leukozyten und Makrophagen erzielt. Die geringe Affinität der neueren Makrolide zu Effluxpumpen an der Zellmembran trägt im Weiteren zur Aufrechterhaltung der hohen Konzentrationsspiegel bei (TRAEDER u.

GROTHUES 2004). Der Serumkonzentrationswert eines Makrolids gibt somit keinen Aufschluss über die Effektivität des Wirkstoffs. Die Art der Metabolisierung unterliegt zwischen den Makroliden individuellen Unterschieden. Die Ausscheidung erfolgt ent- weder über die Galle oder zum geringen Anteil auch über den Urin.

Speziell für die Moderhinketherapie relevante typische Eigenschaften der neueren Makrolidvertreter sind die gute Resorptionsrate, die hohe Bioverfügbarkeit, das hohe Verteilungsvolumen, die nachgewiesene gute Penetration in die Zellschichten der

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Haut und die lange Halbwertszeit im Vergleich zu bspw. Erythromycin (CARBON 1998; NOLI u. BOOTHE 1999; BENCHAOUI et al. 2004).

Tab. 1: Vergleichende Darstellung der Pharmakokinetik von Tulathromycin, Gamithromycin, Tilmicosin, Tildipirosin und Erythromycin; Referenzwerte für Rind und Kalb bzw. Schaf (Tilmicosin) nach parenteraler Applikation

Wirkstoff

Tulathromycin (1)

Gamithromycin (2)

Tilmicosin (3)

Tildipirosin (4)

Erythromycin (5)

tmax (min) 30 30-60 ca. 240 23 ca. 340

Bioverfügbarkeit (%) 90 >98 78,9 32-34

Plasmaproteinbindung

(%) 40 74 20-25 30 70-80

t1/2 (h) 90 >48 34,6±8,1 ca. 216 1-3

Vss (l/kg) 11 25 25 ca. 50 1-2

1=NOWAKOWSKI et al. (2004); EVANS (2005), 2=HUANG et al. (2010), 3=MODRIC et al. (1998), 4=MENGE et al. (2012), 5=KROKER (2010), tmax=Zeitpunkt an dem die maximale Plasmakonzentration erreicht wird, t1/2=Halbwertszeit, Vss=scheinbares Verteilungsvolumen im Steady-state

2.3.4.1.3 Nebenwirkungen

Makrolide zeichnen sich durch eine sehr gute systemische Verträglichkeit aus (PRESCOTT et al. 2000a; KROKER et al. 2007). Jedoch können an der Injektions- stelle max. zwei bis drei Wochen lang lokale Entzündungsreaktionen auftreten. Für Tildipirosin und Tilmicosin bestehen aufgrund ihrer kardiovaskulären Toxizität bei Mensch und Tier besondere Sicherheitsmaßnahmen (BÄUMER 2012). Die geringe therapeutische Breite und die Toxizität für Ziegen (CHRISTODOULOPOULOS et al. 2002) schränken, neben dem Abgabeverbot an den Landwirt, die Anwendung von Tilmicosin bei der Moderhinketherapie ein.

2.3.4.2 Langzeitoxytetrazykline

Die Strukturformel der Tetrazykline wird aus vier linearen Sechserringen, dem Tetracen, gebildet (KROKER et al. 2007). Eine Differenzierung zwischen den Derivaten ist anhand der substituierten Reste an den Ringpositionen durchführbar (RIVIERE u. PAPICH 2009a).

(33)

Oxytetrazyklin: R1=H, R2=H,

R3=CH3-OH, R4=OH

Chlortetrazyklin: R1=Cl, R2=H,

R3=CH3-OH, R4=H Abb. 2: Strukturformel der Tetrazykline

2.3.4.2.1 Pharmakodynamik

Oxytetrazykline zählen zu den Breitspektrumantibiotika mit pharmakologischen Eigenschaften, die aus Sicht einer erfolgreichen Moderhinkebehandlung von Interesse sind (siehe Kapitel 2.3.2). Neben der bakteriostatischen Wirkung gegen F. necrophorum konnte in Resistenztests ein hemmender Effekt auf das Wachstum von D. nodosus nachgewiesen werden (GRADIN u. SCHMITZ 1983). Tetrazykline binden an die 30 s Untereinheit der Ribosomen, wodurch eine Störung der Proteinsynthese nach Interaktion mit der Aminoacyl-tRNA an dem Messenger-RNA-Ribosomen Komplex ausgelöst wird (PRESCOTT 2000b; KROKER et al. 2007).

