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Archiv "Die Krebssterblichkeit in Mitteleuropa: Derzeitige Situation und zeitlicher Trend" (03.09.1982)

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(1)

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

ÜBERSICHTSAUFSATZ

In zunehmendem Maße wird in jüng- ster Zeit in den verschiedensten Pu- blikationen die Meinung verbreitet, daß die Krebssterblichkeit in der Bundesrepublik Deutschland ganz besonders hoch sei. So schreibt zum Beispiel Egmont R. Koch in sei- nem Buch „Krebswelt": „1975 star- ben in der Bundesrepublik 160 000 Menschen an Krebs, weit mehr als in irgendeinem anderen Land Euro- pas" (3).

In absoluten Zahlen gesehen ist das zwar richtig; die Absolutzahl der Sterbefälle ist aber natürlich abhän- gig von der Gesamtzahl der Einwoh- ner eines Landes, und die ist nun einmal in der Bundesrepublik Deutschland größer als in jedem an- deren europäischen Land. Berück- sichtigt man sowohl die Gesamtzahl der Bevölkerung als auch deren Al- tersaufbau, dann steht die Bundes- republik bezüglich der Krebssterb- lichkeit keineswegs mehr an der Spitze der europäischen Länder. Im übrigen erscheinen uns globale An- gaben über die Gesamtmortalität an Krebs wenig informativ; hier muß man schon nach Organtumoren dif- ferenzieren, da die regionale Situa- tion für die verschiedenen Krebsfor- men doch sehr unterschiedlich ist.

Die WHO in Genf sammelt seit Jah- ren die amtlichen Sterbeziffern aller europäischen Länder und verfügt heute über einen sehr großen com- putergespeicherten Bestand an Sterbedaten aus den lezten 20 bis 25 Jahren. Das auf Band vorliegende

Material der WHO-Datenbank um- faßt demographische Angaben, rohe und alters- sowie geschlechtsspezi- fische Mortalitätsziffern in Fünf-Jah- res-Altersklassen für die verschiede- nen nach dem dreistelligen (CD-Co- de erfaßten Organtumoren (2).

Diese uns freundlicherweise von der WHO überlassenen Rohdaten wur- den mit Hilfe des am Deutschen Krebsforschungszentrum entwickel- ten Auswertungssystems MONITOR (1) weiter aufbereitet. Beispielsweise wurden mittels der direkten Metho- de der Standardisierung altersstan- dardisierte Sterberaten für die ein- zelnen Berichtsjahre und beide Ge- schlechter für alle in die folgenden Vergleiche einbezogenen Länder berechnet, wobei als Vergleichs- standard die sogenannte Standard European Population (siehe [5]) ge- wählt wurde. Der Bezug auf einen solchen Standard ermöglicht Ver- gleiche der Todesraten ohne Verzer- rungen durch die unterschiedliche demographische Struktur der zu vergleichenden Länder. Alle Anga- ben in der vorliegenden Arbeit sind, soweit nicht anders vermerkt, auf den erwähnten Standard bezogene

„standardisierte Sterberaten".

Berücksichtigt sind die Daten von insgesamt zehn mitteleuropäischen Ländern, deren Krebssituation mit- einander verglichen werden soll. Die ausgewählten Länder sowie die Be- richtszeiträume, für die jeweils Ver- gleichszahlen vorliegen, sind in Ta- belle 1 zusammengestellt. Die Deut-

Das in der WHO Cancer Mor- tality Data Bank gesammelte Material wird für zehn mittel- europäische Länder ausge- wertet. Dabei wird versucht, ein objektives Bild über die regionale Verteilung der Krebssterblichkeit in Mittel- europa, über ihre Position im internationalen Vergleich und weiter über den Trend der Krebssterblichkeit in den letz- ten 20 Jahren zu geben.

sche Demokratische Republik konn- te leider nicht mit einbezogen wer- den, da der WHO von dort Mortali- tätsangaben nur für die Jahre 1973-1976 zur Verfügung stehen.

Als Referenzjahr für die Darstellung der derzeitigen Krebssituation in Mitteleuropa wurde das Jahr 1975 gewählt, einmal deswegen, weil für die jüngsten vorliegenden Jahrgän- ge (1976 bis 1978) das Material noch nicht von allen Ländern vorliegt, zum anderen deswegen, weil dieses Jahr auch als Berichtsjahr für die säkularen Trendberechnungen in dem 20-Jahres-Zeitraum 1956 bis 1975 verwendet wurde.

Die in der WHO-Datenbank gespei- cherten Absolutzahlen liegen durch- weg etwa 3 bis 5 Prozent niedriger als die von Segi (4) benutzten publi- zierten Angaben der verschiedenen Länder. Wir benutzen im folgenden trotzdem die WHO-Angaben, da die Abweichungen gering sind und alle Angaben ohnehin mit einem unver- meidlichen Anteil an Ungenauigkeit behaftet sind.

