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Archiv "Schlaganfall: Neurologen fordern mehr Spezialeinheiten" (27.03.1998)

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A-720 (28) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 13, 27. März 1998 Die Akutversorgung der Patien-

ten, die einen Schlaganfall erlitten ha- ben, könnte und sollte in Deutschland erheblich verbessert werden. 140 Chef- ärzte von nahezu allen nichtuniver- sitären Neurologischen Kliniken in Deutschland, die sich im März auf einer Fachtagung in Kassel trafen, forderten den Aufbau von bis zu 80

„stroke units“ in der Bundesrepublik.

„Stroke“ ist der englische Begriff für Schlaganfall, „unit“ der für Einheit.

Eine stroke unit zähle meist vier bis zehn Betten, sagte Otto Busse, Chefarzt der Neurologischen Klinik in Minden und Vorstandsmitglied der Deutschen Schlaganfallhilfe. Die Pati- enten hielten sich dort im Durchschnitt drei bis vier Tage auf. In einer stroke unit arbeiten nach Schilderung Roman Haberls, Chef der Neurologischen Kli- nik München-Harlaching, ein Neuro- loge, ein Radiologe und ein Neurochir- urg interdisziplinär zusammen. Zum

„trainierten Team“ gehörten neben zwei oder drei Pflegekräften auch Lo- gopäden, Bewegungstherapeuten und vor allem ein Sozialarbeiter, der den weiteren Weg des Patienten speziell auf den Einzelfall zugeschnitten konzi- piere. Mit Hilfe der raschen und diffe- renzierten Diagnose und Therapie in den Spezialzentren lasse sich die Sterb- lichkeit der Patienten nach einem Schlaganfall gegenüber der Versor- gung auf einer konventionellen Kran- kenhausstation um bis zu 25 Prozent senken. Ferner könne die Dauer der Akutbehandlung um bis zur Hälfte verkürzt werden. Auch die Rehabilita- tion gehe schneller voran.

Bisher gebe es in Deutschland 30 stroke units. Die Finanzierung durch die Krankenkassen sei noch strittig.

Der Tag auf einer normalen Station koste vielfach 600 DM, in der stroke unit 1 100 bis 1 600 DM und auf der In- tensivstation 1 800 DM bis 2 400 DM.

Schlaganfall sei nicht gleich Schlaganfall, sagte Peter Berlit, Chef der Neurologie am Alfried-Krupp-

Krankenhaus in Essen. Ein Schlagan- fall könne durch eine Durchblutungs- störung im Gehirn, aber auch durch eine Blutung ins Hirn hervorgerufen werden. Früher habe es drei bis vier Tage gedauert, bis die Ursache des Schlaganfalls geklärt gewesen sei. Die stroke units könnten die Ursachen in 24 Stunden ermitteln. Außerdem warb Berlit dafür, in den ersten Tagen nach dem Schlaganfall viel teure Dia- gnostik zu bündeln, um dem Patienten bestmöglich zu helfen und um eine lange Liegezeit zu verhindern.

Standards definieren

Dr. med. Michael Popovi´c, Haupt- geschäftsführer der Landesärztekam- mer Hessen, forderte, vor dem Hinter- grund des internationalen medizinisch- wissenschaftlichen Erkenntnisstands zu definieren, worauf die Bevölkerung einen berechtigten Versorgungsan- spruch habe: „Wir haben deutlich zu machen und zu objektivieren, welchen Standards, Richtlinien oder Leitlinien entsprechend die Qualität der Patien- tenversorgung folgen muß, wo Versor- gungsdefizite bestehen und mögli- cherweise Überkapazitäten abbaubar sind“, urteilte Popovi´c.

Als Alternative zum Aufbau der stroke units schilderte er in seinem schriftlichen Tagungsbeitrag ein ver- netztes Versorgungsmanagement. Ei- ne Arbeitsgruppe habe daher das tele- kommunikative, interaktive Versor- gungsmanagement beraten und ent- sprechende Modelle entwickelt. Po- povi´c empfahl geschützte Datenauto- bahnen, die Kliniken und Praxen ver- binden, um das „diagnostische und therapeutische Versorgungsfenster“

bei Schlaganfallpatienten sowie die vorhandenen Kapazitäten in diesen Bereichen besser zu nutzen. Die erste Stufe solle die Errichtung eines ge- schlossenen virtuellen Datennetzes (Intranet) sein. C. P. Müller

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