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Archiv "Evangelischer Kirchentag: „§ 218: Instrument der Unterdrückung“" (04.07.1991)

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Chance Medizin-Informatik

Neue Arbeitsplätze für junge Ärzte

Jung-Mediziner zu EDV-Profis zu machen, ist das Anliegen des Ar- beitsamts München. Im Zusammen- wirken mit der Bayerischen Landes- ärztekammer und einem privaten Bildungsinstitut bietet es jungen Ärzten die Möglichkeit, einen ein- einhalbjährigen Kurs in Medizini- scher Informatik zu belegen, ergänzt um 20 Wochen klinisches Praktikum.

Für arbeitslose Ärzte übernimmt das Arbeitsamt die Kurskosten von 29 423 DM, Wohnungs- und Fahrt- kostenzuschuß. In Verbindung mit einer zweijährigen klinischen Tätig- keit, die vor oder nach dem Kurs stattfinden kann, erkennt die Baye- rische Ärztekammer die Teilnahme als Weiterbildungsgang an und ver- leiht die Zusatzbezeichnung „Medi- zinische Informatik".

Bisher haben bereits zwei Kurse mit je 24 Teilnehmern stattgefunden.

Der dritte Kurs, für den noch Plätze frei sind, beginnt im Juli 1991. Be- werben können sich Ärzte aus ganz Deutschland entweder über ihr loka- les Arbeitsamt oder beim Arbeits- amt München (Postfach 15 01 20, W-8000 München 15). Der Münch- ner Kurs ist der einzige derzeit bun- desweit angebotene Lehrgang mit diesem Ausbildungsziel.

Für den Direktor des Münchner Arbeitsamtes, Manfred Radema- cher, ist dies ein Beitrag, die wach- sende Arbeitslosigkeit junger Ärzte abzubauen. In Bayern waren im Sep- tember letzten Jahres bei den Ar- beitsämtern 1300 Ärzte als arbeitslos gemeldet.

In den nächsten Jahren werden nach Ansicht Rademachers immer mehr Ärzte mit guten Kenntnissen in der Informationstechnik benötigt, weil die breite Anwendung compu- tergestützter Diagnostik und Thera- pie sowie die Verbesserung der Da- tenverarbeitung in der Medizin den Einsatz speziell ausgebildeter Ärzte geradezu fordern. Das Krankenhaus der Zukunft müsse aber noch viel

von den EDV-Praktiken der Indu- strie lernen.

Andere Länder sind da schon weiter. Privatdozent Dr. med. Georg Hoffmann, stellvertretender Leiter des Instituts für Klinische Chemie des Krankenhauses München-Bo- genhausen, hat vor zwei Jahren in Japan die Universitätsklinik von Ha- mamatsu kennengelernt. In dem 800-Betten-Haus gibt es eine eigene Abteilung für Medizinische Informa- tik mit derzeit insgesamt 30 Mitar- beitern, die von einem Chefarzt ge- leitet wird.

Wenn man davon ausgeht, daß von den 300 Krankenhäusern in Bay- ern etwa 50 Prozent noch keine EDV installiert haben, läßt sich dar- aus ein ungefährer Bedarf von 400 bis 500 medizinischen Informatikern errechnen. Auf das Bundesgebiet hochgerechnet ist das ein Bedarf von 5000 qualifizierten Fachkräften. KS

Evangelischer Kirchentag:

„§ 218: Instrument der Unterdrückung"

Die Dortmunder Westfalenhalle blieb fast leer, als auf dem 24. Deut- schen Evangelischen Kirchentag in Dortmund Frauen aus Ost und West über den Schwangerschaftsabbruch diskutierten. Vielleicht erwarteten die vorwiegend jugendlichen Kir- chentagsbesucher einen eher lang- weiligen Austausch von schon be- kannten Argumenten.

Doch bereits der provozierende Beginn der Veranstaltung widerlegte diese Annahme. Die Berliner Kaba- rettistin Barbara Thalheim, die nach eigenen Worten die „Diktatur der Ideologie mit der Diktatur des Gel- des vertauscht hat", münzte das Va- terunser auf Bundeskanzler Helmut Kohl um („Kanzler unser, dein ist die Wahl"), womit sie sich die Empö- rung zahlreicher Zuhörer zuzog;

Veranstaltungsleiterin Eleonore von Rotenhan, München, sprach sogar von einer Verletzung des Gastrechts.