Gesamt-Überblick

Der Anteil der Krebsmortalität an der Gesamtsterblichkeit liegt für die 10 untersuchten mitteleuropäischen Länder im Durchschnitt bei 21,5 Pro- zent für das männliche und 19,2 Pro- zent für das weibliche Geschlecht (Tabelle 2). Dabei schwankt dieser Anteil bei den Männern zwischen

Die Krebssterblichkeit in Mitteleuropa

Derzeitige Situation und zeitlicher Trend

Gustav Wagner und Nikolaus Becker

Aus dem Institut für Dokumentation, Information und Statistik

(Geschäftsführender Direktor: Professor Dr. med. Gustav Wagner)

des Deutschen Krebsforschungszentrums

(2)

Land

Sterblichkeits- ziffern von bis

Österreich Belgien Tschecho- slowakei Dänemark Frankreich BR Deutschl.

Ungarn Holland Polen Schweiz

1955-1978 1954-1976 1953-1975 1951-1978 1950-1976 1952-1978 1955-1978 1950-1978 1959-1978 1951-1978

3.4

25.2 Alle übrigen Formen

Leber' Gallenblase 4.6

3.3 3.1

1

Lunge

1

Pankreas

Leukämie Harnorgane Leukämie 3.1

Leber Gallenblase 2.2 Gehirn 1.0 23.0 Alle ubrigen Formen

3.4 4.5 3.6 Pankreas

esophagus (-5 Krebssterbefälle: 259 525

Lunge

% Krebssterbefälle: 218 025

25.9 15.6 Mamma

Magen 13.4

Darm' 10.8 12.0 Magen

Prostata 8.5 8.7 Uterus

Harnorgane [ 5.3 5.0 Ovar

14.3 Darm

Darstellung 1: Die zehn häufigsten Krebsformen in den zehn betrachteten Ländern Mitteleuropas (1975)

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Krebssterblichkeit

17,7 Prozent in Polen und 26,1 Pro- zent in Holland; bei den Frauen lie- gen die Extremwerte zwischen 17,1 Prozent in Polen und 24,7 Prozent in Dänemark. Die Tabelle gibt weiter- hin die Gesamtzahlen der Krebsto- ten des Jahres 1975, unterteilt nach Geschlechtern, wieder. Ein weiteres Eingehen darauf erübrigt sich aus den oben erwähnten Gründen.

Für die drei häufigsten Krebsformen (das sind Lunge, Magen und Darm bei den Männern und Mamma, Darm und Magen bei den Frauen) ergibt sich die in Tabelle 3 dargestellte Si- tuation:

Der Lungenkrebs stellt in Mitteleuro- pa mehr als ein Viertel aller Krebs- todesfälle beim männlichen Ge- schlecht (Extremwerte: 18,3 Prozent in Frankreich und 35,9 Prozent in Holland); auf ihn folgen der Magen- krebs mit 13,5 Prozent (Extremwer- te: 8,3 Prozent in Frankreich und 21,9 Prozent in Polen) sowie der Darmkrebs (Kolon und Rektum) mit 11,0 Prozent (Extremwerte: 6,7 Pro- zent in Polen und 14,3 Prozent in Dänemark).

Bei den Frauen führt das Mamma-Ca mit durchschnittlich 16,9 Prozent (12,7 Prozent in Polen und 22,5 Pro- zent in Holland) vor dem Darmkrebs (insgesamt 13,6 Prozent; Extrem- werte: 8,8 Prozent in Polen und 15,7 Prozent in der Tschechoslowakei)

Tabelle 1: In der WHO-Datenbank vor- handene Mortalitätsdaten der zehn mit- teleuropäischen Länder

und dem Magenkrebs (insgesamt 11,2 Prozent; Extremwerte: 6,5 Pro- zent in Dänemark und 14,7 Prozent in Polen). Auf die drei genannten Krebsformen entfallen bei den Män- nern rund 50 Prozent, bei den Frau- en 42 Prozent aller Krebstodesfälle.

In Darstellung 1 sind die jeweils zehn häufigsten Krebsformen der betrachteten Länder bei beiden Ge- schlechtern zusammengestellt. Die

Rangfolge dieser zehn Krebsformen, die bei den Männern 77 Prozent, bei den Frauen 75 Prozent aller Krebsto- desfälle ausmachen, ist in den Ver- gleichsländern bis auf wenige Aus- nahmen praktisch identisch. Bei den männlichen Krebstoten rangiert der Lungenkrebs in allen Ländern an er- ster Stelle. Magen- und Darmkrebs sind im Begriff, die Plätze zwei und drei zu tauschen. 1975 liegt die Ma- genkrebsrate in den Ländern Polen, Tschechoslowakei, Ungarn, Öster-

reich, Bundesrepublik Deutschland und Holland noch an zweiter Stelle, 1978 ist sie auch in der Bundesrepu- blik Deutschland und Holland be- reits auf Platz drei hinter die Sterbe- rate des Darmkrebses abgesunken.

Auffällig sind noch der zweite Rang des Prostatakrebses in der Schweiz, der fünfte Rang des Pankreaskreb- ses in Ungarn sowie die außerge- wöhnlich hohe Sterberate des Öso- phaguskrebses in Frankreich.

