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Archiv "Männergesundheit: Historische Perspektive" (29.02.2008)

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A466 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 929. Februar 2008

K U LT U R

HEINRICH HEINE

Feinsinnig

Listenreich lacht Heine bis heute.

Dabei ist der große deutsche Lyriker nahezu 30 Jahre nicht nur körperlich krank gewesen, sondern er hat auch seelisch und gesellschaftlich gelit- ten. Sozial rieb er sich an Deutsch- land, sein Gemüt war von der Liebe bewegt, und eine Neurosyphilis hat ihn somatisch versehrt. Die dreifa- che Bitternis hat das unsterbliche Werk des klassischen Artisten der deutschen Sprache beeinflusst, wie das feinsinnige Buch von Roland Schiffter belegt.

Der Neurologe und Heine-Freund hat seine frühere fachliche Krank- heitsdarstellung mit Bildern und au- topathografischen Heine-Versen be- reichert. Bereits der treffliche Titel umreißt die Ätiopathogenese der Er- krankung, die später in der besagten Matratzengruft ihren Fortgang und qualvolles Ende nahm. Ob die lue- tischen Rückenmarksbeschwerden

sich allein meningovaskulär erklären oder ob dazu eine parenchymatöse Tabes dorsalis vorgelegen hat, inter- essiert den Neurologen. Der Heine- Freund liest die Verse: „/sie küsste mir blind die Augen; / das Mark aus meinem Rück- grat trank / ihr Mund mit wildem Saugen./“ Plasti- scher ist eine Hinterstrang- Degeneration nie geschil- dert worden. Und Tabes heißt ja nicht nur Schwind- sucht, sondern bedeutet ne- ben Zersetzung, Auszehrung und Siechtum auch Gram und Liebeskummer. Heine- Liebhaber werden sich an der sorgfältig recherchierten und illustrierten Verknüpfung von Versen und Krankengeschichte er- freuen und des Dichters hintergründi- gen Humor einmal mehr bewundern.

Den Einband des empfehlenswerten Buches schmückt Heinrich Heines bearbeitete Totenmaske – mit einem verschmitzten Lächeln. Horst Nizze Roland Schiffter: „Sie

küsste mich lahm, sie küsste mich krank.“

Vom Leiden und Sterben des Heinrich Heine.

Königshausen &

Neumann, Würzburg, 2006, 96 Seiten, kartoniert, 16,80 Euro

GEDÄCHTNISTRAINING

Für Ärzte und Patienten

Hier geht um ein Buch, das für Ärz- te wie Patienten von gleichem Inter- esse und Wert ist. Es geht um das Gedächtnistraining, um die Präven- tion gegen die uns alle bedrohende Demenz.

Der ADAC-Verlag hat sich mit dieser Neuerscheinung etwas Gutes und Fortschrittliches einfallen las- sen; so kann Gedächtnistraining wirklich Spaß machen. Auf 352 Sei- ten wird eine so große Auswahl an Themen geboten, um Leser nicht müde werden zu lassen, Geist und Bleistift zu zücken. Überzeugend be- antwortet dieser Ratgeber Fragen, ob es möglich ist, auftretende Gedächt- nislücken zu schließen, Vergessenes, zum Beispiel Namen, wieder dem Gedächtnis bewusst zu machen und dieses dauerhaft zu verbessern oder

Informationen auch noch im Alter zu speichern.

Das Buch gibt Mut und Zuver- sicht, dass es nie zu spät ist, das Al- tern des Geistes zu vermeiden oder wenigstens einzudämmen. Neben dem ausgezeichneten Bildmaterial wäre höchstens wünschenswert, in einer neuen Auflage das Schriftbild zu vergrößern, damit ältere Augen sich beim Lesen weniger anstrengen müssen. Da das Werk nicht nur dif- ferenzierte Geistesübungen ermög- licht, sondern auch unser aller All- gemeinwissen angenehm berei- chert, lädt es ebenso jüngere Men- schen ein, frühzeitig mit dem Geist zu spielen im Sinn einer Demenz- prophylaxe. Günter Link

Spielerisch zu einem besseren Gedächtnis.

Sonderausgabe, ADAC Verlag, München, 2007, 352 Seiten, gebunden, 39,90 Euro Männer wollen attraktiv sein. Sie wollen

kraftvoll und leistungsstark berufliche wie private Ziele verfolgen. Dem gegenüber ste- hen Ängste, diese Ziele nicht mehr errei- chen zu können. So verwundert es nicht, dass sich eine regelrechte

Männergesundheitsbewegung entwickelt (hat), die über die enge Fokussierung auf Män- nerkrankheiten hinausgreift.

Es geht um eine umfassende

Männermedizin. Der Historiker Martin Din- ges schreibt seit Langem Männergeschichte.

Er präsentiert hier 21 Beiträge aus Ge- schichte, Soziologie, Psychologie und Me- dizin, in denen Fragen der Männlichkeit in der Medizin im Mittelpunkt stehen. Dinges setzt sich für eine historische Dimension in der Männergesundheitsdebatte ein, um „die Bedingungen und Chancen des gesundheits- orientierten Handelns von Männern präziser zu situieren“.

Die Autoren präsentieren wichtige Ergeb- nisse, so beispielsweise dass die geringere Lebenserwartung von Männern überwie- gend soziokulturell und nicht biologisch zu erklären ist oder dass die Arbeit über die Ge- sundheitsschädigung auch in ihrem Potenzi- al als Ressource für Gesundheitswahrung zu

sehen ist. Dinges selbst zeigt das interessan- te Detail, dass in früheren Jahrhunderten die Präsenz männlicher Patienten in ärztlichen Praxen wesentlich höher war als heute. Kri- tisch zu sehen ist, dass in den Beiträgen schwule Männer kaum Beach- tung finden. Dies verwundert in einer Sektion, in deren Mittelpunkt Identitätsfragen männlicher Sozialisation ste- hen. Aber auch unter „Psychi- sche Gesundheit und Sexualität“ wäre es wichtig gewesen, auf männliche Homose- xualität zu blicken. So schreibt Reinhard Lindner über Suizidalität bei Männern, ohne eine Diskussion über die erhöhte Suizidalität unter homosexuellen Männern zu führen.

Männer hatten in der Geschichte schon manchmal mehr Gesundheitsbewusstsein gezeigt. Die Gesundheitsressourcen von Männern stärker in den Blick zu nehmen, wäre in der Tat eine verdienstvolle Aufgabe, zu der auch eine historische Perspektive ei- nen wertvollen Beitrag leisten kann, wie dies der Band beweist. Florian Steger

Martin Dinges (Hrsg.): Männlichkeit und Gesundheit im historischen Wandel ca. 1800 – ca. 2000. Medizin, Ge- sellschaft und Geschichte, Beiheft 27, Franz Steiner Verlag, Stuttgart, 2007, 398 Seiten, kartoniert, 54 Euro MÄNNERGESUNDHEIT

Historische

Perspektive

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