Pfarrerin Susanne Kahl-Passoth, Berlin, begründete zunächst die aus-

schließliche Teilnahme von Frauen an der Diskussionsrunde: „In der Regel entscheiden Männer in der Frage des Schwangerschaftsab- bruchs." Deshalb sollten sie an die- sem Abend nicht zu Wort kommen.

Die Pfarrerin kritisierte Papst Jo- hannes Paul II., der bei seinem Be- such in Polen den Schwangerschafts- abbruch mit dem Völkermord durch die Nationalsozialisten verglichen habe. Kahl-Passoth hält eine solche Äußerung für unangemessen und für ein „Nichtbegreifen dessen, was zwi- schen 1933 und 1945 geschah sowie ein Nichtbegreifen der Situation der modernen Frau von heute."

Die Hamburger Journalistin Uta König gab aus ihrer Sicht einen Überblick über die Geschichte des Paragraphen 218. Obwohl in den 70er Jahren zahlreiche Frauen gegen den Abtreibungsparagraphen Sturm gelaufen seien, hätten „fünf alte Männer" (gemeint sind die Bundes- verfassungsrichter) 1975 die von der damaligen sozialliberalen Regierung beschlossene Fristenlösung ver- worfen.

Ob damit freilich das letzte Wort gesprochen worden war, scheint der Hamburger Journalistin jedoch aufgrund der deutsch-deut- schen Entwicklung fraglich. Denn spätestens 1992 müsse es aufgrund des Einigungsvertrages ein einheitli- ches Gesetz geben. Die SPD wolle den Paragraphen 218 streichen. Die Freien Demokraten hätten den Ent- wurf einer „modifizierten Fristenlö- sung mit Pflichtberatung" einge- bracht, die CDU/CSU halte am Indi- kationenmodell fest, sie „schreibt Bevormundung und Entmündigung vor".

Die Berliner Biologin Dr. Mari- na Beyer berichtete über die Erfah- rungen mit der Fristenlösung in der ehemaligen DDR. Die Eingriffe sei- en immer in stationären Einrichtun- gen vorgenommen worden, bei unter

18jährigen sei eine Einwilligung der Eltern erforderlich gewesen, die Ko- sten für Kontrazeptiva (außer Kon- dome) hätte die Sozialversicherung getragen.

Eine Behandlung des Themas unter theologischen Gesichtspunk- ten versuchte Pfarrerin Oda-Gebbi- ne Holze-Stäblein, Hannover. Für Dt. Ärztebl. 88, Heft 27, 4. Juli 1991 (29) A-2365

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DEUTSCHES ARZTEBLATT

sie bedeutet Abtreibung ein "Nicht- annehmen eines Gottesgeschenkes.

Das empfinde ich als Schuld. Doch diese Schuld darf vor Gott gebracht werden." Holze-Stäblein sprach sich dafür aus, die Entscheidung über ei- nen Abbruch der Frau selbst zu überlassen.

Einigkeit bestand also bei allen Diskussionsteilnehmerinnen in der Befürwortung der Fristenlösung. Un- einig waren sie sich jedoch in der Frage der Beratung. Uta König plä- dierte für eine freiwillige Beratung, denn "dann entscheiden sich mehr Frauen für eine Schwangerschaft.

Wenn jemand in einer Ehekrise steckt, kann man ihn ebensowenig zu einer Beratung zwingen, wie jeman- den, der ungewollt schwanger ist."

Die Ärztin Friedrun Jaeger aus Stralsund begrüßte dagegen d~s auf dem diesjährigen Deutschen Arzte- tag beschlossene Mehrheitsvotum, das eine Pflichtberatung vorsieht.

Diese könne für eine Frau ein Schutz sein, indem ihr die staatlichen und gesellschaftlichen Hilfsmöglichkei- ten vorgestellt werden.

~ Mit großer Mehrheit be- schlossen die Teilnehmer der Veran- staltung eine Resolution, wonach der

"Deutsche Evangelische Kirchentag darauf hinwirken möge, den Para- graphen 218 zu streichen."