Bei den Frauen liegt das Mammakar- zinom nur in Österreich und der Tschechoslowakei an zweiter Stelle;

überall sonst rangiert es auf Platz eins. Die Intestinal-Tumoren rangie- ren bereits durchweg (Ungarn aus- genommen) auf Platz zwei. Relativ niedrig liegt die Magenkrebsrate in Dänemark; weiterhin auffällig sind die relativ geringen Sterberaten für die Leber- und Gallengangskrebse in Dänemark und Frankreich, für das Ovarialkarzinom in Ungarn und die hohen Sterberaten für den Pan- kreaskrebs in Holland und der Schweiz (siehe auch (2)).

Örtliche Vergleiche zwischen den Staaten Mitteleuropas

Wenn man davon ausgeht, daß es für jede Krebsform gewissermaßen eine „natürliche" Sterberate gibt, dann liegt es nahe, jede Exzeßmor- talität lokalen beziehungsweise re- gionalen Umweltfaktoren zuzu- schreiben. Die Analyse der regiona- len Verteilung, das heißt die „geo- graphische Pathologie" der bösarti- gen Tumoren ist daher für die Suche nach krebsbegünstigenden Fakto- ren in der Umwelt eine wichtige Vor- aussetzung. In den folgenden Tabel-

42 Heft 35 vom 3. September 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe B

(3)

Land Männer Frauen

Österreich 46 821 9 606 20,5 49 220 9 402 19,1

Belgien 62 609 14 161 22,6 56 816 10 621 18,7

Dänemark 27 574 6 191 22,5 23 065 5 694 24,7

Frankreich 291 122 67 869 23,3 269 251 49 058 18,2

Ungarn 68 225 13 738 20,1 62 864 11 776 18,7

Niederlande 63 526 16 585 26,1 50 211 11 776 23,4

Polen 157 835 28 056 17,7 139 061 23 712 17,1

Schweiz 29 689 7 469 25,2 26 235 5 829 22,2

Sterbefälle insgesamt

davon an Krebs

Krebs- mortalität in Prozent

Sterbefälle insgesamt

davon an Krebs

Krebs- mortalität 'rn Prozent

Tschechoslowakei 89 642 19 398 21,6 79 920 14 207 17,8

BR Deutschland 371 060 76 452 20,6 378 181 75 950 20,1

I Mitteleuropa 1 208 103 259 525 21,5 1 134 824 218 025 19,2 , Zur Fortbildung

Aktuelle Medizin

Krebssterblichkeit

len werden die standardisierten Sterberaten des Jahres 1975 für die wichtigsten Krebsformen miteinan- der verglichen, wobei jeweils das Land mit der niedrigsten und das mit der höchsten Sterberate gegenüber- gestellt werden.

Tabelle 4 läßt erkennen, daß bei den Männern die Lungenkrebsmortalität in Frankreich (52,2/100 000 Bevölke- rung) besonders niedrig, in Heiland (107,6/100 000 Bevölkerung) beson- ders hoch liegt. Die niedrigste Ma- genkrebsrate zeigt Dänemark, die höchste Ungarn; beim Darmkrebs weist Polen die geringsten, die Bun- desrepublik Deutschland die höch- sten Sterbeziffern aus.

Bei den meisten Krebsformen liegen die Unterschiede im Bereich des 1,3- bis 2,4fachen; nur bei den Krebsen von Leber/Gallenblase, ösophagus, bei den Hirntuinoren und beim Mela- nom schwanken die Zahlenverhält- nisse um das 4- bis 5fache.

Die gleichen Vergleiche für das weibliche Geschlecht sind in Tabelle 5 dargestellt. Beim Mammakarzinom liegt die Sterberate in Polen mit 18,3/

100 000 Bevölkerung am niedrig- sten, in den Niederlanden mit 38,3/

100 000 Bevölkerung am höchsten;

beim Darmkrebs ist sie in Polen am niedrigsten, in der Bundesrepublik Deutschland am höchsten.

In der Regel schwanken auch hier die Verhältniszahlen um das rund Zweifache.

Erhebliche Differenzen bestehen nur beim Lungenkrebs und beim Melanom (deren Sterberaten in Dä- nemark 3,0- beziehungsweise 4,7mal so hoch liegen wie in Frank- reich), beim Krebs der Leber und Gallenwege (Schwankungsbreite zwischen Frankreich und Ungarn = 1:5,4) sowie bei den Hirntumoren, die in Belgien 6,4mal häufiger als Todesursache vermerkt sind als in der Bundesrepublik Deutschland.

In den Tabellen 6 und 7 sind die Sterberaten für die häufigsten Krebsformen beider Geschlechter und in allen zehn miteinander vergli- chenen Staaten zusammengefaßt.

Gleichzeitig wird in Kursivschrift ei- ne Rangordnung der Sterbehäufig- keit der verschiedenen Krebsformen innerhalb der Länder Mitteleuropas angegeben.

Anhand der angegebenen Rangzah- len läßt sich unschwer ablesen, daß beispielsweise das Prostatakarzi- nom unter allen europäischen Län- dern in der Schweiz die höchste To- desrate aufweist; danach folgen Hol- land, die Bundesrepublik, Belgien, Ungarn, Frankreich usw. Insgesamt gesehen nimmt die Bundesrepublik danach eine Mittelstellung unter den europäischen Staaten ein.

Nur beim Darmkrebs liegt die Bun- desrepublik bei beiden Geschlech- tern an erster Stelle.

