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Archiv "Arbeitsmarkt: Engpaß beim Übergang zum Assistenzarzt" (23.09.1994)

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AiP-Entwicklungim Überblick

(Alte Bureesländer)

Bewerber Stellen

Vermittlungen 1600Y

1400:

1200- 1000- 800- 600- 400- 200-

Sep 88 Sep 89

7-7 /

Sep 90 Sep 91 Sep 92 Sep 93

lt

Quelle: Bundesanstaltfir Arbeit POLITIK

Arbeitsmarkt

Rund 500 Bewerbungen inner- halb von zweieinhalb Jahren und ein Examen mit der Note „sehr gut"

konnten Martina Arndt*) bislang nicht zur ersehnten Stelle als Assi- stenzärztin verhelfen. Sie mußte so- gar feststellen, daß ihre Aussichten auf eine Anstellung allein deshalb geschmälert sind, weil sie eine Frau ist. Probeweise hatte Martina Arndt Bewerbungen unter Männernamen verschickt, für die sie bereits eine Absage erhalten hatte. Als „Mann"

wurde sie nunmehr in einigen Fäl- len gebeten, eine vollständige Be- werbungsmappe einzureichen. An- dere Arbeitgeber wiederum luden sie sogar zu einem Vorstellungsge- spräch ein.

Das Beispiel verdeutlicht, daß es auch für Mediziner zunehmend schwieriger wird, eine Stelle zu fin- den, vor allem seit die Regelungen des Gesundheitsstrukturgesetzes auf den Arbeitsmarkt einwirken.

Die Zentralstelle für Arbeitsver- mittlung (ZAV) der Bundesanstalt für Arbeit, Frankfurt, weist in ihrer Statistik für das zweite Halbjahr 1993 insgesamt 6 911 Arbeitslose für die alten Bundesländer aus.

Hinzu kommen 1 019 Ärzte und Ärztinnen ohne Beschäftigung aus den neuen Ländern. Dabei sind überwiegend junge Ärzte zwischen 30 und 35 Jahren von der Arbeitslo- sigkeit betroffen und überpropor- tional mehr Frauen.

Um so erstaunlicher ist, daß der Arztberuf nach wie vor wenig von seiner Attraktivität eingebüßt zu haben scheint. Die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) in Dortmund zählte für das Wintersemester 1994/95 genau 16 227 Bewerber um das Medizin- studium. Das sind immerhin drei- mal so viele Studierwillige, als Stu- dienplätze vorhanden sind. Dies

*) Name wurde von der Redaktion geändert

AKTUELL

mag unter anderem daran liegen, daß die Arbeitsmarktsituation der Ärzte, verglichen mit anderen Be- rufen, so schlecht nicht ist. Die ZAV gibt — bezogen auf die Zahl der berufstätigen Ärzte — eine Ar- beitslosenquote von 2,5 Prozent für die alten Bundesländer an. Bei Inge- nieuren und Wirtschaftswissenschaft- lern zum Beispiel ist sie höher.

Arbeitsmarkt in Schieflage

Allerdings ist der Arbeitsmarkt für Mediziner in eine Schieflage ge- raten. Die Chancen, eine Stelle zu bekommen, sind nicht zuletzt ab- hängig vom jeweiligen Ausbil- dungsstand. Stark eingeschränkt sind die Karrieremöglichkeiten für Ärzte ohne Gebietsbezeichnung.

Die Fachvermittlungsdienste für besonders qualifizierte Fach- und

Führungskräfte (FVD) der Bundes- anstalt für Arbeit zählten im Sep- tember 1993 rund 5 500 Bewerber dieser Kategorie, denen insgesamt 510 offene Stellen gegenüberstan- den — das entspricht einem Verhält- nis von fast 11:1.

Nadelöhr ist dabei der Über- gang aus der AiP-Zeit in Assistenz-

arztstellen. Die meisten Angebote der Kliniken, die den Fachvermitt- lungen vorlagen, kamen aus den Gebieten Allgemeinmedizin, Inne- re Medizin und Anästhesiologie.

„Dagegen wurden kaum Angebote für pädiatrische Weiterbildungsstel- len unterbreitet, die bei den Bewer- bern besonders gefragt waren", in- formieren die Fachvermittlungs- dienste.

Zudem sei zunehmend zu be- obachten gewesen, daß Stellen, die mit einer vollen Weiterbildung ver- bunden waren, vorzugsweise mit Bewerbern besetzt wurden, die be- reits als AiP in den betreffenden Krankenhäusern und Kliniken ge- arbeitet hatten.

Die nachrückende Ärztegene- ration müsse sich immer mehr nach Alternativen zu den klassischen ärztlichen Berufsfeldern umsehen, empfehlen die Vermittlungsstellen der Bundesanstalt für Arbeit. Öf- fentliches Gesundheitswesen, Bun- deswehr, Medizininformatik, For- schung, Marketing und Vertrieb in der pharmazeutischen Industrie, Umweltmedizin, Klimamanage- ment und Medizinjournalismus könnten Ausweichfelder sein. Zu- gleich schränken die Fachvermitt- lungen ein, daß auch hier in einigen

Bereichen die Personalsi- tuation auf- grund von Kostendruck nicht ganz unproblema- tisch ist.

„Trotzdem wird die Not- wendigkeit steigen, sich für diese Be- rufe zu er- wärmen", meint auch Dr. Magdale- na Heuwing, Geschäftsführerin beim Marburger Bund in Köln.

