• Keine Ergebnisse gefunden

Kapitel 4

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Aktie "Kapitel 4"

Copied!
83
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Kapitel 4

Gew¨ohnliche Differentialgleichungen

(2)

Inhalt

4 Gew¨ohnliche Differentialgleichungen Grundbegriffe

Differentialgleichungen 1. Ordnung

Lineare Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten Differentialgleichungssysteme

(3)

Motivation

In Anwendungen kommen oft Gr¨oßen vor, die ¨uber ihr Anderungsverhalten¨ charakterisiert sind.

Wenn man diese Zusammenh¨ange in einer Gleichung beschreibt, f¨uhrt dies meist zu einerDifferentialgleichung.

Eine Differentialgleichung ist dabei eine Gleichung, die Ableitungen einer gesuchten Funktion erh¨alt.

Als L¨osung suchen wir keinen Wert sondern eine Funktion, die die Gleichung erf¨ullt.

(4)

Gew¨ohnliche Differentialgleichugen sind Gleichungen wie y0(x) = sin(2x) oder y0(x) =y(x) oder

x2·y0(x) = (y(x))2+x·y(x) oder mit ohere Ableitungen wie

y00(x)2y0(x)y(x) = 0.

Meistens l¨asst man die unabh¨angige Variable weg und schreibt kurz y002y0y = 0.

Ist die unabh¨angige Variable die Zeit, wird oft die Notation y˙ statt y0 verwendet.

(5)

Differentialgleichung

Definition 4.1

Eine gew¨ohnliche Differentialgleichungn-ter Ordnung ur eine Funktion y =y(x) ist eine Gleichung zwischen x,y und den Ableitungen von y bis zur n-ten Ableitung.

Die implizite Formsolch einer Differentialgleichung lautet:

F(x,y,y0,y00, . . . ,y(n)) = 0

In der expliziten Formliegt die Gleichung aufgel¨ost nachy(n) vor:

y(n)=f(x,y,y0,y00, . . . ,y(n−1))

Eine Funktion y(x), die die Differentialgleichung erf¨ullt, heißtosung.

(6)

Beispiel 4.2

1 Implizite Differentialgleichung erster Ordnung:

ey0 +y02+xy2 = 0

2 Explizite Differentialgleichungerster Ordnung:

y0= sin(x) cos(y)

3 Explizite Differentialgleichungzweiter Ordnung:

y00= 2y0+y

4 y(x) = e(1+

2)x ist eine osungur die Differentialgleichung unter Punkt (3).

5 y(x) = 2(1 +x2) ist eine osungur die Differentialgleichung y0 = 2x

1 +x2y.

(7)

Umwandlung in die explizite Form

Die Umwandlung einer Differentialgleichung in die explizite Form ist u. U. nicht eindeutig.

Es entstehen evtl. mehrere Differentialgleichungen.

Beispiel 4.3

Wenn wir die implizite Differentialgleichung y02

4y = 0

nach y0 aufl¨osen wollen, entstehen die beiden expliziten Differentialgleichungen

y0 = 2

y undy0=−2 y.

(8)

Allgemeine und partikul¨are L¨osung

Eine Differentialgleichung hat i. d. R. mehr als eine L¨osung.

So ist jede Funktion y(x) =Cex mitC R eine L¨osung f¨ur die Differentialgleichungy0 =y.

Solch eine Funktionenschar, also eine Funktion, die von einem oder mehreren Parametern abh¨angt, heißtallgemeine L¨osung.

Setzen wir f¨urC einen konkreten Wert ein, so erhalten wir eine partikul¨are L¨osung.

ur C = 1 erhalten wir die partikul¨are L¨osungy(x) = ex, die das Anfangswertproblem y0 =y,y(0) = 1 l¨ost.

Um aus einer Menge von L¨osungen eine einzelne L¨osung festzulegen, ben¨otigten wirzus¨atzliche Bedingungen.

(9)

Beispiel 4.4

Wir wollen zeigen, dass die Funktion

y(t) =KeRC1 t, K R die Differentialgleichung

˙

y(t) +y(t) RC = 0 ost und K so bestimmen, dassy(0) =y0 ist.

Wir berechnen

˙

y(t) = K

RCeRC1 t, setzen dies in ˙y(t) +y(t)RC ein und erhalten

K

RCeRC1 t+ K

RCeRC1 t = 0.