Tabelle 2: Anteil der Krebsmortalität an der Gesamtmortalität (1975)

(4)

Männer Frauen

Lunge Magen Darm SMR % SMR % SMR %

Mamma Darm Magen

SMR % SMR % SMR % Ca-Mort.

(SMR)

Ca-Mort.

(SMR) Österreich

Belgien

Tschechoslowakei Dänemark Frankreich BR Deutschl.

75,9 26,9 45,9 16,3 36,7 13,0 101,1 32,9 30,4 10,0 33,1 10,9 97,1 30,9 49,4 15,7 35,6 11,3 68,0 27,4 22,8 9,2 35,4 14,3 52,2 18,3 23,6 8,3 31,8 11,1 70,6 25,4 41,9 15,0 37,2 13,4

27,1 15,2 27,1 15,2 23,6 13,2 35,4 20,7 26,0 15,2 16,8 9,8 24,5 14,4 26,7 15,7 23,6 13,9 36,7 19,2 27,9 14,6 12,4 6,5 26,7 18,7 21,6 15,1 11,0 7,7 29,2 16,2 27,9 15,5 22,3 12,4

282,3 178,4

303,8 171,4

314,1 170,3

248,0 190,9

285,8 143,1

278,5 179,9

69,3 23,8 53,6 18,4 33,2 11,4 107,6 35,Q 33,4 11,2 31,7 10,6

27,6 14,6 24,9 13,2 26,5 14,0 38,3 22,5 25,6 15,0 15,2 8,9

Ungarn 291,1 188,8

Holland 299,5 170,2

64,2 27,4 51,2 21,9 15,7 6,7 70,6 26,1 29,0 10,7 31,9 11,8

18,3 12,7 12,6 8,8 21,2 14,7 36,0 23,2 - 19,2 12,4 14,5 9,3

Polen 233,9 144,0

Schweiz 270,4 155,3

70,9 25,2 37,8 13,5 30,8 11,0 27,9 16,9 22,4 13,6 18,5 11,2

Mitteleuropa 281,0 165,2

Land mit der

niedrigsten Rate höchsten Rate

Verhält- nis Tumor

Lunge Magen Darm Prostata Harnorgane Pankreas

Leber/Gallenblase Leukämie

Osophagus Gehirn M. Hodgkin Melanom

Frankreich 52,2 Dänemark 22,8 Polen 15,7 Polen

Frankreich 14,4 Frankreich 10,1 Frankreich 4,1

Polen 7,0

Ungarn

BR Deutschl. 1,3 Holland 1,7 Frankreich 0,8

107,6 Holland 53,6 Ungarn 37,2 BR Deutschl.

32,8 Schweiz 20,9 Dänemark 13,3 Dänemark 17,6 Ungarn 9,2 Frankreich 20,8 Frankreich 6,7 Dänemark 3,9 Schweiz 3,8 Schweiz

1:2,0

13,4

4,5

1:2,4 1:2,4 1:2,4 1:1,5 1:1,3 1:3,9 1:1,3 1:4,6 1:5,2 1:2,3 1:4,8 Tabelle 4: Altersstandardisierte Mortalitätsraten der Männer 1975. Gegenüberstellung des Landes mit der jeweils niedrigsten beziehungsweise höchsten Frequenz

Tabelle 3: Die Mortalität der drei häufigsten Krebsformen bei Männern und Frauen in zehn Ländern Mitteleuropas 1975

Die mitteleuropäischen Länder im internationalen Vergleich Um den internationalen Vergleich der Krebssterblichkeit hat sich der japanische Epidemiologe Mitsuo Se- gi seit vielen Jahren sehr bemüht, indem er weltweit die amtlichen Sterbeziffern der verschiedensten Länder - standardisiert auf die von ihm vorgeschlagene „Weltbevölke- rung" - in tabellarischer Form zu- sammengestellt und publiziert hat.

Aus seinen Zusammenstellungen haben wir für 1976 die Sterberaten

einiger wichtiger Krebsformen ver- gleichsweise für die USA, Japan so- wie jeweils einige Länder in Nord-, West-, Süd- und Mitteleuropa mit- einander verglichen. Dabei ergibt sich folgende Vergleichssituation:

0 Beim Lungenkrebs der Männer liegen die Länder Holland und Bel- gien gemeinsam mit Großbritannien weltweit an der Spitze.

Die Zahlen der übrigen mitteleuro- päischen Länder liegen durchweg höher als die von Nord- und Südeu- ropa, der USA und Japan.

• Beim Magenkrebs führt Japan weltweit mit Abstand. International sehr hoch liegen aber auch die Ster- beziffern in Ungarn und Polen. Im übrigen bestehen keine deutlichen Unterschiede zwischen Nord-, West-, Mittel- und Südeuropa.

O Bezüglich des Darmkrebses liegt Dänemark hinter Schottland welt- weit an zweiter Stelle. Die Sterbezif- fern der mitteleuropäischen Länder und die der britischen Inseln liegen höher als die skandinavischen und südeuropäischen Zahlen.

O Bezüglich der Sterblichkeit an Prostata-Krebs liegen die nordeuro-- päischen Länder an der Spitze. Mit Ausnahme von Österreich, Däne- mark und Polen rangieren die mittel- europäischen Sterberaten weltweit unter den ersten zehn Positionen.

