• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Telemedizin: Bausteine für eine E-Health-Strategie" (09.11.2012)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Telemedizin: Bausteine für eine E-Health-Strategie" (09.11.2012)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

TELEMEDIZIN

Bausteine für eine E-Health-Strategie

Neben der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte gewinnen

telemedizinische Verfahren zunehmend an Bedeutung. Sie sollen vor allem die bedarfsgerechte medizinische Versorgung in ländlichen Regionen sicherstellen.

Selbstverwaltung und den betroffe- nen Unternehmensverbänden getra- gen wird, Konzepte und Maßnah- men erarbeiten. In seinem Vortrag ging Ilka vor allem auf drei Maß- nahmen ein:

Am 14. November 2012 geht das „Deutsche Telemedizin-Portal“

online. Die Plattform wird einen systematischen Überblick über be- stehende Telemedizinprojekte er- möglichen. Beim Start sind Infor- mationen über 150 Projekte, etwa zu Finanzierung, technischen Stan- dards, Datenschutzkonzepten, ab- rufbar. Das Portal soll dazu beitra- gen, Umsetzungshürden abzubauen und Kooperationen zwischen Ak- teuren zu erleichtern (siehe Artikel

„Die Erfahrungen anderer nutzen“

in diesem Heft).

Beim IT-Gipfel der Bundesre- gierung Mitte November in Essen wird zudem ein Kriterienkatalog für Telemedizin vorgelegt. Dieser soll für künftige Projekte ein Raster vorgeben, was bei Planung, Ent- wicklung und Evaluation zu beach- ten ist und welche Kriterien für die Kostenübernahme relevant sind. In den Katalog seien die Anforderun- gen der Ärzte und die vom Deut- schen Ärztetag 2010 beschlossenen

„Voraussetzungen für gute Teleme- dizin“ eingeflossen, erklärte Dr.

med. Franz-Joseph Bartmann, der Telematikbeauftragte der Bundes- ärztekammer.

Außerdem hat das BMG eine Planungsstudie zur Interoperabilität in Auftrag gegeben, um fachge- biets- und sektorenübergreifende Versorgungsprozesse stärker zu un- terstützen und Insellösungen entge- genzuwirken. Hintergrund sind die vielen heterogenen Systeme und untereinander nicht kommunikati- onsfähigen Netze. Bis Juli 2013 sollen Verfahrens- und Strukturvor-

D

ie demografische Entwick- lung, die zunehmende Spe- zialisierung und die Änderungen der Versorgungsstrukturen im länd- lichen Raum sind die drei zentralen Herausforderungen, denen das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) unter anderem mit einer na- tionalen E-Health-Strategie begeg- nen will. „Wir haben hier erhebli- che Fortschritte erzielt“, betonte Thomas Ilka, Staatssekretär im BMG, beim 3. Nationalen Fachkon- gress Telemedizin in Berlin.

Das betrifft aus Sicht des Bundes- ministeriums zunächst vor allem die Einführung der elektronischen Ge- sundheitskarte (eGK) und den damit verbundenen Aufbau einer bundes- weiten Telematikinfrastruktur als technologische Basis: So sind die ge- setzlichen Krankenkassen dazu ver- pflichtet, bis Ende 2012 an 70 Pro- zent ihrer Versicherten (etwa 50 Mil- lionen Menschen) die neuen Karten aus zugeben. Im nächsten Jahr soll der Ausgabeprozess abgeschlossen wer- den – die Chancen dafür stehen nach Meinung von Experten gut.

Im Frühjahr 2013 soll zudem der Zuschlag für die großflächigen Feld- tests der eGK an ein Indus- triekonsortium erteilt wer-

den. Die Tests, die zunächst die On- line-Aktualisierung der Versicher- tenstammdaten und die qualifizierte elektronische Signatur umfassen, sollen im vierten Quartal 2013 in fünf Regionen (Bochum/Essen, Flensburg, Ingolstadt, Löbau/Zittau und Trier) starten, berichtete Prof.

Dr. Arno Elmer, Hauptgeschäftsfüh- rer der Betreibergesellschaft Gema- tik. Parallel dazu werden weitere Anwendungen wie das Notfalldaten- management und die Arzneimittel- therapiesicherheit vorbereitet.