(10)

Fortsetzung Beispiel.

Also l¨osty(t) die Differentialgleichung.

Aus der allgemeinen L¨osung erhalten wir f¨ur t = 0:

y(0) =KeRC1 0=K.

Also mussK =y0 gelten. Damit lautet die spezielle L¨osung

y(t) =y0·eRC1 t.

(11)

Anfangs- und Randwertproblem

Hat man neben der Differentialgleichung auch noch Bedingungen der Art

y(a) =y0,y0(a) =y1, . . . ,y(n)(a) =yn

so spricht man von einem Anfangswertproblem. Die Bedingungen heißen Anfangsbedingungen.

Beziehen sich die zus¨atzlichen Bedingungen nicht nur auf genau einen Werta der unabh¨angigen Variablen, so spricht man von

Randbedingungen. Es liegt dann ein Randwertproblem vor.

(12)

Beispiel 4.5

1 Anfangswertproblem: Differentialgleichung

y0 =x2y+ sin(x) mit der Anfangsbedingung y(0) = 0.

2 Randwertproblem: Differentialgleichung

y00+ (1 + sin2(x))y0x2y = cos(x) mit den Randbedingungen y(0) = 2 undy0(1) = 1.

(13)

Singul¨are L¨osungen

Es kann vorkommen, dass es neben den Funktionen einer

Funktionenschar, die wir als L¨osung erhalten, noch andere Funktionen gibt, die aber nicht in der Funktionenschar enthalten sind.

Solche L¨osungen heißensingul¨are L¨osungen.

Singul¨are L¨osungnentreten selten aufund

sind dannoft von sehr einfach Struktur, z. B. konstante Funktionen.

(14)

Beispiel 4.6

Wir betrachten die Differentialgleichung y0 =y(y1).

Als L¨osung erhalten wir die Funktionenschar y(x) = 1

1Cex, C R.

Zus¨atzlich sind aber auch die konstanten Funktionen

y(x) = 0 und y(x) = 1

singul¨are L¨osungen der Differentialgleichung.

(15)

Differentialgleichung 1. Ordnung

Eine Differentialgleichung, in der nur diegesuchte Funktion und deren 1. Ableitung auftritt, heißt Differentialgleichung 1. Ordnung.

Allgemeine explizite Form:

y0 =f(x,y(x)) bzw. y0 =f(x,y).

Beispiele:

I y0 = 2xy

I yy0 = 2e2x y0 =2ey2x

I y0 = 3x+ 4y5

I y0 =y

I y0 =x

(16)

Richtungsfeld

Ein Richtungsfelderm¨oglicht eine einfache geometrische

Interpretationeiner expliziten Differentialgleichung erster Ordnung.

Uberblick ¨¨ uber den qualitativen Verlauf

Ausgangspunkt f¨ur numerische Verfahren zur approximativen L¨osung von Differentialgleichungen

Veranschaulichung: Wir ordnen jedem Punkt (x,y) durchy0 =f(x,y) eine Steigung zu.

Diese Steigung tragen wir in Form kleiner Linienelemente in die Ebene am Punkt (x,y) ein.

Den Verlauf m¨oglicher L¨osungsfunktionen erhalten wir, indem wir Kurven ausw¨ahlen, diein jedem Kurvenpunkt eine Steigung haben, die dem Richtungsfeld entspricht.

(17)

x y y0 = xy2

0 0 0

1 1 12

−1 1 12

1 2 1

... ... ...

(18)

Richtungsfeld von y0 = 2xy mit L¨osungy(x) = ex

2 2.

Richtungsfeld von y0 =yx mit L¨osungen zu verschiedenen Anfangsbedingungen.

(19)

Existenz- und Eindeutigkeitssatz von Picard-Lindel¨of

Satz 4.7

Gegeben sei die Differentialgleichung y0 =f(x,y) mit f :D Rund D Rn.

Die Funktion f sei weiterhin stetig und Lipschitz-stetig in y , d. h.

f(x,y1)f(x,y2) y1y2

L ur alle (x,y1),(x,y2)D.

Dann gibt es f¨ur jedes Anfangswertproblem mit Anfangsbedingung y(x0) =y0,(x0,y0)D genau eine L¨osung y(x).