Die Sterberaten der britischen Inseln und der südeuropäischen Staaten liegen deutlich niedriger.

© Bezüglich des Brustkrebses der Frau steht die Sterberate in Däne- mark weltweit an erster Stelle. Hohe Sterberaten werden auch auf den britischen Inseln beobachtet. Die Sterberaten im übrigen Mitteleuropa und in Skandinavien sind etwa gleich hoch; in Südeuropa liegen sie niedriger.

44 Heft 35 vom 3. September 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe B

(5)

80

Lunge Männer

\ Magen Männer -

Brust

`-'P rostata

Frauen cu

4. 60 tü CC

CD

O

2

40

G)

N

c

cn

20

Lunge

--Frauen

1970 1980

0

1950 1960

Years

Darstellung 2: Zeitlicher Trend einiger Krebsformen in der Bundesrepublik Deutsch- land in den letzten 30 Jahren.

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Krebssterblichkeit

Beim Gebärmutterkrebs schließ- lich liegen die Sterberaten von Un- garn, Österreich, Polen, Dänemark und der Bundesrepublik Deutsch- land hinter denen einiger süd- und mittelamerikanischer Staaten mit in vorderer Position. Die Sterberaten der übrigen mitteleuropäischen Staaten liegen in der gleichen Grö- ßenordnung wie die im übrigen Eu- ropa, in den USA und in Japan.

Der zeitliche Trend der

Krebssterblichkeit in Mitteleuropa Zeitliche Vergleiche der Krebsmor- talität sind insofern von Interesse, als sie Rückschlüsse auf veränderte Umweltbedingungen, auf die Ver- besserung therapeutischer Möglich- keiten sowie auf die Effektivität von Krebsbekämpfungsmaßnahmen ge- statten. Für die säkularen Trendun- tersuchungen wurde generell der 20-Jahres-Zeitraum 1956 bis 1975 zugrunde gelegt, da hierfür — mit Ausnahme von Polen, dessen Daten erst ab 1959 zur Verfügung stehen — Daten aus allen Vergleichsländern vorliegen.

Die Änderung der altersstandardi- sierten Sterberaten für alle zehn be- trachteten Länder insgesamt ist in den Tabellen 8 und 9 dargestellt, wo- bei für die aufgeführten Krebsfor- men die Sterberaten in den Stichjah- ren 1956 und 1975, die entsprechen- den Rangzahlen, die prozentuale Änderung der Mortalität im Beob- achtungszeitraum und die entspre- chenden Rangzahlen dazu angege- ben werden.

Bei den Männern (Tabelle 8) ist die höchste Steigerungsrate beim Mela- nom zu vermerken, dessen Sterb- lichkeit sich von 1956 bis 1975 mehr als verdreifacht hat (+ 231 Prozent).

Allerdings ist die Sterberate des Me- lanoms immer noch relativ niedrig;

auch 1975 ist die Sterberate des Lungenkrebses noch 44mal so hoch wie die des malignen Melanoms! Be- züglich der Zunahme an zweiter Stelle liegt die Sterberate beim Krebs der Lunge (Zunahme = + 85 Prozent); danach folgen das Pankre- askarzinom mit rund 75 Prozent so-

wie die Tumoren der Harnorgane mit fast 70 Prozent Steigerung der Ster- berate. Abgenommen haben unter den in der Tabelle aufgeführten Tu- morarten lediglich der Morbus Hodgkin (— 16 Prozent) und vor al- lem der Magenkrebs (— 34 Prozent).

Bei den Frauen (Tabelle 9) steht die Zunahme der Melanomsterblichkeit ebenfalls an erster Stelle (+ 190 Pro- zent); danach folgen das Ovarialkar- zinom (+ 60 Prozent), die Krebse des Pankreas (+ 56 Prozent), der Harnorgane (+ 40 Prozent) und der Lunge (+ 32 Prozent).

Abgenommen haben die Krebse der Leber und Gallenwege (— 9 Pro- zent), des Uterus (— 23 Prozent), der Speiseröhre (— 23 Prozent) und vor allem des Magens (— 46 Prozent).

Der säkulare Trend einiger wichtiger Krebsformen in der Bundesrepublik

in den letzten 30 Jahren ist in Dar- stellung 2 wiedergegeben. Innerhalb der verschiedenen Länder Mitteleu- ropas sind folgende Trends zu beob- achten:

Lungenkrebs: Beim männlichen Geschlecht ist in allen Ländern eine deutliche Zunahme festzustellen, die geringste (mit etwa 18 Prozent) in Österreich, die höchste (mit 216 Prozent) in Polen (wobei allerdings zu bemerken ist, daß die polnischen Ausgangszahlen aus dem Jahre 1959 auffallend niedrig liegen, die von Österreich dagegen sehr hoch).