2.3.4.2.2 Pharmakokinetik

Aus mehreren Studien gehen die pharmakokinetischen Eigenschaften nach par- enteraler Applikation eines Langzeitoxytetrazyklins bei Schaf und Ziege hervor (ESCUDERO et al. 1994, 1996; CRAIGMILL et al. 2000). Neben einer guten Resorption an der Injektionsstelle (Schaf: tmax = 1,79 ± 0,61 h, Ziege:

tmax = 3,20 ± 0,45 h) wiesen ESCUDERO et al. (1996) 72 Stunden nach der Anwend- ung für beide Tierarten Plasmakonzentrationen über dem festgelegten minimalen effektiven Grenzwert von 0,5 µg/ml nach. Dieser Long-Acting-Effect ist formulierungsbedingt. Des Weiteren zeichnet sie eine hohe Bioverfügbarkeit von mindestens 65,5 % (ESCODERO et al. 1994), ein geringes Proteinbindungsvermögen (20 %), eine lange Eliminationshalbwertszeit von ca. 28 Stunden (ESCUDERO et al.

1996) und ein hohes Verteilungsvolumen (Vss 3,08 L/kg, CRAIGMILL et al. 2000) aus.

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2.3.4.2.3 Nebenwirkungen

Tetrazykline können zu lokalen und systemischen unerwünschten Wirkungen bei Schafen und Ziegen führen. Schmerzhafte Umfangsvermehrungen sowie Nekrosen können nach intramuskulärer Applikation an den Injektionsstellen entstehen, die auf die absorptionsfördernden Substanzen in der Injektionslösung zurückzuführen sind (KROKER et al. 2007). Bei eingeschränkter Funktion der Eliminationsorgane Niere und Leber sollte auf eine Initialtherapie mit Tetrazyklinen verzichtet werden. Dies schließt auch die Behandlung im Wachstum befindlicher Tiere mit ein. Weitere unerwünschte Wirkungen sind die Ablagerungen von Tetrazyklin-Calcium-Chelaten im Zahnschmelz, das Auftreten von Photodermatitiden und die Teratogenität dieser Wirkstoffgruppe (PRESCOTT 2000b; RIVIERE u. PAPICH 2009a).

2.3.4.3 Lincomycin und Spectinomycin

In der Veterinärmedizin sind Kombinationspräparate, die Lincomycin und Spectino- mycin enthalten, verfügbar. Lincomycin als Vertreter der Lincosamide (Pyrrolidine) besteht aus dem schwefelhaltigen Aminozucker Oktose, der über eine Amidbindung mit einem Derivat der Aminosäure Prolin (Propylprolin) verknüpft ist (PRESCOTT 2000a; KROKER et al. 2007). Spectinomycin wird oftmals den Aminoglykosid Antibiotika zugeordnet, besitzt aber keinen Aminozucker in der chemischen Struktur und zählt folglich zu den Aminocyclitolen (PRESCOTT 2000c; KROKER 2010).

Abb. 3: Strukturformel Spectinomycin Abb. 4: Strukturformel Lincomycin

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2.3.4.3.1 Pharmakodynamik

Mit der Kombination beider Antibiotika wird das Ziel einer synergistischen Wirkungssteigerung verfolgt (BURROWS 1980). Bezüglich des Wirkungsmechanis- mus der Lincosamide sei auf die Makrolide verwiesen (Kapitel 2.3.4.1.1).

Spectinomycin wiederum greift durch die Bindung an die ribosomale 30 s Untereinheit in die Proteinsynthese der Bakterien ein und verursacht einen vorwiegend bakterio- statischen Effekt. Der Erfolg dieser Wirkstoffkombination bei der Moderhinketherapie spiegelt sich in den Untersuchungen von VENNING et al. (1990) wider (siehe Kapitel 2.3.1).