(20)

Beispiel 4.8

Wir betrachten das Anfangswertproblem y0 =

y, y(0) = 0.

osungen sind bspw.y(0) = 0 undy(x) = x42. Warum nicht eindeutig? Weil f(x,y) =

y nicht Lipschitz-stetigin y ist.

(21)

Lineare Differentialgleichung 1. Ordnung

Definition 4.9

Eine Differentialgleichung der Form

y0 =f(x)y+g(x) heißt linerare Differentialgleichung 1. Ordnung.

urg(x) = 0 heißt die Differentialgleichunghomogen, ansonsten inhomogen.

Beispiel 4.10

Die Differentialgleichung

y0= 4xy+x

ist eine inhomoge lineare Differentialgleichung 1. Ordnung.

(22)

L¨osungsansatz: homogen

Sei F =R f dx.

y0 =fy y0 y =f

Z y0

y dx = Z

f dx

log(y) =F +c

y = eF+c =CeF Also ergeben sich die homogenen L¨osungeny(x) durch

y(x) =Ce

Rf(x)dx.

(23)

Beispiel 4.11

ur die L¨osungen der homogenen Gleichung y0 = 4xy von Beispiel 4.10 erhalten wir:

Z

4x dx= 2x2 y(x) =Ce2x2.

(24)

Variation der Konstanten

Zum Auffinden einer L¨osung der inhomogenen Gleichung w¨ahlt man den Ansatz:

y(x) =C(x)eF(x)

d.h., man betrachtet die eigentliche Konstante als Funktion. Ableitung ergibt

y0(x) = C0(x)eF(x)+C(x)f(x)eF(x)

= C0(x)eF(x)+f(x)y(x)

Also wird die inhomogene Differentialgleichung erf¨ullt, wenn g(x) =C0(x)eF(x)

gilt.

(25)

C0eF =g C0=ge−F

C = Z

ge−Fdx+D

Dies setzen wir in unseren Ansatz y0 =CeF ein, und erhalten damit y(x) = eF(x)

Z

g(x)e−F(x)dx+D

als inhomogene L¨osung.

(26)

Beispiel 4.12

ur das Beispiel 4.10 erhalten wir:

C(x) = Z

xe−2x2dx =1 4

Z

(−4)e−2x2dx =1

4e−2x2+D und damit als inhomogene L¨osung:

y(x) = C(x)eF(x)

=

1

4e−2x2+D

e2x2

= 1

4+De2x2 urD = 1 haben wir damit

y(x) = e2x21 4 als inhomogene L¨osung. Probe: Tafel.

(27)

Trennbare Variablen

Definition 4.13

Eine Differentialgleichung, die sich in der Form y0= f(x)

h(y)

schreiben l¨asst, heißtDifferentialgleichung mit trennbaren Variablen.

Beispiel 4.14

y0 =xy2

ist eine Differentialgleichung mit trennbaren Variablen. Hierzu w¨ahlen wir f(x) =x und h(y) = y12.

(28)

L¨osungsansatz: trennbare Variablen

Es sei H(y) =R

h(y)dy und F =R f dx.

y0 = f

h(y) h(y)y0=f

Z

h(y)y0dx = Z

f dx

H(y) =F +c

y =H−1(F +c)

Die letzte Umformung setzt nat¨urlich voraus, dass H(y) eine Umkehrfunktion hat.

(29)

Beispiel 4.15

Wir betrachten das Anfangswertproblem y0 = y

mit y(0) = 2. Wir haben f(x) = 1 undh(y) = 1y. Damit folgt F(x) =x+c und H(y) =−2

y, also

−2

y =x+c. Durch Aufl¨osen nachy erhalten wir:

y = 1

4(x+c)2. Aus der Anfangsbedingung erhalten wirc = 2

2 und somit die L¨osung:

y(x) = 1 4(x+ 2

2)2.

(30)

Beispiel 4.16

Wir wollen das Anfangswertproblem

y0 =xy2, y(0) = 1 osen. Wir haben somit f(x) =x,h(y) = y12.

Damit folgt F(x) = 12x2+c und H(y) =y1 und somit:

1 y = 1

2x2+c Durch Aufl¨osen nachy erhalten wir:

y = 1

1

2x2+c = 2 x2+ 2c. Aus der Anfangsbedingung erhalten wirc =−1.

(31)

Substitution

Wir definieren eine neue Funktionu(x), die von y,y00 und/oderx abh¨angt.