Eine Zunahme der Sterberate auf mehr als das Doppelte ist in den Ländern Belgien (+ 136 Prozent), Dänemark (+ 105 Prozent), Frank- reich (+ 114 Prozent), Ungarn (+ 122 Prozent) und Holland (+ 122 Prozent) zu konstatieren. Interes- sant ist, daß dort, wo die Sterberate

(6)

Land mit der

niedrigsten Rate höchsten Rate

Verhält- nis Tumor

Mamma Darm Magen Uterus Eierstock Lunge

Leber/Gallenblase Pankreas

Harnorgane Leukämie Gehirn Melanom

Polen 18,3

Polen 12,3

Frankreich 11,0 Holland 11,6 Frankreich 6,8 Frankreich 5,2 Frankreich 3,3 Frankreich 5,0 Frankreich 4,5

Polen 4,5

BR Deutsch[. 0,9 Frankreich 0,6

38,3 Holland 27,9 BR Deutschl.

26,5 Ungarn 23,6 Ungarn 16,6 Dänemark 15,8 Dänemark 17,9 Ungarn 9,8 Dänemark 9,8 Dänemark 5,9 Dänemark 5,1 Belgien 2,8 Dänemark

1:2,1 1:2,3 1:2,4 1:2,0 1;2,4 1:3,0 1:5,4 1:2,0 1:2,2 1:1,3 1:6,4 1:4,7 Tabelle 5: Altersstandardisierte Mortalitätsraten der Frauen 1975. Gegenüberstellung des Landes mit der jeweils niedrigsten beziehungsweise höchsten Frequenz.

bereits 1956 hoch lag (Österreich) nur eine geringe Zunahme, dort, wo sie niedrig lag (Dänemark, Frank- reich, Ungarn, Polen) eine hohe Steigerung der Mortalität zu vermer- ken ist. Die Sterberaten an Lungen- krebs gleichen sich somit im säkula- ren Trend zunehmend einander an.

Bei den Frauen nimmt die Lungen- krebsmortalität ebenfalls in allen

mitteleuropäischen Ländern zu, al- lerdings in wesentlich bescheidene- rem Maße (etwa zwischen 10 und 50 Prozent). Lediglich Dänemark, wo eine exzessive Steigerung um fast 200 Prozent zu beobachten ist, bil- det hier eine bemerkenswerte Aus- nahme. Der dänische Trend ähnelt demjenigen bei den Frauen in den Vereinigten Staaten von Amerika; er

dürfte ein erster Hinweis auf in den nächsten Jahren zu erwartende er- heblich steigende Mortalitätsraten an Lungenkrebs beim weiblichen Geschlecht sein.

Magenkrebs: Im Gegensatz zum Lungenkrebs nimmt die Magen- krebssterblichkeit der Männer in al- len Ländern Mitteleuropas ab, am stärksten in Dänemark (- 52 Pro- zent), am wenigsten in Polen (- 0,5 Prozent). Die Schweiz, Frankreich und Belgien zeigen einen Rückgang von mehr als 40 Prozent, die übrigen Länder einen solchen zwischen 24 und 40 Prozent. Interessanterweise nimmt der Magenkrebs in den Län- dern besonders stark ab, wo die Mortalitätsrate bereits 1956 schon niedrig war (Dänemark und Frank- reich), in dem mitteleuropäischen Land mit der höchsten Ausgangsra- te (Ungarn) aber am wenigsten. Eine Parallele zu diesem merkwürdigen Verhalten bietet sich auch im inter- nationalen Vergleich zwischen den USA (niedrige Mortalitätsrate, steiler Abfall) und Japan (hohe Mortalitäts- quote, geringer Rückgang).

Gr 1975

Däne-

mark Holland Belgien

Frank- reich

Bundes- republ.

Deutschl, Schweiz

öster- Tschecho-

reich slowakei Ungarn Polen Lunge 68,0 8 107,6 100,1 2 52,2 10 70,6 5,5 70,6 5,5 75,9 4 97,1 3 69,3 7 64,2 9 Magen 22,8 10 33,4 6 30,4 7 23,6 9 41,9 45,9 4 49,4 3 53,6 1 51,2 2

36,7 3 33,2

Darm

(0. + R.) 35,4 4 31,7 9 33,1 6 31,8 8 37,2 1 31,9 7 2 35,6 5 15,7 10

19,6 Harnwege

(N. + BL) 20,9 1 17,4 6 18,1 4,5 14,4 9 18,1 4,5 15,5 8 2 19,3 16,5 7 12,1

Pankreas 13,3 1 12,0 4 11,8 5 10,1 9 10,4 8 11,3 6 3 13,2 2 11,2 7 -

25,1 9 27,1

Prostata 22,1 8 28,9 2 27,2 4 25,8 6 28,4 3 32,8 1 7 19,8 5 13,4 10

8,8 7,7 5 8,4

Leukämien 8,7 4 9.0 2 3 9,2 1 8,3 7 7,5 9 8 8,6 6 7,0 10

1,7 2,0 1,9

Lymphome 1,8. 6 1,7 8 2,4 3 4 3,9 1 5 2,9 2 1,7

5,4 8,5 4,5

Ösophagus 4,6 8,5 4,7 7 5,9 3,5 20,8 1 5,7 5 11,5 2 6 4,6 10 5,9 3,5

2,6 2 1,6 1,3 8 2,2

Melanom 0,8 9 1,9 4,5 3,8 1 3 1,9 4,5 1,8 6 -

3,4 6 6,0 3 3,1 7 1,3 9 4,1

Gehirn 6,7 1 5 21 8 4,3 4 6.5 2

Tabelle 6: Standardisierte Sterbehäufigkeiten an verschiedenen Krebsformen und Rangziffern - Männer 1975