An Datenschutz und Datensi- cherheit würden dabei keine Abstri- che gemacht, hob Ilka hervor. Der Bundesbeauftragte für den Daten- schutz und das Bundesamt für Si- cherheit in der Informationstechnik seien intensiv eingebunden.

E-Health-Initiative soll Telemedizin vorantreiben

Der zweite große Bereich der E-Health-Strategie betrifft die Tele- medizin. Ziel ist es, die flächen - deckende Nutzung von telemedizi- nischen Anwendungen voranzubrin- gen und den Weg in die Regel - versorgung zu ebnen. Hierzu soll die Mitte 2010 gegründete E- Health-Initiative des Bundes, die von allen Spitzenorganisationen der

Fotos: Fotolia/XtravaganT

A 2236 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 109

|

Heft 45

|

9. November 2012

P O L I T I K

(2)

Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 109

|

Heft 45

|

9. November 2012 A 2237 sätzlichen Novellierung der Weiter-

bildung solle Telemedizin als Son- derbereich aufgenommen werden, kündigte Bartmann an.

Hierfür wie auch für die Imple- mentierung von Telemedizin in die Versorgung spielen die wis- senschaftlichen Fachgesellschaf- ten eine wesentliche Rolle. Der Verbreitungsgrad telemedizinischer Methoden in den einzelnen Fach- gebieten ist zwar sehr unter- schiedlich und das Anwendungs- spektrum heterogen, das Interesse gleichwohl groß.

„Die Diabetesversorgung könnte eine Kerndomäne telemedizinischer Anwendungen werden“, erklärte et- wa Prof. Dr. med. Diethelm Tschö- pe, Vorsitzender der Deutschen Dia- betes-Gesellschaft. Die technischen Voraussetzungen seien inzwischen weit fortgeschritten: So gebe es die Möglichkeit, die Blutzuckerwerte

„in realtime“ zu erfassen, zu be -

werten und patientenrelevante Maß- nahmen zu ergreifen. Ob jedoch der Gewinn an Stoffwechselbetreuungs- qualität sich in einen Endpunktege- winn übersetzen lasse, sei wegen der Komplexität der Erkrankung noch unklar. Es gelte, für die einzelne An- wendung Evidenz zu entwickeln.

„Vor der Regelversorgung steht die projektbezogene Evaluation“, betonte Tschöpe. „Hierfür sind eine kritische Masse und der Einsatz vor allem in selektierten Patientengruppen not- wendig.“

Auch in der Inneren Medizin be- fasst man sich intensiv mit telemedi- zinischen Verfahren. „Beim Internis- tenkongress im Frühjahr 2013 haben wir Telemedizin als Hauptthema ge-

wählt“, sagte Prof. Dr. med. Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der Deut- schen Gesellschaft für Innere Medi- zin. Fölsch berichtete von der Ent- wicklung einer Leitlinien-App für die Innere Medizin. Diese ist als Container konzipiert, in den künftig weitere Leitlinien-Apps integriert werden sollen. Fertiggestellt ist die App zur tiefen Venenthrombose. Sie ermöglicht die Score-Berechnung der klinischen Wahrscheinlichkeit für eine Venenthrombose auf Basis hinterlegter Algorithmen. Die Thera- pieschritte sind als Pfad aufbereitet.

Kontextsensitive Infos und die Voll- texte der Leitlinien sind zusätzlich verfügbar. Die Verknüpfung solcher interaktiven Leitlinien mit telemedi- zinischen Anwendungen, etwa dem Abfragen biometrischer Parameter des Patienten, eröffne künftig neue Wege, um Therapiekonzepte zu erar- beiten, meinte Fölsch.

Heike E. Krüger-Brand schläge erarbeitet werden, die auf-

zeigen, wie die Interoperabilität im Gesundheitswesen verbessert wer- den kann. Die Basis bildet eine Be- standsaufnahme der Ansätze auf na- tionaler und internationaler Ebene.

Darüber hinaus enthält das An- fang 2012 in Kraft getretene GKV- Versorgungsstrukturgesetz Ilka zu- folge wichtige Voraussetzungen für den Telemedizineinsatz vor allem im ländlichen Raum (Kasten). Teleme- dizin soll dort wichtiger Bestandteil der medizinischen Versorgung wer- den. „Der Bewertungsausschuss muss bis März 2013 festlegen, in welchem Umfang ärztliche Leistun- gen des Einheitlichen Bewertungs- maßstabes (EBM) ambulant teleme- dizinisch erbracht werden können und wie in Folge der EBM anzupas- sen ist“, erläuterte Ilka. Der Prü- fungsauftrag umfasse auch die Kos- tenpauschale für die Übermittlung ärztlicher Unterlagen wie den elek- tronischen Arztbrief als Papier ersatz.