Mithilfe dieser Funktion und ihrer Ableitungen ersetzen wir die Funktionen y(x),y0(x) und evtl.y(n)(x) urn 2.

Nach der Ersetzung d¨urfen dann nur noch u(x),u0(x) und x in der Differentialgleichung auftauchen.

Weiterhin soll dieneue Differentialgleichung durch trennbare Variablen l¨osbar sein.

Dann l¨osen wir die neue Differentialgleichung und machenur die osung die Substitution wieder r¨uckg¨angig.

Wir zeigen f¨ur diese Substitutionstechnik einige Standardf¨alle.

(32)

Differentialgleichungen vom Typ F(x,y0,y00)

Wir betrachten Differentialgleichungen 2. Ordnungvom Typ F(x,y0,y00) = 0,

also y tritt hier nicht explizit auf.

Substitution: u :=y0.

Damit folgt y00=u0 und wir erhalten die Differentialgleichung 1. Ordnung

F(x,u,u0) = 0.

Istu =ϕ(x,C) eine L¨osung dieser Differentialgleichung, so erhalten wir mit

y(x) = Z

ϕ(x,C)dx+C1, C,C1 R

eineallgemeine L¨osung der urspr¨unglichen Differentialgleichung 2. Ordnung.

(33)

Beispiel 4.17

Wir wollen die Differentialgleichung y00=ap

1 +y02, a6= 0 osen. F¨uru =y0 erhalten wir die Differentialgleichung

u0 =ap 1 +u2 mit trennbaren Variablen:f(x) =a,h(u) = 1

1+u2. Damit erhalten wir

arcsinh(u) =ax +C bzw. y0=u= sinh(ax +C).

Die nochmalige Integration ergibt als osung y = 1

acosh(ax +C) +C1.

(34)

Differentialgleichungen vom Typ F(y,y0,y00)

Wir betrachten die Differentialgleichung 2. Ordnungvom Typ F(y,y0,y00) = 0.

Hier tritt die unabh¨angige Variable x nicht explizit auf.

Substitution: u(y) =y0.

Die Kettenregelliefert: y00=u0(y)·y0=u0(y)·u(y).

Damit k¨onnen wir die urspr¨ungliche Differentialgleichung als Differentialgleichung1.Ordnung der Form

F(y,u,u0u) = 0 ausdr¨ucken.

(35)

Sei u =ϕ(y,C) eineallgemeine L¨osung der Differentialgleichung F(y,u,u0u) = 0.

Nun m¨ussen wir dieDifferentialgleichung mit trennbaren Variablen y0 =ϕ(y,C)

osen, um die L¨osungy ur die urspr¨ungliche Differentialgleichung zu erhalten.

Diese Differentialgleichung hat die implizite L¨osung Z 1

ϕ(y,C)dy =x+C1, C,C1R.

(36)

Beispiel 4.18 Wir wollen

y00 =y02

5y, y >0

osen. Mit u(y) =y0 bzw. uu0 =y00 erhalten wir die Differentialgleichung uu0 =u2

5y u0 = u 5y. mit trennbaren Variablen:f(y) =5y1 ,h(u) = 1u.

Damit erhalten wir als L¨osung f¨ur diese Differentialgleichung log(u) =1

5log(y) +C bzw. u =C1y15, C1 R.

(37)

Beispiel 4.19

Um y zu erhalten m¨ussen wir nun noch die Differentialgleichung y0 =C1y15

mit trennbaren Variablen l¨osen:f(x) =C1,h(y) =y15. Als L¨osung erhalten wir

5

6y65 =C1x+C2 bzw. y(x) = (C3x+C4)56. Die L¨osung existiert f¨urC3,C4>0.

(38)

Differentialgleichungen der Form y0 = φ yx

Wir betrachten Differentialgleichungen der Form y0 =φy

x

. Beispiel:

y0= y

x 2

+y x. Substitution: u = yx.

Aufl¨osung nach y ergibty =xu.

Die Produktregel liefert uns:

y0 =u+xu0.

Einsetzen in die urspr¨ungliche Differentialgleichung ergibt u+xu0 =φ(u).

(39)

osen wir die letzte Gleichung nachu0 auf, erhalten wir mit u0= 1

x (φ(u)u)

eineDifferentialgleichung mit trennbaren Variablen:

f(x) = 1

x, h(u) = 1 φ(u)u. Als implizite L¨osungerhalten wir

Z 1

φ(u)u du= log(|x|) +C.