Die katholische Kirche hat dage- gen in einer "Woche für das Leben"

in Gottesdiensten, Kundgebungen und Wallfahrten gegen Schwanger- schaftsabbrüche und Fristenlösung demonstriert. In einer von der Deut- schen Bischofskonferenz herausge- gebenen Schrift "Argumente für das Leben" wird darauf hingewiesen, daß sich das Strafrecht oft als Schutz für die betroffene Frau auswirke, nämlich dann, wenn sie von ihrer Umgebung zu einer Abtreibung ge- drängt werde, sie selbst aber das Kind haben wolle. Auf einer Tagung der Katholischen Akademikerarbeit Deutschlands in Bonn lehnte die Bundestagsabgeordnete Monika Brudlewsky (CDU) aus Magdeburg es jedoch nachdrücklich ab, diejenigen Frauen in der ehemaligen DDR, die abgetrieben haben, generell als Mör- derinnen zu bezeichnen zu lassen:

"Viele Betroffene hatten gar nicht das Gefühl, Unrecht zu tun." Kli

THEMEN DER ZEIT

Jochen Blum tmd Richard N. Norris

Berufsspezifische

ntedizinische Versorgung für Künstler in den USA

Musiker, Tänzer, Schauspieler - viele von ihnen werden

im

Lauf ihres Lebens mit berufsbeding- ten Erkrankungen konfrontiert.

In

der Bundesrepublik Deutsch- land sind sie darauf angewiesen, einen Arzt zu fmden, der ihre spezielle künstlerische Tätigkeit in die Diagnose und Therapie miteinbezieht

In

den USA gibt es jedoch bereits seit Anfang der 80er Jahre spezielle Projekte und Kliniken, innerhalb derer sich Ärzte und Therapeuten er- krankten Künstlern besonders intensiv annehmen.

M

ehr als die Hälfte aller akti- ven Musiker ziehen sich im Laufe ihres Berufslebens Erkrankungen zu, die durch das in- tensive Spiel von Musikinstrumenten entstehen oder das weitere Ausüben ihrer künstlerischen Tätigkeit behin- dern oder verhindern (1, 3, 7). Sol- che Erkrankungen sind in den ver- schiedensten medizinischen Fachge- bieten zu finden, teilweise auch fach- übergreifend (6). Hinzu treten die berufsunabhängigen Verletzungen von Körperbereichen, deren Integri- tät für die Ausübung des künstleri- schen Berufes essentiell ist.

So stehen Beschwerden aus dem Bereich der Orthopädie bei ver- schleiß- und anlagebedingten Er- krankungen an erster Stelle (7). Oh- ne Zweifel gehört das Spielen bei- spielsweise eines Streichinstrumen- tes - gleichgültig ob Violine, Brat- sche, Violoncello oder Kontrabaß - zu den höchsten Anforderungen, die an die menschliche Hand gestellt werden. Koordination und Fein- abstimmung, Feinfühligkeit und schnellste Rückkopplung wie auch der Ausdruck von Gefühlswahrneh-

Abbildung I: Der gesamte Oberkörper, ins- besondere aber der Schulter-Arm-Komplex, ist von unphysiologischen Anforderungen an den Musiker - hier ein Kontrabassist - betroffen, wenn es die aufzuführende Kom- position verlangt

mung erfordern neben Musikalität und musikalischer Kultur ein Maxi- rp.um an Körperbeherrschung, langes Uben und regelmäßiges Spiel (9, 10;

Abb. 2). Es überrascht nicht, daß ein Großteil der Musiker, hier insbe- sondere der Streicher, früher oder später über belastungsabhängige Schmerzen im Bereich der Hand oder des Handgelenkes klagt (5).

Dazu kommen häufig noch Be- schwerden im gesamten Nacken- Wirbelsäulenbereich. Die extrem be- lastende, unphysiologische Haltung während langer Proben- und Kon- zertstunden spiegelt sich ebenfalls gehäuft in chronischen Schmerzzu- ständen des Schultergürtels wider (Abb. 1). Neben orthopädisch-trau- matalogischen Symptomkomplexen A-2366 (30) Dt. Ärztebl. 88, Heft 27, 4. Juli 1991

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