54 Heft 35 vom 3. September 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe B

(7)

Pankreas 9,8 Harnorgane 9,8

7,5 5,5 8,2 3 7,5 5,5 8,5 2 6,1 4,5 6,6 2 5,6 7 5,2 8 6,1

6,0 1 6,1

5,3 8 5,6 5 5,5 6 5,8 2,5 4,5 10 Leukämien 5,9 1 5,4 5,2

2,6 5 1,9 7 2,9 4 4,9 Gehirn 4,2 3 2,2 6 5,1

1,7 2 1,6 3 1,4 6 1,4 1 1,5 4 0,8

Melanom 2,8 Däne-

1975 mark Holland Belgien

Bundes- Frank- republ.

reich Deutschl. Schweiz Oste

reic arn Polen

Mamma 36,7

Darm (0. + R.)

Magen 12,4

Uterus

(C + Corp,) 16,3 2

1,5 25,6

1111

15,2

4 11,6

26,7 8 29,2 5

38,3 1 35,4 36,0 3 27,1 6 18,3 10

26,0 16,8

11,8

27,9 19,2 9 27,1 3 26,7 4 24,9 12,3 10

14.5 8 23,6

13,7 7 19,0

2,5 23,6 2,5 26,5 1 21,2

2 16,0 5 23,6 1 18,5 5

Ovar 16,6 1 13,3 3 10,3 8 6,8 9 11,1 5 11,5 4 13,4 2 10,4 7 10,5 6

Lunge 15,8 1 6,4 8,4 6,4 8,5 10,1 3 8,3 5 11,9 2 8,2 6

Leber/Galle 6,8 8 7,5 5 6,9 7 3,3 9 9,1 4 7,2 6 9,7 3 13,4 2 17,9 1

Sterberaten Rangordnung 1956 1975 1956 1975

prozentuale Rang- Änderung ordnung

38,27 70,86 2 1 + 85,1 2

Lunge

57,40 37,78 1 2 - 34,2 12

Magen

Darm 24,96 30,83 3 3 + 23,5 7

20,42 25,41 4 4 + 24,4 6

Prostata

Harnorgane 10,05 17,00 5 5 + 69,2 4

Pankreas 6,30 10,99 8 6 + 74,4 3

Speiseröhre 9,33 9,58 6 7 + 2,7 10

Leukämie 6,70 8,52 7 8 + 27,2

Leber/Gallenblase 6,03 7,13 9 9 + 18,2 8

2,84 3,10 10 10 + 9,2 9

Gehirn

M. Hodgkin 2,38 2,00 11 11 - 16,0 11

Melanom 0,49 1,62 12 12 + 230,6

Tabelle 8: Altersstandardisierte Krebsmortalitätsraten 1956-1975 - Männer

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Krebssterblichkeit

Tabelle 7: Standardisierte Sterbehäufigkeiten an verschiedenen Krebsformen und Rangziffern - Frauen 1975 Auch bei den Frauen zeigt sich in

allen mitteleuropäischen Ländern ein deutlicher Rückgang der Morta- lität, am geringsten in Polen (- 20 Prozent), am stärksten in Dänemark und der Schweiz (- 60 Prozent).

Darmkrebs: Lediglich in Däne- mark zeigt die Darmkrebsmortalität der Männer einen geringen Rück- gang (- 6,6 Prozent); in der Schweiz ist die Mortalität im Berichtszeit- raum gleichgeblieben. Alle übrigen Staaten Mitteleuropas lassen einen Anstieg der Darmkrebsmortalität er- kennen, am stärksten Polen (+ 169 Prozent), Ungarn (+ 83 Prozent), die CSSR (+ 65 Prozent) und die Bun- desrepublik Deutschland (+ 59 Pro- zent).

Die Abnahme der Mortalitätsrate in Dänemark ist auf einen stärkeren Rückgang des Rektumkarzinoms (- 24 Prozent) zurückzuführen; der Kolonkrebs nimmt in allen Ländern Mitteleuropas zu, am stärksten in Polen (+ 148 Prozent), in der Bun- desrepublik Deutschland (+ 105 Prozent) und in Ungarn (+ 103 Pro- zent).

(8)

Gehirn 1,89 1,98 10 10 4,8 8 Sterberaten Rangordnung

prozentuale Änderung

Rang- ordnung 1956 1975 1956 1975

Mamma 23,60 27,85 2 1 + 18,0 6

Darm 19,63 22,37 4 2 + 14,0 7

Magen 34,07 18,50 1 3 - 45,7 12

Uterus 19,97 15,39 3 4 - 22,9 10

Eierstock 6,40 10,17 6 5 + 58,9 2

Leber/Gallenblase 5,61 7,86 5 6 - 8,7 9

Lunge 5,75 7,62 7 7 + 32,5 4

Pankreas 4,11 6,43 8 8 + 56,4 3

Harnorgane 4,10 5,70 9 9 + 39,0 5

Speiseröhre 1,81 1,39 11 11 - 29,2 11

Melanom 0,41 1,19 12 12 + 190,2 1

Tabelle 9: Änderung der altersstandardisierten Krebsmortalitätsraten in Mitteleuropa im Zeitraum 1956-1975 - Frauen

Bei den Frauen ist die Tendenz der Darmkrebsmortalität sehr unter- schiedlich. Während sie in Polen, Ungarn, der CSSR, Österreich und Deutschland - also im zentralen und östlichen Teil Mitteleuropas - deut- lich zunimmt, ist in Holland, Belgien, Frankreich, Dänemark und der Schweiz ein Abfall zu verzeichnen.