(40)

Beispiel 4.20 Wir wollen

y0 =y x

2

+ y x. osen. Wir habenφ(u) =u2+u und somit

h(u) = 1

φ(u)u = 1 u2. Daraus konstruieren wir die L¨osung:

Z 1

u2 du= log(|x|) +C ⇒ −1

u = log(|x|) +C u= 1 log(|x|) +C. ucksubstitution ergibt

y=ux = x log(|x|) +C.

(41)

Differentialgleichungen der Form y0 = φ(ax +by +c)

Wir betrachten Differentialgleichungen der Form y0 =φ(ax +by+c).

Substitution: u =ax +by+c.

osen wir die Substitution nach y auf, erhalten wir y= uaxc

b .

und damit

y0 = u0a b . Einsetzen in die Differentialgleichung ergibt

u0a

b =φ(u).

(42)

Hieraus erhalten wir die Differentialgleichung u0 =bφ(u) +a.

mit trennbaren Variablen: f(x) = 1,h(u) = bφ(u)+a1 . Implizite L¨osung:

Z 1

bφ(u) +adu=x+C.

(43)

Beispiel 4.21 Wir wollen

y0= (x+y+ 1)2 osen. Wir haben also a=b=c = 1 undφ(u) =u2. Als implizite L¨osung f¨uru erhalten wir

Z 1

u2+ 1du =x+C arctan(u) =x+C. und somit

u = tan(x+C).

Wegen

y = uax c b erhalten wir damit dieosung

y = tan(x+C)x1.

(44)

Lineare Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten

Definition 4.22

Eine Differentialgleichung der Form

y(n)+an−1(x)y(n−1)+· · ·+a1(x)y0+a0y =r(x) mit Funktionen an−1(x), . . . ,a1(x),a0(x) heißt lineare

Differentialgleichungn-ter Ordnung.

urr(x) = 0 ist die Differentialgleichunghomogen, ansonsten inhomogen.

Eine Differentialgleichung der Form

y(n)+an−1y(n−1)+· · ·+a1y0+a0y =r(x)

mit Koeffizienten an−1, . . . ,a1,a0 R ist einelineare Differentialgleichung n-ter Ordnung mit konstanten Koeffizienten.

(45)

Aus der Linearit¨at der Ableitung erhalten wir die folgende Aussage.

Lemma 4.23

Ist y(x) eine L¨osung einer homogenen linearen Differentialgleichung n-ter Ordnung, dann ist auch Cy(x) eine L¨osung dieser Differentialgleich, f¨ur C R.

verallgemeinert: Jede Linearkombinationvon L¨osungenist wieder eine osung.

Deshalb suchen wir nach L¨osungen, bei denen sich keine L¨osung als Linearkombination der anderen ausdr¨ucken l¨asst,

also nach einer Menge von osungen, die linear unabh¨angig sind.

(46)

Fundamentalsystem

Definition 4.24

n osungen y1, . . . ,yn einer homogenen linearen Differentialgleichungn-ter Ordnung bilden ein Fundamentalsystem, wenny1, . . . ,yn linear unabh¨angig sind.

Die L¨osungeny1, . . . ,yn heißen dannFundamentall¨osungender Differentialgleichung.

Lemma 4.25

Jede L¨osung einer homogenen linearen Differentialgleichung n-ter Ordnung asst sich als Linearkombination von Fundamentall¨osungen eines

Fundamentalsystems schreiben.

(47)

L¨osungsansatz f¨ur konstante Koeffizienten

Wir w¨ahlen f¨ur denhomogenen Fall den osungsansatzy(x) = eλx. Daraus folgt:

y(k)(x) =λkeλx ur k = 0, . . . ,n

Damit ergibt sich f¨ur eine homogene lineare Differentialgleichung n-ter Ordnung mit konstanten Koeffizienten:

λneλx +an−1λn−1eλx +· · ·+a1λeλx +a0eλx = 0 Division durch eλx uhrt zu

λn+an−1λn−1+· · ·+a1λ+a0 = 0.

Also istλeine Nullstelle des Polynoms

P(λ) =λn+an−1λn−1+· · ·+a1λ+a0.