Im Hinblick auf eine mögliche Vergütung telemedizinischer Verfah- ren kommen nach Meinungen von Experten beispielsweise Leistungen der Teleradiologie und Telepatholo- gie, ebenso das Telemonitoring, etwa von Patienten mit Herzinsuffizienz, COPD oder Diabetes, infrage.

Fachspezifischer Ansatz bei Fortbildung zu Telemedizin

Schließlich spielt die Telemedizin auch in der ärztlichen Fortbildung zunehmend eine Rolle. „Über Fort- bildungsmaßnahmen können Ärzte für die Anwendung telemedizini- scher Methoden qualifiziert wer- den“, sagte Bartmann. Vom ur- sprünglichen Plan, ein allgemeines

„Zertifikat Telemedizin“ für die Fortbildung zu entwickeln, sei man allerdings abgerückt. Aufgrund der vielen Spielarten, in denen Teleme- dizin zum Einsatz kommen könne, sei ein fachspezifischer Ansatz not- wendig, der auf das jeweilige Fach- gebiet und die jeweilige Methode fokussiere. Hinzu kommen fach - gebietsübergreifend juristische As- pekte (Haftung, Datenschutz, Be- rufsrecht) sowie spezifische kom- munikative Aspekte und informati- onstechnisches Grundwissen. Auch in der für 2014 geplanten grund-

§ 87 Absatz 2 a Sozialgesetzbuch V (. . .) „Bei der Überprüfung nach Absatz 2 Satz 2 prüft der Bewertungsausschuss bis spätestens zum 31. Oktober 2012, in welchem Umfang am- bulante telemedizinische Leistungen erbracht werden können; auf dieser Grundlage beschließt er bis spätestens zum 31. März 2013, inwieweit der Einheitliche Bewertungsmaßstab für ärztliche Leistungen anzupassen ist.“

Begründung:

Telemedizin soll vor allem für den ländlichen Raum ein wichtiger Bestandteil der vertragsärzt - lichen Versorgung werden und besonders gefördert werden. (. . .) Dieser Auftrag bezieht sich auch auf die Überprüfung des Anpassungsbedarfs der bundesmantelvertraglich vereinbarten Kosten - pauschalen (Kapitel 40 des EBM) hinsichtlich der elektronischen Übermittlung ärztlicher Unterlagen.

GKV-VERSORGUNGSSTRUKTURGESETZ

P O L I T I K

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Gerade im Aufbau einer Telematik- infrastruktur sieht die Politik insbe- sondere mit Blick auf die zukünftige Gewährleistung einer flächendecken- den medizinischen Versorgung im

Hinsichtlich der Fachgebiete, in denen Telemedizin eingesetzt wurde, dominierte die Radiologie mit 19,5 Prozent, gefolgt von der Neurologie und Chirurgie/Orthopädie mit jeweils

Im EU-Projekt UniversAAL (www.universaal.org) beispielsweise geht es darum, eine universelle Plattform für Smart - phones und Apps zu entwickeln, über die Lösungen für Gesundheit,

Ein inno- vatives Abnehmprogramm der Uni- versitätsklinik in Magdeburg zeigt, dass Telemonitoring der körperli- chen Aktivität eine solche Alterna - tive darstellen kann..

Beispiele für Projekte: Neutrale Beratung, Wei- ter- und Fortbildungsangebote für Ärzte, Medizini- sche Fachangestellte und Patienten, virtuelle Kli- nik OWL,

Nicht zuletzt könnte mit einer Wiedereinfüh- rung der Meldepflicht, die seit 2001 ausge- setzt wurde, überprüft werden, ob sich die In- fektion, an der derzeit schätzungsweise 300

D ie intensive Beschäftigung mit Telemedizin als einer Komponenten der Patientenver - sorgung gehört für die privaten Kli- nikketten inzwischen zum Pflicht - programm, auch

Mi- nerva KG, Darmstadt, 2005, 308 Seiten, Grafiken, kartoniert, 24 A Am Lehrstuhl für Innovati- ons- und Technologiemanage- ment der Technischen Univer- sität Berlin hat