Außerdem sollten sich arbeits- suchende Ärzte nicht nur auf Stel- lenanzeigen in überregionalen Pu- blikationen und der Fachpresse be- werben, sondern durchaus auch un- aufgefordert bei Kliniken, Unter- nehmen und anderen Einrichtun-

Engpaß beim Übergang zum Assistenzarzt

Deutsches Arzteblatt 91, Heft 38, 23. September 1994 (27) A-2471

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POLITIK

gen anfragen. „Persönliche Kontak- te, die zum Beispiel durch Hospita- tionen oder Praktika erworben wur- den, sollten dabei intensiv genutzt werden", betont Heuwing. Bewer- ber sollten sich auch nach Stellen in völlig fachfremden Richtungen um- sehen und Umschulungen in An- spruch nehmen.

Einen guten Überblick über Arbeitsmöglichkeiten für Medizi- ner bietet beispielsweise das Hoch- schulzentrum des Arbeitsamtes Köln, das mit der Ärztekammer Nordrhein zusammenarbeitet.

Frisch Approbierten, die nach ihrem 18monatigen Praktikum zunächst keine Stelle finden, hilft das Zentrum bis zu zwei Jahre lang bei der Arbeitssuche. Ärzte wieder- um, die lediglich eine Zeitlang aus- gesetzt haben, können in Köln im Rahmen eines sieben Monate dau- ernden Kompaktkurses Scheine zum Beispiel in Sonographie oder Notfallmedizin erwerben, mit de- nen sie sich für eine Stelle qualifi- zieren können. Der zuständige pri- vate Bildungsträger übernimmt während dieser Zeit die Betreuung und sorgt auch für die Vermittlung von Praktikantenstellen.

Eine Zusatzqualifikation in Praxismanagement wiederum kann in einem Seminar erworben wer- den, das Ärzten, Juristen und Wirt- schaftswissenschaftlern offensteht.

Aber auch Vollzeitkurse von bis zu 18 Monaten Dauer, in denen die Teilnehmer Zusatzqualifikationen zum Beispiel in Medizininformatik oder Verwaltung erwerben können, stehen auf dem Programm.

Jürgen Eulitz, Berufsberater beim Hochschulzentrum, ist er- staunt, wie wenig das Angebot des Arbeitsamtes bislang von Ärzten im Praktikum genutzt wird. „So richtig kapiert haben es eigentlich nur die Niedergelassenen", meint er. Die Quote der Vermittlungen liege mit gut zwei Dritteln sehr hoch. Zudem würden die Kosten für die Teilnah- me an einem Seminar zur Zeit voll erstattet; die Dauer der Arbeitslo- sigkeit spiele auch keine Rolle.

„Wir betreuen jeden Mediziner, so- bald er auf Arbeitssuche geht, und zwar bundesweit", versichert Eulitz.

Petra Spielberg

AKTUELL

Krankenversichertenkarte

Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer sieht derzeit keine Anhaltspunkte dafür, daß die neue Krankenversichertenkarte in größe- rem Umfange mißbräuchlich ge- nutzt wird. Diese Befürchtung war im Zusammenhang mit der bundes- weiten Einführung der Krankenver- sichertenkarte laut geworden. Ein denkbarer Mißbrauch könnte bei- spielsweise darin bestehen, daß Nicht-GKV-Mitglieder in den Be- sitz einer Kar-

te gelangen und diese dann beim Arzt als Be- handlungs- ausweis vor- legen. Richtig sei zwar, er- klärte Seeho- fer, daß ein Mißbrauch der Kranken- versicherten-

karte ebenso- 123456 wenig aus-

zuschließen sei

wie der Mißbrauch des herkömmli- chen Krankenscheins. Allerdings hält der Minister die Karte für ins- gesamt sicherer als „den bisher von den Kassen blanko ausgegebenen Krankenschein".

Als gleichfalls nicht haltbar be- zeichnete der Bundesgesundheits- minister den Vorwurf, die Versi- cherten nutzten ihre Karte für eine neue Freizeitbeschäftigung, nämlich den Bummel von einem Arzt zum anderen — das sogenannte „doctor shopping". Zugleich räumte See- hofer aber ein, „daß sich viele Ver- sicherte jetzt direkt an einen Fach- arzt wenden, ohne sich zuvor eine Überweisung beim Hausarzt abzu- holen".

Vor allem seien davon Fach- arztgruppen betroffen, die von den Patienten üblicherweise ohne vor-

herige Beratung durch den Haus- arzt aufgesucht werden: Kinderärz- te, Frauenärzte, Augenärzte und HNO-Ärzte. Seehofer dazu: „Schon mit dem Krankenschein hatte jeder Versicherte das Recht, im Zuge der freien Arztwahl direkt einen Fach- arzt aufzusuchen. In seinem eige- nen Interesse sollte sich der Versi- cherte jedoch zunächst an den Hausarzt wenden, es sei denn, es handelt sich um eine von vornher-

CHERTEN KARTE

ein klar erkennbare fachärztliche Leistung — zum Beispiel die Verord- nung einer Brille durch den Augen- arzt."

Der Trend zur vermehrten di- rekten Inanspruchnahme des Fach- arztes sei keineswegs durch die Ein- führung der Krankenversicherten- karte verursacht worden, sondern bestehe schon seit längerem, erklär- te der Minister. In diesem Zusam- menhang verweist Seehofer auf die Regelungen im Gesundheitsstruk- turgesetz, die auf die Verbesserung der Koordination und Dokumenta- tion innerhalb der vertragsärztli- chen Versorgung zielen.

So solle jeder Versicherte einen Hausarzt wählen, bei dem die we- sentlichen Behandlungsdaten und Befunde zum Zwecke der Doku- mentation zusammenfließen. JM

Minister sieht keine

Anzeichen für Mißbrauch

(-AOK - Die Gesundheitskasse.

123456789012 1 1290

NeersicheturegsnurnrRet Status gültig bis

A-2472 (28) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 38, 23. September 1994

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