(48)

Charakteristisches Polynom

Definition 4.26

ur die homogene lineare Differentialgleichungn-ter Ordnung mit konstanten Koeffizienten

y(n)+an−1y(n−1)+· · ·+a1y0+a0y = 0 heißt das Polynom

P(λ) =λn+an−1λn−1+· · ·+a1λ+a0 charakteristisches Polynom.

(49)

Folgerung 4.27

Sind λ1, . . . , λnRpaarweise verschiedene reelle Nullstellen des charakteristischen Polynoms P(λ), dann bilden die Funktionen

eλ1x, . . . ,eλnx ein Fundamentalsystem.

(50)

Beispiel 4.28 Wir wollen

y00 = 2y0+ 3y

osen. Hierzu wandeln wir die Differentialgleichung von der expliziten in die implizite Form um und erhalten

y002y03y= 0.

Also ist das charakteristische Polynom

P(λ) =λ23.

Es hat die Nullstellen

λ1,2= 1±

1 + 3 = 1±2 = 3 bzw. 1.

Somit bilden die Funktionen y1(x) = e3x und y2(x) = e−x ein Fundamentalsystem.

(51)

Mehrfache reelle Nullstellen

Wenn das charakteristische Polynom n paarweise verschiedene reelle Nullstellen hat, liefern uns diese Nullstellen wie oben beschrieben ein Fundamentalsystem.

Das charakteristische Polynom hat zwar stetsn Nullstellen (mit Vielfachheiten), diese ussen aber nicht paarweise verschieden oder reell sein.

Wie finden wir nun einFundamentalsystem bei mehrfachen Nullstellen?

Wir betrachten als Beispiel die Differentialgleichung y00= 2ay0a2y, aR. Dascharakteristische Polynom ist

P(λ) =λ22aλ+a2 = (λa)2.

(52)

Das charakteristische Polynom hat also die doppelte Nullstellea.

Es l¨asst sich leicht zeigen, dass nun auchy =xeax eine L¨osung der Differentialgleichungist:

I y0 = (1 +ax)eax

I y00= (2a+a2x)eax

I Damit wird die Differentialgleichung erf¨ullt..Tafel.

Nebeny1(x) =eax ist also auch y2 =xeax eine L¨osung.

Damit haben wir ein Fundamentalsystem.

DiesesPrinzip gilt auch allgemein.

(53)

Fundamentalsystem bei mehrfachen reellen Nullstellen

Folgerung 4.29

Seien λ1, . . . , λk paarweise verschiedene reelle Nullstellen des charakteristischen Polynoms P(λ)mit Vielfachheiten n1, . . . ,nk und Pk

i=1ni =n.

Dann bilden die Funktionen

eλ1x,xeλ1x,x2eλ1x, . . . ,xn1−1eλ1x eλ2x,xeλ2x,x2eλ2x, . . . ,xn2−1eλ2x ...

eλkx,xeλkx,x2eλkx, . . . ,xnk−1eλkx ein Fundamentalsystem.

(54)

Beispiel 4.30

Wir betrachten die Differentialgleichung

y000= 7y0016y0+ 12y.

Ihre implizite Form lautet y0007y00+ 16y012y = 0 und damit haben wir P(λ) =λ32+ 16λ12.

Es giltP(2) = 828 + 3212 = 0, also ist 2 eine Nullstelle von vonP(λ).

Polynomdivision ergibt

P(λ)/(λ2) =λ2+ 6 und wir erhalten als weitere Nullstellen vonP(λ):

λ= 5 2 ±

r25 4 24

4 = 5 2 ±1

2 = 3 bzw. 2.

(55)

Fortsetzung Beispiel.

Also:

λ1 = 2,n1 = 2, λ2 = 3,n2 = 1 Damit ist

e2x,xe2x,e3x ein Fundamentalsystem.

(56)

Komplexe Nullstellen

Das charakteristische PolynomP(λ) mussnicht ausschließlich reelle Nullstellenhaben.

Im reellen Fall ist eλx eine Fundamentall¨osung, wenn λeine Nullstelle ist. Wir untersuchen nun eλx urλC.

Sei nun λ=a+ ib mit a,bR.

Beachten Sie: Dann istauch stetsλ=aib eine Nullstelle vonP(λ).

Es gilt

eλx = e(a+ib)x = eaxeibx = eax(cos(bx) + i sin(bx)) (I) und

eλx = e(a−ib)x = eaxe−ibx = eax(cos(bx)i sin(bx)) (II).

