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Archiv "Zentren für Ausdauertraining sind notwendig" (05.01.1978)

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Academic year: 2022

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Anschriften der Verfasser:

Dr. med. Friedrich Wilhelm Schwartz Ing. grad. Hermann Holstein Zentralinstitut

für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland Haedenkampstraße 5

5000 Köln 41

Prof. Dr. med. Jürgen von Troschke Universität Freiburg

Abteilung

für Medizinische Soziologie Erbprinzenstraße 7

7800 Freiburg (Breisgau)

SPRÜCHE

Radikalkur: Schlachten!

„Nach Jahren des Kurierens an Symptomen des von Pro- duktionssteigerung und Ab- satzrückgang gekennzeichne- ten Milchmarktes ist seitens der Europäischen Kommis- sion mit dem Aktionspro- gramm 77-80 ein Konzept vor- gelegt worden, das die Dros- selung des Produktionsan- stiegs durch einen Kapazitäts- abbau vorsieht."

Der hessische Staatsminister Willi Görlach beim Ver- bandstag des Zentralverban- des Deutscher Milchwirt- schaftler in Bad Nauheim.

Spektrum der Woche Aufsätze - Notizen Niederlassungsberatung

zunehmend ein Mißverhältnis ent- wickelt zwischen einer großen Zahl niederlassungswilliger Ärzte und ei- nem kleiner und differenzierter wer- denden standortabhängigen Bedarf.

Um berufliche Fehlplanung zu ver- meiden, ist es erforderlich, daß jun- ge Ärzte sich rechtzeitig vor ihrer Weiterbildung über die zu erwarten- den Berufschancen beraten lassen.

Nur so kann vermieden werden, daß Ärzte nach langen Weiterbildungs- jahren keine angemessene Lebens- position finden und die Bevölkerung mit unnötigen Kosten durch eine ärztliche Überversorgung belastet wird.

FORUM

Zentren für Ausdauertraining sind notwendig

Erich van Aaken und Walter Döhrn

Ausdauertraining ist nicht nur gesundheitsfördernd für Genesende, sondern — unter ärztlicher Anleitung auch für gesundheitlich Ange- schlagene geeignet. Doch wo sollen vor allem letztere trainieren? Die Autoren schlagen vor: in besonderen, neu zu schaffenden „Zentren für Ausdauertraining"

Bewegungsmangel führt zu Krank- heit, gesteigerte Bewegung ist ge- sund. Diese Erkenntnis ist allgemein anerkannt. Man hat — unter anderem

— deshalb für über 18 Milliarden Sportstätten gebaut, um möglichst großen Teilen der Bevölkerung die Gelegenheit zu geben, sich durch Sport regelmäßig zu bewegen. Dies hatte allerdings auf die Krankheits- statistik, insbesondere auf die Früh- todesfälle bei Herzinfarkt, offen- sichtlich keinen Einfluß, obwohl ge- rade hier der Zusammenhang mit Bewegungsarmut bekannt ist. Wo liegt der Fehler?

Er wird ansatzweise erkennbar aus Beobachtungen, welche zuerst van Aaken, später Döhrn, bei älteren Läufern machten: Bei einer Fragebogenaktion durch van Aaken stellte sich heraus, daß bei etwa 500 älteren Läufern durch Lauftraining Krankheiten an fast allen inneren Organen gebessert, wenn nicht so- gar schon ausgeheilt worden waren.

Warburg hatte darüber hinaus einen Zusammenhang zwischen Auftreten von Krebs und Mangel an Bewegung vermutet. Bei der Befragung zeigte sich, daß bei den befragten älteren Läufern wesentlich weniger Krebs auftrat als bei gleichaltrigen Untrai- nierten. Wenn auch solche Zusam- menhänge noch intensiver For- schung bedürfen, so ist doch der Zusammenhang zwischen Bewe- gungsmangel und Auftreten ver- schiedenster Erkrankungen nicht zu übersehen, was auch durch die Ge- genprobe erkennbar wird: Gestei-

gerte Bewegung (Ausdauertraining durch Laufen) ist imstande, offen- sichtlich durch Mangel an Bewe- gung entstandene Erkrankungen auszuheilen oder zu bessern. (Diese Zusammenhänge werden im übri- gen aus einer Kasuistik klarer er- kennbar, die in Vorbereitung ist.) Warum hatten also die riesigen Aus- gaben für den Sportstättenbau bis- her nicht den von vielen erhofften Effekt auf die Verhütung und die Heilung von Krankheiten? Hier sind folgende Hintergründe:

Ältere, kranke Leute, welche durch regelmäßiges Training durchaus die Möglichkeit hätten, von den ver- schiedensten Krankheiten befreit zu werden, oder deren Erkrankungen durch Training zumindest positiv beeinflußt werden könnten, betreten weder einen Sportplatz (weil sie fürchten, sich lächerlich zu machen) noch gehen sie (aus gleichem Grund) in einen Sportverein, dem die Verfügungsgewalt über Sport- hallen zusteht. Sie wollen sich au- ßerdem nicht einem — zumeist jün- geren — Sportlehrer unterstellen, der ihren Krankheitszustand nicht ken- nen kann. Sportlehrer sind mit dem Training von Kranken ohnehin meist überfordert.