Pankreaskrebs: Auch der Pan- kreaskrebs zeigt in allen Ländern Mitteleuropas einen deutlichen An- stieg der Sterbeziffern, und zwar bei beiden Geschlechtern. Am steilsten ist der Anstieg in der Tschechoslo- wakei (121 Prozent bei den Män- nern, 107 Prozent bei den Frauen).

fp Krebse des Urogenitaltraktes:

Für diese Krebsformen fehlen Aus- gangsdaten in den Ländern Öster- reich, Bundesrepublik Deutschland, Ungarn und Polen. In den übrigen Ländern steigt die Mortalität bei den Männern um 100 bis 350 Prozent und bei den Frauen um 30 bis 75 Prozent an.

Prostatakrebs: Alle Länder Mit- teleuropas (mit Ausnahme von Dä- nemark, wo ein Rückgang um 6 Pro- zent zu verzeichnen ist) zeigen einen deutlichen Anstieg der Mortalität des Prostatakarzinoms, im Mittel um 24 bis 30 Prozent. Aus diesem Rah- men fallen nur Polen (Anstieg = 189 Prozent) und Ungarn (Anstieg = 100 Prozent). In beiden Ländern lag die Sterberate 1956 bzw. 1959 allerdings auch außergewöhnlich niedrig.

Brustkrebs: Das Mammakarzi- nom der Frau nimmt in allen Län- dern Mitteleuropas zu, am stärksten in Ländern mit der niedrigsten Aus- gangsrate (Polen, Ungarn, Tsche- choslowakei), in allen übrigen Län- dern zwischen 13 und 26 Prozent.

O Gebärmutterkrebs: Die Sterblich- keit an weiblichen Genitalkrebsen nimmt in allen Ländern Mitteleuro- pas deutlich ab. Die Spannweite die- ses Rückgangs liegt zwischen 17 Prozent (Bundesrepublik Deutsch- land) und 44 Prozent (Belgien). Eine

Ausnahme bildet Polen mit einem Anstieg von ca. 20 Prozent, aller- dings bei sehr niedriger Ausgangs- rate im Jahre 1959. Der Anstieg des Uteruskrebses in Polen ist durch ei- ne starke Zunahme der Zervixkrebse bedingt; das Korpuskarzinom nimmt auch in Polen ab.

Ovarialkrebs: Bei dieser Krebs- form liegen vergleichbare Angaben nur für sechs Länder vor. Der steilste Anstieg (+ 64,6 Prozent) zeigt sich in Frankreich; es folgen Belgien mit + 55,3 Prozent, die Tschechoslowa- kei mit + 37,6 Prozent, Holland mit + 31,4 Prozent und Dänemark mit + 13,0 Prozent. In der Schweiz ist die Sterblichkeit des Ovarialkarzi- noms in den 20 Berichtsjahren un- gefähr gleichgeblieben.

Zusammenfassung

Zusammenfassend kann gesagt wer- den, daß die Entwicklung der Krebs- situation in den betrachteten Län- dern Mitteleuropas analoge oder sehr ähnliche Tendenzen erkennen läßt. Lediglich Polen fällt hier aus dem Rahmen. Für einige Krebsfor- men lassen sich in einzelnen Län- dern abweichende Trends erkennen, so zum Beispiel für das Lungenkar- zinom der Frauen in Dänemark. Es würde sich lohnen, diesen Beson- derheiten gezielt nachzugehen.

Literatur

(1) Becker, N.: MONITOR - Ein Programmpa- ket zur epidemiologischen Auswertung von Mortalitätsdaten, DKFZ, Techn. Report Nr. 1 (1979). - (2) Campbell, H.; Chiang, R.; Hans- Iuwka, H.: Cancer mortality in Europe, Patterns and trends - 1955 to 1974, World Health Stati- stics Quarterly 33 (1980) 152-184 - (3) Koch, E.

R.: Krebswelt-Krankheit als Industrieprodukt, Kiepenheuer & Witsch, Köln (1981) - (4) Seg I, M.: Age-adjusted Death Rates für Cancer for Selected Sites (A-Classification) in 40 Coun- tries in 1976, Segi Institute of Cancer Epide- miology, Nagoya (1981) - (5) Waterhouse, J.;

Muir, C.; Correa, P.; Powell, J. (Eds): Cancer Incidence in Five Continents, Vol. III. Internat.

Agency for Research an Cancer, Lyon (1976).

Anschrift der Verfasser:

Professor Dr. med. Gustav Wagner Dipl.-Math. Nikolaus Becker Deutsches Krebsforschungszentrum Im Neuenheimer Feld 280

6900 Heidelberg 1

58 Heft 35 vom 3. September 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe B

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