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Archiv "Imagekampagne: Unglücklich und überflüssig" (21.06.2013)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 25

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21. Juni 2013 A 1255

Das Leser-Forum

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

LEBERTE S T

Die Bestimmung der Alaninaminotrans - ferase (ALT) gehört nach Meinung von Experten in den Check-up 35 plus (DÄ 20/2013: „Le- bertest: In den Gesundheits-Check auf- nehmen“).

Erhöhte Anforderungen an screenende Ärzte

In der oben genannten Meldung be- richten Sie, die Deutsche Gesell- schaft für Verdauungs- und Stoff- wechselkrankheiten fordere, die Be- stimmung der ALT . . . allen Mit- gliedern gesetzlicher Krankenkas- sen ab einem Alter von 35 Jahren anzubieten. So könne der Entste-

hung unheilbarer Leberkrankheiten wirksam vorgebeugt werden.

Dieses Ziel ist begrüßenswert und die Bestimmung der ALT ein Schritt zu diesem Ziel. Die Bestim- mung als Screeningparameter stellt aber auch erhöhte Anforderungen an die screenenden Ärzte. So ist nicht jedem ärztlichen Kollegen dauerhaft präsent, dass der Refe- renzbereich eines Laborwertes die zentralen 95 Prozent des Spektrums bei gesunden Personen umfasst, dass also prinzipiell immer auch 2,5 Prozent der gesunden Proban- den (jeder 40.) ALT-Ergebnisse oberhalb des Referenzbereichs ha- ben werden. Der Parameter korre- liert mit Körpergröße und -gewicht, was bisher in den Referenzberei- chen nicht berücksichtigt wird. Zu- sätzliche Unschärfen gibt es durch

verschiedene Bestimmungsmetho- den unterschiedlicher Hersteller . . . Ein wesentlicher Teil der Erhöhun- gen (. . . mehr als zwei Drittel) sind nicht durch primäre Lebererkran- kungen, sondern Mitreaktionen der Leber bei zahlreichen anderen Er- krankungen bedingt. Weiter gibt es zahlreiche ALT-Erhöhungen durch die verschiedensten Medikamente.

Die meisten Probleme lassen sich durch eine sorgfältige Anamnese, klinische Untersuchung und diffe- renzierte Laboruntersuchung abklä- ren, sind aber bei der Befürwortung des Screenings mit ihren Konse- quenzen für den betroffenen Patien- ten und das Budget zu berücksichti- gen.

Priv.-Doz. Dr. med. habil. Gregor Caspari, LADR GmbH, Medizinisches Versorgungszentrum, 10559 Berlin

S

D A f n E C ( bertest: IndenGesu

IM AGEK A MPA GNE

Das Bild der Ärzte in der Öffentlichkeit soll verbessert wer- den (DÄ 16/2013:

„Imagekampagne der niedergelasse- nen Ärzte: ,Wir ar- beiten für Ihr Leben gern‘“ von Heike Korzilius und Sabine Rieser).

Unglücklich und überflüssig

Ich bin konsterniert über diese Kampagne. Sie ist peinlich. Ich möchte nicht, dass Ärzte wie Phar- mafirmen oder Ölmultis mit Dreck am Stecken als PR-Maßnahme her- halten sollen.

Wir Ärzte haben einen sehr guten Ruf in der Gesellschaft, die

„Schmutz-Aktion“ der Krankenkas-

sen ist doch gar nicht bei den Pa- tienten angekommen, keiner spricht einen darauf an. Diese Aktion ist nur durch die Medien hochgepuscht worden.

Deswegen jetzt diese wahnwitzig teure Aktion zu starten, ist inakzep- tabel und könnte in manchen Köp- fen auch den Verdacht hervorrufen, es ist was dran an der Sache mit den Krankenkassen – sie wissen schon:

„Si tacuisses . . .“

Dass durch die Aktion junge Ärzte zum Arztberuf in Deutschland an- geregt werden, ist lächerlich.

Unangenehm ist auch, dass die Pla- kate im Hintergrund so gehalten sind wie früher die Lucky-Strike- Werbung . . . Warum muss man zur Top-Werbezeit für den Arztberuf werben? 15 000 000 Euro, anteilig auch von meinem Geld, wurde aus- gegeben, ohne dass man die Basis

gefragt hat . . . Diese ganze Kampa- gne ist unglücklich, überflüssig und wird in den Köpfen der Bevölke- rung eher die Gewissheit stärken, dass Ärzte doch viel zu viel Geld haben, wenn sie sich so etwas leis- ten können.

Dr. med. Thomas Thormann, 24105 Kiel

PP nicht genannt

Ich bin, wie viele meiner Kolle - g(in n)en, empört über diese Kam- pagne, die Unmengen Geld für ei- nen nicht nachvollziehbaren Zweck verschleudert. Dies ist meine Stan- desvertretung? Peinlich!

Dieses Geld wäre für viele Projekte einsetzbar, die wirklich sinnvoller sind – selbst wenn sie weit entfernt von der Medizin eingesetzt würden, wie zum Beispiel für die Schaffung von Kindergartenplätzen oder für

G

D d s d

„ d n beiten für Ihr Leben

B R I E F E

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Bildung, in Schulen oder bei Mig- ranten. Es gäbe noch viel aufzuzäh- len . . . Dies wäre einer Imageförde- rung von Ärzten und Ärztinnen dienlicher!

Eine Werbung, um Nachwuchs zu rekrutieren, sehe ich in dieser Akti- on keinesfalls.

Ein weiterer Punkt ist die Absen - derkennung „Ihre Haus- und Fach- ärzte“. C. Stettner äußert sich im DÄ dazu: „ . . . so sind alle Nieder- gelassenen gemeint, auch die Be- rufsgruppe der Psychologischen Psychotherapeuten.“ Wieso werden sie gemeint, aber nicht genannt?

Dies ist schon wieder eine Ausgren- zung, wie sie so oft geschieht . . ., statt mit gemeinsamen Kräften tätig zu sein. Allerdings können sich die Psychologischen Psychotherapeu- ten in diesem Falle glücklich schät- zen, nicht mit dieser Kampagne in Verbindung gebracht zu werden! . . .

Sabine Gumbel, 34117 Kassel

Honorarmisere ausgeklammert

Bei dieser ganzen Aktion wird das Hauptproblem der Misere bewusst ausgeklammert, das ist die Honorar- misere. Wenn darüber geklagt wird, dass im niedergelassenen Bereich kein Nachwuchs mehr da ist, dann doch wohl deshalb, weil man heute bei der entwürdigenden Bezahlung der einzelnen Leistung keinen Arzt mehr finden wird, der für knapp 50 Prozent ehrenamtlicher Tätigkeit in der freien Praxis bei gleichzeitiger zunehmenden überbordenden Büro- kratie, Arzneimittelregressen, Plau- sibilitätsprüfungen etc. für Leistun- gen, für die man nur noch Centbe- träge von den KVen bekommt, eine freie Praxis übernehmen will. Denn er läuft Gefahr, sich finanziell und wirtschaftlich zu ruinieren.

Anhand meiner eigenen Praxis und der letzten KV-Abrechnung, bei der es 46 Prozent der erbrachten Leis- tungen waren, die definitiv nicht bezahlt wurden bei einer Schein- zahl, die mehr als doppelt so hoch ist wie bei durchschnittlichen Pra- xen, kann ich diese miserable Situa- tion deutlich belegen.

Jetzt machen sie einmal einem Arzt, der aus einer sicheren Klinikstel- A 1256 Deutsches Ärzteblatt

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