Es kommen weitere Hinderungs- gründe hinzu: Das Training hat nur dann einen Effekt, wenn man es re- gelmäßig mehrmals wöchentlich durchführt. Bei schweren Krank- heitszuständen kann der Erfolg oft Jahre auf sich warten lassen. Sport-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 1 vom 5. Januar 1978 33

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So könnte ein Zentrum für den Ausdauersport aussehen: Im unteren auf Stelzen stehenden (Parkraum!) Geschoß eine Schwimmbahn von 400 m Länge; man kann dank des geschlossenen „Kreislaufs" der Anlage eine beliebige Strecke in einer Richtung schwimmen, ohne durch entgegenkommende Schwimmer gestört zu wer- den. Im oberen Geschoß dann eine Laufbahn, die ebenfalls 400 m lang ist. Die Verbindung von Lauf- und Schwimmbahn in einem Haus ermöglicht es, nach dem

Laufen die „Massagewirkung" des Schwimmens zu genießen. Im Obergeschoß wäre Raum für Nebenräume: zum Entspannen und Sich-Aufhalten. Außerdem ließe sich das Dachgeschoß „hotelmäßig" ausbauen für solche Patienten, die über längere Zeit ein ärztlich überwachtes Training durchführen möchten

Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen

plätze sind aber gerade dann ge- schlossen, wenn Berufstätige Zeit haben, nämlich abends oder am frü- hen Morgen. Meist sind sie fest in der Hand von Fußball- und anderen Vereinen, welche alles abwehren, was ihre freie Verfügungsgewalt be- einträchtigen könnte. Die großen Stadien sind ohnehin reine Ge- schäftsunternehmen in Sachen Fuß- ball. Man braucht nur auf die Zu- schauertribünen zu schauen, so weiß man, daß sie ihr Interesse nur auf Rentabilität gerichtet haben. Sie sind mithin nicht geeignet, dem größten Teil der Bevölkerung die Möglichkeit und den Anreiz zu ge- ben, sie regelmäßig als aktive Teil- nehmer aufzusuchen.

Bleibt das Laufen in Parkanlagen, an Flußufern oder im Wald. Dies ist nur möglich, wenn man einen Wagen hat, in welchen man schweißnaß so- fort nach dem Lauf flüchten kann.

Noch seltener besteht die Möglich- keit, von der Wohnung aus laufen zu können. Immer können es nur kleine Gruppen sein, die sich dann zu ei- nem bestimmten Zeitpunkt irgend- wo treffen. Wind, Regen, Dunkelheit, Gefahren durch Autos, durch Hun-

de, halten viele — vor allem also alle Frauen — ab, ein regelmäßiges Trai- ning im Freien durchzuführen. Da- gegen sprechen auch nicht die Er- folge der Trimm-Aktionen. So er- freulich die stark angewachsene Trimm-Bewegung ist, sie kann unter den heutigen Umständen die allge- meine Morbidität nur bei denjenigen senken, welche allen Widerständen zum Trotz regelmäßig draußen trai- nieren.

Das mangelnde Interesse der Politi- ker an solchen Fragen wird völlig unverständlich, wenn man die öko- nomische Seite des Problems be- trachtet. Finanziell sind die Folgen des Bewegungsmangels — man den- ke allein an die Infarktfolgen! — nur schwer tragbar. Es muß doch einen einflußreichen Politiker geben, der sich Gedanken macht über die Tat- sache, daß sich die 19 Milliarden für den sogenannten „Goldenen Plan", also den Bau für Sportstätten, bei der Senkung der Morbidität nicht ausgewirkt haben!

Zusammenfassend kann man sagen:

Die breite Bevölkerung, besonders aber die gesundheitlich Angeschla- genen, haben bisher weder die Mög-

Zentren für Ausdauertraining

lichkeit noch den Anreiz, regelmäßig zu jeder Zeit und bei jedem Wetter zu trainieren.

Was ist nun der richtige Weg?

Wenn man regelmäßiges, krank- heitsverhütendes und krankheits- heilendes Training zu einer Lebens- gewohnheit für die gesamte Bevöl- kerung machen will, so müssen Trai- ningsmöglichkeiten gerade in Bal- lungsgebieten geschaffen werden, so daß möglichst viele Bürger zu Fuß dorthin gehen können. Nötig sind also spezielle „Zentren für Aus- dauertraining". Ein Modell dazu — das übrigens bei der Stadt Mön- chengladbach bereits Interesse ge- funden hat — sei hier vorgestellt (sie- he auch Abbildung): Kernstücke sind eine Laufbahn und eine Schwimmbahn von je 400 m Länge.

Dort könnten an einem Tag (wäh- rend 12 bis 18 Stunden) 10 000 bis 20 000 Menschen laufen und schwimmen, und zwar unter ärztli- cher Aufsicht. Denn das Ausdauer- training sollte zu einem festen Be- standteil der ärztlichen Therapie werden. In einer solchen Anlage könnten zum Beispiel auch ältere, gesundheitlich geschädigte Ärzte wirken und trainieren. Die durch Training gesundeten Ärzte wären die besten „Fachärzte für Gesund- heit".

In einer solchen Anlage wäre es auch möglich, die bisher allzusehr vernachlässigte Forschung über die Wirkungen des Ausdauertrainings zu betreiben.

Die finanziellen Aufwendungen für die Einrichtung derartiger Trai- ningsverfahren rechtfertigen sich — im Gegensatz zu manchem, nur für wenige bestimmten Leistungssport- zentrum — durch die Ersparnis von Krankheitskosten, durch die Verbes- serung des Gesundheitszustandes weiter Bevölkerungskreise. Mithin, es handelt sich um eine echte öf- fentliche Aufgabe!

Anschrift für die Verfasser:

Dr. med. Walter Döhrn Stephanienstraße 2 4000 Düsseldorf

34 Heft 1 vom 5. Januar 1978 DEUTSCHES ARZTEBLATT

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