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Archiv "RATSCHLÄGE: Scheuen Sie vor dem Gruppenerlebnis nicht zurück!" (23.01.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Erpreßbarer Arzt? DIE GLOSSE

fensichtlich nicht „grundlos" in die Sprechstunde gekommen.

Das subjektive Gefühl des Patien- ten wird also häufig der ärztlichen Beurteilung entsprechen: Der Pa- tient will jene Behandlung und je- nes Rezept, das der Arzt ohnehin als notwendig erachtet und ver- ordnet hätte.

Eine gründlichere Analyse und In- terpretation hätte auch die Ein- schätzung des Vertrauensverhält- nisses zum Arzt erheben müssen.

Dies ergibt sich auch aus der Dau- er des Treueverhältnisses zu ei- nem bestimmten Arzt. Ob der Arzt bei einem guten Vertrauensver- hältnis nicht auch die Ablehnung des Patientenwunsches, zum Bei- spiel nach einem Medikament, begründen kann, ohne dessen

„Verlust" befürchten zu müssen, bleibt offen. Gerade in einem in- takten Patienten-Arzt-Verhältnis erscheint eine „Erpreßbarkeit"

des Arztes eher unwahrschein- lich. Als Kontrollfrage hätte sich etwa angeboten, ob der Patient schon einmal den Arzt aus diesem Grunde gewechselt hat. Der stan- dardisierte Fragebogen, bei dem Patienten nur ankreuzen konnten, erlaubt nicht die Frage zu beant- worten, ob die abwanderungswil- ligen Patienten auf bestimmte therapeutische Verfahren fixiert wären oder dem Arzt zustimmen würden, wenn dieser ein anderes Verfahren als medikamentöse Therapie für geeignet hielte. Für eine Steuerungsanalyse wäre schließlich auch wichtig gewesen, zu erfahren, ob die Patienten ein- zelne Medikamente oder allge- mein eine medikamentöse Thera- pie erwarteten.

Ursache

der Ausgabenexplosion?

Daß der Arzt mit gehäuften Patien- tenwünschen konfrontiert wird, hat nach Meinung von Zalewski auch zur hohen Ausgabenent- wicklung im Gesundheitswesen beigetragen. In stärkerer Eigen- verantwortung durch Selbstbetei- ligung sieht er eine Möglichkeit, die Nachfrage der Patienten auf

das „bedarfsgerechte" Niveau zu- rückzuführen. Mit keinem Wort geht Zalewski allerdings auf dieje- nigen kritischen Stimmen ein, die die Übermedikalisierung der Ge- sellschaft kaum durch Selbstbe- teiligung für lösbar halten. Der Kieler Gesundheitsökonom tut sich zudem schwer zu bestim- men, welche Nachfrage denn nun

„bedarfsgerecht" sei und welche hingegen „überflüssig" sei. Er verweist zwar auf US-amerikani- sche Studien, die aufzeigen, daß bei Erhebung einer Gebühr je Arztbesuch die Zahl der Kontakte zum Arzt spürbar abnahm, hält aber zugleich bei der hohen Zahl chronisch Kranker und vom Arzt wiederbestellter Patienten, die seine Umfrage ermittelte, diese Form der Selbstbeteiligung für so- zial- und gesundheitspolitisch be- denklich.

Für möglich hält Zalewski dage- gen eine Selbstbeteiligung an den Ausgaben für vom Arzt verordnete Leistungen. Bei Wiederholungs- rezepten stellt Zalewski allerdings selber eine „weitgehende Über- einstimmung zwischen subjekti- ver Dringlichkeit und objektiver Notwendigkeit" fest, so daß sie für ökonomische Steuerung wohl ausscheiden.

Aber können, wie der Verfasser der Studie dies rät, Röntgen- und Laborleistungen, Krankenhaus- überweisungen sowie Überwei- sungen an andere Ärzte ohne Pro- bleme mit einer spürbaren Selbst- beteiligung belastet werden? Wie soll sichergestellt werden, daß ne- ben dem Anliegen Zalewskis, nur

„überflüssige" Leistungen weg- zusteuern, nicht auch notwendige Maßnahmen entfallen? Somit re- duziert sich die Kieler Studie auf ein Plädoyer für eine Erhöhung der Selbstbeteiligung bei den physikalisch-therapeutischen Lei- stungen und bei Kuren, sowie für eine differenzierte Selbstbeteili- gung bei der Erstausstellung ei- nes Rezeptes.

Dipl.-Volksw. Jürgen Wasem, Dr. Joachim Müller, Köln

Do of des

Ergebnis einer Kommissionssit- zung in einer Landesärztekammer in Österreich: Die Krankenhaus- ärzte bitten die einweisenden nie- dergelassenen Kollegen, dem Pa- tienten, nötigenfalls auf einem ge- sonderten Zettel, Angaben über Vorgeschichte, laufende Thera- pie, Allergien und so weiter in le- serlicher Form mitzuteilen. Im Ge- genzug verpflichten sich die Kran- kenhausärzte, ihre Arztkurzbriefe zur Entlassung mit den Therapie- vorschlägen zukünftig ebenfalls leserlich zu schreiben. Es ist nicht bekannt, ob die Kammer bei ih- ren Fortbildungsveranstaltungen künftig auch kalligraphische Kur- se anbieten wird. bt

RATSCHLÄGE

Scheuen Sie vor dem Gruppenerlebnis nicht zurück!

Sehr geehrter Herr Doktor, bisher lebten mein Mann und ich einigermaßen unauffällig. Jetzt haben wir gehört, daß man durch ein Zusammenleben in Gruppen seelisch erheblich weiterkommt.

Ein unverheirateter Kollege mei- nes Mannes will sich an unserer Gruppe beteiligen. Noch zögern wir. Was raten Sie?

Dr. Biersnyder antwortet: Es ist richtig, daß wir durch unsere Ver- einzelung in der modernen Indu- striegesellschaft immer mehr auf Gruppen angewiesen sind, und hervorragende Psychologen sind der Meinung, daß sich künftig je- der in irgendeiner Gruppe wieder- finden wird. Es ist also durchaus vernünftig, wenn Sie anfangen, sich zu einer Gruppe zu konsti- tuieren. Sollte Ihr Mann etwa Schwierigkeiten machen, emp- fehle ich, eine Eheberatungsstelle aufzusuchen, die dann weiterhel-

fen kann.

Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 4 vom 23. Januar 1985 (23) 163

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