(57)

JedeLinearkombination von L¨osungen der Differentialgleichungist wieder eine L¨osung.

Also bilden wir die Linearkombinationen 1

2((I) + (II)) = eaxcos(bx)

und 1

2i((I)(II)) = eaxsin(bx).

Damit haben wir f¨ur das Nullstellenpaarλ, λ zwei linear unabh¨angige Fundamentall¨osungen.

ur mehrmache komplexe Nullstellen entstehen dieweiteren Fundamentall¨osungen wie im Reellen.

(58)

Fundamentalsystem f¨ur homogene Differentialgleichung mit konstanten Koeffizienten

Satz 4.31

Sei λeine Nullstelle des charakteristischen Polynoms.

1 Istλeine relle Nullstelle mit Vielfachheit k, dann gibt es f¨urλdie k Fundamentall¨osungen

eλx,xeλx, . . . ,xk−1eλx.

2 Istλ1,2=a±ib ein Paar konjugiert komplexer Nullstellen mit Vielfachheit k, dann gibt es f¨urλ1,2 die Fundamentall¨osungen

eaxcos(bx),eaxsin(bx), . . . ,xk−1eaxcos(bx),xk−1eaxsin(bx).

Die Fundamentall¨osungen von (1) und (2) vereinigt ¨uber alle Nullstellen bilden dann ein Fundamentalsystem.

(59)

Inhomogene Differentialgleichung

Wir betrachten nun deninhomogenen Fall, also

y(n)+an−1y(n−1)+· · ·+a1y0+a0y =r(x).

Istys osung der inhomogenen und yh osung der homogenen Differentialgleichung, dann ist ys +yh ebenfalls eine osung f¨ur den inhomogenen Fall.

Sindys und yr osungen f¨ur den inhomogenen Fall, dann istyr ys eine L¨osung f¨ur die homogene Differentialgleichung.

Fazit: F¨ur jede inhomoge L¨osungyr gilt yr =ys +yh

mit einer beliebigen inhomogenen L¨osungys und einer homogenen osungyh.

Wir ben¨otigen also nurirgendeine inhomogene L¨osung.

(60)

Ansatz vom Typ der rechten Seite

Ansatz: Die inhomogene L¨osung ist wie die rechte Seiter(x) aufgebaut.

St¨orgliedansatz

Die Ansatzfunktionen enthalten dabei Parameter, die so bestimmt werden m¨ussen, dass eine inhomogene L¨osung entsteht.

Uber einen¨ Koeffizientenvergleich uhrt dies zu einem linearen Gleichungssystem.

(61)

Beispiel 4.32

Wir betrachten die inhomogene lineare Differentialgleichung y00y02y = 8e3x.

Die Nullstellen von P(λ) =λ2λ+ 2 sindλ1= 2 und λ2=−1. Damit haben wir als homogene L¨osungen

yh(x) =C1e2x+C2e−x, C1,C2R.

Zur Bestimmung einer inhomogenen L¨osung w¨ahlen wir den Ansatz ys(x) =Ae3x

woraus

ys0(x) = 3Ae3x, ys00(x) = 9Ae3x. folgt.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Wir werden im Folgenden sehen, dass sich die neue Optimierungsaufgabe ( ∗ ) mit ¨ uberraschender Einfachheit l¨osen l¨asst, denn es wird sich herausstellen, dass die neue Suchrichtung

[r]

[r]

1. a) Die gegebene Funktion ist wohldefiniert, sobald das Argument des Logarith- mus poistiv ist und der Nenner

Wenn es zu jeder Matrix A eine Basis von Eigenvektoren geben w¨ urde, dann k¨ onnten wir mit der Eigenwertmethode stets alle L¨ osungen von y ˙ = Ay finden.. Die Eigenvektoren

und damit eine reellwertige L¨ osung deiner gew¨ ohnlichen, linearen und homoge- nen Differentialgleichung zweiter Ordnung mit konstanten Koeffizienten, deren charakteristisches

Wieviele Schritte ben¨ otigt das Verfahren f¨ ur dieses Beispiel. Besprechung in den ¨ Ubungen

Wieviele Schritte ben¨ otigt das Verfahren f¨ ur dieses Beispiel. Abgabe Programmieraufgabe 24.07.2017 12h