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Kropfprophylaxe
O Erstblutentnahme null bis elf Tq- ge nach Kontaktbeginn. In der Re- gel ist in diesen Fällen der HAH- Test aufschlußreich.
a) HAH-Test negativ (=kleiner als 1 zu 8) bedeutet: Die Patientin war beim Kontakt nicht immun.
Durch die Untersuchung mehrerer Seren muß geprüft werden, ob der Kontakt zu einer Infektion geführt hat. Der letzte Blutentnahmetermin sollte etwa sechs Wochen nach Kontaktende sein (maximal 21 Tage Inkubationszeit, maximaler Antikörperspiegel weitere zehn bis 20 Tage später). Wurde Rötelnim- munglobulin gegeben, sollte die
letzte Blutentnahme weitere zwei bis vier Wochen später erfolgen, weil mit verzögerter Antikörperbil- dung gerechnet werden muß.
Kommt es in dieser Zeit zu einem Antikörperanstieg um mindestens das Vierfache, so hat der Kontakt zu einer Infektion der Patientin ge- führt.
b) HAH-Test positiv (1 zu 16 und höher) bedeutet: Die Patientin war beim Kontakt immun.
Wegen der Möglichkeit falsch-posi- tiver Ergebnisse im HAH-Test ist die Untersuchung einer zweiten Blutprobe empfehlenswert.
0 Erstblutentnahme später als elf Tage nach Kontaktbeginn.
a) HAH-Test negativ bedeutet: Die Patientin war beim Kontakt nicht immun.
Die sich ergebenden Folgen dek- ken sich mit den unter III. 1. a) an- gegebenen.
b) HAH-Test positiv bedeutet: Es ist fraglich, ob die Patientin beim Kontakt bereits immun war, oder ob es sich um eine beginnende An- tikörperbildung handelt. Durch die Untersuchung weiterer Seren kann versucht werden, Rückschlüsse auf den Infektionszeitpunkt zu ziehen.
Ist mit dem HAH-Test kein Titeran- stieg mehr nachzuweisen, besteht die Chance, ihn noch mit der KBR
zu ermitteln. Zeigt auch sie keinen Titeranstieg an, kann man noch versuchen, den Nachweis von rö- telnspezifischen WM-Antikörpern zu führen. Werden KBR und keine IgM-Antikörper gefunden, so bleibt der Infektionszeitpunkt unklar.
Werden gleichbleibend positive Ti- ter im HAH-Test, keine IgM-Anti- körper und gleichbleibend negative Ergebnisse in der KBR nachgewie- sen, kann damit gerechnet werden, daß der Infektionszeitpunkt länger als zwei Jahre zurückliegt.
Anschrift der Verfasserin:
Dr. med. Ingrid Koch 4 Düsseldorf 1 Moorenstraße 5
Notizen
Kropfprophylaxe
Stellungnahme
der Sektion Schilddrüse der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
Die Zahl der Kropfträger in der Bundesrepublik ist nach jüngsten Untersuchungen unerwartet hoch.
Die Schilddrüsenvergrößerung (Struma) kann zu folgenden Kom- plikationen führen: lokale, mecha- nische Behinderung, Neigung zu Schilddrüsenhormonmangel mit seinen Folgen, Ausbildung isoliert überfunktionierender Knoten (auto- nome Adenome) oder kalter Kno- ten. Daraus resultiert auch eine hohe Operationsrate mit ihren möglichen Komplikationen. Die Lö- sung dieses Problems ist eine wichtige Aufgabe der Vorsorgeme- dizin. Durch Jodprophylaxe kann die Kropfhäufigkeit entscheidend gesenkt werden, wie die jahrzehn- telangen Erfahrungen, zum Beispiel in der Schweiz, gezeigt haben.
Nach ausführlichen Untersuchun- gen in der gesamten Bundesrepu- blik kommt die Sektion Schilddrüse der Deutschen Gesellschaft für En-
dokrinologie zu folgenden Fest- stellungen und nachstehender Empfehlung.
O In der Bundesrepublik ist die Struma endemisch, das heißt, im Mittel haben mehr als 10 Prozent der Bevölkerung eine Schilddrü- senvergrößerung. Ihre Häufigkeit bei 5,4 Millionen Gemusterten nimmt von Schleswig-Holstein, Hamburg (4 Prozent) und Nieder- sachsen, Bremen (8 Prozent) über
Nordrhein-Westfalen (15 Prozent) und Hessen, Rheinland-Pfalz, Saar- land (19 Prozent) nach Baden-Würt- temberg (21 Prozent) und Bayern hin (32 Prozent) zu. Von den Be- troffenen haben ca. 83 Prozent eine Struma WHO Grad 1 (tastbar), ca.
14 Prozent eine tast- und sichtbare Struma (Grad II) und ca. 3 Prozent eine große Struma Grad III (Dtsch.
med. Wschr. 100 [1975] 8).
e In der Bundesrepublik liegt die tägliche Urin-Jodausscheidung von Schulkindern zwischen 15 und 42 Mikrogramm und zeigt damit ei- nen eindeutigen Jodmangel an.
O In der Bundesrepublik wurde für Erwachsene aus normalen Ra- diojodspeicherungswerten eine tägliche Jodaufnahme mit der Nah- rung von nur 30 bis 70 Mikrogramm berechnet. Dieser Wert liegt weit unter dem von der Weltgesund- heitsorganisation empfohlenen Op- timum der Jodzufuhr von 150 bis 200 ,ug/d.
Die Sektion Schilddrüse der Deut- schen Gesellschaft für Endokrino- logie hält daher die Einführung der gesetzlichen Prophylaxe mit jodier- tem Kochsalz in der Bundesrepu- blik für erforderlich. Die Dring- lichkeit der Jodsalzprophylaxe nimmt von Norden nach Sü- den zu. Diese vorbeugende Maßnahme sollte in der gan- zen Bundesrepublik mit einem Kochsalz erfolgen, welches, wie zum Beispiel in der Schweiz, pro Kilogramm jeweils mindestens 10 Milligramm Jod enthält, so daß bei einem mittleren Kochsalzkonsum von 10 g pro Tag täglich maximal 100 Mikrogramm Jod zusätzlich aufgenommen würden. Sc