Die Lebensqualität des Patienten — eine entschei- dende Zielgröße ärzt- lichen Handelns oder nur ein wohlklingendes Schlagwort? Für Profes- sor Dr. med. Hans Troidl, Direktor der Chirurgi- schen Klinik in Köln-Mer- heim, ist die Antwort klar:
Mit Engagement plädierte er bei der Vierzig-Jahr- Feier von Smith Kline Dauelsberg Mitte Mai in Göttingen dafür, daß die Lebensqualität bei der Bewertung alternativer Behandlungsverfahren wesentlich stärker be- rücksichtigt werden müs- se als bisher.
Bei der Operation der Hiatushernie hat sich die- se Sichtweise bereits durchgesetzt, erklärte Troidl, aber leider sei dies bislang nur ein Einzelfall:
Während in den sechzi- ger Jahren die Indikation zur Operation nach dem Befinden des Patienten gestellt wurde. verlangte man in den siebziger Jah- ren nach objektiven Para- metern. Die sogenannten harten Daten — Ausmaß des Reflux etcetera — er- wiesen sich dann aller- dings in ihrer Aussage- kraft als doch nicht so hart, und heute ist man wieder dazu übergegan- gen, das Befinden des Pa- tienten bei der Entschei-
dung „Operation ja oder nein" in den Vordergrund zu stellen. Wie gesagt, dieses Beispiel ist eher die Ausnahme. Ein wah- rer Labortest-Fetischis- mus hat sich laut Troidl breitgemacht, und in den gängigen klinischen Stu- dien taucht das subjekti- ve Befinden vergleichS- weise vor und nach The- rapie wenn überhaupt, dann nur unter ferner lie- fen auf und das, obwohl dieser Parameter für den Patienten der allein inter- essante ist. Das Problem liegt auf der Hand. Wie läßt sich die subjektiv ge- färbte und damit schwammige Größe der Lebensqualität vermes- sen? Ansätze in der Me- thodik gibt es, die aller- dings noch ausbaube- dürftig sind. Neben den körperlichen Funktionen und dem seelischen Zu- stand werden auch der sensorische Zustand, die - kognitiven Funktionen sowie der Parameter
„Schmerz" und das Item
„Fähigkeit, sich selbst zu versorgen" in die Bewer- tung einbezogen.
Dazu noch einmal Profes- sor Troidi: „im Anfangs- stadium jeder Neuorien- tierung in der Medizin sind die Methoden noch nicht perfekt. Wichtig ist, das individuelle Erleben
Prof. Hans Troidt, Köln: Das subjektive Befinden der Pa- tienten muß als Grundlage ärztlicher Entscheidungen anerkannt werden
des Patienten, sein Selbstgefühl und seine selbstbewertete Lebens- qualität überhaupt als Entscheidungsgrundlage zu akzeptieren." vi
Streptokokken A in wenigen Minuten nachweisbar
Streptokokken der Grup- pe A können jetzt mit-dem Direct Strep A EIA Test, der von Hoffmann-La Ro- che, Grenzach-Wyhlen, angeboten wird, inner- halb von wenigen Minu- ten nachgewiesen wer- den. Bei der bislang ge- bräuchlichen Kultur-Me- thode waren Inkubations- zeiten von 18 bis 24 Stun- den erforderlich. Der neue Test ist ein „Solid-
phase"-Enzymirnmu no- assay, bei dem zwei po- lyklonale Antikörper ver- wendet werden. Als Pro- be dient Material direkt aus einem Rachenab- strich oder von einer Ko- lonie auf einer Blutplatte.
Liegen Streptokokken A vor — egal ob lebensfähi- ge oder nicht lebensfähi- ge —, so färbt sich die Pro- be blau. Eine negative Vergleichskontrolle ist somit überflüssig. er
Schnell informiert
Kondom für Harninkonti- nente — Die Firma Holli- ster Incorporated, Mün- chen, bietet zur Versor- gung harninkontinenter Männer das erste selbst- haftende . Anti-Reflux- Kondom an, welches über eine integrierte Rücklauf- sperre verfügt. mf Neuer Fortbildungsfilm
—„Die chirurgische Thera- pie des Bauchaorten- aneu rysmas" ist das The- ma eines neuen Fortbil- dungsfilms, der über die Firma Eli Lilly, 6380 Bad Homburg, ausgeliehen werden kann. el Wechsel bei Bayer
—Prof. Dr. Rolf Krebs ist ab September 1986 stellver- tretender Geschäftsfüh- rer der Bayer della S.p.A., Mailand. Sein bisheriges Aufgabengebiet, die Lei- tung des Ressorts Phar- ma Forschung und Ent- wicklung der Bayer AG, übernimmt Prof. Dr.
Friedrich Hoffmeister, bislang Leiter des Insti- tuts für Pharmakologie.
Hoffmeisters Nachfolger ist Privatdozent Dr. Wal- ter Puls. br Venenerkrankungen —
Beim diesjährigen Interni- sten-Kongreß in Wiesba- den stellte die Firma Klin- ge Pharma, München, ei- nen neuen Fortbildungs- film vor: „Blutfluß, Venen und Ödeme — Früherken- nung, Diagnose und The- rapie von Venenerkran- kungen". ke Nicht mehr lieferbar
—Wie die Firma Zyma, Mün- chen, mitteilt, sind fol- gende Spezialitäten nicht mehr lieferbar: Exomycol sowie Merfen-Tabletten, Merfen-Puder, Hyd ro- Merfen, Gyne-Merfen und Glycero-Merfen. zm
Drei Meilensteine in der Medizingeschichte
Wie bei der Jubiläumsveranstaltung „Vierzig Jahre Smith Kline Dauelsberg" Mitte Mai in Göttingen zu erfahren war, wird SKD in Kürze den ersten gen- technisch hergestellten Impfstoff auf den Markt bringen, und zwar einen Impfstoff gegen Hepatitis B. Dies sei dann, so hieß es weiter, nach Penicillin und Cimetidin der dritte von SKD gesetzte Meilen- stein — nicht nur im Rahmen der Firmengeschichte, sondern auch in der Geschichte der Medizin.
O
Festvortrag bei der Vierzig_ TJahr-Feier von SKD
Lebensqualität
nicht mehr unter "ferner liefen"
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
AUS INDUSTRIE UND FORSCHUNG
1812 (94) Heft 24 vom 11. Juni 1986 83. Jahrgang Ausgabe A