2.3.4.3.2 Pharmakokinetik

Durch das geringe Verteilungsvolumen von Spectinomycin (Vd < 0,25) ist eine alleinige Therapie mit diesem Antibiotikum aus pharmakokinetischen Gesichtspunkten bei der Behandlung von Moderhinke abzulehnen (BÄUMER 2012). Nur in Verbindung mit Lincomycin, das sich durch eine gute Gewebegängigkeit auszeichnet, können ausreichend hohe Wirkstoffkonzentrationen in Knochen- und Hautzellen erzielt werden (KROKER 2010). Das hohe Verteilungsvolumen (> 1 l/kg) von Lincomycin nach parenteraler Applikation beruht auf dem lipophilen Charakter und der Fähigkeit die Zellmembran zu penetrieren (PRESCOTT 2000a; KROKER et al. 2007). Diese Wirkstoffkombination stellt aufgrund der geringen Halbwertszeit (t1/2 3–5 h) und der Resistenzlage nicht das Mittel der Wahl bei der Therapie von Moderhinke dar (PÍRIZ DURÁN et al. 1991).

2.3.4.3.3 Nebenwirkungen

Intramuskulär verabreichtes Lincomycin ist für Schafe, bis auf die lokalen schmerzhaften Irritationen an der Injektionsstelle mit evtl. einhergehender neuromuskulärer Blockade oder anaphylaktischem Schock, weitgehend ungefährlich (BURROWS 1980; PRESCOTT 2000a; RIVIERE u. PAPICH 2009b; KROKER 2010).

Spectinomycin führt zu ähnlichen lokalen Reaktionen. Die nephro- und ototoxische Wirkung nach parenteraler Aminogyklosid-Applikation wird bei Spectinomycin selten

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3 MATERIAL UND METHODEN

3.1 Materialien

3.1.1 Versuchstiere

Die unterschiedlichen Wirkstoffe wurden an insgesamt 123 Schafen in vier Versuchs- durchgängen getestet. Alle Tiere waren spontan an Moderhinke erkrankt.

Im ersten Durchgang handelte es sich um 22 Graue Gehörnte Heidschnucken, davon 19 Mutterschafe und drei Bocklämmer, die aus einem Moderhinke positiven Betrieb stammten. Zusätzlich wurden zwei reinrassige Merinoschafe aus einem Vorversuch mit in die Versuchsgruppe integriert. Der Landwirt versicherte beim Auftreten von hgr.

Lahmheiten nach Anweisung des Tierarztes die entsprechenden Tiere üblicherweise mit einem Langzeitoxytetrazyklinpräparat zu behandeln. Im Jahr 2010 wurden einzelne Tiere mit Footvax® (MSD Animal Health, Intervet Deutschland GmbH, Unterschleißheim) geimpft. Zu ihnen zählten auch sieben Probanden aus dem Tierversuch. Die Tiere zeigten das klinische Bild einer subakuten Form der Moder- hinke. Die gemeinsame Haltung mit chronisch an Mauke erkrankten Pferden und der nicht auszuschließende Wildwechsel insbesondere durch einen Mufflon-Bock in der Weideperiode sind aus epidemiologischer Sicht von Interesse. Am Ende des Versuchs nach Ablauf der Wartezeit wurden die Tiere dem Besitzer ausgehändigt.

Die Schafe des zweiten und dritten Versuchsdurchgangs wurden aus einem gemeinsamen Herkunftsbetrieb in die Klinik verbracht. Es handelte sich um Kreuzungstiere unterschiedlichen Alters und Geschlechts mit chronisch deformierten Klauen. Eine Vorbehandlung fand im Betrieb nicht statt. Die Anzahl der Schafe im zweiten und dritten Durchgang betrug 24 respektive 40 Tiere.

Die letzten 35 Tiere aus dem vierten Versuchsdurchgang stammten aus einer Wanderschäferei. Der Schäfer lässt die Tiere auf einen Truppenübungsplatz südlich der Lüneburger Heide grasen. Die Behandlung bzw. Prophylaxe mit Footvax® (MSD Animal Health, Intervet Deutschland GmbH, Unterschleißheim) hatte er bezüglich einer nicht ausreichenden Senkung der Moderhinke-Prävalenz im Jahr zuvor einge- stellt. Es waren reinrassige schwarzköpfige Fleischschaflämmer unterschiedlichen

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