Zur Fbrtbildung Aktuelle Medizin
KONGRESSNACHRICHTEN
Extramedulläre Blutbildungsherde in den Punktaten transplantierter Nieren
Die morphologische Bestätigung einer Abstoßungsreaktion, die bei den nierentransplantierten Patienten auftreten, ist für eine adäquate Therapie unerläßlich.
Neben der histologischen Unter- suchung ist die zytologische Aus- wertung der Tupf- beziehungs- weise Ausstrichpräparate von Nierenbioptaten wichtig, da da- durch einmal zusätzliche Infor- mationen gewonnen werden, zum anderen die Diagnostik we- sentlich beschleunigt wird. In den Jahren 1964 und 1965 wur- den von 45 Nierenbioptaten, die von nierentransplantierten Pa- tienten entnommen wurden, Tupfpräparate angefertigt. Aus- striche wurden ausschließlich nach Pappenheim gefärbt. Bei 16 von 45 Fällen wurden zytologisch Myelozyten und Normoblasten gefunden. Unter 28 histologisch gesicherten Abstoßungsreaktio- nen konnten wir in 50 Prozent der Fälle myeloische Metaplasien finden. Es scheint, daß neben dem Auffinden von Immunobla- sten auch der Nachweis von mye- loischen Metaplasien ein wichti- ges Kriterium für die Diagnose einer Abstoßung darstellt (Pro- fessor Dr. Z. Atay, Patholog. Inst.
der Medizinischen Hochschule, Hannover-Kleefeld). stl
(6. Europäischer Zytologenkongreß, Wei- mar 1976)
Morbus Whipple
Wie selten die Whipplesche Er- krankung ist, weiß man noch nicht. Seit Einführung der per- oralen Dünndarmbiopsie ist die Zahl der kasuistischen Mitteilun- gen jedenfalls sprunghaft ange- stiegen. — Es handelt sich (Privat- dozent Dr. H. S. Otto, Pathologi- sches Institut der Universität, Hamburg-Eppendorf) um phago-
zytierende Zellen mit PAS-positi- ven Plasmaeinschlüssen (Bakte- rien beziehungsweise deren Ab- bauprodukte) im Dünndarm und in anderen Organen. Mit antibio- tischer Therapie ist die Prognose nicht mehr infaust. — Klinik: Nach intermittierenden Polyarthralgien entwickelt sich schleichend ein Abdominalsyndrom mit Schmer- zen, Diarrhöen und progredienter Gewichtabnahme, dann ein Mal- absorptionssyndrom mit Adyna- mie und Kachexie, Hautverände- rungen und u. U. chronische Or- ganinsuffizienzen. — Malabsorp- tion ist heute stets absolute Indi- kation zur Dünndarmbiopsie! WP
(8. internationaler Kongreß Diagnostica, Therapeutica, Technica, November 1976, Düsseldorf)
Punktionszytologie in der Mamma- diagnostik
602 Tumoren der Mamma wur- den klinisch, mammographisch und punktionszytologisch unter- sucht, bevor anschließend die hi- stologische Klärung erfolgte. Es handelte sich dabei um 247 Ma- lignome sowie 355 gutartige Pro- zesse. Die begrenzte Zuverlässig- keit der einzelnen Methoden wird aufgezeigt und nachgewiesen, daß durch ihren kombinierten Einsatz die präoperative Diagno- stik deutlich verbessert werden kann. Die Zytodiagnostik ergänzt die anderen Methoden und kann deren Fehler korrigieren. Lücken werden geschlossen. Die Punk- tion wird bei allen palpablen Mammaveränderungen obligat durchgeführt. Sie steht am Ende des Untersuchungsganges. Opti- male zytologische Ergebnisse sind allerdings nur zu erwarten, wenn die Punktionstechnik be- herrscht wird und die Beurtei- lung der sehr variablen Zellbilder durch Erfahrene erfolgt (Profes- sor Dr. E. Boquoi, Universitäts- Frauenklinik Berlin [West]). stl
(6. Europäischer Zytologenkongreß, Wei- mar 1976)
Dispositionsfaktoren zur Pyelonephritis
Die noch immer unbefriedigende Situation bei chronisch rezidivie- render Pyelonephritis verlangt stärkeres Beachten allfälliger Dispositionsfaktoren. Dazu gehö- ren — neben den diversen be- kannten Harnabflußstörungen — vor allem (Professor Dr. H. Brass, Medizinische Klinik II, Städtische Krankenanstalten Ludwigsha- fen): Laxantienabusus (Hypoka- Iiämie!), Phenazetinabusus inter- stitielle Nephropathie!), Diabetes mellitus, neurogene Blasenent- leerungsstörungen, vesiko-ure- teraler Reflux und schließlich hä- matogene Streuherde (Appendix, Tonsillen, Gallenblase). Neben Frühdiagnostik und konsequen- ter Therapie ist es notwendig, derartige Dispositionsfaktoren zu eliminieren.
(8. internationaler Kongreß Diagnostica, Therapeutica, Technica, November 1976, Düsseldorf)
Bilirubintransport in der Leberzelle
Konjugiertes Bilirubin tritt schneller durch die Zellmembran der Hepatozyten als unkonjugier- tes. Zuständig ist aber stets der gleiche membranassoziierte Transportmechanismus. Durch die Zelle wird unkonjugiertes und monoglukuronisiertes Bilirubin nach Bindung an die Glutathion- S-Transferase des Ligandins wei- tertransportiert. Diglukuronisier- tes Bilirubin entsteht freilich erst durch ein eigenes Enzym, das mit dem kanalikulären Teil der Le- berzellmembran assoziiert ist, mit dessen Hilfe es auch unver- züglich in die Galle expediert wird (P. D. Berk, M. D., Sectio of Diseases of the liver, DDD:NIANDD, National Institutes of Health, Bethesda, Maryland 20014, USA), WP
(IV. internationales Lebersymposium „Le- ber und Galle", Falck-Symposium Nr. 23, Oktober 1976, Basel)
444 Heft 7 vom 17. Februar 1977