Gut 90 Prozent der Menschen in Deutschland, die älter als 20 Jahre sind, tragen das Varizel- la-Zoster-Virus (ein Herpes- Virus) in sich. Mehr als 40 Pro- zent von ihnen haben sich vor dem fünften Lebensjahr infi- ziert,viele sind an Windpocken erkrankt. Das Virus persi- stiert lebenslang in Ganglien- zellen; es wird vom Immun- system in Schach gehalten. Un- ter immunschwächenden Ein- flüssen, wie beispielsweise hö- heres Alter, T-Zell-Defekt, Dysstress, Infektionskrankhei- ten, Operationen und immun- suppressive Therapie, kann das Virus entlang der Ner- venbahnen in die Haut wan- dern, die Zoster-Erkrankung bricht aus.
Wie Prof. Robert Mülleg- ger (Wien) in München be- richtete, werden in Deutsch- land jährlich bis zu 400 000 Zoster-Patienten behandelt.
Mehr als die Hälfte von ihnen ist etwa 85 Jahre alt. Wegen der Reduktion von CD4+-T- Lymphozyten im Alter steigt die Zahl der Erkrankungen ab dem 80. Lebensjahr steil an. Infolge dieser Immun- schwäche tragen auch HIV- Infizierte ein 17-fach erhöh- tes Risiko, an Gürtelrose zu erkranken.
Ist bei einem Erwachsenen eine Zoster-Erkrankung aus-
gebrochen, wird von den Fach- gesellschaften der Einsatz des Virostatikums Brivudin (Zo- stex®, Berlin Chemie) emp- fohlen. Das orale Thymidin- Analogon ist anderen Vi- rostatika überlegen: Nur eine Tablette täglich, sieben Tage lang gegeben, stoppt deutlich früher als zum Beispiel Aciclovir die Bläschenerup-
tion, beschleunigt die Abhei- lung kutaner Läsionen, lin- dert den akuten Zoster- schmerz und beugt der Post- zoster-Neuralgie (PZN) vor:
Letztere werde um 25 Pro- zent gesenkt, berichtete Prof.
Torello Lotti (Florenz). Op- timal sei ein sofortiger The- rapiebeginn mit Brivudin.
Ist das nicht möglich, kann das Virostatikum noch bis zu 72 Stunden nach Erschei- nen der Hautsymptome oder solange noch frische Bläs- chen erkennbar sind, thera- peutisch effektiv eingesetzt werden.
Werden Kontraindikatio- nen beachtet, etwa die gleich- zeitige Therapie mit 5-Fluoro- cytosin oder mit anderen Fluoropyrimidinen, wird Bri- vudin für verschiedene Off- Label-Use-Indikationen emp- fohlen. Solche Indikationsbe- reiche sind immunsupprimier- te Zoster-Patienten, HIV-In- fizierte, rezidivierende Her- pes-simplex-Infektionen und auch Eczema herpeticatum, wie Dr. Hana Zelenková (Bratislava) an Fallbeispielen demonstrierte.
Dabei handelt es sich um eine mit Herpes-simplex-Vi- rus superinfizierte Dermato-
se, primär meist ein endoge- nes Ekzem. Häufig sind Ju- gendliche und junge Erwach- sene betroffen. Die Behand- lung mit Brivudin brachte gute Ergebnisse bis zur voll- kommenen Abheilung der Effloreszenzen. Siegfried Hoc
Internationale Pressekonferenz der Berlin Chemie AG in München
Medivitan N jetzt verschrei- bungspflichtig und mit geän- derten Packungsgrößen – Ab April werden alle Lidocain und Procain enthaltenden Arz- neimittel zur intramuskulären Anwendung unter Verschrei- bungspflicht gestellt. Daher ist auch Medivitan® N (Medice) ab sofort verschreibungspflich- tig. Gleichzeitig wurde die Dosisempfehlung für die Fol- säure-, Vitamin B6- und B12-In- jektionen geändert: zweimal pro Woche ist eine Dosis Me- divitan N intramuskulär vier Wochen lang durchzuführen (insgesamt acht Injektionen).
Auch wurden die Packungs- größen therapiegerecht an- gepasst. Aufgrund der Re- zeptpflicht haben sich die Preise geändert. EB V A R I A
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A1236 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 18⏐⏐5. Mai 2006
Herpes zoster
Brivudin beschleunigt Abheilung der Läsionen
Unternehmen
Exakte Daten werden derzeit erarbeitet, aber der Trend ist nach den Erfahrungen in Kli- nik und Praxis eindeutig: Pati- enten, die wegen einer Drang- inkontinenz oder überaktiver Blase transdermal mit Oxybu- tynin behandelt werden, zeigen eine deutlich höhere Compli- ance als bei oraler Gabe dieser Wirksubstanz. Nach Angaben von Prof. Heinz Kölbl (Mainz) sind 37 Prozent aller Frauen im Alter von 70 Jahren und äl- ter betroffen. Der Hauptteil (43 Prozent) weist die entspre- chenden Symptome bereits seit mehreren Jahren auf, er- gab eine Umfrage bei mehr als 2 000 Frauen zwischen 25 und 75 Jahren. Eine EU-Erhebung
wiederum zeigte, dass nur 16 Prozent der inkontinenten Männer und Frauen behan- delt werden, bei zwölf Prozent war ein Therapieversuch er- folglos geblieben.
Dies dürfte in erster Linie auf die anticholinergen Ne- benwirkungen der Antimus- karinika zurückzuführen sein, die gängige Behandlung der Dranginkontinenz oder der überaktiven Blase: Nur weni- ger als 20 Prozent der Patien- ten, die eine orale Medikation beginnen, bleiben auch nach einem Jahr noch „bei der Stange“, erklärte Dr. Ralf An- ding (Osnabrück). Bei der transdermalen Zufuhr von Oxybutynin (Kentera®) dage-
gen verzeichnete der Urologe – ebenso wie der Gynäkologe Kölbl – eine hohe Akzeptanz auch bei der längeren Anwen- dung. Als ursächlich sieht er die deutlich verminderten an- ticholinergen Nebenwirkun- gen, wie etwa Mundtrocken- heit, die mit 9,6 Prozent nur knapp über dem Placebobe- reich (8,3 Prozent) liegen.
Hautreaktionen kommen in etwa sieben bis acht Prozent vor; sie führen jedoch kaum zu Abbrüchen, da sie meist durch einen Wechsel der Plat- zierung gebessert werden. Le
Pressegespräch „Kentera®– 1 Jahr Pfla- ster gegen Dranginkontinenz“ in Frank- furt/Main, Veranstalter: UCB
Inkontinenz
Transdermale Therapie verbessert Akzeptanz
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